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Kultivierungseffekt

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Submitted By msommer19
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Der Kultivierungseffekt

Fernsehen ist heutzutage eines der meist genutzten Medien. Oft kommt es zur Kritik, dass Gewalttaten und deren Folgen in Serien Einfluss auf die Menschen nehmen könnten. Deshalb wurde untersucht welche Auswirkungen das Fernsehen auf den Mensch hat und einer dieser Effekte ist der sogenannte Kultivierungseffekt.
Gerbner und seine Mitarbeiter haben geprüft, ob Personen, die häufig fernsehen, die reale Welt eher so wahrnehmen, wie sie im Fernsehen dargestellt wird. Dabei haben sie die sogenannte Kultivierungshypothese entwickelt (Gerbner & Gross, 1976, zitiert nach Shrum, 1999).
Unter der Kultivierungshypothese versteht man, dass Vielseher (mehr als 4 Std./tag) mehr als Wenigseher (weniger als 4 Std./Tag) von Fernsehen beeinflusst werden. Vielseher tendieren dazu Einstellung und Wahrnehmungen von und zur realen Welt zu haben, wie sie im Fernsehen dargestellt wird. Die Kultivierung ist ein lerntheoretischer Prozess indem die Zuschauer aus dem Fernsehen lernen und sich aufgrund dieses Wissens und der sozialen Realität eine Welt bilden. Vielseher setzen sich der Fernsehwelt stärker aus und verinnerlichen diese also dementsprechend auch.
Die Realität wird Im Fernsehen tatsächlich verzerrt dargestellt. Es wird viel mehr Gewalt und vor allem mehr Tötungsdelikte gezeigt als wirklich passieren. Außerdem werden diese Gewalttaten meistens als Mittel zur Konfliktlösung dargestellt. Diese Tatsachen verinnerlichen nun Vielseher und deshalb halten sie zum Beispiel das reale Leben als viel gefährlicher und gewalttätiger als es wirklich ist. Dieser Umstand kann dann eventuell dazu führen, dass die Vielseher meinen sie müssten sich in der gewalttätigen Welt zu Wehr setzen, was dazu führt, dass die Gewaltbereitschaft steigt.
Ein weiteres Beispiel sind daily soaps. Personen die sich häufig diese Sendungen ansehen und deshalb oft zum Beispiel „Beziehungsprobleme“ oder „Vertrauen“ bzw. „Misstrauen“ vorgelebt bekommen, werden bezüglich ihrer persönlichen Einstellungsrichtung und Einstellungsstärke betreffend der Kernthemen von daily soaps beeinflusst. Dabei zeigte sich, dass durch den häufigen Konsum von Daily Soaps die Wahrscheinlichkeit für Beziehungsprobleme und Scheidungen gesteigert wird. Fernsehen hat also einen Einfluss auf die Einstellung der Zuschauer, aber Fernsehen ist weniger dazu geeignet, vorhandene Einstellungen zu ändern, seine Hauptfunktion liegt eher darin die Einstellung zu stärken, zu stabilisieren und zu behaupten. Inhalte und die Dauer des Fernsehens besitzen also einen Einfluss auf Art und Stärke der Einstellung eines Zuschauers.
Aber auch Sendungen komplett anderer Art wie zum Beispiel Gerichtssendungen oder Arztsendungen prägen den Zuseher unbewusst. Da bei Arztserien oft Eingriffe oder Behandlungen im Gegensatz zur Realität sehr dramatisch dargestellt werden beziehungsweise immer wieder Komplikationen auftauchen, die den Sinn haben die Sendung spannend zu gestalten, ruft es bei einem Vielseher erhöhte Angst vor einem Klinikaufenthalt hervor, da er den Unterschied zwischen Fernsehen und Wirklichkeit nicht ausmachen kann. Außerdem zeigen sich Menschen die regelmäßig Arztserien schauen oft unzufriedener mit dem Personal da sie von den Serien gewohnt sind, dass der Patient rund um die Uhr von den Krankenschwestern und Ärzten betreut wird. Aber es gibt durchaus auch positive Effekte.

So sind diese Serienjunkie besser über Gesundheit informiert da sie sich durch die unterhaltsame Art wie in den Serien mit den Krankheiten umgegangen wird die Inhalte besser in Erinnerung behalten. Folgendermaßen eignet sich Unterhaltungsfernsehen durchaus als weitere Gesundheitsaufklärung der Bevölkerung.
Gerichtsshows laufen tagtäglich im deutschen Nachmittagsprogramm, aber bei Gerichtsshows kommt der Umstand auf, dass Gerichtsverhandlungen nicht zu den Dingen gehören, über die, die Mehrheit ausgeprägte Kenntnisse verfügt. Viele Fernsehzuschauer waren noch nie in einem Gerichtssaal, und dennoch hat jeder eine Vorstellung davon, wie es dort zugeht und zwar aus dem Fernsehen. Aber auch hier hat der Konsum von gerichtsbezogenen Filmen nicht nur einen positiven Einfluss auf den gerichtsbezogenen Kenntnisstand. Das Problem dabei, weshalb es nicht zu einer reinen Informationssteigerung, sondern auch zu verzerrten Vorstellungen über die Realität kommen kann, ist Vermischung von Wahrheit, Lüge, Genauigkeit und Verfälschung. Das zeigt sich in Gerichtssendungen vor allem durch die Vermischung von faktischen und fiktiven Elementen. Deshalb kann man Gerichtsshows mit anderen Gerichtssequenzen wie zum Beispiel in Spielfilmen nicht uneingeschränkt gleichsetzen. Gerichtssendungen präsentieren sich nämlich nicht als Interpretation der Realität sondern versuchen sie zu verkörpern. Auf der einen Seite versuchen Gerichtsshows Verhandlungen juristisch korrekt zu präsentieren, auf der anderen Seite werden aber auch dramaturgische Stilmittel verwendet um das Unterhaltungsbedürfnis des Publikums zu befriedigen. Ein zentrales Merkmal der Gerichtsshows ist zudem, dass die Aufklärung und Bestrafung, also die Wiederherstellung der Gerechtigkeit im Mittelpunkt steht. Also ist der Gerechtigkeitssinn bei Gerichtsshows Zuseher höher als bei anderen Personen.
Auch im Sportbereich haben die Medien und vor allem das Fernsehen einen großen Einfluss auf die Kultur. Wenn zum Beispiel ein Verteidiger im Fußball versucht eine klare Torchance zu verhindern und dem Stürmer in die Beine rutscht und ihn foult, dann spricht der Sportkommentator oft von einer Notbremse und dass dieser keine andere Wahl hatte und so handeln musste im Sinne des Erfolges seiner Mannschaft und gibt dem ganzen Vergehen den Status eines Kavaliersdeliktes. Dass dieses Kavaliersdelikt im realen Leben den Tatbestand der vorsätzlichen Körperverletzung erfüllen würde, erwähnt kaum jemand. Außer es handle sich um ein außerordentlich brutales Foul. Folgenderweise wird die Handlung des Verteidigers in unteren Klassen und Hobbyspielen sehr oft nachgemacht. Aber es besteht natürlich die Möglichkeit, dass Kinder und Jugendliche, außerhalb des Sports, durch diesen Umgang mit Gewalt dazu animiert werden Probleme mit Gewaltakten lösen zu wollen.
Ein positiver Effekt auf die Sportzuschauer können hingegen die vielen Expertisen und Analysen sein, die heute bei Sportübertragungen bereits Gang und Gebe sind. Dadurch kann der Zuseher sein Wissen erweitern sowie die einzelnen Handlung der Athleten und generell den ausgeübten Sport besser verstehen. Außerdem besteht die Möglichkeit eine Situation oder auch den Sport selbst aus völlig neuer Sichtweise zu sehen bzw. kennen zu lernen und eventuell auch seine Lehren daraus zu ziehen und diese selbst im täglichen Leben, tendenziell im Hobbysport aber auch zum Beispiel in der Arbeitswelt, anzuwenden. Zum Beispiel mit mehr Mut ans Werk zu gehen, immer seiner Linie treu zu bleiben und immer hundert Prozent zu geben.

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