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Beobachtungsstudie

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Submitted By moxxom
Words 1744
Pages 7
Beobachtungsstudie vom 14. Mai, 18:30 – 19:00 Uhr Jackpot Casino
Raumskizze:

Beobachtet wurden Leute im Jackpot Casino in Graz, von 18:30 Uhr bis 19:00 Uhr am Freitag, dem 14. Mai 2010. Meine Wahl fiel auf das Jackpot Casino, weil es mich interessiert hat, welche Leute sich dort befinden und wie sie dort agieren. Die Personen in meiner Beschreibung markiere ich in der Farbe, in der ich sie auf meiner Raumskizze eingezeichnet habe. (Ich bin auf der Skizze der rote Punkt an der Bar) Auf der Fahrt zum Casino war mir etwas mulmig, ich fühlte mich unwohl und war nervös, weil dies mein erster Besuch in einem Casino sein sollte. Als ich schließlich beim Casino angekommen war, trat ich ein und blickte mich erst einmal um. Es tönte nerviges Automatenpiepsen durch die Luft. Die Entreekasse fiel sofort auf, sie war an einer Position, von der aus die dort sitzenden Angestellten das gesamte Casino im Auge hatten, sie schienen dadurch sogar auf einer Art Podest zu sitzen. Links von mir befand sich eben diese Entreekasse, in der sich zwei Männer mit Anzug aufhielten, während einer der beiden nur vor einem Bildschirm saß und der andere mit den Kunden sprach. Rechts von mir befand sich eine etwas desolate Garderobe, mit ein paar Jacken und Mänteln. Die Bügel waren alt und in einem schlechten Zustand, niemand war da, um auf die Gegenstände aufzupassen. Im vom Eingang aus linken Bereich der Spielhalle sah ich bereits mehrere Menschen apathisch und mit starrem Blick vor den einarmigen Banditen sitzen. Sitzen und drücken, sitzen und drücken. Die Menschen im Casino, vom Personal abgesehen, waren zum großen Teil überaus schlecht angezogen, viele Männer trugen Trainingshosen und „Adiletten“, die Frauen teilweise schmutzige T-Shirts und uralte Jeans. Das Personal trug ausnahmslos schwarze Anzüge, weiße Hemden mit Krawatte oder Fliege. Im Spielbereich geradeaus erblickte ich die Bar und wollte hingehen, bis mich der Herr an der Kasse freundlich gerufen und nach meinem Ausweis gefragt hat. Nach einer Entschuldigung gab ich ihm diesen und er behielt ihn sich sehr lange und tippte dauernd in seinen Computer und wechselte den Blick stets zwischen Bildschirm und Ausweis. Etwas verwirrt fragte ich ihn, wozu er den Ausweis so lange brauche und er antwortete mir, er müsse schauen, ob ich überhaupt ins Casino dürfe und muss mich des Gesetzes wegen durchchecken. Er erklärte mir diesen Vorgang äußerst höflich sogar zweimal, bis ich ihm geantwortet habe, dass ich nur aus reiner Interesse gefragt hätte und nur an die Bar auf ein Getränk wolle. Als er fertig war, informierte er mich über einen Gutschein auf der Eintrittskarte, mit dem ich billiger Jetons kaufen könnte und wünschte mir einen schönen Abend. Auf dem Weg zur Bar ging ich an mehreren Spielern vorbei und stellte fest, dass die meisten Besucher über 50 Jahre alt waren. Jünger waren nur ein Mann in einer schwarz orange gemusterten Lucky Strike Motorradjacke mit schwarzen Helm, dessen Freundin (= Biker + Freundin) und einige weibliche Touristen aus Asien. An der Bar fiel mir sofort eine Frau mittleren Alters auf. Sie trug ein braunes, viel zu großes Jackerl und einen braunen Rock, der bis Mitte der Schienbeine ging, mit beigem Blumenmuster. Sie hatte blond gefärbte kurze Haare mit graubraunem Nachwuchs. Sie zeigte der Kellnerin Fotos und erklärte ihr die Bilder. Ich nahm schräg gegenüber der Frau Platz an der Bar. Nach drei bis vier Fotos kam die Kellnerin, die einen schwarzen Hosenanzug trug, und fragte leise und nicht so

freundlich was ich trinken wollte. Ich bestellte einen großen gespritzten Apfelsaft und sie ging weg, während des Gehens fragte sie ob ich den Saft mit Soda haben wolle, ich bejahte und sie zeigte mir, dass es ein naturtrüber Apfelsaft war, ich nickte. Sie stellte mir schließlich das Getränk her und fragte, ob sie gleich verrechnen könne, etwas überrascht bejahte ich und bezahlte. Daraufhin ging sie wieder zur Frau an der Bar und schaute sich deren Fotos an. Ich begann mich umzusehen und mir fielen auch der Biker und seine Freundin, der komische Mann, Schrutka (sie erinnerte mich vom Aussehen her an Frau Dr. Schrutka-Rechtenstamm) und Vicky (die Ehefrau des Arbeitgebers eines Bekannten schaut genau gleich aus) auf. Vicky hatte kurze graue Haare, sie trug eine Brille, einen grauen Blazer und eine einfache, weiße Hose. Sie war die Einzige in meinem Blickfeld, die während des Spielens etwas trank, nämlich Rotwein und Wasser. Sie saß bei einem Automaten hinter mir, gleich an der Wand. Manche ihrer Bewegungen, wie zum Beispiel das Drücken diverser Knöpfe am Automaten oder das Greifen nach dem Weinglas wirkten etwas unkoordiniert, was mich vermuten ließ, dass sie wohl leicht angesäuselt war. Daraufhin wandte ich meinen Blick zum Biker und seiner Freundin, die links von mir an den Automaten saßen. Von den beiden spielte nur er, seine Freundin saß auf dem Hocker neben ihm und schaute ihm zu. Er wackelte ständig mit seinem Fuß, bewegte seinen Kopf schnell hin und her und drückte die Knöpfe am Automaten so fest, dass man es hören konnte und er machte einen sehr ungeduldigen Eindruck. Er wechselte bereits nach kurzer Zeit den Automaten, seine Freundin folgte ihm. Die beiden sprachen kein Wort miteinander. Beim nächsten Automaten angekommen, konnte ich ihn nicht mehr so gut sehen, ich merkte nur, dass er sich von einem Angestellten des Casinos etwas am Automaten erklären ließ. Ich wandte meinen Blick zum komischen Mann. Er saß schräg gegenüber von mir, er trug ein rot kariertes Hemd, das er in eine Jeans mit braunem Gürtel gesteckt hatte. Er saß apathisch vor dem Automaten und starrte leeren Blickes darauf. Die einzigen Bewegungen, die er machte, war das Rauchen einer Zigarette. Dann beobachtete ich Schrutka. Sie hatte kinnlange grau-weiße Haare, trug ein riesiges Hemd offen mit weißem T-Shirt darunter, eine beige Dreiviertelhose und Schuhe mit einem kleinen Absatz. Sie hatte eine Handtasche mit kurzen Henkeln, die sie um ihren linken Unterarm hängen hatte. Auffällig war dabei, dass die Handtasche weit offen war. Meine Aufmerksamkeit wurde wieder auf die Frau an der Bar gelenkt, weil diese plötzlich zwei Mitarbeiter des Casinos um sich geschart hatte. Meine erste Vermutung war, dass die Dame Stammkundin war, weil sie auf eine Frage des Casinomitarbeiters mit „ich hab heute schon gespielt“ geantwortet hat. Die Frau war mit allen Personen per Sie. Die Casinoangestellten waren überaus höflich und schenkten der Frau an der Bar viel Aufmerksamkeit. Währenddessen kam ein älterer Mann zur Frau an der Bar und redete kurz mit ihr und ging dann wieder. Wenige Minuten später sah ich den Biker und seine Freundin wieder Automaten wechseln, er wechselte sogar den Bereich des Casinos und ging in den Spielbereich, den ich von der Bar aus nicht beobachten konnte.

Ein Casinoangestellter bestellte für die Frau an der Bar eine heiße Schokolade und die Frau bat die Kellnerin um etwas. Diese ging dann zu der Lade mit den gekühlten Getränken und holte einen kleinen Cafe Sacher Kuchenkarton heraus und gab ihn der Frau an der Bar. Sie stellte ihr auch 3 Teller mit Servietten und schließlich auch den Kakao hin. Die Kellnerin verließ die Bar, ging durchs Casino und sammelte Aschenbecher und leere Gläser ein. Währenddessen stand die Frau auf, ging zur Mitte der Bar, griff über die Theke und holte sich noch ein Teller sowie Servietten und ging auf ihren Platz zurück. Die Casinoangestellten schienen sich nicht darüber zu wundern und es störte sie auch nicht. Um zirka 18:45 Uhr wechselte Vicky samt Weinglas den Automaten und ging in den hinteren Bereich. Sie wackelte etwas beim Gehen und sah sehr konzentriert und angespannt aus. Sie hatte den Blick auf einen konkreten Automaten gerichtet und torkelte in dessen Richtung. Der komische Mann und Schrutka saßen weiterhin genau gleich da und spielten am selben Automaten. Dann sah ich den Biker und seine Freundin ebenfalls in den hinteren Bereich gehen. Er machte feste Schritte, stampfte fast, sah verschwitzt und müde aus. Seine Freundin ging etwa einen halben Meter hinter ihm und bemühte sich, ihm nachzukommen. Sie schaute ernst drein, hatte die Mundwinkel nach unten gezogen und die Augenbrauen in der Mitte hochgezogen. Zeitgleich nahm die Frau an der Bar ein Kuchenstück aus dem Karton und schnitt es in vier Stücke. Sie legte jeweils ein Stück auf einen Teller und sah sich fragend nach der Kellnerin um, die gleich mit einem Tablett voller leerer Gläser und voller Aschenbecher zurückkam. Ein Casinoangestellter fragte die Frau etwas bezüglich einer Untersuchung, worauf sie ihm antwortete und ihm ihren rechten Unterarm zeigte, an dem blaue Flecken (eventuell von Blutabnahmen) zu sehen waren. Vicky wechselte erneut den Automaten und setzte sich um die Ecke neben den Biker und seine Freundin, wobei diese jetzt stand. Dann stand Schrutka plötzlich auf. Sie blieb neben ihrem Barhocker stehen und hielt sich an diesem fest. Sie schaute herum, nach links nach rechts bis ihr Blick im Automatenbereich rechts von ihr hängen blieb. Sie stand für ein bis zwei Minuten neben ihrem Hocker und schaute entweder auf einen Automaten oder auf einen Spieler, von meiner Position aus konnte ich nicht sehen wohin genau. Dabei schmunzelte sie ein wenig. Dann sah es aus, als würde sie weggehen, blieb aber doch stehen, bis sie schließlich den Spielbereich Richtung Hauptcasino verließ. Beim Vorbeigehen kniff sie ihren Mund zusammen, schaute auf den Boden, runzelte die Stirn und wirkte sehr gedankenabwesend. Währenddessen spazierte immer wieder ein Casinoangestellter durch die Räume, er war sehr freundlich, grüßte jeden mit einem Lächeln auf den Lippen. Die Frau an der Bar und die Angestellten aßen mittlerweile auch schon ihren Kuchen. Es war ein Kuchen mit hellem Teig und heller Creme obendrauf. Der Biker und seine Freundin wechselten erneut den Automaten, diesmal zu dem Automatenbereich hinter mir. Kurz darauf ging seine Freundin zügig und seufzend bei mir vorbei, zu dem Bereich in dem sie beim ersten Wechsel waren, um kurz darauf augenrollend mit hochgezogenen Augenbrauen wieder zurück zum Biker zu gehen. Dieser rief schließlich einen Casinoangestellten zu sich und ließ sich erneut etwas erklären. Die Frau an der Bar aß ihren Kuchen und ich wurde nicht schlau, ob sie eine Stammkundin oder höhere Person im Casino war. Insgesamt ist mir aufgefallen, dass im Casino extrem viel Personal arbeitet. Daraufhin waren 30

Minuten vorüber und bemerkte, wie meine Konzentration schwand, deshalb machte ich mich auf den Weg nach Hause. Ich denke, den Menschen ist nicht aufgefallen, dass ich sie beobachte. Die Frau an der Bar hat leise gesprochen, weil es ihr vielleicht unangenehm gewesen wäre, wenn ich mitgehört hätte, aber sie schien sich nicht konkret beobachtet zu fühlen.

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