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Nothing of Interest

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Submitted By seaz1698
Words 65860
Pages 264
Prolog
"Ein tragischer Anfang für ein Buch"
M
eine Erzählung und auch mein erstes Abenteuer beginnt im fünfzehnten Jahrhundert der ersten Schöpfung.
Damals existierten noch all die Fabelwesen, wie die Elfen, Zwerge und Waldgeister. Sie waren zahlreich und lebten an Stellen, an denen die Menschen nur sehr selten waren oder sich nicht hin trauten.
Die Wesen verschwanden mit der dritten Schöpfung aus unserer Welt. Nur die Elfen leben noch vereinzelt versteckt unter den Menschen und die Zwerge verstecken sich in den Bergen.

Zur damaligen Zeit gab es unter den Menschen einen Jungen, dieser Junge war reinen Gewissens, denn er hatte nie Unrecht begangen. Das Gute in Person hätte nicht besser sein können, die Unschuld in einen Menschen gebannt nicht reiner. Doch eines Tages, als dieser Junge zum Bäcker lief, um seiner Familie zwei Brote zu kaufen, hörte er eine mysteriöse Stimme. Sie war eiskalt und zog ihn dennoch in ihren Bann.
Der Junge wusste zwar, dass er nicht mit Fremden sprechen sollte, doch konnte er sich dieser Stimme nicht entziehen. Wie der Wind hauchte sie ihm zu:
"Komm her, hier her zu mir, in die dunkle Gasse, die zu deiner Rechten, zu deiner Rechten und es wird dir, dir und deiner Familie wunderbares widerfahren, los komm hier her, komm zu mir."
Der gute Junge folgte dieser Stimme, neugierig wie er war, in die düstere Gasse. Seine Mutter hatte ihm immer gesagt, er solle sich nicht in solche Gassen begeben, und es fiel ihm auch genau in diesem Moment wieder ein, aber es war ihm egal. Er war viel zu neugierig um jetzt umzudrehen.
Zum ersten Mal in seinem Leben hatte er etwas getan, was er nicht tun durfte, und noch schlimmer war, dass er sich willentlich wiedersetzt hatte. All seine Unschuld hatte die Stimme ihm geraubt und es war dem Jungen vollkommen gleichgültig, er verstand nicht, was für ein wundervolles Geschenk ihm genommen wurde.
Die Gasse führte zwischen hohen Häusern entlang, die mehrere Stockwerke umfassten. An ihren backsteinroten Wänden konnte man sehen, dass sie schon mehrere Jahre alt waren. Moss wuchs an einigen Stellen die Wände hoch und lange Streifen von Vogeldreck überzogen sie. Unter den wenigen nicht verriegelten Fenstern waren keine Blumen, so wie vorn an den Häusern. Offenbar gingen nicht allzu viele Menschen durch die schmalen Gassen, ansonsten hätte man sie wohl sauberer gehalten.
In die Gasse drang kein Licht, da es an dem Tag stark bewölkt war. Der Junge hatte gerade noch schnell nach Hause laufen wollen, damit er nicht nass würde, doch auch diesen Willen hatte ihm die Stimme geraubt.
In der vollkommenen Dunkelheit der Gasse angekommen, konnte er die Umrisse eines großen schlanken Mannes in einer schwarz silbernen Rüstung mit Vollhelm erkennen.
Die Schatten verhüllten sein vollständiges Erscheinungsbild, sodass der Junge glaubte, er hätte es mit einem Geist oder einem Kriegsengel zu tun. Tatsächlich wehte etwas hinter seinem Rücken, das in der Dunkelheit so aussah wie die Flügel eines Engels.
Diese dämonisch in ihren Bann ziehende Stimme passte perfekt zu der geheimnisvollen schwarzen Person, die wenig entfernt von dem Jungen stand.
Kurz hatte er das Gefühl, dass die Person unter ihrem Helm zufrieden lächelte. Sie fing wieder an mit ihm zu sprechen, wieder so entwaffnend, wieder so zauberhaft.
" Komm mit mir und ich werde dich lehren wie du alles bekommst, was du nur willst.
Ruhm, Reichtum, Macht, " Er lachte kurz auf " oder doch lieber eine schöne Frau und ein ruhiges Leben mit kleineren Abenteuern.
Ich kann dir dein Leben zu einem Traum machen, wenn du nur das tust was ich dir rate, du wirst alles haben, was es zu deinem Glück braucht!''
Diese Worte waren, so schien es dem Jungen, schöner als alles, was er sich in seinen kühnsten Träumen erhofft hatte. All seine Angst, die er sonst hatte, wenn er mit Fremden sprechen musste, war dahin und er war dem Zauber dieser Stimme vollkommen verfallen.
Er hatte die Welt um sich herum bereits vergessen und konnte nur noch diesem Mann und seinen immer besser werdenden Versprechungen lauschen.

Das Brot in der Hand des Jungen löste sich aus seinem lockeren Griff und fiel wie in Zeitlupe zu Boden. Wäre er in der Lage gewesen es zu bemerken, so hätte er es sicherlich aufgefangen, doch er tat es nicht.
Der Junge konnte gar nicht mehr bemerken, dass er das Brot fallen gelassen hatte, so sehr war er schon der Stimme verfallen.
Das Brot traf auf, als sei es behutsam nieder gelegt worden, und trotz dessen bildete sich eine große Staubwolke aus feinstem Sand darum.
Diese waren von wunderbarer Gestalt, sie wirbelten in einem liebevollen Tanz umeinander, zogen sich an und stoßen sich wieder voneinander ab.
Die vereinzelten Lichtstrahlen, die von den Fenstern zu Boden geworfen wurden, ließen es wie ein Spiel aus Licht und Schatten wirken.
So wie nun auch die Seele des Jungen wurde die Wolke immer düsterer und blieb letztendlich ganz dunkel, als sei sie aus dem Licht gerissen und immer weiter in die Tiefe gezogen.
Völlig in die Stimme des Fremden, der jetzt so vertraut wirkte, versunken blickte der Junge auf die Wolke und lächelte amüsiert. Kurz kam es ihm in den Sinn, dass diese Wolke sein Leben darstellen könnte.
Doch er glaubte nicht daran und verbannte diesen Gedanken aus seinem Kopf.
Der Junge war so fasziniert von der Stimme, dass er gar nicht bemerkte, dass sie schon lange nicht mehr in der dunklen Gasse standen, sondern nun über den in gleißendes Licht getränkten Marktplatz schlenderten.
Das Brot lag nun einsam und vergessen hinter ihm und würde einen armen Bettler beglücken.
Der Junge konnte nur noch den Worten des verführenden Fremden folgen.
Niemand auf dem Marktplatz schien die Beiden zu bemerken, die Händler verkauften weiterhin ihre Waren und die Bewohner kauften sie, oder unterhielten sich über den neuesten Klatsch.
Normalerweise wäre ein solch gut gepanzerter Mann in der Stadt ein großes Ereignis gewesen, doch niemand bemerkte ihn.

"In letzter Zeit sollen viele Kinder verschwunden sein habe ich gehört. Der Sohn von Ordin soll vor einigen Tagen einfach nicht mehr nach Hause gekommen sein! Wie vom Erdboden verschluckt, und andere haben ihre Söhne auch verloren.
Doch es wurden keine Leichen gefunden und alle Kinder waren um die zehn Jahre alt. Welch ein Monster treibt hier nur sein Unwesen? Es ist einfach schrecklich!"
"Ich höre in letzter Zeit auch viel weniger Kinderlachen, wie schrecklich, wenn das so weiter geht, dann ist die Stadt bald stumm und wie ausgestorben. Das wäre furchtbar!", so drang es an das Ohr des Jungen, doch er vernahm es nicht, denn die Stimme des Fremden schirmte seine Gedanken vor anderen Einflüssen ab.
Die beiden waren bereits an einer Stelle angelangt, an welcher, der Junge noch nie in seinem kurzen Leben gewesen war. Diese sollte er aber später noch oft aufsuchen.
Der Zeitpunkt, zu dem er merkte wo er sich befand war viel zu spät, um noch umzukehren.
"Sag mal, wie heißt du eigentlich mein Kleiner?" fragte der Fremde den Jungen.
"Ich heiße Florian" sagte der Junge knapp und hoffte, dass die Stimme bald weitersprechen würde.

Als Florian am Abend immer noch nicht zu Hause war, hatten sich unsere Eltern schon auf den Weg in die Stadt gemacht. Wir wohnten viele Meilen außerhalb und besaßen ein großes Bauernhaus.
Ich, Johnathan Eivindson, der kleinere ihrer beiden Söhne wollte eigentlich noch, am selbigen Abend, mit meinem großen Bruder spielen, doch er kam nicht.
Ich war kurz bevor unsere Eltern auf die Suche gingen, von meiner Tante Hellen in mein Bett gebracht worden, wo ich nun leise weinte. Ich weiß nicht woher, doch ich wusste schon damals, dass etwas Schreckliches geschehen war.
Am nächsten Morgen stand ich auf, in der Gewissheit, dass Florian nie wieder in seinem Bett schlafen würde und ging mit Tränen in den Augen aus unserem Zimmer. Es war kein großes Zimmer, doch es reichte für uns zwei Kinder.
Wir hatten darin unsere Betten, einen großen Schrank für unsere Klamotten und unsere Spielsachen.
Durch die Bretter am Boden konnte man an manchen Stellen in das Esszimmer darunter schauen, doch ansonsten war das Haus in einem wirklich guten Zustand.
Ich betrat den Flur und ging von seinem Ende, an dem unser Zimmer war, zur Treppe und stieg sie vorsichtig herunter. Meine Eltern und Hellen saßen am Esstisch und weinten, ihre Trauer wurde nur selten von Worten unterbrochen.
Als ich die Treppe hinter mir gelassen hatte bemerkten sie mich und hörten auf zu weinen. Meine Mutter schaute mich an und flüstere mit sanfter Stimme, in der man die Trauer förmlich spüren konnte: "Guten Morgen".
Ich erwiderte ihren Gruß indem ich auf sie zuging und sie drückte. Ich drückte sie so lange, bis Hellen anfing zu weinen und uns beide in ihre Arme schloss.
Nur mein Vater saß regungslos auf seinem Stuhl und schaute uns mit traurigen Augen an. Er sagte nach einiger Zeit, dass er und Mutter losgehen müssten, um Florian zu suchen. Hellene sollte im Haus bleiben und auf mich aufpassen.
"Ich will euch aber helfen meinen Bruder zu suchen!" schrie ich mit weinerlicher Stimme meinem Vater entgegen, der mit harter Stimme antwortete, dass ich zu klein sei und er mich nicht auch noch verlieren wollte.
Damals verstand ich nicht, wieso meine Eltern so gemein waren. Ich wollte doch nur helfen, ich hätte meinen Bruder sicherlich gefunden.
Doch wenn ich es heute betrachte muss ich sagen, dass, selbst wenn ich ihn gefunden hätte, er niemals zurück gekehrt wäre.
Nachdem sie losgegangen waren, ging ich langsam zu Hellen und fragte sie: "Was ist mit Florian passiert? Warum kommt er nicht nach Hause? Ist er sauer auf mich, ist es meine Schuld?".
Hellen schluckte und sagte dann mit dem beruhigenden Ton einer Mutter:
"Nein, es ist natürlich nicht deine Schuld, ich weiß nicht warum dein Bruder weg ist, aber eure Eltern werden ihn bestimmt finden." Diese Worte klangen beruhigend, doch tief in meinem Herzen spürte ich, dass sie nicht daran glaubte.

Den restlichen Tag verbrachten wir damit das Haus sauber zu machen, die Schweine zu füttern und den Stall auszumisten.
Die Arbeit sollte uns von unserem Schmerz ablenken, aber in Grunde verschlimmerte sie ihn nur noch. Früher hatten wir die Hausarbeit immer mit Florian zusammen gemacht.
Mittags gingen Hellen und ich zum kleinen Markt, der in unserer Nähe war, da außerhalb der Stadt viele Bauern lebten. Wir wollten Brot kaufen, gestern war keines mehr da gewesen, deswegen war mein Bruder in die Stadt gegangen.
Nachdem wir zurück kamen war alle Arbeit für heute erledigt und ich durfte machen was ich wollte, während Hellen das Abendessen kochte.
Da ich nicht allein sein wollte half ich ihr dabei und wir waren viel zu früh damit fertig. Also aßen wir schon einmal, anstatt auf meine Eltern zu warten. Wir bekamen beide kaum einen Bissen herunter und waren schnell damit fertig.
Es schmeckte sowieso nicht, Florian hatte nicht geholfen. Hellen und ich, waren noch einige Stunden länger wach als sonst. Wir schauten aus dem Fenster in meinem Zimmer und erblickten meine Eltern erfolglos zurückkehren.
Ich rannte weinend zur Tür herunter, ich musste mich einfach von der schlechten Nachricht überzeugen.
Meine kleinen Füße trugen mich die Treppe hinauf nachdem ich die schlechte Nachricht gehört hatte und ließen mich in meinem Zimmer stehen blieben. Ich sah mein Bett vor mir und ließ mich nach vorne fallen.
Meine Kraft war dahin, ich hätte nicht einmal wenn ich es gewollt hätte anständig mein Bett betreten können. In einem Meer aus Tränen schlief ich nun auch endlich ein, mit der tiefen Gewissheit, dass es nicht das letzte Mal sein würde.
Und auch heute noch trauere ich um meinen Bruder, nur sind meine Tränen versiegt.

Kapitel 1
"Jahre später"
M
eine Geschichte fährt nun 14 Jahre später fort, damals war ich siebzehn Jahre alt. Ich war inzwischen zu einem starken jungen Mann herangewachsen, doch meine Familie hatte den tragischen Verlust meines Bruders nie verkraften können.
Er kehrt nie mehr zurück.
Das Geschehen hatte sich als ein katastrophales Ereignis in unser aller Gedächtnis eingebrannt. Meine Eltern dachten, er sei jung gestorben und hatten deswegen seine Sachen anstatt seiner beerdigt.
Das einzige Anzeichen für unsere Familientragödie war ein kleiner Grabstein am Brunnen und die alles umfassende Trauer, die seitdem auf dem Hof herrschte. Selbst die Tiere hier schienen zu trauern, Florian war immer sehr gut zu ihnen gewesen.
Unsere Nachbarn haben jeden Einzelnen von uns seither mit viel mehr Respekt behandelt, als uns allen zusammen eigentlich zustand. Selbst die Steuereintreiber waren milder geworden.
Wir durften sogar unsere Abgaben auf spätere Tage verschieben, wenn wir gerade zu wenig Geld hatten. Das geschah aber so gut wie nie, denn wir bekamen immer die besten Preise beim Einkauf und unsere Ware wurde immer wie die von bester Qualität vergütet.
Allgemein hatte sich so einiges für uns zum Guten verändert. Bis auf die Tragik der Situation gab es nur Vorteile für meine Familie. Manch einem mag diese Ansicht zuwider sein, doch so denke ich heute darüber, denn wenn es damals nicht dazu gekommen wäre, dass mein Bruder verschwand, die Welt wäre nicht dieselbe.
Mein Vater hat innerhalb der Jahre immer mehr Ansehen erhalten, bis man entschieden hatte, dass er der neue Herr der Siedlung sein sollte, nachdem der alte Vorsitzende auf mysteriöse Weise verschwunden war.
Niemand beklagte das Verschwinden seines Vorgängers. Er hatte sich nicht um die Bedürfnisse der Bewohner geschert und war nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht gewesen, es hätte sowieso bald einen Umsturz gegeben.
Man munkelte, dass seine Frau es nicht mehr ausgehalten hatte, dass ihr Mann sein Amt missbrauchte und ihn deshalb ermordete und seine Leiche in den alten Brunnen der Siedlung warf.
Seit einiger Zeit roch es auf dem Platz ziemlich streng nach verwesenden Ratten.
Ich hatte nie das Gefühl gehabt, dass mein drei Jahre älterer Bruder gestorben sei. Ich hatte seit dem Tag der Tragödie das Gefühl gehabt, dass mein Bruder von einer bösen Macht besessen war.
Ich verband dieses Gefühl auch mit dem Verschwinden des Stadtherrens, doch äußerte ich es nie.
Ich hatte immer wieder ein ungutes Gefühl , wenn ich nach Hause kam oder Wasser holen sollte, da der Brunnen und auch der Grabstein direkt am Eingang zu unserem Hof standen.Ich musste also immer daran vorbei gehen, jeden tag aufs neue musste ich das ungute Gefühl unterdrücken.
Ich unterdrückte es, ich besiegte es nie.
Es war eine Art Mahnmal geworden. Niemand der uns besuchte kam darum dieses Grab zu sehen und alle hatten dieses ungute Gefühl dabei.

Eines schönen Sommertages kehrte ich gerade wieder von einem Besuch bei meinem Onkel in Bredran, der Hauptstadt, zurück.
Mein Onkel war dort ein angesehener und sehr reicher Kaufmann, er hatte immer ein Ohr für die Probleme anderer.
Er war so etwas wie der Schutzheilige der Stadt, der Hoffnungsschimmer der Armen wurde er genannt Er spendete immer die Hälfte seines Gewinns an Bettler.
Es gab kaum noch Bettler in der Stadt, sie war die sicherste im ganzen Land Zumindest war sie das bis vor ein paar Monaten gewesen, seit dem brachte irgendeine Gruppe von perfekt ausgebildeten Mördern reiche Kaufleute um und jede Wache die sie sahen gleich mit.
Die Anzahl der eingesetzten Stadtwachen hatte rapide zugenommen und zum Ärgernis des Stadthalters hatten daraufhin die Mörder angefangen auch diese gezielt zu töten.

Ich schlenderte durch meine Heimatstadt, die Häuser zogen mit schleppender Langsamkeit an mir vorbei und alles schien sich nur um mich zu drehen.
Die Leute grüßten mich, ich hielt kurz an um mich umzusehen oder auch einfach nur um die Sonne zu genießen.
An mancher Stelle der Stadt gab es einen Prak in den ich mich setzte und die Schöhnheit der Natur um mich herum auf mich wirken ließ.
Alles in allem war es ein wunderbarer Tag, den nichts hätte schöner machen können und den nichts, zerstören konnte. Ich war am Ende der Stadt angelangt und hielt noch einmal kurz an um tief durchzuatmen und meine Seele baumeln zu lassen.
Meine Augen schauten sich kurz um. Hinter mir sah ich meine Verlobte und ich lief freudig auf sie zu.
Sie war die Tochter des Stadthalters und wir waren schon seit meiner Kindheit befreundet.
Vor ein par Monaten dann, hatte sie mir gestanden, dass sie sich in mich verliebt hatte und ihr Vater nichts dagegen hatte, wenn wir später heiraten würden.
Mein Herz ging in Freude auf, denn ich war schon eine Zeit lang heimlich verliebt gewesen und wollte es ihr eigentlich zu meinem siebzehnten Geburtstag sagen, doch sie kam mir zuvor.
Seitdem waren wir beide noch unzertrennlicher als wir es zuvo schon gewesen waren.
Sie war nur noch ein paar Meter entfernt und ich verlangsamte meinen Schritt wieder.
Eine ältere Frau hatte ein Gespräch mit ihr angefangen und ich wollte nicht unhöflich sein und sie unterbrechen.
Meine Verlobte hatte mich noch nicht bemerkt, und so musterte ich langsam ihr wunderschönes Antlitz.
Sie hatte rot-goldene Haare, die ihr bis zur Brust reichten. Sie glänzten in dem hellen Sonnenlicht und wellten sich leicht.
Ihr Gesicht war sanft geschnitten, die Nase klein und anmutig, die Mundwinkel immer nach oben gezogen.
Ihre Haut war sehr hell. Doch trotz ihrer unnatürlichen Blässe sah sie nicht krank aus und war es auch so gut wie niet. Ihre Augen hatten unterschiedliche Farben, das eine war giftgrün und das andere himmelblau.
Die Lippen waren rot und darunter verbargen sich perfekte Zähne. Sie hatten nur einen Makel, ihre Eckzähne waren scharf und spitz, sie sahen aus wie kleine Fangzähne, fast wie bei einem Vampir.
Ihre ganze Familie hatte solche Zähne und unterschiedliche Augenfarben. Sie sagten es sei der Segen Gottes, der sie so verändert hätte.
Es schien auch danach, als ob sie von Gott selbst gesegnet worden waren, denn niemand in ihrer Familie wurde krank und sie waren alle unsagbar reich. Manch einer behauptete, sie seien mit dem Teufel im Bunde, doch das waren bloß üble Grüchte.
Ihr schlanker Körper wurde von einem wunderschönen lilanem Kleid verhüllt. Ihre schmalen Füße lugten unter dem Kleid hervor, welches kurz über dem Boden aufhörte.
Mein Engel hatte kleine Sandalen an und wechselte immer wieder das Bein auf dem sie stand. Sie war genauso groß wie ich, vielleicht sogar etwas größer. Es war erstaunlich, aber sie war die größte Frau in der ganzen Stadt.
Als sie das Gespräch beendet hatte stellte ich mich direkt vor sie und nahm sie in den Arm. Ich wollte sie küssen, doch in der Öffentlichkeit war es nicht gern gesehen, wenn unverheiratete ihre Liebe offen zeigten.
"Hallo Selina, na wie geht es meinem Engel?"
"Mir geht es wunderbar John, danke der Nachfrage und da du jetzt wieder da bist geht es mir noch besser. Ich habe dich vermisst." Wir hörten auf uns zu umarmen und schauten uns gegenseitig in die Augen.

Sie war überglücklich, dass ich jetzt wieder zurück war, sie hatte es kaum ohne mich ausgehalten. Die letzten zwei Wochen hatten ihr gezeigt, wie sehr sie mich brauchte, sie hatte kaum etwas tun können ohne an mich zu denken und bei mir sein zu wollen.
Alles was sie wollte war mich in den Arm zu nehmen, aber hier auf dem Markt hätte das zu viel Aufsehen erregt. Sogar unsere innige Umarmung zur Begrüßung würde für Gesprächsstoff sorgen. Deswegen nahm sie mich an der Hand und zog mich zu ihr nach Hause.
Unsere Verlobung war noch nicht bekannt gegeben worden, also mussten wir unauffällig sein und wir taten so, as wollte ich zu ihrem Vater. Auf dem Weg beschwerte ich mich immer wieder, dass sie zu schnell ginge und sie mich zu stark ziehen würde, doch sie verlangsamte ihre Schritte nicht.
Ich musste das schon aushalten, wir waren einfach zu lange voneinander getrennt gewesen. Und die Belohnung für meine Strapazen würde sowieso alles wieder wett machen.
Bei ihr angekommen kramte sie den Schlüssel aus der Tasche, die sie um den Arm trug und öffnete die Tür. Sie schmiss die Tasche zur Seite und schloss die Tür hinter uns.
Genau in dem Moment als die Tür zugefallen war umarmte ich sie von hinten und streichelte sie zärtlich am Bauch. Sie drehte sich langsam in meinen Armen um und legte ihre Arme um meine Schultern.
Selina schloss ihre Augen und fuhr langsam mit ihrem Mund zu meinem. Wir küssten uns lange und nachdem wir aufgehört hatten standen wir noch lange mit den Köpfen aneinander gelegt da und sagten uns, wie sehr wir uns vermisst hatten.
Sie fand es unglaublich befriedigend ihren Geliebten wieder in ihre Arme schließen zu können. Alles war perfekt, es konnte nicht besser laufen.
Sie zog mich in ihr Zimmer und wir setzten und gemeinsam auf ihr Bett. Zärtlich legte sie die Arme um mich und streichelte meinen Rücken. Dann drückte sie ihr ganzes Körpergewicht auf mich. Bevor ich etwas dagegen tun konnte, lag ich auf dem Rücken und sie lag auf mir.
Eine Strähne fiel ihr ins Gesicht und ich legte sie sanft hinter ihr Ohr. Sie ging langsam mit ihrem Gesicht auf meines zu und legte ihren Mund neben mein Ohr.
"Ich liebe dich!" sie flüsterte die Worte, so wie sie es auch getan hatte als ich diese Worte das erste Mal aus ihrem Munde gehört hatte. Ich erwiderte ihr mit denselben Worten und küsste sie auf ihren Nacken.
Meine Hände streichelten ihren Rücken, der unter dem weichen Stoff ihres Kleides verborgen lag. Sie nahm ihren Kopf etwas höher und wir küssten uns.
Selinas Arme lagen neben meinem Kopf und ihre Hände fuhren durch mein schwarzes Haar. Sie liebte es mit den Händen durch meine Haare zu fahren, das hatte sie auch schon gemacht, als wir noch ganz klein waren.
Sie nahm die rechte Hand und fuhr damit langsam zu meiner, die sie sanft auf ihrem Rücken ergriff. Langsam zog sie meine Hand neben meinen Kopf und schloss ihre Finger um meine.
Nach kurzer Zeit hörten wir auf uns zu küssen, öffneten die Augen und blickten uns an. Ein zufriedenes Lächeln ergriff Besitz von ihrem Gesicht und sie zog meine Hand an ihre Brust.
Ich wusste, dass ich jetzt so aussehen musste, wie früher, als wir vom Bäcker etwas süßes geschenlt bekommen hatten.

Eine Stunde später fing es an dunkel zu werden und ich schaute Selina in ihr Gesicht.
Wir lagen nackt unter ihrer Bettdecke und kuschelten uns an einander.
Wir hatten keine Angst, dass ihr Vater heim kommen könnte, zum einen würden wir nächste Woche sowieso heiraten und zum anderen war er auf einer langen Reise und würde nicht früher als in drei Tagen wiederkehren.
Er hätte auch nichts dagegen gehabt, es tat dem Mann gut zu shen, wie junge Liebe Blüte trägt.
Selinas Mutter war mit ihm gegangen und so war Selina allein zu Haus geblieben. Ich entschied, dass ich heute hier schlafen würde und küsste meine zukünftige Ehefrau sanft auf die Stirn.
Ein besitzergreifendes Lächeln machte sich au meinem Gesicht breit. Sie war ein, von heute für immer, und ich war ihrs.
Ich erhob mich und ließ sie allein zurück, zwar im Wissen, dass ich nur kurz auf Toilette gehen würde, doch auch dies schien mir zu lange ohne sie.
Wir hatten zwar schon mit einander geschlafen, doch der Natur nachzugehen war etwas, dass wir trotz aller Liebe nicht miteinander teilen wollten.
Nachdem ich mein Geschäft verrichtet hatte, ging ich noch einmal schnell in die Küche um mir und Selina ein Glas Wasser zu holen.
Ein wenig Hunger hatte ich auch, also holte ich aus der Vorratskammer ein Stück Käse und schnitt es anschließend in kleine Häppchen.
Mit dem Essen auf einem Tablett ging ich wieder zu ihr ins Zimmer, in dem sie schon sehnsüchtig auf mich wartete.
Als sie den Käse sah stand sie auf, nahm mir das Tablett aus der Hand und legte es auf ihr Bett.
Sie legte die Arme um meine Taille. Meine legte ich auf ihren wundervollen Hintern. Sie war wirklich ein Taum für jeden mann. Meine Göttin. Sie küsste mich und schwor mir erneut ewige Liebe.

Am nächsten Morgen wachte ich vor ihr auf, da ich sie nicht wecken und auch ihre Gegenwahrt nicht missen wollte küsste ich ihr sanft auf die Stirn und legte sie sanft auf meine Brust.
Ich konnte ihren warmen Atem auf meiner Brust spüren und hörte ihr Herz leise schlagen. In der Gewissheit, dass es nur für mich schlägt drückte ich sie fester an mich und spürte die wohltuende Wärme ihres Körpers.
Ihr perfekter Busen drückte sich gegen meinen Körper, und ich konnte spüren, wie in mir wieder die Erregung aufstieg.
Anscheinend hatte sie auch in Selinas Träume Einzug gefunden, denn ich hörte ein leises lustvolles Stöhnen.
Nachdem sie aufgewacht war, lagen wir noch lange Zeit so zusammen in ihrem Bett. Sie erzählte mir, was in der letzten Zeit in der Stadt geschehen ist und ich ihr von meinem Besuch bei meinem Onkel.
Mein bester Freund Tanaka hatte anscheinend seine große Liebe gefunden und war nun mit seiner Nachbarin zusammen. Doch ihr Vater verbot es ihr mit ihm zusammen zu sein, weil er aus einem anderen Land kam. Seine Eltern sagten sie seien aus dem fernen Osten hergekommen um vor einer großen Katastrophe zu fliehen. Seine Freundin war eine gute Freundin von Selina, ihr Name war Corelay.
Ich hatte sie erst ein zweimal gesehen, wusste aber noch, dass sie äußerst schön war, fast so schön wie Selina, und dass sie weißes Haar hatte. Den rest hatte ich vergessen.
Nachdem Selina mich in die neuesten Geschehnisse eingeweiht hatte standen wir auf, zogen uns an und bereiteten uns ein Frühstück zu.
Wir aßen in ihrem Bett und plauderten dabei über die Dinge die wir früher angestellt haben.
Nachdem wir aufgegessen hatten kuschelten wir noch ein wenig miteinander bis wir die Hausarbeit erledigten.
Als die Einkäufe erledigt waren verabschiedete ich mich von ihr und ging nach Hause.

Während des langen Weges zu meinem Haus nahm ich mein neues Schwert aus der Schneide und wiegte es wieder einmal prüfend in meiner Hand. So wie ich es schon oft in den letzten Tagen getan hatte.
Ich hatte es bei meinem Besuch von meinem Onkel geschenkt bekommen.
Dieses Schwert war etwas besonderes, es war aus einem Metall geschmiedet, dass es nur sehr selten gab. Der Name davon wollte mir beim besten Willen nicht einfallen und so sagte ich mir, dass das Schwert aus Onyx, einem tiefschwarzen Stein gemacht worden war.
Es kam dem Metall sehr nahe, da es genauso schwarz war wie Onyx und sich auch genauso anfühlte. Eigentlich war es Onyx, nur mit der Eigenschaft härter als Eisen zu sein und leichter als Seide.
Man konnte es so scharf schleifen, wie es nur die alten meister aus dem fernen Osten konnten. Ich hatte einge ihrer Schwerter bei Tanaka gesehen und auch konnte ich mich von deren Schärfe überzeugen.
Ich steckte dieses außergewöhnliche Geschenk wieder weg, ohne zu wissen, wie nützlich es mir noch werden würde. Dann wandte ich mich meinem Bogen zu, den ich vor einigen Jahren bei einem Skelett im Wald gefunden hatte.
Es war ein ganz gewöhnlicher Bogen, wie ihn viele anderen auch hatten, wahrscheinlich ist der Mann, dem er gehört hatte ein einfacher Jäger gewesen, der von einem Bären gerissen wurde.
Meine Pfeile hingegen waren nicht so gewöhnlich, sie waren aus Fichtenholz geschnitzt. Wenn man von den Gebrauchsspuren absah, die sie beim Erlegen von Tieren davongetragen hatten, waren sie noch immer wie neu. Es kam selten vor, dass ich einen der Pfeile verlor.
Mein Vater hatte sie mir gemacht und ich behandelte sie so, als wäre es das Letzte, was ich von ihm bekommen hätte. Neue brauchte ich so gut wie nie.
Es war selten, dass mein Vater etwas verschenkte, er war eher ein distanzierter Mann. Die Pfeile hatte ich bekommen, weil ich meinen ersten Bären erlegt hatte und damit seinen Anforderungen entsprach, um endlich allein jagen zu dürfen.
Doch auch der Bogen musste wieder an seinen angestammten Platz, da ich mich nun wieder etwas anderem zuwandte. Es war ein altes Medaillon, das mir von dem Vater von Selina geschenkt worden war.
Es hing an einem Lederband um meinen Hals und bildete einem Kreis um einen aus fünf Linien bestehenden Stern, der in einem Strich gezogen wurde.
Man sagte darüber, dass dieses Zeichen böse Geister fern halten solle und dass es die Magier der Elfen verwenden um sich zu stärken.
Ich glaubte damals jedoch nicht daran und so sah ich es als einen Glücksbringer an, den ich immer bei mir trug. So hatte ich immer etwas, was mich an Selina erinnerte und in den Wochen bei meinem Onkel hatte ich es oft in der Hand gehabt.
Einst hatte mir mein Mentor gesagt, wie der Stern in der Mitte hieß, doch ich wusste es nicht mehr. Jedes Mal, wenn ich ihn danach fragte, dann sagte er, dass ich mich daran erinnern werde, wenn die Zeit reif ist.

Kurz darauf stand ich vor dem Gatter, das mich zu meinem angestammten zu Hause bringen sollte. Ich versuchte meinen Blick nicht nach links zu wenden, da dort der Grabstein meines Bruders stand.
Nach einer kurzen Pause atmete ich einmal tief durch, unterdrückte ein Schaudern und schob das Gatter vorsichtig auf. Wieder konnte ich das schlechte Gefühl nicht besiegen.
Es knarrte laut und musste dringend wieder repariert werden, da die Holzbalken langsam vermoderten und nicht mehr genügen Halt hatten.
Mit dem schon so vertrautem mulmigen Gefühl im Magen ging ich zur Haustür und rief aus voller Lautstärke: "Ich bin wieder da!", doch niemand antwortete. Verdutzt ging ich den kleinen Schotterweg zum Haus entlang und ließ dabei meinen Blick schweifen.
Nichts hatte sich verändert, die Schweine suhlten sich im Dreck vor ihrem Stall, die Hühner picken auf dem Boden herum und das Getreide wog sich im Wind.
Bald war es Zeit es zu ernten und zur Mühle zu bringen. Wir hatten Glück, dass der Müller direkt neben unserem Hof seine Mühle gebaut hatte, so konnten wir unser Getreide als Erste bei ihm abgeben und bekamen die besten Preise für seine Dienste.
Unser Mehl war auch am schnellsten fertig, sodass wir das, was wir nicht brauchten an den Bäcker verkaufen konnten, der uns bessere Preise machte, da wir die ersten waren, die ihr Mehl zu ihm brachten und er zur Erntezeit kaum mehr Mehl vom Vorjahr übrig hatte.
Vor der Tür blieb ich kurz stehen, ich hatte ein ungutes Gefühl, etwas musste geschehen sein, von dem mir Selina nichts gesagt hatte. Vielleicht wusste sie nicht davon oder ich sollte es von meiner Familie selbst erfahren.
Mit schwerem Herzen öffnete ich die Tür, als ich plötzlich etwas Eigenartiges auf dem Boden entdeckte.
Dort, direkt hinter der schweren Eichentür waren rote Flecken auf dem Boden, es sah so aus, als sei heute Morgen Schweineblut heruntergefallen. Bei uns war es üblich im Sommer ein oder zwei Schweine zu schlachten.
Aus ihrem Blut machten wir immer Wurst. Das war ein großes Festessen, meist luden wir ein paar Freunde ein und aßen dann gemeinsam.
Meine Mutter war die einzige hier in der Siedlung, die wusste wie man solche Würste herstellte. Was wohl geschehen war, dass das Blut nicht weggemacht worden ist fragte ich mich. Etwas besorgt stoß ich die Tür nun ganz auf und sah den wahren Grund für diese Blutlache auf dem Boden.

Kapitel 2
Die nächste Tragödie

M ir drehte sich bei diesem grässlichen Anblick der Magen um und fast hätte ich nicht an mich halten können.
Ich stürmte erst einmal aus dem Haus um Luft zu schnappen. Als ich wieder einigermaßen zur Besinnung gekommen war, betrat ich wieder die schreckliche Szenerie. Es war meine grausame Pflicht.
Meine Schwester lag völlig zerfleischt auf dem Fußboden. Aus ihrem aufgerissenen Hals tropfte noch ein wenig Blut zu Boden. Sie lag direkt in der Mitte des Raumes, den Kopf unnatürlich verrenkt.
Ihre Kleider waren an den Armen zerrissen. Auf ihren Unterarmen konnte man große Einschnitte sehen und an manchen Stellen fehlten ganze Teile ihrer Haut und ihres Fleisches.
Am rechten Arm war eine Stelle, an der man den blanken Knochen sehen konnte, es sah so aus als ob ein wildes Tier sie angefallen hätte nachdem ihr irgendjemand die Kehle aufgeschlitzt hat.
Ich fing an zu schreien, so laut ich nur konnte und verlor die Kontrolle über mich. Langsam, fast schon kriechend, ging ich auf meine Schwester zu und nahm sie in den Arm. Ich konnte nicht begreifen was geschehen war und wollte einfach nur sterben, Rache nehmen und sterben.
Es baute sich eine unglaubliche Wut in mir auf, die den Schmerz über den Verlust völlig verdrängte. Ich ließ den Kopf fallen stand auf und schrie abermals, dieses Mal aber war es ein Schrei, der förmlich das Wort Wut verkörperte und nach Vergeltung zehrte.
Ich fing an die einzelnen Tische Stuhle und Schränke umzuwerfen um mir Luft zu verschaffen, schlug die Fenster ein und zerstörte alles was nicht Niet und Nagel fest war.
Nach einiger Zeit beruhigte ich mich wieder. Alles lag in einer Totenstille um mich herum und verlor sich im Chaos.
Die Fenster waren zersplittert, Schränke lagen auf ihren Türen, Tischbeine waren überall verstreut und die Stühle waren in ihre Einzelteile zerbrochen.
Ich vernahm das Gezwitscher von Vögeln, das durch die zerbrochenen Fenster hereinkam. Die Vögel schienen diese Szenerie und meinen Verlust verhöhnen zu wollen.
Wütend schrie ich ihnen zu, sie sollen geälligst die Schnäbel halten. Anscheinend hatte es etwas gebracht, nur die Krähen krächtzten noch. Die störten nicht weiter.
Ich sah mich um und bemerkte etwas zwischen den Trümmern der einstigen Eingangshalle glitzern. Ich ging langsam darauf zu und nahm es in die Hand.
Es war eine goldene Kette, die ich schon einmal vor langer Zeit gesehen hatte, und gehofft hatte nie wieder zu sehen.
Es war dieselbe Kette, wie die, die auch ein alter Freund meines Mentors getragen hatte. Daran hing ein Anhänger, der die Zugehörigkeit zu einer alten Sekte signalisierte.
Diese Sekte befasste sich mit schwarzer Magie und kämpfte für die Gerechtigkeit, ziemlich komische Typen, auch heute noch.

Mir kam die Erinnerung an diesen Mann wieder ins Gedächtnis, es war vor ein par Jahren gewesen:
Ich ging gerade zu meinem Mentor um mich im Schwertkampf und Bogenschießen unterweisen zu lassen.
Als ich mich der Tür seiner Hütte im Wald näherte, sah ich, wie er und ein Mann in einer schwarzen Rüstung vor seiner Tür standen und heftig stritten. Es schien so, als hätte der Mann Flügel wie ein Engel.
Als sie mich bemerkten sagte der Mann in schwarz, dass in der Sache noch nicht das letzte Wort gesprochen war und stampfte wütend davon.
In dem Moment, als er direkt an mir vorbei ging spürte ich einen unglaublichen Druck auf mir lasten, so als würde ich anstelle von Atlas die Erde tragen müssen.
Mir war die Kette an seinem Hals aufgefallen, sie war das einzig helle an ihm gewesen.
Anschließend hatte ich meinen Mentor gefragt, wer dieser Mann gewesen ist.

Die Kette musste dem Mörder meiner Schwester gehören, welcher sie bei einem Kampf verloren hatte. Die Kette steckte ich mir zur Erinnerung in die Tasche, damit ich nie vergaß, wem ich nun Rache schwor.
Mein langsamer Schritt ging nun wieder auf meine Schwester zu, während wie in Zeitlupe kleine Tränen neben meine Füße auf den Boden fielen.
Ich kniete mich nieder und sprach die letzten Worte, um meine Schwester ins Licht zu geleiten. Ich hatte schon öfters dabei sein müssen, als diese Worte gesagt wurden.
Meist waren es gute Bekannte von mir gewesen, die an Krankheiten verstorben waren. Ihr Andenken trage ich noch immer in mir.
Nachdem die Worte den Raum verlassen hatten und in die Weite der Welt hinausgingen stand ich auf und rollte die Leiche in ein weißes Tuch ein, damit sie schneller in ihr neues zu Hause finden konnte.
Ein kaltes Grab, wie auch andere Menschen es schon oft gefunden haben. Wie auch ich es irgendwann finden werde.
Das weiße Bündel trug ich nach draußen, wo ich es behutsam auf den Boden legte und mit einem Spaten unter Erde begrub.
Dazu sprach ich die traditionellen Worte:" Aus Erde geschaffen gehe nun wieder zurück. Finde dein Glück in deinem neuen Zu Hause. Glück und Freude mögen auf ewig deine Begleiter sein und auf dass du deine Ahnen erkennst und mit Stolz erfüllst. Hier werden wir trauern, aber da, wo du nun hingehst werden sich alle freuen und dich willkommen heißen. Denn der Tod ist nur der Anfang, nicht das Ende. Auf das du ewig wirst sehen, was deine Geliebten her machen. Auf dass du über sie wachst."
Es war ein uraltes Ritual, dass man so seine Verstorbenen zur Ruhe bettete und ihnen mit diesen Worten die letzte Ehre erwies.
Dabei musste der Blick die ganze Zeit von der Leiche abgewandt und in den Himmel gesehen werden, um ihr den Weg zu weisen. Senkte man den Kopf, dann nur, wenn diese Person ein schlechter Mensch gewesen ist. Damit zeigte man ihr den Weg in die ewigen Steine, wo sie auf immer in Stein gesperrt warten musste um endlich erlöst zu werden. Das Ritual stammte aus einer anderen Religion als unserer. Unsere basierte darauf, denn vor vielen Jahren kam ein Prophet Gottes, der ein neues Zeitalter einleiten sollte.
Das neue Zeitalter dauerte nun schon mehr als eineinhalbtausend Jahre an und schon oft hatten Menschen versucht ein neues Zeitalter zu schaffen.
Das Zeitalter der Dunkelheit, oft wurde es schon verhindert und viele gute Männer hatte dieser Kampf gekostet. Auch ich würde mein Leben mit Freuden geben, wennes nötig sei.

Ich musste mich überwinden um wieder in das Haus zu gehen. Ich fürchtete, dass meine Eltern auch auf solch eine brutale Weise geschlachtet worden waren.
Bisher war ich nur in unserer Eingangshalle gewesen, die nun verwüstet war. Ich ging mit schwankenden Schritten weiter in die Küche, in der der Kampf anscheinen begonnen hatte. Überall lagen Töpfe herum, manche hatten Dellen und andere sogar Risse im Metall. Die Schränke besaßen nun viele Einschnitte und manche Türen waren gesplittert.
Ich ging weiter in unser Esszimmer und war geschockt, dass dort sogar noch mehr kaputt war, der große stabile Kirschholztisch, der in der Mitte stand war zerbrochen. Direkt in der Mitte war er gesplittert und zusammengebrochen.
Es mussten unglaubliche Kräfte auf den Tisch eingedrückt haben, denn selbst wenn drei stattliche Männer auf ihm tanzten brach er nicht.
Das restliche Untergeschoss war nur wenig verwüstet, jedoch sah man überall kleine Blutspritzer an den Wänden und Tropfen auf dem Boden.
Der Kampf musste heftig gewesen sein, meine ganze Familie musste gegen die Angreifer gekämpft haben.
Als ich nichts gefunden hatte wandte ich mich der Treppe zu um ins Obergeschoss zu gehen. Blutrote Tropfen zierten die Stufen und an der Wand und am Geländer waren die Abdrücke von blutigen Händen.
An einer Stelle hatte man das Holz an der Wand zerschlagen und man konnte hinaus auf den Hof blicken.
Oben angekommen wurde mir unglaublich schlecht, eine lange Blutspur führte zu meinem Zimmer am Ende des Ganges. Mit zitternden Beinen trat ich ihn langsam entlang.
Meine Tränen, die mir schon seit dem schrecklichen Fund meiner Schwester vom Gesicht herunter liefen bemerkte ich nun kaum mehr.
Immer wieder hörte ich sie wenn sie auf dem Boden landeten. Meine schweren Schritte hallten von den langen Wänden wieder und verkündeten meine Ankunft.
Kurz vor meiner Zimmertür fiel mir ein, dass der Mörder immer noch da sein könnte und ich zog mein Schwert aus der Scheide. Ich usste, dass ich in diesem Zustand keine Chance hatte, aber vielleicht hatte ich ja Glück.
Ich trat voller Entschlossenheit die Tür auf und sprang mit einem Schwertwirbel hinein. Als ich wieder aufkam rutschte ich auf dem Streifen von Blut aus, der neben meinem Bett endete. Erschrocken fiel ich hin und schrie erneut auf.
Ich dachte man hätte mir ein Bein gestellt und ich sei in großer Gefahr. Doch es war niemand in dem Zimmer, hier war rein gar nichts.

" Sie können doch nicht einfach verschwunden sein!" dachte ich, nachdem ich mich ernsthaft mit der Situation auseinander gesetzt und das gesamte Haus noch einmal gründlich abgesucht hatte.
Nicht einmal im Brunnen waren Spuren. Es war so als seien sie vom Erdboden verschluckt. Gerade als ich wieder ins Haus gehen wollte bemerkte ich, dass das kleine Grab meines Bruders verschwunden war, dort wo einst die Spielsachen begraben lagen, war nun nur noch ein schwarzer Flecken Erde.
Ich spürte wieder einen unzügelbaren Hass in mir aufsteigen und tat mich schwer damit nicht das gesamte Haus anzuzünden.
Wer konnte nur so etwas machen und ein Grab schänden. Gräber waren seit jeher die Ruhestädte der Toten und wer ihr Grab schändete zog ihren Zorn auf sich.
Ein Grab durfte erst dann entfernt werden, wenn die Person schon seit zwei Generationen tot war. Doch mein Bruder war erst seit vierzehn Jahren tot, so wie nun auch meine kleine Schwester.

Zwei Jahre nachdem mein Bruder verschwunden war hatten meine Eltern aufgehört zu hoffen, dass er je wieder kehren würde.
Als sie wieder neuen Lebensmut gefasst hatten wollten sie noch ein Kind, teils um den Verlust von Florian zu verarbeiten, teils aber auch um wieder das Lachen von Kindern hören zu können.
Sie war unser ein und alles gewesen, wunderschön und überaus nett. Sie und ich hatten immer miteinander gespielt und durch sie hatte ich Selina kennen gelernt.
Sie war wie meine beste Freundin gewesen und wir waren unzertrennlich gewesen. Durch sie hatte ich den Verlust meines Bruders fast schon vollkommen vergessen. Es wurde immer seltener, dass ich von ihm träumte und schließlich hörte es ganz auf.
Vor ihrer Geburt war mein Leben wie unter einem dunklem Schleier verhüllt. Doch sie hatte ihn beiseite genommen und mir meinem Leben wieder einen Sinn gegeben.
Sie war nur drei Jahre jünger als ich. Sie war gerade fünfzehn geworden und nun war ihr Leben vorbei.
Mir kamen wieder dir Tränen und ich setzte mich in die finsterste Ecke unseres Hauses um ganz allein zu sein.
Später am Abend, hatte ich meine restliche Familie zwar immer noch nicht gefunden, jedoch das Haus weitestgehend aufgeräumt und von den meisten Blutspritzern gesäubert. Mir kam es so vor als ob mich ein gesunder Schlaf von den Schrecken des Tages befreien konnte und so ging ich ohne etwas zu essen in mein Zimmer.
Ich hoffte, dass meine Eltern und meine Tante in der Stadt waren und erst morgen wiederkehren würden.
Ich öffnete meinen Kleiderschrank um meine Schlafsachen zu entnehmen. Es war schon spät und so sah ich nicht besonders viel in dem schwachen Mondlicht.
Ich ertastete etwas nasses, das sich so anfühlte wie ein Arm. Auf einmal viel der gesamte Inhalt des Schrankes auf mich herein. Nun hatte ich meine Familie gefunden. Sie war zerstückelt im Schrank versteckt worden.

Selina wachte auf, von einem Schrei in ihrem Herzen geweckt. Sie kannte die Stimme, es war die von ihrem Verlobten, sie wusste, dass etwas Schreckliches geschehen sein musste.
Sie riss die Augen auf und setzte sich hin. Das Zimmer lag ruhig vor ihr, der Schrank, das Bett und ihr Tisch standen still auf dem Holzboden. Sie setzte ihre nackten Füße nacheinander auf den Boden.
Die Kälte, die sie empfand erschien ihr unwirklich, aber dennoch angenehm. Sie fing an zu gehen und verließ ihr Zimmer. Der Mond schien sie von hinten an und sie hatte Schwierigkeiten zu sehen, wo sie hin trat. Zum Glück war Selina diesen Weg schon tausende Male gegangen und konnte so erahnen wo sie hintreten musste.
Sie schloss die Tür und versuchte sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Als ihre Augen die Szenerie erkennen konnten, schlich sie sich aus dem Haus.
Ihr Vater war unerwartet früher nach Hause gekommen, kurz nachdem sie sich von mir verabschiedet hatte.

Sie stand jetzt auf der Straße. Eine kalte Brise ließ ihr Nachthemd langsam flattern. Ihr Blick war dem Boden zugewandt und er richtete sich nun mit zermürbender Langsamkeit nach oben. Sie nahm all ihren Mut zusammen und lief in die tiefe Nacht hinein.

Die Häuser flogen an ihr vorbei, sie sah Lichter aus den Fenstern kommen. Aus manchen Häusern ertönte Gesang und die Wärme des Lichtes brachte ihr neuen Mut. Sie hatte Angst, Angst davor, dass sie einem Dieb oder schlimmerem begegnen könnte.
Sie blieb stehen. Der Marktplatz erstreckte sich nun vor ihr, groß und Ehrfurcht einflößend, dunkel und gefährlich. Selbst jetzt, da er leer war und keine Menschen in der Nähe waren, außer einer Stadtwache, die ihre Patrouille machte, musste sie sich zusammenreißen, um ihn zu betreten.
Sie hatte Angst, wie immer wenn sie an diesem Ort war. Hier wurden viele Leute verschleppt, bei hellstem Tageslicht verschwanden in letzter Zeit immer mehr Personen vom Marktplatz.
Als Reaktion darauf durften Frauen nur noch in Begleitung auf den Platz gehen, die Wachen wurden verdoppelt und es waren weniger Händler vertreten, um die Übersicht zu erleichtern.
Sie rannte wieder los, die Augen zusammen gepresst, ihr Atem ging stoßweise und war über den ganzen Platz zu hören. Ihre nackten Füße brannten wegen des ganzen Gerölls zwischen den gepflasterten Steinen.
Viele kleine Steine klebten an ihren Fußsohlen und manch einer schnitt ihre Haut auf, doch sie rannte ohne Unterlass weiter.
Keuchend erreichte sie die andere Seite des Platzes und lehnte sich gegen eine der kalten Steinmauern, die um die Häuser gezogen worden waren, um vor ungebetenen Gästen zu schützen.
Viele der Leute die hier lebten waren sehr reich und hatten Angst vor Einbrechern.
Als sie wieder zu Kräften gekommen war lief sie weiter.
Nach kurzer Zeit kam sie an die gefährlichste Stelle ihrer Reise. Dieser Teil der Stadt war vollkommen dunkel. Es brannten keine Lichter in den Häusern, die nur noch aus Holz bestanden und Armen gehörten.
Seit der ihr Vater der Stadthalter war, ist ihre Anzahl rapide gesunken, doch auch jetzt noch bildeten sie den größten Teil der Bevölkerung. Sie sah eine dunkle Gestalt in der Schwärze vor sich stehen. Es war ein Mann, er hatte sie noch nicht bemerkt und ging langsam in ihre Richtung.
Sie versteckte sich ängstlich hinter einem Baum, der wie auch so viele andere, dort zur Verschönerung gepflanzt worden war. Was würde solch ein Mann wohl mit ihr machen, wenn er sie nur mit einem Nachthemd bekleidet durch die Stadt laufen sah fragte sie sich. Sie wollte es gar nicht erst wissen.
Er kam langsam näher und schien immer größer zu werden. Kurz bevor er an ihrem Baum angekommen war bog er nach rechts ab und verschwand in der Dunkelheit. Selina stand noch einige Minuten angsterfüllt hinter dem Baum, sie wollte sich sicher sein, dass er weg war.
Als sie ihn nicht mehr sehen konnte rannte sie so schnell sie nur konnte los und ließ nach wenigen Minuten die Stadt hinter sich. Sie freute sich, dass die Stadtmauern noch nicht fertig gebaut worden waren, die beim letzten Krieg zerstört worden waren.
Der lange Weg von der Stadt zu der Siedlung in der ich wohnte war lang und der Weg war schmerzhaft für ihre nackten Füße, doch sie rannte ohne zu bemerken, dass ihre Füße voller kleiner Einschnitte waren und stark bluteten.

Kapitel 3
"Unsere Reise beginnt"
S
chon vor dem nächsten Morgen waren alle Leichen von mir begraben und in das ewige Licht geführt.
Die ganze Nacht hatte ich kein Auge zugetan und kurz vor Sonnenaufgang beschloss ich entgültig meine Familie zu rächen und fortzugehen.
Nichts hielt mich mehr hier in dieser Gegend außer Selina und sie würde ich mitnehmen.
Ich musste jedoch mit der Umsetzung meines Vorhabens warten, weil ein Mann aus der Siedlung zu mir kam und ich diesen gut kannte. Neben ihm ging Selina.

"Ich habe gestern Nacht einen lauten Schrei aus dieser Richtung gehört und wir wollten fragen, ob alles in Ordnung ist." rief der Mann in einem leicht englischem Akzent dem Haus entgegen.
Es war mein alter Lehrmeister, er hatte mir einst alles über die Schwertkunst, das Bogenschießen beigebracht, und er kannte sich unglaublich gut mit Magie aus.
Selina sagte nichts und sah sehr besorgt aus. Sie hatte noch ihr Nachthemd an und trug keine Schuhe. Bei jedem Schritt hinterließ sie kleine Blutspuren auf dem staubigen Weg.
Ich rannte den beiden entgegen und war überglücklich sie zu sehen. Direkt in dem Moment, in dem ich vor Selina stoppte brach sie in Tränen aus und umarmte mich.
Mein Mentor sah gerührt und gleichzeitig besorgt zu uns. Ich streichelte Selina und hob sie in meine Arme um sie ins Haus zu tragen.

Im Esszimmer setzten wir uns um den zerbrochenen Tisch auf die noch heilen Stühle. Selina setzte sich auf meinen Schoß und legte die Arme um meine Schultern. Ich erzählte den beiden, was geschehen war und zeigte meinem Mentor die Kette, die ich gefunden hatte.
"Das ist ja schrecklich, so etwas hätte ich ihm wirklich niemals zugetraut. Ich wusste, dass er an dir interessiert war, doch dass er solch etwas tun könnte hätte ich nie gedacht.
Johnathan, der Mann, der deine Familie hat umbringen lassen, heißt Maldro, zumindest vermute ich das, da er die Sekte anführt, deren Symbol hier auf der Kette ist.
Er ist ein sehr starker Schwarzmagier und sehr gefährlich. Da du, wie du sagtest, Rache geschworen hast musst du auch Rache verüben, den Schwur nicht einzuhalten würde dich und deine Vorfahren entehren.
Doch schaffen kannst du das nicht. Zumindest nicht allein, ich werde dir helfen und dich nebenbei zu einem Magier ausbilden." "Du willst mich zum Magier ausbilden, aber du sagtest doch, dass ich nicht das Zeug dazu hätte!", brachte ich verwundet heraus.
"Oh doch, das hast du und sogar noch mehr, du bist der Mensch mit dem größten magischen Potential, das ich je gesehen habe.
Selina kann auch zaubern. Sie ist schon etwas länger eine meiner Schülerinnen und lernt, wie man heilt und ein par schwache Angriffszauber."
Selina hatte mir nie etwas davon erzählt, dass sie bei ihm in Lehre war, und er hatte auch nichts davon erwähnt. "Das heißt also, dass ich ein großer Magier werde und Selina auch? Aber warum hast du mir nie etwas erzählt und wieso hast du mich damals nicht unterrichten wollen?"
"Ich habe dir nichts gesagt, weil ich nicht wollte das du neidisch bist mein Schatz, ich weiß wie gern du Magier werden willst und wollte dich nicht verletzten." Sagte Selina, die jetzt anfing meinen Kopf zu streicheln.
Ich küsste sie und sah meinen Mentor an, um von ihm die Antwort zu hören, die ich so neugierig erwartete.
"Ich wollte dich damals nicht unterrichten, weil du noch nicht bereit gewesen bist. Ich bin hier nicht zufällig heute aufgetaucht, denn ich wollte dich heute als meinen Schüler annehmen und dir alles beibringen was du fürs Erste wissen musst.
Warum Selina so früh morgens herkam weiß ich allerdings nicht." Antwortete mein Mentor in gelassenem Tonfall.
"Ich kam, weil ich gestern Abend gespürt habe, das dir etwas Schreckliches wiederfahren ist und ich wollte bei dir sein und dich trösten, aber so wie es aussieht tröstest du eher mich als ich dich." Sagte sie und blickte mich an, in ihren Augen standen Tränen.
"Ich würedee sagen, wir trösten uns beide gegensetig."
Jetzt sprach mein Mentor weiter: "Ich hielt dich für noch nicht bereit, weil ich wusste, dass die schwarze Magierschaft hinter dir her sein würde, um dich zu unterweisen und für ihre Machenschaften zu missbrauchen.
Außerdem gibt es da etwas, was du wissen musst. Vor vierzehn Jahren kam Maldro schon einmal an diesen Ort, zu dieser Zeit verschwanden viele Kinder, wie auch dein Bruder.
Johnathan, er war es der deinen Bruder verschwinden lassen hat. Damals kam er her um mit mir zu sprechen, er wusste, wie viele andere zu der Zeit auch, dass ich ein hohes Mitglied der heiligen Bruderschaft war, den Weißmagiern des Königs, und er wollte mit mir ein Friedensabkommen schließen.
Damals herrschte eine erbitterte Feindschaft zwischen unseren beiden Bruderschaften und beide Seiten hatten schwere Verluste erlitten Wir einigten uns darauf, dass die dunkle Bruderschaft im Dienste des Königs weiter existieren durfte, aber dass sie nur auf seinen persönlichen Geheiß agieren durfte.
Kurz nachdem wir uns geeinigt hatten, verschwanden immer mehr Kinder, die ich als potentiell magisch eingestuft hatte. Er holte sie einen nach dem anderen zu sich und bildete sie später aus.
Deinen Bruder aber hielt er für so fähig, dass er ihn auch in der Diebeskunst und in der Kunst des Mordens belehrte. Er machte deinen Bruder zu einem der fähigsten und besten Attentäter der heutigen Zeit.
Ich hatte zu spät erfahren dass er die Kinder entführte, da ich dem König von unseren Verhandlungen berichten musste und so einige Wochen nicht in der Stadt war.
Als ich wieder kam war es schon zu spät und fast alle potentiell magischen Kinder waren verschwunden. Nur noch du und Selina waren übrig geblieben. Neben zwei anderen in eurem Alter, Corelay und Tanaka, ich denke ihr kent die beiden.
In anderen Städten fing es auch an, dass die Kinder verschwanden und man vermutete, dass die schwarze Bruderschaft etwas damit zu tun hatte, doch es konnte ihr nichts nachgewiesen werden. Doch ich wusste genau, dass sie es war, nimand sonst hatte die Macht und die Mittel dazu."
"Mein Bruder lebt noch?" fragte ich vollkommen verwirrt. Selina schien ebenso zu empfinden.
Ich konnte nicht anders als meinen Mentor anzuschreien: "Du wusstest dass mein Bruder noch lebt und hast mir nichts erzählt?" "Ja, ich habe es gewusst, ich wusste aber nicht wo er ist, noch weiß ich es jetzt. Ich habe dir es nicht erzählt, weil ich wusste, dass du dich auf die Suche nach ihm gemacht hättest und das wäre dein sicherer Tod gewesen oder schlimmeres.", mein Mentor machte eine kurze Pause und wartete, bis ich mich beruhigt hatte.
"Wir müssen hier weg, sofort, ich spüre jemanden kommen." rief er plötzlich. Wirt packten schnell zwei Taschen und verließen das Haus.
Da Selina nur ein Nachthemd trug brachte ich ihr die Kleidung meiner Mutter, die sie sich hastig anzog. Ein par Sachen packte sie sich in eine Tasche und half mir dabei meine Sachen herunter zu tragen. Mein Mentor stand unten vor der Tür und wartete auf uns.
Er hatte eine brennende Fackel in der Hand und stand regungslos da. Als ich neben ihm stand drückte er sie mir in die Hand und bedeutete mir, dass ich sie auf das Haus werfen sollte.
Ich zögerte ein wenig und gedachte der vielen schönen Erinnerungen, die an diesem Hof hingen. Sollte ich sie einfach so verbrennen? Dann stieg in mir wieder dass Bild meiner ermordeten Schwester auf und ich wusste, es war das Richtige.

Die Fackel flog direkt auf das Reetdach und setzte es in Brand, es dauerte keine zwei Sekunden, bis sich das Feuer vollständig darüber ausgebereitet hatte.
Ich musste meine Tränen zurückhalten, da ich dies sowohl als Neubeginn, als auch als Abschied ansah.
Nur eine einsame Träne schaffte es heraus und ran mir zermürbend langsam vom schmutzigen Gesicht. Sie fiel zu Boden und hinterließ dort einen kleinen dunklen Flecken.
Selina legte den Arm um mich und wir gingen los. Mein altes Leben hinter mir lassend sah ich erhobenen Hauptes in die Mittagssonne. Eine weitere Träne lief mir übers Gesicht. Ich wusste, dass sie nicht die Letzte sein würde.

Der Weg war lang und einsam, wir trafen niemanden, da alle zum brennendem Haus rannten und wir seit ab der Wege gingen um nicht erkannt zu werden.
Mein Mentor war der Meinung, dass es besser sei, wenn man glaubte, dass ich tot bin. Verbrannt im eigenem Haus.
"Nun Johnathan, ich solltest mir einen neuen Namen zulegen. Meine Wenigkeit wird jetzt Sirvan Allvetare Lumagson sein. "
"Warum legt ihr euch auch einen neuen Namen zu?"
"Ich bin schon viel zu lange mit meinem alten Namen unterwegs, er ist meiner nicht mehr angemessen.
Außerdem, da ich unter meinem alten Namen viel zu bekannt bin muss ich ihn wohl ablegen. Wenn das hier vorbei ist, dann kann ich ihn ja wieder annehmen."
"Ihr glaubt also, wir werden es schaffen?"
"Oh, ich werde sicherlich nicht sterben!"

Inzwischen war es dunkel geworden und wir befanden uns kurz vor Sirvans Haustür.
Das kleine Haus stand weit abseits der Stadt im Wald und kaum ein Mensch hatte es je gesehen.
Es kam nur selten vor, das Sirvan Besuch bekam und dann waren es nur seine Schüler. Wenn jemand etwas von ihm wollte, dann wusste es Sirvan, und er besuchte die Person.
So war das immer schon gewesen, doch er hatte mir nie erzählt, wie er das machte.
"Die Tiere erzählen es ihm!" sagte Selina plötzlich. Ich blieb stehen und sah sie an, es war schon öfters vor gekommen, dass wir wussten woran der andere dachte, wieder so etwas, was uns mit einander verband.
Meine Eltern haben uns immer als Zwillinge bezeichnet.
Und eigentlich waren wir auch so etwas wie Zwillinge, wir konnten immer sagen, wo der andere war und wussten immer wie es ihm geht.
Ich küsste sie dafür, dass sie mich so gut kannte und wir gingen weiter.
Nach wenigen Schritten standen wir vor Sirvans Haustür. Er hatte kein gewöhnliches Haus, es war als wenn das Holz immer noch leben würde.
Sein Haus trug Blätter und blühte im Frühling. Kleine Käfer lebten an den Wänden und Vögel hatten ihre Nester auf und in seinem Dach.
Es war immer wieder wundervoll an diesen Ort zu gehen. Nirgendwo sonst fühlte ich mich mehr mit der Natur verbunden wie hier und nirgendwo sonst empfand ich solch eine Ruhe. Selina haute mir leicht gegen die Schulter.
"Okay, bei dir fühl ich mich auch so!" Selina lächelte. Sie wusste immer genau was ich dachte wenn sie bei mir war, desto weiter ich weg war, desto weniger spürte sie.
Aber egal wie weit wir voneinander getrennt waren, sie wusste immer ganz genau wie ich mich fühlte. Ich wusste auch immer wie sie sich fühlte, doch konnte ich leider nur erahnen, was sie dachte.
Es kam nur ganz selten vor, dass ich ihre Gedanken hören konnte, doch immer dann fühlten wir uns wie eine einzige Person.
"Ich liebe dich!" sagte Selina, ich lächelte, ich brauchte nichts zu sagen, denn sie wusste bereits was ich sagen wollte. Wir küssten uns zärtlich und gingen gemeinsam in Sirvans Haus.

"Ich dachte wir nehmen nur das Nötigste mit.'' entglitt es mir, als ich den schon übervoll bepackten Karren meines Lehrmeisters sah.
Irgendwie hatte ich Mitleid mit dem Esel, der vorn am Wagen fest gespannt war. Dieser wusste nicht was noch auf ihn zukommen würde. Doch ich wusste, dass die Anstrengung unglaublich groß werden würde.
Armes Tier.
Wir waren nur einen Tag bei Sirvans Haus geblieben, an dem wir beschlossen hatten, dass wir uns erst einmal mit dem Training von mir und Selina befassten.
Sie und ich hatten gemeinsam in Sirvans Gästezimmer geschlafen. Anscheinend war es noch nie zuvor benutzt worden, denn es gab keinerlei Anzeichen dafür, dass dieses Zimmer jemals betreten worden war.
Auf dem Boden war eine so hohe Staubschicht gewesen, das er weicher war als ein Haufen Stroh.
"Das ist das aller nötigste mein Junge, ohne das hier kommen wir nicht aus.
All euere Fähigkeiten müssen trainiert werden, also müsst ihr alles, was man lernen kann, auch lernen. " entgegnete mir Sirvan, der gerade einen großen Sack auf den Karren schmiss.
Beim Aufprall breitete sich explosionsartig eine Staubwolke aus dem Sack aus. Der Esel wurde langsam ungeduldig und hustete des Staubs wegen.

Wir waren gerade fertig geworden, als Selina aus dem Haus kam. Sie hatte noch geschlafen als ich aufgewacht bin und ich, ich hatte sie nicht wecken wollen.
"Danke für die wundervolle Nacht!" hauchte sie mir ins Ohr und küsste mich.
"Immer wieder gern mein Engel!" hauchte ich zurück und nahm sie in den Arm. Gestern Nacht hatten wir einen dieser unglaublich seltenen Momente erlebt, in dem wir wie eine einzige Person waren.
Alles war perfekt gewesen und nichts konnte unser Glück mindern.

Es war ein schöner Tag für eine Reise, einen Schöneren hätte man sich nicht einmal erträumen können, die Sonne schien, es war warm, die Vögel sangen und es waren keinerlei Fliegen in der Nähe.

Alles in allem ein gelungener Start in ein neues Leben.
"Was für ein scheiß Wetter!" klagte Sirvan.
"Hättet ihr lieber einen kalten regnerischen Tag?" antwortete ich verdutzt.
"Nun, Regen muss nicht sein aber Wolken wären ganz angenehm gewesen oder wenigstens ein wenig mehr Kälte."
"Ihr seid wirklich komisch, Meister!"
"Ihr werdet bald noch komischer sein als ich."
"Wer's glaubt"
"Wir sind jetzt fertig mit dem Beladen des Karrens, von mir aus könnt ihr euch einen schönen Tag machen, bei Anbeginn der Dämmerung fahren wir los!"

Selina packte mich am Arm und zog mich in den Wald. Ich war noch nie hier gewesen, doch sie kannte sich anscheinend gut aus.
Sie führte mich direkt zu einem kleinen See. Ein kleiner Wasserfall plätscherte hinein. Es war atemberaubend. Das Licht spiegelte sich im Wasser und kurz über dem Wasserfall glitzerte ein kleiner Regenbogen.
Unter dem Wasserfall waren moosbewachsene Steine und das Wasser war angenehm flach. Ich blieb wie angewurzelt stehen, als ich dieses Meisterwerk der Natur sah. Selina stand neben mir und ihr ging es anscheinend nicht anders.
"Als ich diesen Ort entdeckt habe, musste ich gleich daran denken, wie wir beide hier baden gehen. Lass uns bade, ich wünsche mir dass schon solange!".
"Klar, wie lange ist es denn her, dass du den Ort hier entdeckt hast?"
"Wer als Letzter im Wasser ist muss die Hochzeit zahlen!" sagte sie in mein Ohr und zog ihr Kleid aus.
Ich fing hastig damit an auch mich zu entkleiden, doch sie stapfte schon ins Wasser bevor ich auch nur mein Hemd ausgezogen hatte.

Nachdem Selina und ich fertig gebadet hatten, schwammen wir noch ein wenig und legten uns anschließend an das Ufer.
"Glaubst du, dass wir es schaffen werden, ich hoffe es, denn ich will danach unbedingt Kinder mit dir haben."
Sagte Selina, während sie sich an mich kuschelte. Ihre nasse Haut war kalt und kitzelte meine Seite.
"Ja, wir schaffen das auf jeden Fall, und wenn wir wieder zurückkommen, dann bau ich uns hier ein Haus, und wir können immer im See baden, wenn wir es wollen."
Ich küsste sie sanft auf den Kopf und streichelte sie am Bauch.

Der Vogelgesang untermalte unsere Stimmung und ein Reh stand am anderen Ende des Sees und trank.
Langsam kam sein Kitz aus dem Gebüsch und trank vorsichtig vom Wasser.
Es war scheu und hatte Angst vor uns Beiden, obwohl wir mehr als hundert Meter weg waren. Selina schaute interessiert über den See und beneidete die Reh Mutter. Sie hatten solch ein Glück, dass sie ein solches Leben führen konnten.
Selina hatte schon immer die Tiere um ihre Freiheit beneidet. Sie selbst war nie stolz darauf gewesen ein Mensch zu sein und wollte viel lieber als Vogel durch die Lüfte fliegen, mit mir an ihrer Seite.
Dennoch hatte ich oft schon Tiere gejagt und gegessen. Damas wusste ich noch nicht, dass man auch ohne Fleisch leben kann.
"Glaubst du, dass wir das auch mal sein werden?" sie sah immer noch zu den Rehen hinüber.
"Rehe?"
"Du bist blöd weißt du das?" Selina tat beleidigt und schlug mir leicht gegen die Brust.
"Ja, das bin ich, aber um einmal ernst zu sein, ja, ich glaube dass wir einmal so sein werden. Du wirst eine tolle Mutter."
"Und du ein guter Vater. Sag mal, was hältst du eigentlich davon, wenn wir ein wenig…"

Kurz vor Abenddämmerung hatte die Sonne uns gänzlich getrocknet und wir zogen unsere Klamotten wieder an.
Ich half Selina dabei ihr Kleid anzuziehen und sie knöpfte mir mein Hemd zu.
Als wir uns fertig angezogen hatten umarmten wir uns noch eine Weile bis wir losgingen.
"Weißt du, dass ich jetzt noch schmutziger bin als vorher? Du bist ein wirklich toller Verlobter, lässt zu das deine Liebste so beschmutzt herumläuft!" griff sie mich schelmisch an.
"Ich bin wirklich viel zu schlecht für dich, wie habe ich dich nur verdient? Du solltest dir einen besseren suchen! Ich glaub ich lös die Verlobung wider auf."
"Ja, ich habe gehört, dass der Sohn des Schmieds ein Auge auf mich geworfen hat. Vielleicht sollte ich mir das mit dir noch einmal überlegen." Sie grinste und küsste mich.

Als wir bei Sirvans Haus angekommen waren, hatte die Dämmerung bereits eingesetzt und Sirvan wartete ungeduldig auf seinem Karren.
Alles war so wie vorher auf dem Karren und ich blickte finster drein. Da hatte Sirvan es doch ernst gemeint.
Wir hatten keinerlei Essen mitgenommen, damit ich nicht aus der Übung mit meinen körperlichen Fähigkeiten komme.
Ich sollte unser Essen jagen und Selina sollte Kräuter sammeln um ihr Wissen darum zu erweitern und um eine gute Köchin zu werden.
Hinzu kam noch, dass Sirvan einen Weg abseits der befahrenen Straße einschlug, welcher, da er selten benutzt wurde, steinig und uneben war.
Das dauerhafte Wackeln des Wagens erinnerte mich an eine Schifffahrt, die ich einst gemacht hatte und bei der ich nichts an mich halten konnte.
Dieses verhasste Gefühl der Übelkeit stieg abermals in mir auf. Doch zum Glück war Selina an meiner Seite, wegen der ich mich zusammenriss und die mir Kraft gab.
Meine Beschwerden allerdings fanden kein Gehör bei Sirvan, welcher meine Aussagen geflissentlich ignorierte. Nicht einmal Selina nahm er war, es schien als sei er an einem anderen Ort und hätte uns völlig vergessen.
Wir nutzten diese unverhoffte Gelegenheit und küssten uns lange und innig.
Die Zeit verging und ich verlor mich allmählich in meinen Gedanken, bis ich schließlich unsanft einschlief.
Selina lag in meinen Armen und versuchte sich mit Sirvan zu unterhalten, der, wie sie verwundert feststellte, nur ihre Fragen bezüglich der Magie beantwortete.

" Morgen Schlafmütze!" rief Sirvan, und warf mir einen alten Stiefel gegen den Kopf, welcher abprallte und wie durch ein Wunder direkt dort landete, wo er zuvor gelegen hatte.
Ich sprang sofort auf und konnte mich gerade noch auf dem Karren halten. Das nun so vertraute Wackeln war verschwunden.
"Aua was soll das? Wegen dir habe ich jetzt Kopfschmerzen und außerdem bist du doch sonst auch nicht so brutal!"
"Ich dachte du brauchst sowieso immer etwas länger um wach zu werden, da hilft solch etwas bestimmt, und wie du siehst tut es das auch." antwortete Sirvan, wobei er ein schelmisches Grinsen aufzog und leise in sich hinein lachte
"außerdem hab ich hier in der Gegend keinen Fluss gefunden, und unser Trinkwasser wollte ich nicht einfach so weg schütten.
Selina ist gerade dabei ein paar Kräuter zu sammeln und kommt frühestens in einer Stunde zurück, also solltest du jetzt wohl keine Ablenkungen haben, während ich dir beibringe Magie zu wirken.
Wenn ihr zusammen seid, dann kann man ja kaum ein vernünftiges Wort mit euch wechseln, das ist ja grauenhaft."
Wir standen auf einer großen Lichtung, die mir völlig unbekannt war. Sie musste Mitten in einem Wald liegen. Sirvan kam auf mich zu und legte die Hand auf meine Schulter. "Nun lass uns mit dem Training beginnen, bevor Selina kommt und du keine Gedanken mehr für das Training erübrigen kannst." "Heute sollst du erst einmal etwas Einfaches versuchen, konzentriere dich! Konzentriere dich auf meine Stimme und versuche zu verstehen was ich sage."Er schwieg wieder ein paar Sekunden bis er weiter sprach.
"Solltest du noch irgendwelche Fragen haben, dann stell sie bitte jetzt."
Ich überlegte einige Sekunden, da ich in der Zwischenzeit gelernt hatte, dass Sirvan meist nicht gerne Fragen beantwortet und nach maximal einer Frage einfach weiter redete oder sie ignorierte.
"Was soll das überhaupt für eine Übung sein, bei der ich dir nur zuhöre?"
"Bei dieser Übung musst du dich auf deinen Hör- und später auf den Magiesinn konzentrieren.
Anscheinend haben du und Selina eine bestimmte Art der Verbindung, sodass diese Übung einfacher sein dürfte, da du ja schon weißt, worauf du achten musst.
Das einzige Problem könnte sein, dass du mit Selina in Verbindung trittst und nicht mit mir.
Dies ist eine gute Übung zur Schulung deiner magischen Fähigkeiten und zum anderen können wir uns so unterhalten, ohne andere auf uns aufmerksam zu machen, des weiteren ist diese Fähigkeit unheimlich wichtig für die späteren Übungen, da sie auf dieser basieren. Sonst noch etwas?"
"Ja eigentlich schon, ich wüsste... "
"Gut, dann fangen wir mal an... " unterbrach mich Sirvan schroff, welcher sich nun auf den Boden gesetzt hatte, und die Augen schloss.

Die Sonne, soweit ich das sehen konnte, fing langsam an unter zugehen, was wegen der ganzen Bäume um uns herum schwer zu sagen war.
Es war ein schöner Tag, der Himmel war völlig klar und die Vögel sangen. Ich fühlte mich ungewöhnlich wohl, ich hatte mich anscheinend daran gewöhnt, ohne ein Dach über dem Kopf zu leben.
Der Tod meiner Familie hing zwar immer noch wie eine große schwarze Wolke in meinen Gedanken fest, doch sie fing an sich zu verziehen.
Kaum zu glauben, dass das schon zwei Wochen her war.
Selina und Sirvan waren nun meine Familie. Selina meine Frau und Sirvan sowas wie mein Onkel. "Dann setze dich mal neben mich" sagte Sirvan, worauf ich kurz nickte und gehorchte.
"Konzentriere dich darauf zu hören, nur darauf, vergiss alles andre, lebe nur durch dein Gehör, hör auf zu denken, zu fühlen, zu schmecken, zu riechen und zu sehen. Höre mir zu! Wenn du etwas hörst, dann wiederhole meine Worte."

"Es wäre schön wenn du auch etwas sagen würdest!" murmelte ich zu Sirvan, da dieser seit fünf Minuten schwieg.
"Versuche zu verstehen und höre meine Gedanken! Wenn du es schaffst gehen wir über zur nächsten Übung, aber übe dich darin, bis du es perfektioniert hast.
Du kannst das manchmal bei Selina, also versuchst du es jetzt bei mir und übst dich darin. Wenn du ihr nichts davon erzählst, dann kannst du das ja als Geschenk für sie verwenden."

Es dauerte drei Tage in denen ich mal konzentriert und mal gelangweilt neben Sirvan saß und versuchte seine Gedanken zu hören.
Dann am dritten Tag, kurz bevor Selina wiederkehrte hörte ich ein leises Flüstern, es wurde immer lauter und deutlicher, bis ich schließlich nach kurzer Zeit Sirvans Stimme vernahm.
"Hätte nicht gedacht, dass du das so schnell schaffen würdest Kleiner, aber du bist wohl ein Naturtalent in solchen Sachen.
Du lernst schnell, schneller als ich damals, du kannst all meine Gedanken lesen, naja, alle die, die ich preisgeben möchte.
Als nächstes wirst du versuchen alle Gedanken zu lesen die ich habe, versuche aber nicht in mein Gedächtnis oder meine Gefühlswelt einzudringen, denn wenn du das tust, dann werde ich dein Gedächtnis löschen müssen und das ist ziemlich kraftaufwendig und du bist für die nächsten paar Stunden nicht mehr ansprechbar." sagte Sirvan
"Ich wusste gar nicht, dass das alles so leicht ist, aber irgendwie liegt mir das wohl im Blut."
"Ja, manche können auch recht gut sterben, ist wohl auch ein Naturtalent!" murmelte Sirvan sich noch in seinen Bart, bei ihm hatte es mehrere Monate gedauert um die Fähigkeit zu erlernen.
Sirvan war einerseits stolz auf mich, andererseits aber auch extrem neidisch. Das machte sich stark in seinem aggresiven Verhalten sichtbar.
Ich gab deswegen nur noch mehr an und er wurde noch mehr genervt.
Selina hatte am ersten Tag noch versucht unsere Streitereien zu beenden, doch sie hatte schon nach wenigen Stunden aufgegeben.
Ich hätte alles für sie getan, aber das aufgeben wollte ich nicht, zumindest nicht solange wie sie es, wenn auch mit einem Grollen, dudelte.

"Nun nach deinem ach so großem Erfolg wollen wir doch einmal testen wie gut du wirklich bist!
Wie wäre es wenn wir mit etwas Schwierigerem weitermachen, du müsstest es ja schaffen, es liegt dir ja." "Nun gut, was machen wir denn ach so Schwieriges?" spottete ich.
Selina war wieder im Wald und sammelte Kräuter. Sie sollte ihre Namen lernen und wissen, wo sie zu finden seien.
Sirvan unterrichtete sie nur nachts, wenn ich schlief und wir hatten kaum zwei Stunden am Tag für uns beide.
Sein Training war hart und anstrengend, jedoch konnten wir beide erstaunliche Fortschritte aufweisen.

Sirvan hatte vor sie zu einer Heilerin auszubilden, Heilzauber hatte sie bereits gelernt und nun musste sie sich daran machen, das heilen mit Kräutern zu lernen, da es Waffen gab, die Verletzungen zufügten, die durch Heilmagie verstärkt wurden.
Solche Verletzungen musste man erst von den schändlichen Zaubern der Waffe reinigen bevor man sie heilte und manche Zauber waren so stark, dass sie nie verschwanden und sich in das Fleisch brannten.
Die Kräuter, die Selina heute sammelte hatten die Eigenschaft Zauber zu lähmen, es war ein schwieriges Unterfangen sie zu besorgen, nicht weil sie sehr selten waren, sondern weil sie die Fähigkeit hatten sich zu tarnen und wegzulaufen.
In den Jahrhunderten, in denen sie noch nicht diese Fähigkeit hatten wurden diese Kräuter fast ausgerottet, bis sie ein weiser Magier verzauberte.
Durch den Zauber konnten sie sich vor den Menschen tarnen, es gab aber ein Problem. Die Pflanzen haben daraufhin ein Bewusstsein entwickelt und waren annähernd so schlau geworden wie die Menschen.
Sie hatten sich ganze Kolonien errichtet tief in den Wäldern und sie begannen sich den Menschen immer mehr anzupassen, sodass sie schließlich kleine lebende Pflanzen wurden, die zwei Beine, zwei Arme und einen Kopf besaßen.
Um zu essen stellen sie sich einfach an feuchte Stellen an der Erde und lassen ihre Wurzeln sprießen. Da sie keinen richtigen Stoffwechsel besitzen, sind sie allerdings immer noch auf die Photosynthese angewiesen.
Selina hatte große Ehrfurcht vor diesen Wesen, die in ihren kleinen Städten massenhaft Wissen angesammelt hatten. Erschaffen von den Menschen lebten sie Seite an Seite mit den Elfen und teilten ihr Wissen mit ihnen.
Sie fürchteten sich vor den Menschen, die so achtlos mit der Natur umgingen und versteckten sich vor ihnen. Sie zeigten sich nur jenen, die ihrer Meinung nach gutes wollten.
Selina war einer der Wenigen, die sie als gut ansahen, aber da sie wie die Elfen nur auf ihr eigenes Vergnügen bedacht waren, rannten sie vor ihr weg und spielten verstecken mit ihr.
Längst waren die Zeiten vorbei, in denen man die kleinen Lebewesen töten musste, um ihre magische Wirkung zu erzeugen und ein guter Magier trug immer einen mit sich herum. Nur diese Magier wussten, wie die Geschöpfe hießen und Sirvan hatte keinen von ihnen.
Der Waldgeist, so nannte sich das Volk, den Sirvan als seinen Gefährten hatte, starb vor mehreren Jahrhunderten und wenn ein Waldgeist an einen Magier gebunden war, dann konnte der Magier nie wieder einen anderen Waldgeist bekommen.
Sirvan trauert noch heute um seinen alten Freund. Sie waren wie Brüder gewesen.

Selina lief hinter dem Kleinen her und versuchte ihn zu fangen. Sie fand das Spiel allmählich lustig und tollte vergnügt herum.
Das kleine Wesen trieb sie immer tiefer in den Wald, bis es vor einem kleinen Baum stehen blieb und darauf zeigte. Selina betrachtete den Baum und konnte an seinen Wurzeln eine kleine Tür erkennen, die mit Moos überwachsen war.
"Hier wohnst du also, es ist wirklich wunderschön."
Das kleine Wesen klopfte an seine Tür und ein Weibchen kam herausgetreten. Es winkte Selina zu und sprach hastig in ihrer Sprache mit ihrem Mann, oder war es ihr Bruder, Selina hatte keine Ahnung, aber sie betrachtete die beiden interessiert, die nicht viel größer waren als ihre Hand.
Plötzlich umarmte das Weibchen sie stürmisch und lief zu Selina. Sie kletterte an ihrem Kleid hoch und setzte sich neben ihr Ohr auf ihre rechte Schulter.
"Ich bin dein Waldgeist, ich heiße Annabell. Das da unten ist mein Mann Zephir. Wie heißt du?"
"Mein Name ist Selina, freut mich deine Bekanntschaft zu machen. Warum spricht Zephir nicht mit mir?"
"Waldgeister können nur mit der Person reden, die zu ihnen gehört, ich habe dich ausgewählt um mich zu beschützen, dafür werde ich dich auch so gut es geht beschützen und dich auf deinen Reisen begleiten.
Wir Waldgeister bekommen bei unserer Geburt das Bild der Person, an die wir gebunden sind mitgegeben. Du bist die meine."
"Ich fühle mich sehr geehrt, allerdings suche ich auch einen Waldgeist für meinen Verlobten."
"Ist er denn auch ein Magier?"
"Ja, und sogar noch ein besserer als ich es bin."
Annabell blickte freudig zu Zephir herunter und bedeutete ihm zu ihr zu kommen. Hastig sprachen sie wieder in einer Sprache, die Selina nicht verstand, während die kleine Gestalt an ihrem Kleid empor kletterte.
"Mein Ehemann wird dich begleiten und sich deinen Verlobten mal ansehen. Vielleicht hast du ja Glück und er ist er Richtige, sodass er ihn begleitet. Und noch etwas, jetzt da du meine Begleiterin bist können wir in Gedanken mit einander reden.
Ich weiß immer alles was du auch weißt, außer du verschließt deinen Geist vor meinem. Normalerweise wird das als große Beleidigung aufgefasst, aber in den Stunden in denen du und dein Verlobter zusammen seid könnt ihr ruhig eure Geister vor unseren verschließen, wir verstehen das."
Sie blickte freudig zu Zephir, der sich gerade neben sie gesetzt hatte.
"Und nächstes Mal kannst du uns helfen, wenn wir versuchen uns auf deine Schulter zu setzten!" merkte Annabell an. Gemeinsam gingen sie des langen Wegs zur Lichtung zurück, wobei Selina immer genau wusste, wo ich gerade war. Und genau spürte, dass ich mich mit Sirvan stritt.
"Der wird Zephir sicherlich gefallen!" murmelte Annabell zufrieden.

"Ich denke wir sollten anfangen uns zu teleportieren, bei deiner Begabung müsstest du das ja auf Anhieb schaffen mein junger Schüler."
"Du musst nur deine ganze Konzentration auf einen ganz bestimmten Punkt setzen, an den du dich teleportieren willst, als erstes sollte es genügen einen Meter vorwärts zu kommen, es ist sehr gefährlich über lange Strecken zu wandeln, deswegen solltest duersteinmal nicht ausprobieren."
Sirvan war sich siegessicher und hatte die völlige Überzeugung, dass es mir nicht einmal gelingen würde, mich auch nur einen Millimeter zu bewegen.
"Dann fang ich mal an, Meister wie wäre es mit einer Demonstration, es wäre doch schade wenn ich einen Fehler begehe und dabei sterbe, dass würde schließlich die Welt um einen wie mich berauben und was würde Selina dann sagen? Sie würde euch sicherlich töten!"
"Hmm, ich glaube da ihr ja so ein Naturtalent seid schafft ihr dass auch ohne einen Beweis für meine Kräfte, außerdem ist es dann nicht halb so peinlich, wenn ihr es nicht schafft.
Und was Selina angeht, ja sie würde mich wahrscheinlich töten, aber die Gefahr, dass ihr sterbt, weil ich euch wegen eures Generves ermorde ist da wesentlich größer."

"Nun denn!" ich fing an mich zu konzentrieren, alles um mich herum verschwand, und war doch völlig in meinem Bewusstsein.
Ich hatte mich bereits an den Zustand gewöhnt, den man hatte, wenn man in solch einem Paradoxon war, die Übelkeit war leicht zu ertragen, aber das Gefühl, man würde ewig fallen und immer schneller werden, ein Fall ohne Anfang oder Ende, war unangenehm und wurde mit jedem Mal schlimmer.
Ich hatte meine Aufmerksamkeit nun auf den Boden vor dem Baum vor mir gerichtet, es dauerte einige Minuten, bis dieser sich plötzlich auf mich zu bewegte, obwohl ich nichts tat.
Ich dachte mir unterbewusst, dass es schneller gehen würde, wenn ich mich nun auch zum Baum bewegte. Ich schloss die Augen, streckte langsam den Fuß dem Baum entgegen und machte einen Schritt.
"Nein !" schrie Sirvan mir hinterher, doch es war zu spät.

Kapitel 4
"Vision"
A ls ich wieder die Augen aufmachte, stand ich plötzlich in der Mitte der Lichtung, obwohl ich gerade noch direkt am Wald stand.
Irgendetwas musste schief gegangen sein, ich wusste zwar, dass die Magie unberechenbar war und deswegen nicht alles gemacht werden sollte, was man machen könnte, doch es war mir jetzt zum ersten Mal passiert, dass etwas schief ging.
Plötzlich erschien Sirvan einige Meter vor mir. Er kam wie aus dem nichts auf mich zu. Er ging langsam und ruhig in meine Richtung, man konnte keine einzige Regung auf seinem Gesicht sehen, er wirkte leer und verloren.
Ich fiel hin, meine linke Wange schmerzte, irgendetwas hatte mich geschlagen, aber ich wusste nicht was. Sirvan saß vor mir, aber etwas stimmte nicht mit ihm.
Er sah älter aus als zuvor, seine Haut war faltiger und seine Augen sahen jetzt traurig und gebrochen aus, er hatte all seinen Stolz und seinen Anmut verloren. Es hatte den Anschein, als ob Verzweiflung das einzige war, was noch in ihm war. Es verging eine ganze Stunde bis Sirvan etwas sagte, es war zwar nicht das was ich erwartet hatte, doch wenigstens sprach er zu mir.
"So war es also, ich habe überall nach dir gesucht, auf der ganzen Welt, in der Schattenwelt, sogar auf dem Mond, habe dich aber nicht gefunden, dabei hätte ich nur warten müsse, all die verschwendeten Jahre, all die verschwendeten Kräfte, das alles nur weil ich es nicht gesehen habe, nur weil ich es nicht wahr haben wollte, ich habe so lange gesucht, so lange!"
Ich verstand nicht, was der alte Mann mir damit sagen wollte, es ergab überhaupt keinen Sinn für mich. Nachdem er gesprochen hatte fiel er in Ohnmacht. Zwei weitere Stunden später, in denen ihm viele Tränen über das faltige Gesicht gelaufen sind und er wirr redete, wachte Sirvan wieder auf.
"Wie geht es euch Meister? Es sieht so aus als ob ihr ein wenig gealtert seid." murmelte ich in einem beruhigenden Ton vor mich hin.
"Ich muss, ahh, es gibt noch so, arrgh, du musst, hmmm..." brachte Sirvan von Schmerzen geplagt heraus, dann fiel er wieder in Ohnmacht, wobei er sich vor Schmerzen krümmte.

"Ah, wie ich sehe seid ihr aufgewacht, ich habe mir die Freiheit genommen ein Feuer zu machen als es dunkel wurde, wie geht es euch?"
"Schon etwas besser, ich denke, die Aufregung war zu viel für mein altes Herz, einfach zu viel."
"Was ist eigentlich egschehen, dass ihr auf einmal so alt seid?"
"Nun, ich denke, dass ich dich eher fragen müsste, warum du so jung bist, obwohl fünfzig Jahre vergangen sind, seit wir im Wald trainierten."
"Wie es sind fünfzig Jahre vergangen, wir haben eben noch im Wald gestritten."
"Nun, nachdem ich den Streit gewonnen habe bist du einfach verschwunden."
"Ich erinnere mich daran das ich den Streit gewann, für mich ist das ja schließlich nur ein paa Sekunden her."
"Willst du damkit etwa sagen, dass ich mich nicht mehr daran erinnern kann, nur weil ich ein wenig gealtert bin?"
"Euer Gedächtnis war noch nie das beste Meister."
"Willst du wirklich so weit gehen? Ich kann mich noch deutlich daran erinnern das ihr mir immer bei weitem unterlegen ward, ihr solltet nicht allzu beleidigend werden."
"Wollt ihr es darauf ankommen lassen?"
"Nun ich denke meine alten Knochen werden gegen eure Jugend nicht mehr viel ausrichten können. Aber ich kann dir erzählen was du wissen musst um den Lauf der Dinge zu ändern, um diese Welt zu retten."
"Was, ich soll mal ebenso die Welt retten, ist schon klar. Sieht doch ganz gut aus hier in der Gegend, da ist doch nichts zu retten! Oder droht die Welt gerade zerstört zu werden, es gibt doch sicherlich andere die das tun können oder? "
"Nun mein Junge, es gibt leider niemanden mehr."
"Es gibt also keine! Na wie wunderbar, nein, nicht nur dass gerade meine Familie ausgelöscht und meine Zukunft zerstört wurde, nein. Jetzt soll ich auch noch die Welt retten..." schrie ich, bis ich begriff.
"Das alles geschah, damit ich die Welt retten kann, sonst würde das alles hier nicht passieren, sonst würde ich dieses Gespräch nicht mit dir halten. Habt ihr das veranlasst, mein Glück geopfert für die Rettung der Erde?"
"Nein, ich ahbe das nicht getan, dass wart ihr, kurz bevor ihr in meiner Welt gestorben seit, habt ihr erkannt, dass ihr erst eure Verbindung zu den Menschen verlieren müsst, um diese zu beschützen.
Somit habt ihr mit eurer letzten Macht die Vergangnheit geändert, damit die nachfolgenden Zeiten gerettet werden. Fr diese Welt ist es aber schon zu spät, bald wird nichts mehr sein. Hier stirbt alles!"
"Und, und was, was soll ich nun deiner Meinung nach tun? Wie, wie soll ich das denn nun anstellen die Welt zu retten? Sag mir wie alter Mann, wie?"
Ich hatte mich kurzzeitig gefangen, doch die letzten Worte schrie ich wieder, nicht aus Wut, wie zuvor, sonder aus Angst. Angst und Verzweiflung, darüber, was geschehen würde wenn ich versagte, was würde wohl aus Selina werden?
"Ich muss dir erklären was geschehen wird und wie du es aufhalten kannst. Dazu solltest du dich am besten erst einmal wieder hinsetzen und dich beruhigen, es könnte etwas länger dauern."
Ich setze sich wie befohlen hin und suchte mir eine schöne Stelle neben dem Feuer.
Sirvan setze sich neben mich, er sprach jetzt sehr leise, um seinen Atem zu schonen.
Die Frage die ich soeben gestellt hatte, oder vielmehr stellen wollte kam mir nicht über die Lippen. Und es wäre zu vermessen sie hier zu erwähnen.

"Du musst mich sofort zurück schicken, ich muss diese Untaten verhindern, bevor sie geschehen und die Welt ein weiteres Mal ins Verderben gerissen wird!"
Sirvan stand auf und wollte gerade anfangen, als plötzlich die Sonne aufging, es war auf einmal helllichter Tag, obwohl es gerade eben noch Nacht gewesen war. Entsetzt musste ich mit ansehen, wie sich der blaue Himmel blutrot färbte und die weißen Wolken mitternachtsschwarz wurden. Eine Krähe flog auf uns zu und kam mit rasender Geschwindigkeit immer näher.
Schnell sprach Sirvan eine alte Zauberformel, die ich nicht verstand und alles wurde weiß um mich herum.
Das letzte was ich sah, war wie der Kopf der Krähe sich langsam durch Sirvans Brust bohrte und mich im blutrausch anschrie.

Ich fand mich neben Sirvan wieder, welcher gespannt auf den Baum schaute, doch ich erschien zu seinem Verblüffen genau auf der Stelle, auf der ich eben noch gestanden hatte. Ich hatte mich absolut nicht bewegt, war aber mehrere Sekunden lang weg gewesen.
"Ich muss sagen, dass ich etwas mehr von dir erwartet hätte! Aber du hast es wirklich geschafft dich ein zwei millimeter weiter zu bewegen.", sagte Sirvan in einem spöttischen Ton, der seinesgleichen suchte.
Ich fasste mir an den Kopf, da ich unglaublich starke Kopfschmerzen hatte. Es fühlte sich so an, als ob ein Hammer mit solch abstruser Gewalt auf meinem Schädel eindresche, dass er gleich zäh von meinem Hals herunter fließen würde.
"Au mein Kopf, das tut echt weh!", meinte ich nur, das war etwas besonderes, da ich in den letzten Tagen gelernt hat Schmerzen zu ignorieren, da mir bei meinen Schwertübungen, die ich hin und wieder mit Sirvan abhielt, öfters mal ein Körperteil abgeschlagen wurde, welches Selina dann sofort nachwachsen gelassen hatte.
Wenn man uns verfolgen wollte, musste man nur einer Spur aus Armen und Beinen folgen, die kurzzeitig durch kleine Fingerknöchel unterbrochen wurde.
"Was ist los? Sonst merkst du es nicht einmal mehr wenn du einen Finger verlierst!" sagte Sirvan spöttisch, welcher nicht wusste, was mir gerade eben passiert war.
"Nun, ich habe gerade etwas Unglaubliches erlebt, ich muss dir davon erzählen, komm setze dich hin, es gibt viel zu sagen…!" murmelte ich unter Schmerzen, welche ich nicht wirklich gut verkraften konnte.
Langsam wurde mir schwarz vor den Augen und das Letzte, was ich sah, war der sich nähernde Boden.

Spät abends hatten sich die Kopfschmerzen langsam gelegt, und die Verwirrung in meinem Kopf auch. Ich sah, dass ich in einer Decke eingerollt an einem Lagerfeuer lag, neben dem Sirvan saß und etwas brat, das wie eine riesige Ratte aussah.Zu meinem Bedauern roch es auch dannach. Selina konnte ich, wie ich leider feststellen musste nicht erblicken. Sie war wohl immer noch im Wald unterwegs.
Ich setzte mich hin und schaute aufs Feuer, während das Fett aus dem Viech, was das über dem Feuer hing, herausspritzte und mit einem zischen auf dem Boden abkühlte.
Wenn das Fett einen der Steine am Rand der Feuerstelle traf, stieg ein übel riechender Rauch auf. Erstaunlich viel für ein solch kleinen Tropfen Fetts.
Sirvan, welcher so vertieft in das Braten und in seine Gedanken war, bemerkte nicht, dass ich aufgewacht war.
Das verschaffte mir einige Zeit, um dem Geräusch der Grillen zu lauschen, die von dem Feuer aufgeschreckt worden waren. Ich erinnerte mich an die Worte aus der Vision.
"Ob wohl auch die Grillen mit ihren lieblichen Klängen verschwunden waren?" fragte ich mich, während ich mit steigernder Begeisterung auf das Feuer sah, welches mich von außen und innen heraus wärmte.
Ich erkannte einige Nachtfalter, die vom Feuer angelock darauf zu flogen und deren Flügel verbrannten, bevor sie ihr Leben retten konnten.
Mir kamen die schrecklichen Bilder wieder in den Sinn. Die Bilder, als ich sah, wie eine Krähe Sirvans Brust durchbohrt hatte.
Mich schauderte es bei dem Gedanken, dass Sirvan all diese Schmerzen nur wegen mir durchleben musste und ich fragte mich, warum ich in seiner Zukunft nicht der gewesen war, der ich hätte sein sollen, um die Welt zu retten. Meine kurze Erklärung aus der Vision reichte mir nicht aus Ich gähnte, damit Sirvan mich bemerkte. Ich war froh, dass ich bei ihm war, da es mein Verschulden war, das der andere Sirvan gestorben ist.
"Nun wie ich sehe geht es dir wieder besser, anscheinend warst du nur übermüdet, dieser Zauber, ist wohl doch noch etwas zu schwer für dich." Sagte Sirvan, wobei der zweite Teil des Satzes sehr herausvordend klang.
"Jetzt ist nicht die Zeit für Streite, und schon gar nicht solch Unnötigen, wie einen über eure Überheblichkeit Meister!"fuhr ich ihn an,
"Wir müssen uns mal ernsthaft über deine Persönlichkeit und deine Einstellung mir gegenüber unterhalten, doch dafür ist später noch Zeit, jetzt muss ich dir dringendst erzählen, was vorgefallen ist!
Oder hat der ach so große Held irgendwelche Einwände?" Ich spielte noch etwas mit der Tatsache, dass ich mehr wusste als Sirvan und dass ich von Sirvans scheitern erfahren hatte.
Davon konnte ich ihm jetzt genüsslich einen Vortrag halten, der mich für den Rest der Woche von seinem Spott befreien dürfte.
Damals glaubte ich noch, ich hätte eine Zeitreise gemacht, doch es war nur eine Vision, wie ich später herausfinden sollte.

Der große runde Marmortisch bildete einen Kreis in der Mitte des Raums, der um die hundert Quadratmeter umfasste. Direkt in der Mitte stand ein Bürosessel, auf dem die Zeit saß. Sie starrte gelangweilt auf die einhundert Bildschirme, die um sie herum aufgestellt waren.
Mit einer Tasse Tee in der Hand stand sie nun langsam auf und trat aus dem Kreis heraus, um sich etwas zu essen zu holen. Ihre zarten Schritte hallten laut von den Wänden zurück. Der schwarze Marmorboden kitzelte kalt an ihren nackten Füßen und ließ sie schaudern. Ihre Bewegung war anmutig und zielsicher auf die Küche gerichtet, die sie sich gerade hat anliefern und einbauen lassen.
In der Küche angekommen öffnete sie erwartungsvoll den Kühlschrank. Anscheinend hat ihr Ehemann schon wieder vergessen etwas zu essen zu bestellen. Ein einsames Ei lag in der Mitte, sie nahm es sich genervt heraus und schloss sanft die Tür.
Verärgert holte die Zeit sich einen Topf aus dem Schrank zu ihrer linken und ließ warmes Wasser hineinlaufen. Anschließend stellte sie den Topf auf den Herd und stellte diesen an. Als das Wasser nahm mehreren Minuten endlich kochte, streute sie etwas Salz hinein und legte das Ei ins siedende Wasser. Drei Minuten später nahm sie das Ei heraus. Argwöhnisch betrachtete sie ihr Spiegelbild und goss das Wasser weg. Ihre langen blonden Harre waren gelockt und gingen ihr bis zur Hüfte.
Ihrem makellosen Gesicht sah man die vielen Jahre, die sie nun schon lebte gar nicht an und ihr Körper war perfekt geformt. Nur ihre Augen gefielen ihr nicht. Sie hatten keine Farbe, das einzige, was man sah, war die schwarze Pupille und ein paar kleine rote Blutäderchen. Sie hasste ihre Augen, doch wusste sie auch, dass sie dieses Übel zu erleiden hatte. Sie war die einzige noch Lebende mit der Fähigkeit durch die Zeit hindurch alles zu sehen und somit die einzige, die all das Wissen, das die Menschheit erwarb zu sammeln. Das war ihre Aufgabe und diese führte sie nun schon seit drei Jahrtausenden aus.
Anfangs hatte sie nur wenig zu tun gehabt, da es wenig aufzuzeichnen gab und sie noch Kollegen gehabt hatte. Jedoch sind diese mit der Zeit alle durch tragische Unfälle gestorben, zumindest sagte man, es seien Unfälle gewesen. Gott hatte immer höchstpersönlich die Untersuchungen geleitet und jedes Mal sollten es Unfälle gewesen sein. Der Zeit aber war klar, dass ihre Kollegen alle umgebracht worden waren und auch sie dieses Schicksal irgendwann ereilen würde. Um genau zu sein würde es sie treffen, wenn wieder eine mit ihrer Fähigkeit geboren werden würde. Sie hatte eine Theorie, die die Morde betraf. Sie glaubte, dass Gott sie selbst getötet hatte, um zu verhindern, dass sie zu mächtig wurden. Der oberste Leitspruch, den Gott immer wieder wiederholte war: Wissen ist Macht.
Das musste bedeuten, dass man, wenn man alles weiß genauso mächtig war wie Gott und das also eine Zeit im Laufe der Jahre immer mächtiger wurde, bis sie schließlich selbst zu einem Gott wurde. Natürlich hätte die Zeit auch ihren jetzigen Job aufgeben können um bei einem anderen Gott anzufangen, doch sie mochte ihren Chef und solange sie unverzichtbar für ihn war, wollte sie so viel Wissen erlangen wie nur möglich.
Es war eigenartig, aber trotzt ihres enormen Wissens war sie nicht einmal so mächtig wie ein gewöhnlicher Engel. Doch sie war eine der wenigen, die Gott persönlich kannten. Kaum ein Engel hatte ihn je zu Gesicht bekommen. Nur den Erzengeln war es vergönnt gewesen ihn kennen zu lernen, und nicht einmal sie konnten ihn verstehen.
Niemand konnte das, aber das unverständlichste war, dass er und sein Feind eigentlich gute Freunde waren. Satan war sogar sein bester Freund und wettete öfters mit Gott um Seelen. Das war ein grausames Unterfangen, bei dem immer dieselben armen Seelen verwettet wurden. Ihre neueste Wette war es, dass sie einen Jungen die Kraft gegeben hatten um die gesamte Welt zu zerstören. Er war genauso mächtig gemacht worden wie Gott und Satan zusammen.
Doch damit es nicht zu einfach für ihn war, hatte Satan sich seinen Bruder geschnappt und ihn auch solche Kräfte gegeben. Im Moment hatte keiner der beiden die Übermacht, doch sie hatten ihre Seiten schon gewählt und waren gerade dabei zu trainieren.
Die Aufgabe der Zeit war es den Spieler Gottes zu beobachten und so langsam hatte sie ihren Gefallen daran gefunden. Doch manchmal sollte sie auch die andere Seite ausspionieren und den Kerl, fand sie eindeutig besser.

"Da darf ich schon zu Hause arbeiten und dann haben wir nicht einmal etwas zu Essen im Haus, wenn ich im Büro wäre hätte ich ja wenigstens das Essen anderer klauen können, aber hier." Meckerte die Zeit während sie auf dem Weg ihr gekochtes Ei verspeiste. Gerade als sie am ersten Bildschirm vorbeigegangen war bemerkte sie, dass sich ein Wortgefecht zwischen mir und Sirvan anbahnte. So wie es ihr Auftrag war, war ich auf ihrem Primär-Bildschirm rund um die Uhr zu sehen.
"Also, dann erzähl mal was du so wichtiges zu sagen hast, als ob ich nicht eh schon wüsste, was das sein soll!" erwiderte Sirvan, wobei er den zweiten Teil des Satzes mit einem deutlich zu hörenden süffisanten Unterton aussprach, gerade so laut dass ich ihn noch verstehen konnte aber so leise, dass es so schien als ob er etwas anderes gesagt hat, wenn man nicht weiter darüber nachdachte.
Die Zeit machte auf ihrer Punktetabelle unmerklich einen kleinen Strich auf Sirvans Seite. Ich ließ mich auf diese Herausforderung, ausnahmsweise, einmal nicht ein. Sie hatte angefangen sich eine Tabelle zu erstellen.
In diese Tabelle trug sie ein, wer bei einem Wortgefecht zwischen mir und Sirvan besser austeilen und parieren konnte. Im Moment war Sirvan um zwei Punkte besser als ich. Die Zeit schaute wieder gelangweilt auf die anderen Monitore.
Anscheinend hatte mein Bruder gerade einen geheimen Auftrag erhalten. Aus Interesse an den Geschehnissen schaute sie nun zu ihm, der wie gewohnt auf Bildschirm zwei zu sehen war. Sie hoffte, dass es wieder solch ein sinnloses Gemetzel gab wie das letzte Mal. Das war besser als jeder Kinofilm.

Mein Bruder, dessen neuer Name nun Sariel war, ging durch eine schwarze Gasse. Ein normaler Mensch hätte bei diesen Lichtverhältnissen nicht einmal mehr die eigene Hand vor den Augen erkannt, doch er sah alles genauso scharf, als wenn es helllichter Tag wäre.
Seine Schritte verhallten ungehört in der Gasse. Selbst eine Fliege hätte mehr aufsehen erregt als er.
Er musste nicht darauf achten, dass man ihn nicht hörte, denn nachts ließen sich in diesem Viertel der Stadt nicht einmal mehr Wachen blicken.
Seine Freunde und er hatten schon fast die gesamte Stadt unter Kontrolle, es war ein leichtes gewesen diese ganzen Morde zu verüben, die sich hier in letzter Zeit immer mehr häuften.
Sie ließen immer nur das Skelett der Person zurück, und einen Zettel auf dem stand, wer ihr Opfer war. Seit Monaten verließen immer mehr reiche Leute die Stadt und ließen sich im Umland nieder, sie betraten sie nur noch um am Markt ihre Waren zu verkaufen. Sariel war voller Zuversicht in das was er tat, er stand kurz davor der Anführer seiner Gilde zu werden, alles was er noch tun musste war diese Person zu töten, denn dann hatte er genügend Lebenskraft in seinem Dolch gesammelt, damit er seinen Meister ermorden konnte und somit die Anführerschaft der Schwarzen Magierschaft zu erlangen.
Wenn ihm das gelänge, dann hätte er die drei mächtigsten Gilden unter seiner Kontrolle, denn nur diese Gilden bewegten sich außerhalb des Gesetztes.
Seine Schritte beschleunigten sich in freudiger Erwartung des Kampfes der ihm bevorstand. Sein Opfer war der letzte der Gewürzhändler, die sich noch in der Stadt aufhielten. Natürlich wäre es viel leichter gewesen einfach einen Bettler zu ermorden, doch dann hätten seine Gilden wahrscheinlich ihre Unterstützung verloren. Bettler waren eine wichtige Quelle von Informationen für die drei Gilden.
Er setzte ein freudiges Lächeln auf, als er die beiden Stadtwachen vor der Haustür des Händlers bemerkte. Sie hatten anscheinend eine tierische Angst davor heute Nacht zu sterben und das aus gutem Grund.
Die Anzahl der Stadtwachen hatte sich seit dem Anfang der Mordserie stark reduziert, lediglich ein Drittel von ihnen lebte noch und die Hälfte davon waren in Ausbildung.
So wie es aussah war nur einer der beiden eine Gefahr für Sariel, der andere kauerte auf seinen Fingernägeln und jammerte herum, dass es erst sein dritter Monat als Wache war.
Langsam und unhörbar schlich Sariel sich an die beiden heran, die Schatten umspielten seine schwarze Kleidung und machten es unmöglich ihn zu sehen.
Jetzt stand er hinter der erfahrenen Wache, welche in einer glänzenden Plattenrüstung vor der Tür stand. Alles musste nun klappen, wenn Sariel auch nur einen Fehler machen würde, wäre es aus mit ihm. In einem offenen Kampf hatte er mit seinem Dolch keine Chance gegen die beiden.
Er nahm seinen Dolch in die rechte Hand und legte ihn langsam an den Hals seines Opfers, genau an die Stelle, an der die Panzerung nicht stark genug war, um eine Klinge abzuwehren.
Er stach zu, traf genau die Schlagader und die Stadtwache fiel sofort tot um. Blut spritzte ihr aus der Wunde und verteilte sich über der anderen Stadtwache und dem Boden.
Sie hatte ihn nun bemerkt und zog mit zitternder Hand ihr Schwert aus der Scheide. Sariel versuchte den Dolch aus der Rüstung der Wache zu ziehen, doch er hatte sich darin verkeilt und bewegte sich kein Stück.
Blitzschnell stand Sariel wieder auf und zog das Schwert der Stadtwache, welches sie über den Rücken geschnallt hatte um sich besser bewegen zu können.
Es war eine schwarze lange Klinge, die nur an einer Seite scharf geschliffen war. Sariel favorisierte zwar die Klinge seines Dolches, konnte aber auch mit dieser Waffe meisterhaft umgehen.
Er wich gerade dem Schlag seines Feindes aus, welcher verängstigt auf Sariels Schwert starrte. In einer fließenden Bewegung flog die Klinge auf seinen Kopf zu und spaltete den Helm mitsamt seinem Schädel direkt in der Mitte.
Sariel wischte die Klinge an dem Waffenrock der sich langsam auflösenden Wache ab. Die erste Leiche hatte sich schon vollkommen zersetzt, nur noch der Dolch lag zwischen den Knochen.
Sariel grinste zufrieden darüber, dass er damals den Zauber auf sich gewirkt hatte, der alles von einem Menschen auflöste außer dessen Knochen, wenn er ihm mit einer Waffe traf.
Eigentlich hätte er auch nur die Haut leicht verletzen müssen und seine Feinde wären gestorben, jedoch hätten sie sich dann weiterhin gewehrt, bis die Zersetzung ihrer wichtigen Organe begonnen hätte oder sie verblutet wären.
Sariel steckte das Schwert in die leere Scheide an seinem Rücken, man konnte ja nie wissen, und betrat das stockfinstere Haus. Sein Opfer schlief ruhig im Obergeschoss. Es ahnte nicht, dass es bald sterben würde.

Kapitel 5
"Waldleben"
D ie Sonne ging gerade unter, als ich erwachte. Ich sah den letzten Strahlen zu, wie sie allmählich hinter den Bergen in der Ferne verschwanden.
Der Streifen, an dem Dunkel und Hell sich trafen rannte langsam die Wiese entlang. Er war für mich immer schon ein Phänomen gewesen, da ich es mir nie erklären konnte, weswegen es keinen Übergang gab.
Langsam verdunkelte sich auch die Gegend in meiner Nähe und die Vögel, welche auf den Bäumen saßen, schraken auf, als das Licht verschwand und sie in Schatten getaucht waren.
Im schattigen Bereich meines Sichtfeldes, konnte ich erkennen, wie sich die Tiere des Tages langsam zurückzogen und die Tiere der Nacht dem Antlitz der Welt erneut entgegen traten.
Ich beobachtete dieses Schauspiel nur zu gern, seit meine Reise in die Zukunft mir klargemacht hat, dass alles, was ich als selbstverständlich empfand und nie richtig beachtet hatte auch nicht mehr da sein könnte.
Nur dadurch, dass ich scheitern würde, nur wegen mir könnte die Welt, wie ich sie kannte und liebte untergehen.
Selina saß neben mir auf dem Karren und hielt meine Hand. Ihr Waldgeist hatte sich mit ihrem Mann, der nun mein Waldgeist war zwischen uns gesetzt.
Sie streichelte zärtlich meine Hand, die auf ihrem Schoß lag und freute sich über unsere gemeinsame Zeit. Seit wir aufgebrochen waren, waren nun schon zwei Monate vergangen und unsere gemeinsame Zeit war sehr knapp bemessen.
Seit ich Sirvan von meiner Reise in die Zukunft erzählt hatte, hatte er mein Training sichtlich verstärkt und auch Selina sollte mehr tun.
Da sie nun ihren Waldgeist Annabell hatte und sie für mich auch einen gefunden hatte, sollte sie lernen, welche Pflanzen man gut als Gift oder Gegengift einsetzten konnte, je nach dem, was wir dabei benötigten.
Zephir begleitete sie und Annabell dabei, da er auch etwas lernen sollte, falls wir einmal auf Selinas und Annabells Wissen verzichten mussten.
Als dieses Naturschauspiel vorbei war und alles seinen gewohnten Gang nahm, stand ich auf, um erst einmal richtig wach zu werden.
Nachdem ich mich einigermaßen unter Kontrolle hatte, küsste ich Selina und schlenderte mit ihr zum nächstgelegenem Bach, ich kannte den Weg nun schon ganz gut, da ich hier oft mit Selina war, wenn wir Zeit für einander hatten. Zwischen uns lief alles bestens und wir freuten uns unseres Glückes.
Zwar dachte Selina oft an ihren Vater, doch sie hatte ihre meisten Schuldgefühle verloren, als sie erfuhr, dass sie mir im Kampf um das Schicksal dieser Welt half.
Leider hatten wir andere Sorgen. Sirvan hatte keine Anlässe für Streitereien mehr gegeben, hatte mich wie einen Musterknaben behandelt, wie seinen eigenen Sohn. Das passte gar nicht in sein Schema, und wir machten uns ernsthafte Sorgen darum.
Und mir gefiel es überhaupt nicht. Ich hatte gerade erst meine Eltern verloren und akzeptierte jetzt die neue Situation, was sollte ich auch anderes machen. Doch Sirvans Verhalten erinnerte mich immer mehr an den Verlust.
Er hatte sich auch Selina gegenüber stark verändert, bei ihr herrschte nun ein strengeres Regime und sie konnte sich kaum noch Freizeit nehmen.
Als wir am Fluss ankamen, zog ich wie gewohnt meine Kleidung aus und legte sie sorgfältig zusammen. Ich wollte sie gerade auf dem Stein ablegen, wo ich sie immer ablegte, als ich plötzlich aufschrak.
Ich ließ abrupt meine Sachen fallen, und machte mich auf einen Kampf bereit, den ich befürchtete. Ich würde alles tun, um Selina zu schützen, welche schon im Fluss schwamm. Wahrscheinlich hatte ich bloß ein Tier erschreckt, doch man konnte nie vorsichtig genug sein.
Meine Klamotten fielen beim Aufprall auf den harten Kieselsteinboden aus ihrer zusammengelegten Position heraus und lagen nun unordentlich auf den feuchten Steinen.
Ich stand einige Minuten regungslos da, bis ich wieder ein rascheln hörte, dieses Mal bewegte es sich aber von mir weg. Ich drehte mich um und bei jedem Schritt in Richtung Bach knirschten die Kiesel unter dem Gewicht meiner Füße und meines Körpers
Es klang für mich so, als ob die Steine aufschreien würden, da sie sich nicht auf die unvorhersehbare Belastung einstellen konnten, um anschließend wieder in ihren toten Ausgangszustand zurückzukehren.
Ich spürte, wie das eiskalte Wasser sich langsam an meine Füße wagte, bis es sie ganz umschloss und darauf wartete, den Rest meines Körpers zu verschlingen.
Ich zuckte kurz zusammen, da ich nicht auf die Kälte vorbereitet war. Ich blieb kurz stehen, holte tief Luft und ging weiter, um dem Wasser die Genugtuung zu geben, mich vollständig verschlingen zu dürfen. Ich tauchte vollständig ein, öffnete kurz die Augen und sah in das verschwommene Blau.
Ich sah auf die Wasseroberfläche und konnte mein Gesicht sehen, meine kurzen schwarzen Haare lagen nun von dem Gewicht des Wassers platt auf meinem Kopf und standen nicht wie sonst üblich mit dämonischem Antlitz von ihm ab.
Meine braunen Augen waren wie immer nach einem Tauchgang leicht rötlich, was meine sonst schon stark Ausgeprägten Äderchen darin noch unterstrich.
Mein Kinn war von einem Bart umgeben, in letzter Zeit immer länger wurde. Meine Augenbrauen waren sehr stark ausgeprägt und hatten in der Mitte jeweils eine kleine Erhöhung, es gab einen Ansatz dazu, dass sie zusammen wachsen, welcher allerdings öfters von mir verkleinert wurde.
Meine Gesichtszüge allgemein, waren eher ausgeglichen, mein Kiefer nur unwesentlich abgeflacht, meine Nase allerdings hatte überdurchschnittlich große Nasenlöcher, was mir absolut nicht gefiel.
Doch Selina fand, dass sie mich einzigartig machten und sie fand es überaus lustig, wenn ich sie weiteten, wenn ich generv oder gereitzt war. Meine Ohren standen ein wenig mehr von seinem Kopf ab als es normal war, lagen jedoch immer noch im Rahmen.
Insgesamt konnte man sagen, dass ich nicht gerade ein Schönling war, aber das Schicksal hatte mich auch nicht gestraft. Mein Gesicht passte zu mir.
Selina kam zu mir herüber geschwommen und umarmte mich zärtlich von hinten.
"Na, was machst du da? Betrachtest du mal wieder dein hübsches Gesicht?"
"Ja, das habe ich tatsächlich gerade eben getan. Aber noch viel lieber sehe ich dir in deine Augen, mein Herz."
Wir küssten uns und umarmten uns noch ein wenig, bis wir uns daran machten uns zu waschen. Es war fast schon ein alltägliches Ritual, das wir beide vollzogen, fast war es so, als ob wir genau hierfür bestimmt wären.
Ich nahm ein großes Stück Tuch und sprach einen kleinen Wäschezauber darauf aus, damit es all den Schmutz von unseren Körpern entfernte.
Ich fing an Selinas Rucken langsam damit zu streicheln und fuhr dann über ihre linke Seite zu ihrem Bauch. Zärtlich streichelte ich ihr mit dem Tuch über die Brust und zog es ihr über die linke Schulter und rubbelte ihren Arm ab.
Dann ließ ich es über ihre rechte Seite gleiten und rubbelte auch den rechten Arm ab. Jetzt waren ihre Beine dran.
Während der ganzen Zeit hatte ich sie auf ihren Nacken und ihren Mund geküsst und Selina hatte leise undgenüsslich gestöhnt.
Nun aber war ich damit dran gewaschen zu werden und freute mich schon darauf, was geschehen würde, wenn wir damit fertig waren.

Nachdem wir wieder aus dem Wasser gestiegen waren zog ich langsam Selina ihre Kleidung an, die inzwischen aus einer Hose und einem Hemd bestand.
Ihre Kleider hatte sie alle im Wald zerrissen und so hatte ich ihr Sachen von mir gegeben, welche ihr nicht nur perfekt passten, sondern auch noch außerordentlich gut bei ihr aussahen.
Anschließend zog sie mich an. Ich genoss die langsam kommende Wärme, die von meiner Kleidung ausging, sowie auch die Wärme, die ich bei der Berührung von Selina empfand.
Ich blieb einige Sekunden ruhig stehen, bis ich mich in den Wald begab um Feuerholz zu sammeln, so wie ich Sirvan kannte, hatte dieser das mal wieder vergessen.
Selina ging zu den beiden Waldgeistern, die in der Nähe in einem Baum warteten. Sie unterhielten sich kurz und gingen dann los, damit Annabell sie und Zephir unterrichten konnte.
Nach kurzer Zeit hatte ich genügend Holz beisammen, um ein Lagerfeuer zu machen, welches die Nacht über halten würde, also kehrte ich mit meinem Gepäck zu unserer Lagerstädte zurück.
Dort angekommen legte ich das Holz in die Nähe der Feuerstelle, und nahm einen Teil davon, um ihn anschließend anzuzünden.
Sirvan schlief noch, ich hatte ihn schon öfters beim Schlafen beobachtet, manche sagen, dass der Schlaf eine Art Tod ist, man merkt nicht, dass man tot ist, aber es ist genauso. Man hat keinerlei Empfindungen, man ist völlig ruhig, zufrieden und fühlt sich wohl.
Keinerlei Böses, was in der Welt geschieht, findet einen. Es muss ein wahrer Traum sein zu schlafen, doch leider, dachte ich vergisst man alles, was man im Traum erlebt und nur das was im Übergang zwischen Schlaf und Wache ist, kann hängen bleiben.
Manch andere sagen auch, dass wenn man im Schlaf stirbt, man auch im wahren Leben stirbt. Somit muss man also in jedem Fall seinen Tod erfahren, da man entweder in der Wache und im Schlaf sterben kann, wobei man im Schlaf wahrscheinlich auch stirbt, wenn man im wahren Leben stirbt und zwar auf die selbe Seite. Während dieser gewohnt düsteren Gedanken sah ich ihm noch eine Weile zu und zermarterte mir das Hirn darüber, wie das wohl damit zusammen hängt.
Sirvan wachte auf, kurz bevor ich meinen Schluss gezogen hatte, so war das die letzten Tage immer gewesen, als ob der alte nicht wollte, dass ich die Lösung fand.
"Wie ich sehe, bist du schon aufgewacht, das ist gut und das Feuer ist auch schon fertig, das ist sehr schön mein Junge!" murmelte Sirvan vor sich her, "Das ist gut, denn nun kannst du auf das Feuer aufpassen, solange ich mich wasche. Ich bin sicher, dass du das auch dieses Mal ohne größere Schwierigkeiten hinkriegst und nicht wieder einschläfst und in das Feuer fällst."
"Ich bin bisher noch nicht ins Feuer gefallen, das wart ihr!" erwiderte ich, da ich keine Lust hatte, dass der alte Mann mich wie ein Kind behandelte.
"Aber natürlich! ich wollte ja nur sichergehen, dass du aufpasst. "versuchte Sirvan sich herauszureden und ging schnell weg.

Als er wieder kam, hatte ich angefangen einen toten Eber auszunehmen und ihn bereits gehäutet. Wir hatten in der letzten Zeit schon viele Tiere getötet und immer hatte Selina Kräuter zum würzen gebracht und andere Dinge, die man mit dem Fleisch essen konnte.
Ich hatte einen langen Metallspieß in das Tier gerammt, nachdem ich ihm die Eingeweide entfernt hatte. Vom Hals bis zum Hintern durch das Tier, um es danach auf die Halterungen, die an der Feuerstelle festgemacht wurden, zu legen und zu braten.
Sirvan war genau rechtzeitig gekommen, um nichts tun zu müssen und dem Eber beim schmoren zusehen zu können.
Er setzte sich neben mich ans Feuer und wärmte sich auf. Nach kurzer Zeit war Sirvan wieder wohlig warm, ich merkte das, da ich Sirvan schon öfters bei seinem Morgenritual gesehen hatte.
"Sirvan, ich hab ein Problem!", Sirvan drehte seinen Kopf zu mir und schaute mich an, "Es ist so, dass du in letzter Zeit väterliche Gefühle für mich entwickelt hast, und da meine Eltern nun vor kurzer Zeit gestorben sind. Ich habe ja so schon einiges zu schaffen, und da geht es nicht, das, nun ja ich halte es nicht aus, das du mich wie deinen Sohn behandelst, es ist nicht wegen dir, es liegt nur an mir, und ich finde das du damit aufhören solltest, um meiner Willen. Ich fand es schwer die richtigen Worte zu finden, also hatte ich beim sprechen einige kurze Pausen gehabt.
"Johnathan, ich als dein Mentor, Freund und Weggefährte muss natürlich auf deine Wünsche eingehen, besonders dann, wenn du ein Problem hast. Du musst natürlich auch meine Position verstehen, es ist so, dass ich, wie du weißt, keine Kinder habe und auch wahrscheinlich keine mehr haben werde. Ich dachte, wenn ich dich so behandle wie meinen Sohn, dann würdest du mich als eine Art Vater ansehen und somit hätte ich ja indirekt auch Kinder, aber wenn du nicht willst, dann muss ich damit wohl aufhören!" entgegnete ihm Sirvan, nachdem er fertig gesprochen hatte, lief ihm, wie als wenn es gewollt wäre, eine Träne die rechts Wange herunter, das war das erste mal, das ich Sirvan weinen gesehen hat, aber war es auch das letzte Mal?
Ich hatte zwar ein schlechtes Gefühl deswegen, doch im Moment war ich zu froh darüber, dass das aus der Welt war.
Ich freute mich darüber, dass Selina gleich da sein würde, sie machte immer genau dann eine Pause, wenn das Essen fertig war.
Ich sah mit grinsendem Gesicht und die Flammen, die hungrig unter dem Tier loderten und gierig nach ihm griffen.
Ich fing wieder an darüber nachzudenken, was wohl aus mir und Selina werden würde, wenn wir das alles hier hinter uns gelassen hatten.
Wahrscheinlich, so wünschte ich es mir, würden wir gemeinsam auf einem kleinen Hof leben und unsere Kinder groß ziehen.
Keiner von uns beiden wollte ein Leben als Held haben und wir wünschten uns nichts sehnlicher, endlich gemeinsam ein eigenes Leben zu haben.
Selina kam aus dem Wald und setzte sich neben mich. Ich bemerkte sie erst, als sie ihren Arm um mich legte und ihren Kopf auf meiner Schulter nieder ließ. Ich legte nun auch meinen Arm um sie.
"Ich freue mich schon auf unser einfaches Leben, ür so ewas hier sind wir nicht gemacht, sollen andere Held spielen." Sate sie zu mir, wie immer wusste sie, was ich dachte
Mehrere Minuten vergingen, bis Sirvan aufstand und mit einem Messer ein Stück des Tieres zerschnitt, welches er dann an mich und Selina weitergab.
Wir beide fütterten uns gegenseitig und erfreuten uns aneinander. Unsere Waldgeister saßen etwas weiter abseits und sahen sich gemeinsam die Sterne an.

Ein paar Stunden später hatten wir uns alle gemeinsam schlafen gelegt.
Selina hatte von Sirvan die Erlaubnis bekommen einmal ihren Unterricht ausfallen zu lassen um mit mir zusammen zu sein. Er wollte über das nachdenken, was ich ihm zuvor gesagt hatte.
Das Lagerfeuer hatte sich in ein warmes glimmen verwandelt und spendete kaum noch Wärme. Ich saß neben Selina, die ruhig neben mir schlief.
Ich war aufgewacht, schon vor einer Stunde. Ich konnte einfach nicht schlafen, nicht einmal Selina ließ meine Gedanken ruhig werden. Ich träumte jetzt schon seit ein paar Tagen immer wieder dasselbe.

Ich trat in gleißendes Licht, alles um mich herum erstrahlte als ich in die sonnenbeschienene Straße trat.
Ich blickte gen Himmel und fragte mich, was wohl mich am heutigen Tag erwarten würde, der Tag an dem schon so viel passiert war, obwohl es erst neun Uhr morgens war. Dann erinnerte ich mich an etwas, es kam mir wie eine Vision vor.

Heute Morgen erst hatte ich mich um sechs Uhr dazu bewegen können aufzustehen.
Meine Frau Selina hatte nackt unter der Decke neben mir gelegen, von der gestrigen Nacht noch benebelt suchte ich meinen Morgenmantel.
Als ich ihn endlich gefunden hatte, zog ich ihn langsam an und genoss das Gefühl, wie der weiche Frottee-Stoff meine Haut streichelte.
Ich setzte langsam einen Fuß vor den anderen, immer noch schlaftrunken erreichte ich das Badezimmer und sah in den Spiegel.
Anscheinend war mein Schatz schon früh wach gewesen und hatte sich anschließend wieder hingelegt, denn ich sah, dass ein großes Herz auf den Spiegel gemalt war, scheinbar mit Lippenstift. Meiner Lieblingsfarbe, blutrot.
Ich öffnete die Tür des Wandschranks und holte eine Zahnbürste und die Zahnpasta heraus.
Die Zahnbürste war geformt wie ein kleiner Finger aus Knochen und besaß dieselbe Färbung, der Bürstenkopf war eine kleine Fingerkuppe, aus der schwarze Borsten wuchsen Die Zahnpastatube hatte die Form von eine keinen Elixierflasche, die mit einem Totenkopf verschlossen war Ich fand die Vostellung belustigend, dass die Toten den Lebenden die Zähne putzteb, und als ich vor einigen Jahren einen Laden gefunden hatte, der solcherlei Dinge vertrieb, konnte ich einfach nicht widerstehen und musstemir ein paar Sachen kaufen.
Ich drückte mir etwas von der grünen Paste auf die Zahnbürste und führte sie zum Mund. Kurz bevor sie ankam bemerkte ich, dass etwas vom Wandschrank herunter tropfte.
Es war eine rote Flüssigkeit, die sich langsam den Weg zum Boden bahnte. Ich setzte die Zahnbürste wieder ab und nahm die Flüssigkeit mit dem linken Zeigefinger auf.
Mein Zeigefinger war, wie die gesamte linke Hand bläulich gefärbt und sah so aus als ob sie schon vor langer Zeit abgestorben war und anschließend eingefroren wurde. Ich führte den Finger zur Nase und roch an ihm, der Geruch, den ich nun vernahm, der sonst immer eine solch beruhigende Wirkung auf mich hatte, riss mich aus meiner Schlaftrunkenheit und ließ alles um mich herum völlig klar werden.
Ich wusste sofort, was ich an der Hand hatte. Es war Blut, das Blut meiner Frau, die ich über alles liebte. Ich hatte gewusst, dass dieser Tag irgendwann kommen würde, ich hatte es schon immer gewusst.
Doch hatte ich gehofft, dass der Tag noch lange nicht gekommen war. Aber anscheinend hatten sie mich entdeckt und mir eine Nachricht geschickt. Ich brauchte gar nicht erst nachzusehen um zu wissen, was diese Nachricht für einen Preis hatte. Ich wusste es so schon.
Ich schloss den Wandschrank, riss mir den Mantel vom Leib und zog meine Alltagsklamotten an, zerrte alles, was ich auf die Schnelle finden konnte aus den Schränken und packte es in eine große schwarze Reisetasche.
Ich rannte in mein Arbeitszimmer und drückte den Knopf, den ich schon so oft drücken musste. Hinter mir öffnete sich eine kleine Spalte, die in die Wand eingelassen war. Dort gab ich nun meinen Sicherheitscode ein.
Es war inzwischen völlig sinnlos geworden diese Sicherheitsvorkehrung zu besitzen, da man sehen konnte welche Tasten öfters gedrückt wurden. Es waren Abnutzungserscheinungen zu erkennen und die Reihenfolge war klar, wenn man die Zahlen kannte.
17.08.2077, so lautete der Code, Ich glaubte, dass ich an diesem Tag sterben würde, oder sonst etwas Schreckliches mit mir oder der gesamten Welt geschehen würde.
So etwas in dich Art träumte ich schon seit meinem Sieg über seinen Bruder vor langer Zeit. Damals hatte ich die Welt zum ersten Mal gerettet, nun war das Routine für mich, aber damals musste ich erst lernen, wie man der Held ist und was noch schwieriger war, ich musste lernen, wie man unerkannt bleibt, der stille Held.
Zu viele Opfer hatte es gekostet, als die Welt mein Gesicht kannte.
Ich hatte Jahrhunderte gebraucht um Bescheidenheit zu lernen. Es hatte mich meinen damals besten Freund gekostet, all meine Kräfte und fast mein eigenes Leben, das einzige was ich aus der Zeit behalten hatte war ein kleiner Rest an Unsterblichkeit, die sich lediglich auf das Altern beschränkte.
Mein Körper war gefangen im Alter von 32 Jahren und doch sah man mir an, dass ich schon seit Jahrtausenden leben musste.
Die Wand klappte zurück und entblößte eine riesige Sammlung an verschiedensten Waffen.
Ich nahm mir eine Katana aus reinem Silber, eine Machete aus schwarzem Metall von einem Asteroiden, der mich einmal beinahe umgebracht hätte, eine schwarze 9 Millimeter mit Schalldämpfer, ein Sturmgewehr und einen Aufsatz dafür, um damit auch auf lange Distanzen zu treffen.
Ich legte sie oben auf meine Kleidung in die Tasche und machte den Reißverschluss zu. Ich schnallte mir die Tasche auf den Rücken, was sehr unbequem und sehr unhandlich war, besonders weil die Waffen in meinen Rücken drückten.
Meine Schritte bewegten sich auf das Schlafzimmer zu. Mein Blick war die ganze Zeit gesenkt gewesen, und er hob sich auch jetzt nicht. Eine Träne rollte über meine Wange und fiel wie in Zeitlupe zu Boden.
Etwas, was schon lange nicht mehr geschehen war.
Ich hatte nun den Mut um mir das Werk des Mörders genauer anzusehen. Ich ging langsam und ruhig auf die Leiche meiner Frau zu und drehte sie sanft auf den Rücken.
"Sieht sieht aus als ob sie schlafen würde." Fuhr mir durch die Gedanken, als ich auf sie blickte, ich hatte schon viele Leichen gesehen, doch nie hatte eine auch nur annähernd solch eine Ruhe ausgestrahlt wie diese.
Es sah fast so aus als ob sie glücklich wäre, über das was ihr passiert war. Sie war makellos schön wie immer, wenn man einmal von der großen Wunde an ihrem Kopf absah. Man hatte sie erschlagen und zurück ins Bett gelegt.
Ich hob jetzt meinen Blick, welcher aus dem Fenster auf die belebte Straße fiel. Ich hatte nie an einem anderen Ort leben wollen, nirgendwo sonst hat ich jemals meinen Frieden gefunden und konnte mich so gut fallen lassen wie hier.
Hier hatte ich meinen Bruder damals besiegt, hier hatte ich vor der ersten großen Tragödie meines Lebens gewohnt und hier war sie auch geschehen, all meine Verwandten waren hier gestorben und nur hier fühlte ich mich ihnen Nahe.
Doch nun musste ich von diesem Ort weggehen. Musste verlassenen, was ich über alles liebte und was mir als einziges Frieden verschaffte. Ich hatte keine Zeit mehr für Frieden.
Ich senkte meinen Blick wieder und verließ das Zimmer. Ich wusste, dass es nötig war diesen Ort zu zerstören, ein weiteres Mal. Zum letzten Mal.
Ich nahm die Benzinkanister, die ich in der Küche lagerte und schüttete sie in meiner ganzen Wohnung aus, nahm mir mein Feuerzeug und zündete es.
Ich wollte gerade das Benzin anzünden, als ich bemerkte, dass ich meinen Stab vergessen hatte. Das einzige was ich damals behalten wollte, das dem Dämonen der Vergangenheit gehörte.
Er war aus einem schwarzen Stein geschmiedet und hatte in der Mitte einen langen roten Rubin, der, so schien es, alles Licht in kleinerem Radius um sich herum verschlang. Ich stellte ihn gegen die Wand neben der Tür und drehte mich um.
Die Sekunden vergingen für mich wie Jahre, ich ließ das Feuerzeug los und es fiel zu Boden, kurz bevor es auf kam blitze es kurz in der Sonne auf und man konnte den Glanz eines Gottes am Horizont erkennen.

Dann endete mein Traum immer, ich hatte keine Ahnung, was er bedeutete und ich wollte es auch nicht wissen. Alles was ich wollte war diese schreckliche Vision aus meinen Gedanken zu verbannen.
Ich könnte es nicht ertragen, wenn das, was ich seit einiger Zeit träumte, wahr werden würde.
Ich wusste nur, was ich dann machen würde, ich würde Rache üben und anschließend meiner Frau folgen.

Kapitel 6
"Nachteile und Vorurteile"
W
ir müssen weg, sofort, nehmt alles was ihr kriegen könnt und packt es auf den Karren!" sagte Sirvan,
"Jemand kommt, es sieht nicht so aus als ob er nur ein einfacher Reisender ist, los schnell!"
Sirvan stand aus seinem Schneidesitz auf, so geschmeidig, wie man es sich bei einem Menschen nur vorstellen konnte, an seinem Gesicht allerdings sah man, das es ihm starke Schmerzen kostete.
Er hatte seit Kurzem Probleme mit dem Rücken. Er zog sein Kurzschwert aus der Scheide und versuchte all unsere Sachen, die noch nicht auf dem Karren waren, mit der anderen Hand aufzuheben und in den Karren zu packen.
Ich beobachtete Sirvan kurz beim aufräumen und wunderte mich darüber, weshalb Sirvan sein Schwert immer in der linken Hand trug, wobei doch die rechte bekanntlich stärker war.
Ich hatte es öfters versucht, mit Links zu kämpfen, doch konnte ich nicht gezielt damit zuschlagen, es brauchte noch viel Übung und Sirvan wollte, dass ich lerne, mit beiden Händen zu kämpfen, falls mir mal eine abgeschlagen wird oder ich mit zwei Waffen kämpfte.
Jetzt erst realisierte ich die Situation in der wir uns befanden und bückte mich, um einige verschiedene Utensilien aufzuheben, welche wir noch weiterhin brauchten.
Selina war gerade erst im Wald verschwunden und würde wohl erst in mehreren Stunden wieder zurückkommen.
Sirvan war gerade dabei die Alchemie Zutaten und Geräte aufzuladen, als ich gerade damit fertig war, den Karren anzuspannen.
"Wir müssen los, den Rest lassen wir hier! Selina wird uns schon finden, wir können nicht auf sie warten."
Rief Sirvan und sprang vorne auf den Wagen. Ich saß schon da mit den Zügeln in der Hand.
Ich gab Sirvan die Zügel des Esels, welcher sie ihm förmlich aus der Hand riss, und sofort als er sie in der Hand hatte so nutzte, dass der Esel gleichzeitig aufwachte und los lief, so schnell er konnte, was mit dem Gewicht, welches er ziehen musste nicht allzu einfach war.
Kurz nachdem wir losgefahren waren sahen wir eine schwarze Gestalt von hinten auf sie zureiten.
"Scheiße, hätten wir doch nur Pferde anstelle dieses dummen Esels!" meckerte ich, anscheinend hatte der Esel mich verstanden und fing an langsamer zu gehen.
Sirvan fing an einen Spruch zu murmeln und der Esel verschwomm langsam und seine Figur löste sich allmählich auf.Als er fast verschwunden war, wuren seine Koturen wieder schärfer und anstelle des Esels zogen nun zwei Pferde den Karren. Vor ihm war der Karren, mit den beiden Personen, die er suchen sollte, den Grund dafür kannte er nicht, aber er war ihm auch egal, er bekam sein Geld für die zwei und das genügte ihm.
Anscheinend waren sie aber sehr begabt, gerade eben hatte noch ein Eseln den Karren langsam hinter sich her gezogen, doch nun rannten zwei schwarze Rappen vor dem Karren.
Sein weißes Pferd war das schnellste, das er je gesehen hatte. Es musste für die beiden wirklich ein schrecklicher Anblick sein, von einer schwarzen Gestalt mit einem riesigen wehenden Mantel gejagt zu werden, der auf einem weißen Schimmel hinter ihnen her ritt.
Er war nur einhundert Meter von ihnen entfernt und konnte sie fast schon riechen.
Er bewegte sich immer näher an sie heran, bis er direkt neben ihnen war und ihre Gesichter ansah, derJjüngere der beiden zielte mit einem Bogen zwischen seine Augen und der andere, er war um die fünfzig, hielt die Zügel in der Hand und konzentrierte sich darauf, nicht vom Weg ab zukommen.
Er ließ sein Pferd langsamer werden um die beiden nicht zu überholen und angreifen zu können. Genau als er ihre Geschwindigkeit hatte sah er dem Jüngeren direkt in die Augen.

Ich ließ den angespannten Bogen los, der Pfeil schnellte von der Sehne geschoben nach vorne, sein Ziel war nur einen Meter von ihm entfernt, also hatte ich nicht viel Zeit gehabt richtig zu zielen, doch mein Können und ein wenig Magie brachten den Pfeil auf die richtige Bahn, während Sirvan kurz lächeln musste.
Wahrscheinlich hatte er nicht damit gerechnet, dass wir den Verfolger so einfach los werden würden.

Der Pfeil traf ihm mitten zwischen den Augen, jeder Mensch wäre nun einfach vom Pferd gefallen, doch er blieb einfach so sitzen wie bisher, das einzige was darauf hinwies, das ihn gerade ein Pfeil die Stirn durchbohrt hatte, war eine kurze Bewegung mit dem Kopf um den Druck auszugleichen.
Er nutzte diese Gelegenheit aber um von der Seite gegen den Karren der beiden Verfolgten zu treten, damit dieser vom Weg abkomme und es somit zu einem offenen Kampf kommen würde, den er, davon war er fest überzeugt, gewinnen würde.
Niemand hatte ihm bisher auch nur ein einziges Haar gekrümmt, nicht in all den Jahrhunderten seines so außergewöhnlichen Lebens.
Er dachte darüber nach, ob sein Auftraggeber sie unversehrt haben wollte oder nicht, da er einen gewissen Hunger verspürte, den er nie lange Zeit kontrollieren konnte.
Er sagte sich, dass sein Chef nicht gesagt hat wie lebend er sie abliefern sollte, doch wollte er auch nicht seine beste Einkommensquelle verlieren, deshalb entschloss er sich nur den Jungen einmal zu probieren, aber nicht zu viel von ihrem so kostbaren Blut zu nehmen, damit sie nicht verstarben oder gar auch zu Vampiren werden würden, was lästige Konkurrenz bedeuten würde, da die Kopfgeldjagd die einzige Beschäftigung für einen Vampir war, um an Geld zu kommen.
Es war wie ein Wunder für alle neuen Vampire, wenn sie erfuhren, dass dies der perfekte Job für sie wäre, sie müssten nie am Tage arbeiten, immer versteckt, unerkannt und sie hätten genügend Nahrung, da meistens die Gesuchten tot gewollt waren.
Und er hatte auch noch das Glück, dass er als junger Vampir das geheimnis kennen lernte, wie ein Vampir auch am Tage herumwandern kann.
Er hatte diesen Job nur angenommen, weil er das Geld brauchte, er hatte Schulden bei seinen Artgenossen, bei denen die ihm gezeigt hatten, wie man den Hunger, die Gier und das Verlangen nach Blut unterdrücken konnte.
Er hatte bei seinen Aufträgen auch öfters Vampire als Gegner gehabt, sie alle waren unvorsichtig gewesen und hatten versucht unter den Menschen zu leben, sie alle waren nicht für ein Leben mit ihrem früheren Wesen geschaffen.
Es gab immer den Hunger, alle die es versucht hatten sind früher oder später verbrannt oder geköpft worden. Die, die überlebt hatten, weil sie nicht ganz den Kopf verloren hatten oder noch einiges von ihnen verschont gewesen war, konnten sich fast vollständig regenerieren, trugen aber Narben davon, weswegen sie von den anderen gemieden wurden.
Er war einer von ihnen. Seit diesem Punkt hasste er die Menschen, sie hatten seine gütige Herrschaft nicht hinnehmen wollen und sich gegen ihn aufgelehnt.
Er war als der dunkle Graf oder auch Graf Dracula in die Geschichtsbücher eingegangen. Er wurde dort als grausames Wesen beschrieben, dass die Menschen alle versklavt und ermordet hätte, doch dem war nicht so, nur dieser verdammte Van Helsing war daran schuld gewesen, glücklicherweise war er schon tot.
Lästige Menschen, wenn die Vampire sie nicht als Nahrungsquelle nutzen müssten, dann hätten sie sie schon lange ausgerottet.
Kurz hatte er nicht aufgepasst und ein langer dicker Ast kam von vorne auf ihn zu. Er hatte ihn zu spät bemerkt und wurde nun fast von seinem Pferd gerissen, konnte sich aber noch gerade so im Sattel halten.

Unser Karren geriet durch einen einzigen Tritt so stark ins Schwanken, dass Sirvan in den Wald hinein lenken musste, um nicht umzukippen.
Er konnte ihn gerade noch so schnell anhalten, sodass wir nicht in einen Baum gefahren sind.
Wir sprangen sofort ab und zogen unsere Schwerter, ein Mensch hätte von dieser Vorstellung Angst bekommen, da unsere Bewegung völlig synchron ablief und wir beide den hasserfülltesten Gesichtsausdruck hatten, den man sich überhaupt nur vorstellen konnte.
Unser Verfolger sprang, nachdem er fast vom Pferd gefallen war, davon ab und kam völlig ohne abzufedern auf dem Boden auf.
Sein Pferd rannte in den Wald hinein, es wusste wohl was nun kommen würde und versteckte sich deswegen.
Ich konnte wegen meiner Position das Gesicht des Angreifers nicht erkennen, doch Sirvan sah sofort was er war.

Er kannte ihn aus einer Jugend, damals als er noch als Merlin bekannt gewesen war, damals hatte er ihn in der Armee der Magierin Morgan gesehen.
Unser Verfolger war ihr erster Offizier gewesen, wohl eher gezwungenermaßen als gewollt, da er sich am Ende gegen sie gewandt hatte und mit Sirvan zusammen ihren Untergang besiegelt hatte.
In den Geschichtsbüchern wurde er nicht erwähnt, da er nicht wollte, dass seine Person ein weiteres Mal beschrieben wurde. Damit die Existenz der Vampire ein Mythos bliebe, verzichtete er auf den Ruhm. Sie waren eine Zeit lang gute Freunde gewesen, bis er herausgefunden hat, dass Sirvan ein Nachfahre Van Helsings war, woraufhin er einfach verschwunden war.
"Nun, so sieht man sich also wieder, du hast dich aber gar nicht verändert, nun wie du an mir siehst, ich bin ein wenig gealtert.
Du kennst meinen neuen Schüler nicht, dass ist Johnathan!" sagte Sirvan in einem sehr freundschaft-lichen Ton.
Er war sich bewusst, dass am Ende dieser Begegnung nur noch einer von ihnen beiden auf der Erde sein Dasein fristen würde.
"Ich denke, du kennst seinen Bruder. Er müsste dein Arbeitgeber sein, wenn ich das so sagen darf?"
"Ja das könnte man so bezeichnen, und nein, ich hatte noch nicht die Ehre mit seiner Familie Bekanntschaft zu machen, jetzt wird mir auch klar, weswegen er euch haben will.
Es war nicht gerade schwer euch zu finden, da man nur der Spur aus abgeschlagenen Körperteilen folgen musste, die ihr hinterlassen habt.
Ich hätte erwartet, dass ihr in eurem langen Leben gelernt habt, dass man so etwas weg macht."
Erwiderte der ehemalige Graf mit einem überheb-lichen Unterton.
"Also, was wirst du nun machen? Uns umbringen kommt nicht in Frage und wir werden nicht einfach so mitkommen.
Wenn er dir keine Zeit gegeben hat, in der du uns holen sollst, dann wäre es praktischer, wenn du noch ein bis zwei Jahre warten würdest, dann kommen wir gerne darauf zurück."
Meinte Sirvan mit einem sehr herausfordernden Tonfall, welchen ich schon lange bei ihm vermisst hatte, wobei ich nicht sicher war, ob dieser jetzt auch angebracht war.
"Und was soll ich deiner Meinung nach den anderen erzählen, wenn sie mich fragen wo ihr Geld bleibt, ich schulde es ihnen schließlich schon seit mehreren tausend Jahren!" antwortete dieser mit demselben Unterton.
"Also, ich will jetzt erst mal wissen was hier los ist, Sirvan, wer ist das, warum ist er noch nicht tot und woher zum Himmel, kennst du ihn?" schrie ich, als ich genug gewartet hatte.
"Nun deine Schüler waren auch schon mal gehorsamer, doch wenn ich mich nicht recht erinnere, sind sie alle Böse geworden, wieso soll dieser anders sein?" Einige Zeit später hatte ich die Situation von den beiden erklärt bekommen und das normale Gespräch zwischen den beiden ging weiter.
Komische Personen diese Beiden, scheinbar sahen sie das hier mehr als ein Spiel an, als als blutigen Ernst, der es ja auch war.
"Also, wo waren wir gerade? Mein Gedächtnis ist nicht mehr das besten, ein wenig verständlich nach so langer Zeit." Fragte Sirvan, als wenn es nichts Ungewöhnliches an seinem Alter gab. "Sag mal wie nennst du dich jetzt eigentlich? Ich kenne dich noch als Aderlass, aber das ist ja lange her."
"Ich heiße nun Varmand Thororim, ich fand das ganz passend, etwas Skandinavisches zu nehmen, das unterstreicht meine Herkunft und meinen Akzent.
Aber genug mit diesem Gespräch, wir müssen das hier zu Ende bringen, die Sonne geht bald auf und ich kann zwar im Licht sein, aber wie du weißt bin ich dann immer ein wenig geschwächt."
"Nun gut, ich lasse meinen Schüler anfangen, ich denke, dass wenn du noch so kämpfst wie früher er kaum Probleme mit dir haben wird. Und ich hätte sowieso keine Chance. "
"Immer noch so übermütig wie damals, was deine Schüler angeht? Naja, ich werde dir schon zeigen, wie sehr du dich irrst." Ich machte mich zum Kampf bereit, zog mein Schwert und wiegte es vorsichtig in meinen Händen. Varmand nahm sein Schwert vom Rücken, mit einer Eleganz, die übermenschlich war.
"Er hatt echt kein Ahnung, glaubst du wirklich, dass er das hier schafft?"
Er schwang es locker mit einer Hand umher und stellte sich dann auf. Er bemerkte, dass der Pfeil ihm immer noch in der Stirn steckte und zog ihn mit einem Ruck heraus.
Eine Blutfontäne schoss mir entgegen, endete aber kurz vor meinen Füßen, sodass lediglich meine Schuhe ein wenig rot wurden.
Varmand warf den blutigen Pfeil auf den Boden und machte sich bereit, seine blutige Hand wischte er an seiner Schwertschneide ab und verteilte es vollkommen auf dem Schwert. Anscheinend wollte er mir damit Angst machen. Es funktionierte allerdings nicht, ich hatte selbst auch schon tödlich Wunden überstanden
"Falls ich dich verletze und du überleben solltest, wirst du wie ich zu einem Vampir, du solltest also vorsichtig sein! "
Ich hob mein Schwert über den Kopf und rannte auf Varmand zu, ich ließ es mit aller Kraft auf ihn hinunter sausen, wurde jedoch im letzten Moment von dem blutigen Schwert des Vampirs geblockt, welches mit einer solchen Leichtigkeit führte, dass selbst Sirvan staunen musste.
Mein Schwert prallte zurück, ich schwankte ein wenig nach hinten, bis ich mich wieder von der Überraschung des Könnens meines Gegners erholt hatte.
Der Kampf begann, Varmand schwang sein Schwert und schlug immer wieder zu. Zwar sahen seine Bewegungen eher locker aus, doch seine Schwerthiebe waren hart und erbarmunglos.
Ich aber war auch nicht ohne, jeden seiner Schläge konnte ich abwehren und selbst genauso oft angreifen wie er. Doch keiner von uns beiden konnte auch nur einen einzigen Schlag landen, wenn er sich nicht selbst getroffen werden würde.
Und wir beide wussten, dass bei einem Treffer keiner von uns mehr richtig kämpfen könnte. Ich fing jetzt an zu realisieren, dass ich hier nicht ohne Magie weiterkommen würde.
Ich konzentrierte mich, während Varmand mich leicht verspielt anlächelte. Er hatte es wohl auf ein magisches Duell angelegt. Im Gegensatz zu mir, war er nicht einmal leicht außer Atem gekommen. Ich dagegen hechelte shon ein wenig, auch wenn ich noch Stunden so weiter machen könnte.
Ich hatte nun meinen Mittelpunkt, die vollständige Ruhe gefunden und somit den ersten Schritt zur Astralform getan, mit welcher ich ohne seinen Körper durch die Welt wandeln konnte, wie ein allmächtiger Geist.
Ich verlor jedwede Wahrnehmung für meine Umwelt, alles um mich herum verschwand die Vögel wurden leiser, bis sie lautlos sangen, die Kälte verlor sich im Nichts, mein Sichtfeld wurde langsam schwarz ohne dass ich die Augen schloss, bis ich gar nichts mehr wahrnahm, selbst die Zeit schien nicht mehr zu vergehen.
Nun öffnete ich gedanklich die Augen und sah alles wie vorher, nur wir hinter einem blauen Schleier, da ich gerade in seinem Körper stand und meine blaue Aura-Flamme sah.
Ich dachte kurz darüber nach, wie ich ihn am besten angreifen sollte, er war ein vampir, also wäre das euer der Sonne die effektivste Wafe gegen ihn.
Ich schoss einen feuerball auf ihn, dem er nicht einmal auswich. Der Feuerball kam nicht bei ihm an, er zerplatze, als er Varmands Auraflamme berührte und veschwand.
Nie hatte ich gedacht, dass ich Varmand mit dem euerball wirklich verletzt hätte, das war nur ein Test gewesen, um zu sehen, wie stark mein Gegner war.
Doch dass hätte ich mir niemals träumen lassen. Er wars stark, dass ein Zauber, der hundert eifache Männer getötet hätte, ihn nicht einmal erreichen konnte.
Er grinste mich schlemisch an und lachte in sich hinein. Was hatteSirvan sich nur dabei gedacht, als er gesagt hatte, dass ich diesen übermächtigen Feind bekämpen, geschweigedenn besiegen konnte.
Aber ich hatte keine andere Wahl, wenn ich Varmand nicht aufhielt, wer sonst? Sirvan war schon lange nicht mehr in der Lage mich zu besiegen, die meiste Kraft nutzte er dazu, um seinen schon seit tausenden Jahren toten Körper am Leben zu erhalten.
Was für Mächte muss er früher gehabt haben, dass er Varmand nur mit einem Fingerschnippen besiegt hätte. Welche Abgründe von unendlicher Macht trenten mich von Varmand, und welche von dem, der mir am Ende gegenüber stehen würde.
Ich war ein Nichts im Vergleich zu diesen Göttern auf Erden, und nun stand einer von ihnen vor mir, als Gegner den es zu besiegen galt. Ich hatte ihm nichts entgegen zu setzten.
Ich konzentrierte mich, nahm all meine Macht zusammen, die mir zur Verügung stand, entzog slbst der Welt um mich herum ihre Kräfte, um auch nur annähernd an das heran zu reichen, was mein Feind ausstrahlte.
All diese Kraft sammelte ich in einem kleinen Punkt in meiner Handfläche, ein kleiner Ball von reiner Energie. Genug um drei der größten Städte au einmal auszulöschen.
Und ich warf ihn, ich wusste, dass es selbst wenn es ihn traf nicht viel ausrichten würde, doch hoffte ich, dass ich meinen Feind damit überrumpeln würde, um somit die Chance auf einen Schlag zu haben.
Es bestand kaum Hoffnung, dass mein Plan funktionierte.
Die Kugel flog los, die Welt um mich herum war wie in zeitlupe, doch ich bewegte mich in Windeseile. Ich riss mein Schwert empor, schrie und stürzte auf Varmand zu. Wenige Millimeter trenten mich und die Kugel vor mir.
Varmand duckte blickte überrascht und streckte die Hand zur Kugel aus, um sie aufzuhalten. Doch es war zu spät.

Der Junge war gut, dass musste man ihm lassen. Für einen Anfänger solche Macht zusammen zu bringen war hervorragend. Varmand war sichtlich erstaunt.
Doch hatte sein Ziel niemals eine Chance gehabt. Die Finte war gut gedacht gewesen. Nur hatte er seine Macht unterschätzt.

Ich stöhnte, wusste nihct genau was geschehen war. Das einzige, was ich wusste, dass ich gescheitert war. Ich spürte einen stechenden Schmerz in meiner Brust, die Welt um mich herum verschwamm und ich hörte alles nur noch als Schatten dessen, was es war.
Sirvan schrie ein lautes Nein, die Vögel schreckten auf und flogen davon. Für mich war es nur ein leises Flüstern.
Ich blickte an mir herunter und bemerkte, dass Varmands Hand in meiner Brust steckte, er hatte mir mein herz durchbohrt.
Die Welt verschwamm um mich herum und wurde schwarz. Mein ende war gekommen.

Ich stand vor meinem Haus, nichts ahnend ging ich zur Tür herein und legte meine Jacke ab.
Plötzlich bemerkte ich, dass meine Schwester von einer schwarzen Gestalt hochgehoben wurde.
Ich konnte mich nicht mehr bewegen und befand mich plötzlich an ein hölzernes Kreuz gekettet.
Überall an meinem Körper waren Schnittwunden, aus denen ununterbrochen Blut sickerte, doch ich bemerkte sie nicht.
Ich konnte nur daran denken, dass meine kleine Schwester vor mir gefangen gehalten wurde.
Jetzt lächelte die schwarze Gestalt zu mir und legte meine Schwester auf den Boden.
Sie konnte sich nicht bewegen, sie war von ihrer alles überschattenden Angst wie gelähmt.
Langsam zog die Gestalt ein langes dunkles Messer und legte es meiner Schwester gegen ihren Handrücken.
Ich konnte es spüren, ich teilte die Gefühle meiner Schwester und spürte den kalten Stahl auf meiner Haut.
Langsam, fast schon unmerklich schnitt der Fremde in das Fleisch meiner Schwester.
Sie schrie auf, ich schire auf.
Sie war immer noch gelähmt durch ihre Angst.
Er zog jetzt langsam mit dem Messer die Haut an ihrer Hand ab und lachte höhnisch.

Er folterte sie weiter, bis sie schließlich unter unvorstellbaren Schmerzen starb.
Er folterte und tötete auch meine Eltern und meine Tante, alles musste ich mit ansehen und bei allen spürte ich langsam das Leben aus ihren Körpern entweichen.
Es vergingen viele Stunden, Tage, Wochen, Jahre dieses unsäglichen Leids und ich hatte einfach nur noch sterben wollen.
Aber ich war schon tot.
All diese Zeit hatte ich meine Familie immer wieder sterben sehen müssen und ihr Leid geteilt.
Ich war kurz davor mich selbst aufzugeben, als die Welt um mich herum langsam zusammen brach.
Die Schwärze um mich herum zerfel in Splitter und stürzte in unendlliche Tiefen.
Der Folterbaum, an dem man meine Familie gefoltert und getötet hatte verlor immer mehr seiner blutigen Äste und brach zu tausenden kleinen Splittern.
Die Ketten an denen ich hing verrosteten und zerfielen zu braunem Staub, der in einem nicht vorhandenen Wind verging.
Ich stand im Nichts, fiel vor Anstrengung und Verzweiflung hin und kniete auf schwarzem Glas.
Vor mir tat sich ein rotes unheimliches Leuchten auf und eine Gestalt in einem roten Federmantel kam auf mich zugeschritten.
Die Person sah aus wie ich, ein roter Schein ging von ihr aus. Der rote Mantel aus Federn tanzte bei jedem Schritt der Person hin und her.
"Wer, wer bist du, was willst du von mir?" krächste ich mit letzter Kraft.
"Du bist am Ende deiner Kräfte, dein Leben ist beendet und deine Seele ist zerbrochen, ich kann dir helfen stärker zu werden, ich kann dir geben, wonach dein Herz schreit. Ich kann dir deine rache verschaffen."
"Was willst du dafür? Ich würde alles tun!"
"Ich will durch dich leben, ich bin es Leid nur zu existieren, nur zu sein, ohne einen tieferen Sinn. Lass mich ein Teil von dir werden, nicht so wie bisher, als ich nur Zuschauer war, ich will teilnehmen, ich will eigreien können."
"Gut, wenn ich bekomme, was ich will, dann werde ich dir deinen Wunsch erfüllen."

Ich stand aus meiner Hocke auf und schritt langsam auf den Fremden zu, der wenige Meter von mir entfernt war.
Er streckte seine Hand aus und ich nahm sie.
Ich verspürte ein grausames Brennen, als ich ihn berührte und der Fremde verschwand.
Die schwarze Welt um mich herum wandelte sich langsam in die, die ich kurz vor meinem Tode sah.
Kaum ein Augenblick war vergangen in dieser Welt, Varmands Hand steckte immer noch in meiner Brust, doch ich verspürte keinen Schmerz mehr.
Ein grausiges Lachen steig in mir auf, ich wusste nicht woher es kam, doch es war so unmenschlich wie mein Feind.
Meine Wut war unzügelbar, unaufhaltsam und erbarmungslos.
Ich riss mir Varmands Hand aus der Brust und trat einen Schritt zurück. Das Schwert in meiner rechten Hand warf ich weg, billiger Menschenschrott der nicht gut genug war, um von mir getragen zu werden.
Kurz konzentriete ich mich und ein schwarzes Schwert entstand in meiner Hand. In der mitte der Schneide war ein roter Stein eingearbeitet, der alles Licht innerhalb eines Meters einsog.
Ich sah mir meinen gegner genauer an und dachte darüber nach, ob er es wert war die Klinge meines Schwertes zu spüren.
Ich trat auf ihn zu, er stand wie paralysiert vor mir und starrte mich ungläubig an.
Er war es nicht wert, nein, er sollte ein anderes Schicksal bekommen. Er sollte mein Untertan werden, bestraft dadurch, dass er der Diener seines Feindes wird.
Ich legte die linke Hand auf Varmands Stirn.
Meine Hand wurde blau, fror ein und strahlte dunkles Licht ab.
Varmand schrie, ich lachte. Ich nahm meine Hand wieder weg und trat einen Schritt zurück.
Varmand sank auf die Knie, schreiend vor Schmerz, während sich auf seiner Stirn etwas einbrannte.
Es war ein Pentagram, ein fünfzackiger Ster aus fünf Strichen, mit einem Kreis darum und ein par Linien darin.
Mein Zeichen, das Zeichen des Azazel.
Ich sprach, und auch meine Worte schienen nicht von mir zu kommen, sie kamen aus weiter Ferne zu mir, und waren doch ein Teil meienr selbst.
"Du bist gesegnet, alter Vampir, ich habe dein unwürdiges Leben verschont und dir ein besseres geschenkt, von nun an sollt su mein Diener sein, mein Wort ausführen und meine rechte Hand sein.
Du, Varmand Thororim, bist von nun an nicht länger ein einfacher Attentäter, du bist viel mehr als das, und viel weniger. Dein einziger Herr bin ich und du sollst mir auf ewig dienen. Dafür werde ich dich unter meinen Schutz nehmen und du wirst stärker werden, als alle deiner Art.
Du bist jetzt der Diener des Azazel, Anführer der Höllenarmee und Hüter des Todes."

Kapitel 7
"Der Engel in mir"
Selina spürte, dass ich nicht mehr dort war, wo sie mich verlassen hatte. Unsere Verbindung war das Einzige, was ihr sagte, wie sie mich finden würde.
Wieder einmal dankbar dafür, dass sie und ich seelenverwandt waren lief sie gehetzt in meine Richtung, die beiden Waldgeister auf ihren Schultern.
Sie war besorgt, einige Minuten lang hatte sie mich seelisch schreien hören und wäre an den schmerzen, die sie erspürt hatte fast zerbrochen.
Kurz darauf hatte sie gespürt, wie eine unzügelbare Wut in ihr aufgestiegen war. Danach, seit ein paar Minuten schon spürte sie nichts mehr.
Selina wusste, dass ich nicht tot war, sie hätte es sofort gewusst. Wenn das geschehen würde, dachte sie, so würde sie wohl vor Trauer sterben, um im Tode mit mir vereint zu sein.
Auch wenn sie einen Hauch von Tod in mir gespürt hatte, es war so kurz und so schwach gewesen, dass ich nicht hatte tot sein können, doch war ich kurz von dieser Welt getrennt gewesen.
Sie war nur noch wenige Schritte von uns entfernt und blieb hinter einem Gebüsch versteckt stehen. Sie wollte sicher sein, dass sie nicht in eine Falle lief.
Sie sah mich auf dem Karren liegen und Sirvan stand daneben. Etwas weiter entfernt lag eine Person auf dem Boden, ein kalter grausamer Schatten schien über ihm zu liegen.
Sie war Selina nicht geheuer.

Sirvan hörte auf zu schreien, ich sank erschöpt zu Boden und Varmand kippte unbeweglich um.
"Was ist gerade geschehen?" keuche ich ungläubig, all die Macht, die ich gerade noch verspürt hatte war wieder weg und in mir herrschte eine absolute Leere.
"Ich habe nicht die geringste Anhnung." stammelte Srivan geschockt und eilte zu mir, um mir beim aufstehen zu helfen.
Er trug mich zum Karren und legte mich hinten auf eine freie Fläche, damit ich mich ausruhen konnte.
"Du solltest dich jetzt erst einmal schlafen legen, ich rufe Selina zu uns, damit sie deine Wunde pflegen kann."
Die Wunde, ich hatte se ganz vergessen. Auch wenn ich gewonnen hatte, ich war doch dem Tode geweiht, mit durchbohrtem Herzen konnte selbst ich nicht weiter leben.
Ich fasste mir mit schmerzenden Armen an die Brust, ich tastete die Stelle ab, an der Varmand mein Herz durchbohrt hatte. Doch da war nichts.
Das faustgroße Loch in meiner Brust war nicht mehr. Ich ertwastete gesunde Haut, sie war nicht mal mit Blut beschmiert.
Doch mein Hemd war voller Blut, und es hatte genau an der Stelle ein Loch. Er hatte mich getötet, wie konnte ich noch leben? Wieso ist die Wunde so schnell verheilt?
Ich wollte gerade etwas zu Sirvan sagen, als mir ein schrecklicher Schmerz durch die Brust fuhr und mir das Bewustsein raubte.

Selina kletterte auf den Karren und kniete sich plötzlich neben mich, Sirvan wusste nicht, woher sie gekommen war, war aber beruhigt zu sehen, dass ihr nichts zugestoßen war.
Er ließ von mir ab und ließ Selina mich in ihre Arme schließen. Er wollte sie nicht dabei stören, wie sie mich langsam wieder in diese Welt herüber zog.
Anstelle dessen schritt er jetzt auf Varmand zu, der sich inzwischen hin gekniet hatte und sich die Hände vor sein Gesicht presste.
Sirvan bückte sich herunter und half ihm dabei aufzustehen. Er wusste, dass der Vampir in seinem jetzigen Zustand nicht in der Lage war, auch nur einer Fliege ein Haar zu krümmen.
Varmand sah Sirvan verängstigt ins Gesicht.
Seine schwarzen Augen, die sonst so ausdruckvoll waren, schienen nun völlig verunsichert und ließen keinen Zweifel daran, dass er gerade die schrecklichste Niederlage seines Lebens erlebt hatte.
Varmand hatte auf seiner Stirn das Siegel des Azazel eingebrannt.
Sirvan wollte Varmand gerade befragen, als dieser geschwächt zu Boden sank und sich nicht mehr regte.

Als ich wieder aufwachte lag ich immernoch hinten auf dem Karren. Selina hatte meinen Kopf in ihren Schoß gelegt und streichelte mir meine Stirn.
Ich öffnete die Augen und blickte in Selinas besorgtes Gesicht. Sie war den Tränen nahe und ihre Lippen zitterten.
"Ich habe es gefühlt, den Schmerz indeiner Brust, wie er dein Herz durchbohrt hat. Wie du gelitten hast, deine letzten gedanken waren an mich.
Dann habe ich gespürt, wie du gestorben bist. Johnathan, du warst tot, und jetzt bist du auch tot, ich spüre es.
Ch spüre die Kälte in deinen Gliedern, spüre dass dein Herz nicht mehr schlägt und spüre, dass etwas Böses in dir ist.
Was hast du nur getan, was ist geschehen, dass du lebst ohne zu atmen?"
Sie weinte los und drückte ihr gesicht so stark an meine Brust, dass mir die Luft wegblieb. Erst jetzt merkte ich, dass ich gar nicht atemete.
Ich sprang auf und schlug Selina fast schon mit meinem Ellenbogen ins Gesicht. Ich schaute mich um, wo war Sirvan, er würde wissen, was mit mir geschehen war.
Dort war er, neben an einem Baum, über Varmand gelehnt, der reglos am Boden lag.
Ich rannte zu ihm und fragte völligverwirrt, was geschehen war.
"Ich freue mich, dass du nichttot bist, auch wenn ich nicht recht weiß, wie man deinen Zustad beschreiben soll. Untot trifft es nicht, du bist kein Zombie, ein Vampir auch nicht, und jede andere untote Kreatur erkennnt man sofort.
Und was das angeht, was vorgestern passierte, ich habe keine Ahnung, was geschehen ist. So etwas habe ich noch nie gesehen.
Es sieht so aus, als wär eine viel größere Macht in dir, als ich annahm. Was ist das letzte, an das du dich erinnern kannst?"
"Ich war an einem eigenartigen Ort.Der Boden war aus schwarzem Gas und auch der Hime war schwarz.
Und ich wurde gefolltert, mehrere Jahre lang. Dann irgendwann, als ich kurz davor war mich selbst aufzugeben kam eine Gestalt auf mich zu.
Das Wesen ssah aus wie ich und nannte sich Azazel. Er sagte, er würde mir helfen stärker zu werden und das einzige was ich tun müsste wäre ihm eine Verbindung zu dieser Welt zu sein.
Ich glaube, ich habe sein Angebot angenommen. Dannach war ich wieder hier, als wäre keine Zeit vergangen. Und das was dann geschah habt ihr ja auch gesehen.
Aber es schien mir so, als sei ich nurein Beobachter in meinem eigenem Körper gewesen. Etwas anderes hat ihn bewegt nicht ich."
"Es scheint so, als hättest du gerade einen Vertrag mit deinem Schutzengel abgeschlossen. Die Geschichte habee ich schon öfters gehört, aber bisher war die Person anschließend nur wieder am Leben, mehr nicht.

Das du jetzt um so vieles stärker bist ist unglaublich. Anscheinend ist Azazel mehr als nur dein Schutzengel."
"Er war sein Begleiter." Keuchte Varmand, der gerade aufgewacht war.
Sirvan und ich starrten ihn fassungslos an.
"Azazel war dein Begleier, wenn ein Engel und ein Mensch aneinander gebunden sind, weil sich ihre Seelen so ähneln, wie die euren, dann muss der Engel auf ewig diese Person begleiten und ihr im Leben beistehen.
Azazel ist aber schon lange kein Engel mehr. Er war der erste der Engel, der den Himmel verließ, er fiel nicht, er hat sozusagen gekündigt.
Damit ist er auch kein richtiger Dämon, sondern ein Zwischenwesen. Halb Engel, halb Teufel.
Er kann diese Welt nicht betreten. Deswegen hat er dir das Angebot gemacht, um durch dich auf diese Welt zu gelangen."
Varmand setztesich langsam hin, Sirvan half ihm dabei. Er verzog schmerzhaft das Gesicht, als er sich an den Baum lehnte.
"Und als du durch meine Hand gestorben bist kamst du in die Hölle.
Ich weiß nicht wieso du dort hin kamst, aber Azazel hatdich dort in deinem schwächsten Moment gefunden und dir dann das Angebot gemacht, dass er durch dich in dieser Welt leben kann.
Du bist sozusagen sein Avatar in dieser Welt. Und als du tot warst, da hat er die Kontrolle übernommen und durch seine Macht mich zu seinem Diener gemacht.
Zwar ist Azazel jetzt wieder in der Hölle, aber er kann immer dann in diese Welt, wenn dein Geist gerade schwach wird.
Er hat auch seine Macht mitgenommen, doch jedes Mal, wenn er die Kontrolle übernimmt, bleibt ein wenig mehr seiner Macht in dir zurück."
"Das beantwortet so einige meiner Fragen, aber wieso muss ich nicht atmen?"
"Das wird bald wieder vergehen. Dadurch, dass ein unstrebliches Wesen die Kontrolle über deinen Körper hatte passt dein Körper sich dem Wesen an.
Wenn dann dein wahrer Geist wieder allein da ist, dann muss dein Körper sich erst einmal wieder darauf einstellen.
Und falls du dich fragen solltest, woher ich das alles weiß, dadurch, dass ich zu Azazels Diener gemacht wurde, habe ich auch alles erfahren, was du wissen sollst, damit ich dir das mitteilen kann.
Denn auch wenn du und Azazel jetzt verbunden seid, direkt mit dir sprechen kann er noch nicht. Dafür seid ihr erst zu kurz verbunden."
Ich schaute geschock auf Varmand, was hatte ich nur getan, ich hatte meine Seele verkauft und wurde von einem bösen Wesen beeinflusst.
Mein Blick wanderte zu Sirvan, auch er schaute entgeistert drein.
"Du sagst also, dass Johnathan einen unglaublich mächtigen Verbündeten gewonnen hat?"
Meine Welt zerbrach erneut, als ich diese Worte aus Sirvans Mund hörte. Mir klappte die Kinnlade herunter und ich starrte ihn sprachlos an.
"Einen Verbündeten würde ich ihn nicht nennen, Azazel ist niemandem treu, er macht nur Dinge für sich selbst, ihr solltet nicht darauf vertrauen, seine Hilfe zu erlangen."
"Aber er wird Johnathan am Leben halten, denn ohne ihn verliert er seine Verbindung zu dieser Welt."
"So ist es."
Sirvan wandte sich jetzt an mich. Als er sah, dass ich ihn mit offenem Mund anstarrte drückte er mir mit einer Hand den Mund zu und schüttelte leict den Kopf.
"Zwar hast du jetzt eine noch schwerere Bürde zu tragen als zuvor, doch ist es so, dass dichdiese Verbindung stärkt.
Und wir brauchen alle Stärke die wir kriegen können, koste es was es wolle."

Die Zeit stand völlig entsetzt vor ihrem Monitor. Sie hatte gerade miterlebt, wie der Engel, der für Gott in dieser Wette spielte, die Regeln gebrochen hatte.
Dass er noch lebte bedeutete, dass niemand sonst davon wusste. Würde Gott davon erfahren, dann würde er sofort sterben und bei Satan wäre das nichts anderes.
Was sollte sie jetzt tun, sie wusste es nicht. Sollte sie Gott davon berichten und das Leben des jungen Mannes beenden, der ihr in der letzten Zeit so ans Herz gewachsen war?
Nein, das konnte sie nicht, sie konnte mich nicht sterben lassen, nur weil ein Engel nicht nach den Regeln spielte.
Wenn sie den Dämon in meinem Bruder wecken würde, dann würde das Spiel wieder ausgeglichen sein und beide würden leben, doch wie sollte sie das schaffen?
Die Zeit war knapp, denn bald würde Gott nachsehen, ob alles beim Rechten war und würde sehen, was geschehen war.

Erst am frühen Morgen wachte ich wieder auf. Ich wusste nicht genau, wie lange ich weg gewesen war.
Ich fand mich in den Armen meiner Geliebten wieder und wusste, dass es für mich nie etwas Schöneres geben würde.
Als sie bemerkte, dass ich aufgewacht bin, lächelte sie mich erfreut an. Zart fuhr sie die Linien auf meiner Schulter entlang.
Selina musste sie unglaublich anziehend finden, so wie sie gerade darauf sah.
Ich lächelte ihr ins Gesicht. "Entschuldige, dass ich dich einfach so allein gelassen habe, es ging nicht anders. Wenn…"
"Ich weiß, wenn du gekonnt hättest, hättest du mich geholt, du würdest es mir nie antun, wenn es nicht notwendig wäre.
Deswegen bin ich auch nicht böse auf dich, obwohl ich es eigentlich sein sollte, so einen gefährlichen Kampf solltest du nicht ohne mich austragen.
Du weißt doch, dass du ohne mich hilflos bist, wie ein kleines Kind!" scherzte sie.
"Deswegen bin ich ja bei dir!"
"Und warum noch?"
"Wie, da gibst es noch andere Gründe, also das ist mir neu, könntest du mir das bitte noch einmal sagen, du weißt, mein Gedächtnis ist schlecht."
"Also, es ist so, wir beide sind verlobt, ich liebe dich und du liebst mich, fällt es dir jetzt wieder ein?"
"Ja, ich glaube da war mal so etwas in der Art, aber ich muss wissen ob du auch die Wahrheit sagst, könntest du mir das Mal beweisen?"
Als Antwort küsste sie mich lange und liebevoll auf den Mund. Ich spürte, dass sie solche kleinen Spielereien zwar kindisch, aber dennoch amüsant fand.
Als sie ihren Kopf wieder hob setzte sie ein erfülltes Lächeln auf.
"Du bist alles, was ich jemals wollte" flüsterte sie gegen den Wind, der ihre Worte hinaus in die Welt trug. In ihren Augen standen Tränen des Glückes, wie man sie sonst nur bei kleinen Kindern sah.
"Und du bist alles, was ich zum Leben brauche. Die Erfüllung all meiner Träume!"
"Sag bloß, ich war auch schon in deinen Träumen, bevor du dich in mich verliebt hast."
"Du warst schon mein Traum, bevor ich dich zum ersten Mal sah!" erwiderte ich.
Unglaublicher Weise war das sogar die Wahrheit, als ich sie mit sechs Jahren zum ersten Mal gesehen hatte, schoss mir der Gedanke durch den Kopf, dass ich Selina irgendwann einmal heiraten würde.
Und schon zuvor hatte ich ihr Gesicht oft in meinen Träumen gesehen. Der deutlichste Traum der mir in erinnerung geblieben war, war unsere Hochzeit gewesen.
Wir waren für einander geschaffen worden, dessen war ich mir sicher.

Selina streichelte mein Haar, sie konnte das Gewicht meines Kopfes auf ihren Beinen spüren und mein schlagendes Herz unter ihrer linken Hand. Gestern Abend hatten alle meine normalen Körperfunktionen wieder eingesetzt.
Sie fühlte sich unglaublich wohl, als sie bemerkte, dass dieser sich mein Herzschlag beschleunigte.
Selina kannte den Grund dafür, sie wusste, dass ich mir gerade vorstellte, wie ich sie zum ersten Mal gesehen hatte.

Es war ein wunderbarer Tag gewesen, Selina und ihre Mutter gingen gerade über den Marktplatz. Ihre Mutter kaufte hie und da etwas ein und suchte die Gruppe von Frauen, mit denen sie immer plauderte.
Als sie sie gefunden hatte begrüßte sie die Runde und stieg in ihr Gespräch mit ein.
Selina hatte keine Lust bei den Frauen zu stehen und sich Dinge anzuhören, die sie nicht verstand. Viel lieber wollte sie mit dem Mädchen, dass an der Hand einer der Frauen aus der Runde stand, spielen.
"Mami, dürfen ich und Taja zusammen spielen?"
Teja war ein drei Jahre altes Mädchen, sie war eine gute Freundin von Selina und hatte einen großen Bruder, den Selina noch nie gesehen hatte.
"Nein mein Schatz, nicht hier, hier ist es zu gefährlich, aber wenn du möchtest, dann können wir Taja ja Mal besuchen, dann lernst du auch mal ihren Bruder kennen.
Ich hoffe du hast nichts dagegen Talida, Selina würde sich darüber sehr freuen."
"Nein, es ist in Ordnung, mein Mann meckert sowieso, dass wir nie Besuch haben, es wäre schön, wenn ihr kommen würdet!
Na, was hallst du davon Taja? Dann lernt sie Johnathan kennen."
"Oh ja, das wäre ganz toll!" rief das kleine Mädchen aus. Sie freute sich so sehr, dass sie die ganze Zeit, in der die Frauen wieder tratschten umher hüpfte.

"Naja, dann müssen wir auch wieder weg, es war schön euch wieder zu sehen, ich hoffe wir können das Mal wieder machen!" sagte meine Mutter, jeden Samstag verabredeten sich die Frauen zum Reden auf dem Markt, und jedes Mal trafen sie sich und tratschten über das Neueste aus der Stadt.
So war das immer schon gewesen, die Mütter nahmen ihre Töchter dazu mit und die trafen sich auch dann noch, wenn ihre Mütter schon zu alt waren.
Und jedes Mal schimpften die Männer über diese schreckliche Angewohnheit.

Später am Tag waren Selina und ihre Mutter auch schon auf dem Weg zu Taja und ihrem Bruder Johnathan. Selina mochte den Namen, er klang anders als die anderen Namen. Sie mochte keine Olafs oder Peters, nein, Johnathans, die konnte sie leiden.
Ihre Mutter hatte sie fest bei der Hand genommen und ging zügig voran.
Selina fiel es schwer mit ihrer Mutter Schritt zu halten, doch sie wusste, dass, wenn sie schnell ging, sie auch mehr Zeit zum spielen hatte.
Auch freute sich Selina darüber, dass ihre Mutter sie endlich mal mitnahm, wenn sie sonst die Stadt verließ sagte sie normalerweise, dass Selina zu klein sei.
Nicht darauf achtend, wo sie hin ging, starrte Selina in den Himmel.
Es flogen vereinzelt Vögel über den so ungewöhnlich klaren Himmel. Nur weit in der Ferne waren vereinzelt die Großen Wattebauschen, die ihre Mutter Wolken nannte.
Sie mochte es nicht, wenn sie etwas nicht so nennen dürfte, wie sie wollte.
Die Namen, die den Dingen gegeben wurden gefielen ihr nicht, sie klangen so unecht.
Selina bemerkt zwei Krähen, die im Himmel miteinander tanzten. Das war einer der wenigen Namen, en sie mochte, das krächzen von Krähen hörte sich wirklich nach einam Kräh an.
Ihre Mutter hatte immer gesagt, dass die Krähen böse Vögel seien und sie nicht zu ihnen gehen sollte.
Selina aber mochte die Krähen, sie fand sie schön, so schwarz sie waren, so weiß muss doch auch ihre Seele sein, dachte sie über diese Vögel.
Sie konnte nicht verstehen, warum ihre Mutter nicht wollte, dass sie Krähen mochte.
Sie wandt den Blick wieder nach vorne. Doch sie fand die unbefestigte Straße nicht interessant genug, also ließ sie ihren Blick schweifen.
Neben sich konnte sie eine große Wiese sehen, auf der ein paar Kühe grasten. Die Kühe fand sie schon lustiger, aber nicht lustig genug, um sie lange bei Laune zu halten.
Kurz bevor sie und ihre Mutter das Haus von Taja erreicht hatte, entdeckte sie einen Hasen, der gerade in seinen bau schlüpfte.
Fasziniert schaute sie in die Richtung, in der der Hase im Boden abgetaucht war. Das wollte sie unbedingt Taja sagen, also merkte sie sich die Stelle, wo der Bau des Hasen war.

Selina und ihre Mutter waren spät dran. Meine Mutter hatte mir erzählt, dass eine Freundin meiner Schwester Taja heute kommen sollte und sie in meinem Alter war.
Ich hoffte, dass sie nicht so komisch wie die Mädchen in unserer Siedlung war. Die wollten immer Familie spielen und das gefiel mir gar nicht.
Als es an der Tür klopfte sprang Taja wie von der Biene gestochen auf und rannte los.
Meine Mutter Talida war trotzdem vor ihr an der Tür und öffnete sie.
Als Taja Selina erblickte sprang sie ihr in die Arme, als wenn sie sie seit Jahren nicht gesehen hätte. Selina und Taja lachten herzhaft.
Selinas Lachen, es war das Schönste, was ich je gehört hatte. Auch das Mädchen, dass da jetzt in der Tür stand und zu dem dieses Lachen gehörte war wundervoll.
Mir wurde warm ums Herz und rot im Gesicht. Als sie mich erblickte lächelte sie mir zu und wurde ein wenig rot im Gesicht. Ich lächelte verlegen zurück.
Schüchtern stand ich auf und ging zu ihr um sie und ihre Mutter zu begrüßen und mich vorzustellen.
"Hallo, ich bin Johnathan, und wie heißt du?" fragte ich sie, obwohl ich es wusste, wollte ich ihren Namen von ihr selbst hören.
"Ich heiße Selina, du hast aber einen lustigen Namen!"
Gemeinsam fingen wir an zu lachen, alle lachten. Wir wussten nicht was so witzig war, aber wir lachten.
Nach kurzer Zeit waren wir raus gegangen um verstecken zu spielen. Ich freute mich, dass ich nicht Familie spielen musste, Selina war anders als die anderen Mädchen.
Den ganzen Tag über spielten wir, entdeckten unsere Umwelt.
Selina und ich mussten uns einmal vor Taja verstecken und es dauerte lange, bis sie und beide gefunden hatten. Die ganze Zeit mussten wir in unserem Versteck lachen und beschlossen, dass das ab jetzt unser Ort sei, an dem wir spielen würden.

"Weißt du noch, damals als wir noch klein waren, unser geheimer Ort?" fragte ich sie leise in ihr Ohr.
"Ja, wie könnte ich das nur vergessen, Taja hatte stundenlang gebraucht um uns zu finden und das immer wieder. Ich glaube, das der Ort nur für uns da war, nirgends sonst waren wir so geborgen gewesen."
Tränen stiegen mir in die Augen, als ich an Taja denken musste. Selina ging es anscheinend nicht anders.
Sie war ihre beste Freundin gewesen und nun war Taja fort.
"Sie wird in unseren Erinnerungen weiterleben." Flüsterte Selina mir leise ins Ohr. Ihre Finger fuhren mir sanft durch mein Haar und streichelten meine Brust.
Ich setzte mich auf und konnte das Wiederstreben, mich los zu lassen, in Selinas Geist wahrnehmen.
Ich kniete mich vor sie und drückte sie mit meinem Körper zu Boden.
Da lagen wir nun, ich auf ihr, beide auf dem Gras. Sie musste leise auflachen. Ich verspürte wie immer eine innere Ruhe, das war jedes Mal so, wenn ich sie lachen hörte.
Sanft küsste ich sie, während sie die Arme um mich schlang.
Gerade jetzt wurde es mir wieder bewusst, wie sehr ich sie liebte, wie sehr ich sie brauchte. Ohne sie hätte ich den Tod meiner Familie und besonders den meiner Schwester wohl nie verkraftet.
"Danke, danke für alles. Ohne dich hätte ich das alles nicht ausgehalten." Hauchte ich ihr sanft ins Gesicht. "Ich liebe dich, mein Herz!"
"Ich dich auch mein Engel."
Wir küssten uns noch einmal. Ein Schauer fuhr mir über den Rücken.
Selina spürte es auch, jemand war da, wir waren nicht mehr allein. Annabell kam aus einem kleinen Gebüsch heraus und lächelte uns vergnügt an. Zephir trat ihr hinterher und lächelte genauso.
"Stören wir euch?" fragte Annabell mit ihrer Stimme, die wie das Rascheln der Blätter klang.
Es war erstaunlich, aber ich konnte sie verstehen, auch ohne dass sie meine Begleiterin war. Selina konnte auch Zephir verstehen, der aber nie sonderlich viel sprach.
"Nein, ihr stört nicht, was möchtet ihr?"
"Wir wollten euch nur etwas Gesellschaft leisten. Da Sirvan immer noch versucht den Bann zu entfernen, den Azazel auf Varmand gesprochen hat, sind er und Varmand noch ein paar Stunden weg."
"Nun, eigentlich stört ihr schon ein wenig, ich war schließlich lange Zeit ohne Bewusstsein und jetzt muss ich mich erst einmal ausruhen." Warf ich ein.
Auch wenn ich nicht wusste, wie lange ich weg gewesen war, so musste es schon eine etwas längere Zeit gewesen sein, denn ich war unglaublich müde und wollte alleine mit Selina sein.
Sie musste gespürt haben, was ich wollte, denn sie nickte dem Waldgeist zu, der sich dann langsam zurückzog.
Als sie weg waren widmeten Selina und ich uns wieder unserem Liebespiel.
Ich streifte ihr langsam das Hemd hoch, das sie trug. Darunter spürte ich ihre unglaublich zarte Haut.
Sie bäumte ihren Körper auf und vergrub ihre Hände hinter meinem Rücken in meiner Hose.

Kapitel 8
"Die Flucht"
R
umael wachte nach einer langen durchzechten Nacht in einem fremden Bett auf. Er hatte Mal wieder vergessen, was er am Tag zuvor erlebt hatte.
Der Versuch sich zu erinnern machte keinen Sinn, dass sagte ihm die Erfahrung.
Seine Augenlieder weiteten sich schwerfällig, mit ermüdender Langsamkeit gaben sie den Blick auf seine Umgebung frei.
Es dauerte einige Sekunden, bis er sich an die ungewohnte Helligkeit gewöhnt hatte.
Noch länger dauerte es, bis er alles klar erkennen konnte, wenn man denn von klar sprechen durfte. In dem Zimmer, in dem er sich befand, stand der Rauch vom alten Kamin schon bis zu seinen Knien. Seine Augen brannten und fingen an zu tränen.
Rumael sah an sich hinunter, seine schwarze Lederhose war mit Schlamm bedeckt und seine schweren Lederstiefel sahen auch nicht besser aus. Aber ales konnte man noch mehr oder weniger gut säubern.
Zu seiner Erleichterung war sein schneeweißes Hemd immer noch schneeweiß und hob sich in makelloser Anmut vom Rest seiner sonst so ärmlichen Erscheinung ab.
Seinen schwarzen Wams fand er unter dem alten Kopfkissen auf dem er geschlafen hatte. Der Wams war auch mit Schlamm bespritzt, konnte aber mit etwas Mühe noch gerettet werden, was man von seinen Hut nicht behaupten konnte.
Er sah ihn kurz an, vergeisserte sich, ob er nicht doch noch tauglich war, und schmiss ihn mit resignierender Gewissheit weg.
Jetzt blickte er sich um und erkannte, dass er sich in einem mittelgroßen Raum befand, der anscheinend als Schlafsaal benutzt wurde.
Die Betten um ihn herum waren alle mit dreckigen Bettlern belegt, die sich anscheinend über ein warmes Bett freuten, selbst wenn es so dreckig war, wie diese.
Rumael fluchte, es war immer dasselbe mit seiner Sauferei. Immer legte er sich irgendwo schlafen, wo solches Gesocks hausierte.
Wahrscheinlich konnten sie seinem prallen Geldbeutel nicht wiederstanden haben. Seine Hand legte sich an die Stelle, wo immer sein Geldbeutel hing.
Zu Rumaels Überraschung befand sich der Geldbeutel an seinem angestammten Platz. Sollte er wirklich einmal Glück haben, fragte er sich.
Ein erleichterter Seufzer entfuhr ihm, es kam selten vor, dass die Menschen, die mit ihm in einem Raum schliefen die Nacht überlebten.
Wenn sein Geldbeutel weg war, dann tötete er meist alle Leute und durchsuchte dann ihre Taschen. Doch dieses Mal hatten sie Glück.
Rumael gefiel es nicht. Dass er so viele Menschen auf dem Gewissen hatte, doch auch diese unglaublich große Zahl war nichts dagegen, was er sonst schon gemacht hatte.
In dem Raum um ihn herum standen fünfzehn Betten, die alle genauso dreckig waren, wie die Personen, die darin schliefen.
Das Zimmer an sich war ziemlich herunter gekommen. Der Boden war voller Dreck, als hätte man ihn seit Monaten nicht mehr gesäubert und unter der Decke hingen fette Spinnennetze, deren Erbauer wahrscheinlich schon lange verhungert waren.
Überall um ihn herum lag Staub, die Bettdecke war vergilbt und sein Holzbett war an einer Stelle schon fast durchgebrochen.
Es war ein Wunder gewesen, dass es ihn ausgehalten hat. Ein verschmierter Spiegel hing an der Wand und nachdem Rumael sein Wams übergezogen hatte ging er dorthin um sich zu rasieren.
Allerdings musste er eststellen, dass man auf dem Spiegel nichts erkennen konnte. Er war über und über mit Dreck beschmiert. Und das dunkle Lich vom Kamin half auch nicht gerade. "Na dann muss ich wohl" flüsterte Rumael sich leise zu und nahm sein Wams, um den Spiegel abzuwischen.
Völlig angewidert von dem Gefühl, dass er beim Abwischen gehabt hatte schaute er auf die Stelle, an der er rumgewischt hatte. Viel hatte sich nicht verändert, doch es musste zum rasieren ausreichen.
Rumael blickte in ein vernarbtes Gesicht, ohne sie wäre er wohl als adliger durchgegangen, doch so, sah man, dass er nur Bauernabschaum war.
Auch wenn er einstmals in den großen Festsälen der Fürsten gespeißt hatte.
Auf eine Narbe war Rumael aber dennoch stolz, sie zog sich einmal von seinem linken Auge zu seiner rechten Wange hin.
Er hatte sie beim Kampf gegen seinen Erzfeind erhalten. Zum Ausgleich war sein Gegenüber von seinem Schwert durchbohrt worden.
An diesem Tag hatten sich Rumaels Rachegelüste gelegt und er wollte sich ein neues Leben aufbauen, doch nun waren die Freunde von Rumaels Feind hinter ihm her um ihn auszulöschen. Seine Rache hate ihm nur noch mehr geschadet.
Rumaels wandte seinen Blick nun zu seinen kurzen blonden Haaren. Sie standen zerzaust von seinem Kopf ab, als wollten sie in alle Richtungen entfliehen. Sie passten gut zu seinen bernsteinfarbenen Augen. Wegen seinen Augen hatte er schon öfters Schwierigkeiten gehabt, denn die Leute glaubten, dass eine wilde Bestie in ihm wohnte.
Damit hatten sie auch gar nicht so Unrecht.
Rumael wandte seinen Blick dem Ausgang entgegen, er hatte nicht genügend Zeit, um sich noch länger hier aufzuhalten. Auf der Flucht hatte man nie viel Zeit.

Er schlich sich ohne zu bezahlen aus dem Haus. Die Besitzer konnten sich freuen noch am Leben zu seien, für so etwas würde er doch nicht bezahlen.
In der finsteren Kälte angekommen starrte er kurz gen Mond. Dem Stand nach zu urteilen war es zwei bis drei Uhr.
Die Tür hinter sich schließend seufzte er. Rumael war schon wieder zu spät aufgestanden, er musste sich beeilen.
Er hatte nur noch bis zur folgenden Nacht Zeit um den Wald zu erreichen und somit dieses Land zu verlassen.
Die Zeit war knapp, seine Verfolger hatten ihm bis Vollmond Zeit gegeben, wenn er dann nicht außer Landes war, wäre er tot.
Sie selbst folgten ihm, er sah sie zwar nicht, doch spüren konnte er sie.
Es war Rumael, als wenn ihn der Teufel selbst auf den Versen wäre. So bösartig und machtvoll war sonst niemand.
Die Person, die ihn verfolgte hatte keinen Namen. Wenn man sie beschreiben sollte, dann würde man Wörter wie Schatten oder Dämon verwenden.
Sie schien wirklich ein Schatten zu sein, genauso schnell, listig und unsichtbar war sie. Selbst wenn sie direkt neben einem stehen würde, man würde sie nur sehen, wenn sie es auch wollte.
Und mächtig war sie, nichts konnte es mit ihr aufnehmen. Armeen hatte sie im Alleingang abgeschlachtet, ohne dass sie auch nur erschöpft gewesen war.
Rumael hatte sie zwar noch nie gesehen, aber er hatte viele Geschichten von ihr gehört, sie war all ihren Opfern immer einen Schritt voraus.
Rumael rannte los, in die Nacht hinein. Immer gen Westen und immer mit der Gewissheit, dass er nie allein war.

Den ganzen Tag über hatte Rumael keinen einzigen Menschen gesehen. Doch das ließ ihn nicht daran zweifeln, dass jemand bei ihm war.
Öfters fand er Fußspuren, die im Nichts endeten. Krähen flogen in seine Richtung und krähten ihn wütend an.
Rumael glaubte, dass sie seinen Weg frei hielt, er hatte sowieso nie genügend Zeit gehabt, es war ein Wunder, dass er so weit gekommen war.
Anscheinend beseitigte seine Häscherin alle Gefahren die ihm Zeit rauben könnten.
War sie etwa auf seiner Seite?
Es war dunkel geworden, kurz vor Sonnenuntergang. Rumael hatte nur noch wenige Minuten und der Wald war noch eine Viertelmeile entfernt.
Den Lauf beschleunigend ignorierte er die Schmerzen in seinen Beinen und die Erschöpfung, die sich in ihm breit machte.

Noch hundert Meter, dann wäre er in Sicherheit, doch in wenigen Sekunden würde die Sonne untergehen. Rumael trieb sich noch einmal an und versuchte seinen Lauf zu beschleunigen.
Noch fünf Meter bis zum Wald, doch es war schon dunkel.
Rumael spürte einen dumpfen Schlag auf dem Hinterkopf und flog nach vorne. Die Zeit verging wie in Zeitlupe, als er den Boden auf sich zu kommen sah.
"So endet es also." dachte Rumael, kurz bevor sein Kopf auf den harten Boden aufschlug.
Er blieb liegen, zu schwach um sich noch zu bewegen. Sein ganzer Körper schmerzte und fühlte sich taub an. Einige Zeit blieb er so liegen, in der Erwartung des nahen Todes. Doch es geschah nichts.

Ich fuhr erschrocken hoch. Etwas raschelte im Gebüsch neben mir und es hörte sich nicht nach einem kleinen Tier an.
Selina setzte sich langsam neben mir auf. Wie immer hatte sie neben mir geschlafen. Sirvan stand schon neben dem glimmenden Holzscheiten, die einst ein Feuer waren.
Er hatte sein Schwert gezogen und ging langsam auf das Gebüsch zu.
Ich stand auch auf. Mein Schwert aufhebend flüsterte ich Selina zu, dass ich sie liebe. Wir wussten alle, dass dies das letzte Mal sein könnte, um so etwas zu sagen.
Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch schritt ich auf das Gebüsch zu und stellte mich in Angriffshaltung davor auf.
Ein schmerzerfülltes Keuchen war dahinter zu hören und Sirvan schob die Äste vorsichtig beiseite.
Dahinter konnte ich einen zusammengebrochenen Mann erkennen.
Er war um die dreißig Jahre alt und hatte eine große Narbe in seinem Gesicht. Bewusstlos lag er hinter dem Gebüsch und blutete ein wenig aus dem Hinterkopf. Anscheinend hatte er einen harten Schlag abbekommen, aber nichts, was Selina nicht heilen konnte.
"Was machen wir mit ihm Sirvan?"
"Wir werden ihn heilen, fragen, warum er hier ist und wenn er Glück hat am Leben lassen." Es beunruhigte mich, dass Sirvan es so selbstverständlich aussprach, dass wir ihn vielleicht töten würden.
Ich fand mich mit dem Gedanken ab und zog den Fremden aus dem Gebüsch neben unser Lagerfeuer, welches Selina wieder neu entfacht hatte.
Seine ganze Kleidung war zerrissen. Nur ein makelloses weißes Hemd war noch zu gebrauchen.
Der schwarze Wams, den er Mann trug war schlammbespritzt und hatte einen langen Riss direkt über den Rücken.
Seine Lederhose war noch schmutziger und hatte ein großes Loch an seinem rechten Knie. Er musste hingefallen und auf einem Stein gelandet sein.
Selina legte behutsam ihre Hände über die Wunde am Kopf des Fremden, den Sirvan gerade im Gebüsch gefunden hatte.
Sie konzentrierte sich und ließ die Energie aus ihrer Hand fließen, die die Wunde heilen würde. Es dauerte nur wenige Sekunden, bis alles vollbracht war, doch Selina fühlte sich trotzdem erschöpft.
Die Verletzung war schlimmer gewesen, als sie angenommen hatte. Der Schädel des Fremden war an einer Stelle gebrochen gewesen und hatte das Gehirn leicht verletzt.
Wenn er noch eine Stunde länger da gelegen hätte, ohne dass die Verletzung geheilt worden wäre, wäre er gestorben.
Dieser Fremde hatte wirklich sehr viel Glück gehabt. Aber anscheinend war das auch das einzige Mal gewesen.
Das ganze Gesicht des Mannes war mit Narben überseht und sah stark mitgenommen aus.

Rumael öffnete schwach die Augen. Er erwartete, dass sein Kopf gleich wieder anfangen würde zu schmerzen, doch es geschah nichts.
Was war geschehen?
Er erinnerte sich daran, dass er benommen in den Wald hineingelaufen war, irgendwann hatte er dann ein Licht gesehen und sich mit letzter Kraft in dessen Richtung geschleppt.
Die Leute am Feuer mussten ihn gefunden haben, und geheilt, so wie es aussah.
Glücklich, dass er noch am Leben war und seine Flucht jetzt ein Ende hatte setzte Rumael sich auf und fasste sich an den Hinterkopf. Er erwartete einen Verband, doch er spürte nur seine Haare und die Kopfhaut. Nicht einmal eine Narbe war da.
Verwundert blickte Rumael sich um. Er sah einen älteren Mann auf sich zu kommen, der offenbar ein Reh auf den Schultern hatte.
Rumael stand auf und ging auf den Mann zu, er wollte sich dafür bedanken, dass man ihn geheilt hatte. Doch jetzt sah er, was der Mann dort wirklich auf den Schultern hatte. Es war kein Reh, sondern ein Mann, der wild um sich fuchtelte.
Erschrocken wich Rumael ein Stück zurück. Hatte er es hier mit Sklavenhändlern zu tun fragte er sich. So grimmig, wie der alte Mann schaute war das sehr wahrscheinlich.
Unerwarteterweise kam ich mit Selina im Arm von der Seite auf ihn zu. Ich schien nicht so schlecht gelaunt zu sein und lächelte freundlich.
"Varmand, hör auf damit! Du kannst nicht weg, sieh es endlich ein. Mir gefällt das genauso wenig wie dir, aber wir können die Bande nicht lösen!"
Abrupt hörte der Mann, der von dem alten getragen wurde auf zu strampeln. Ein wenig verängstigt und verwirrt ging Rumael auf mich zu.
"Hallo, ich heiße Rumael Lykos Anderson, aus dem Lande der Roma.
Ich wurde, nachdem ich eine unvorstellbare Gräultat rächte, ausgestoßen und für einen Mörder erklärt."
Er wusste nicht, wieso er das sagte, doch brachen diese Wörter aus ihm heraus.
"Guten Tag, mein Name ist Johnathan, Sohn der Toten. Dies hier ist meine Verlobte Selina Alvastochter. Der alte Mann dort ist mein Mentor Sirvan Lumagson und die Person auf seinen Schultern der Vampir Varmand Thororim."
"Er ist ein Vampir? Ich dachte Vampire sterben, wenn sie ins Tageslicht gelangen."
"In der Regel tun sie das auch, doch vor kurzem geschah uns ein Unfall, durch den seine Seele an mich gebunden wurde.
Jetzt kann er nur noch sterben, wenn ich es will. Aber da ich es nicht will, verbrennt er nicht und erleidet im Licht keine Schmerzen.
Aber nun zu dir, warum bist du hier und warum warst du so strak verwundet?"
"Ich bin hier, weil ich aus meinem Heimatland gejagt wurde. Wie gesagt habe ich Rache geübt, und wurde anschließend des Mordes verurteilt.
Man gab mir zwei Möglichkeiten, entweder, ich verließe bis zum Vollmond das Land oder ich würde sterben.
Kurz bevor ich den Wald erreicht und somit das Land verlassen hatte, war es Nacht geworden und ich wurde von meiner Häscherin niedergeschlagen.
Ich hatte unglaubliches Glück, denn ich bin beim fallen noch im Wald gelandet und erhielt somit mein Leben und meine Freiheit."
"Nun, wofür habt ihr euch denn gerächt?"
"Ich beging Rache für den Tod meiner Frau, die entführt, gefoltert und ermordet wurde.
Jetzt habe ich nichts mehr, keine Frau, kein Haus und niemanden, den ich kenne. Ich muss ein ganz neues Leben beginnen."
Nachdem Rumael diese Worte gesagt hatte umklammerte Selina meinen Arm und ich gab ihr einen Kuss auf die Stirn.
"Nun denn, Sirvan, was sagt ihr? Also meiner Meinung nach sagt er die Wahrheit und scheint aufrichtig zu sein."
"Er sieht auch ganz kräftig aus, mal schauen, was er so drauf hat."

Sirvan ließ Varmand auf den Boden fallen und zog sein Schwert. Er würde ihn testen.
Wenn der Mann zu etwas zu gebrauchen ist, dann würden wir ihn vielleicht in unserer Gruppe aufnehmen. Hilfe konnten wir immer gebrauchen.
"Johnathan, wirf ihm Mal dein Schwert zu, er kann ja nicht ohne Waffe gegen mich kämpfen.
Und keine Angst, du wirst nicht sterben, vielleicht ein paar Schmerzen haben, aber nicht sterben.
Ich warf Rumael mein Schwert zu, in letzter Zeit hatte ich es immer weniger benutzt.
Ich mochte es nicht, eine so gefährliche Waffe in den Händen zu halten. Viel lieber wäre es mir gewesen, wenn ich gar keine Waffe tragen müsste. Das Töten gefiel mir nicht, wenn ich Selina beschützen müsste, wäre es etwas anderes, doch ansonsten.
Rumael fing das Schwert gekonnt auf. Sein Griff passte perfekt zu seiner Hand. Es war, als sei das Schwert für ihn und nicht für mich geschaffen worden.
Ich hatte keine Probleme damit und überlegte schon einmal, was ich als meine neue Waffe erwählen könnte.
Rumael schaute grimmig auf Sirvan.
Ich überlegte und kam zu dem Schluss, dass ich mir irgendwann einmal einen Stab zlegen sollte, wenn ich die Gelegenhei bekäme.
"Wenn du so weit bist alter Mann, dann können wir anfangen!"

Es dauerte keine zwei Minuten, da hatte Sirvan Rumael besiegt. Dieser stand entwaffnet vor ihm und sah verängstigt aus.
Sirvan hielt das Schwert an seinen Hals und lächelte triumphierend.
Ich schaute kurz weg, ich wollte nicht sehen, wie dieser Fremde stirbt. Ich wollte, dass niemand mehr sterben musste, außer derer, denen ich Rache geschworen hatte.
Als ich wieder hinsah lag Sirvan überwältigt auf dem Boden, Rumael saß auf seinem Brustkorb und schaute auf seine Fingernägel, als ob es ganz natürlich wäre einen Meister der Schwertkunst zu besiegen.
Ich weiß bis heute nicht, was er damals getan hatte.
"Ich bin wirklich beeindruckt!" keuchte Sirvan unter Rumaels Gewicht hervor.

Nachdem Rumael wieder aufgestanden war, gingen Selina und ich zu ihm und Sirvan.
Varmand stand in der Nähe und sah argwöhnisch in meine Richtung.
Er war wütend darüber, dass ich ihn unter Kontrolle hatte. Er war so schon ein aufbrausender Typ gewesen, der sich gegen Autoritäten stellte, doch bei mir hatte er keine Wahl.
Das machte ihn nur noch wütender. Ich fand es schrecklich, was ich ihm angetan hatte, er war jetzt mein Sklave und ich konnte nichts dagegen tun.

Rumael stand vor mir, zufrieden grinste er und spielte am Griff meines Schwertes.
"Und, Test bestanden?" fragte er mich. Ein leichtes Kichern war aus seiner Stimme zu hören.
"Ja, das hast du."
"Nun, dann könnt ihr mir ja sagen, weshalb ihr euch im Wald aufhaltet und warum ihr einen Vampir dabei habt.
Ach was, erzählt mir einfach eure ganze Geschichte."
"Das hast du dir wohl verdient" keuchte Sirvan, der nun neben Rumael getreten war.

Einige Stunden später hatten wir Rumael die ganze Geschichte erzählt. Heute erscheint es mir ziemlich dumm, dass wir damals so unvorsichtig gewesen waren, aber Rumael hatte damals eine Ausstrahlung besessen, dass man ihm einfach vertrauen musste.
Gut, dass er sich erst in den letzen jahren so verändert hat, und nicht schon damals so war.
"Und deshalb sind wir jetzt hier im Wald und trainieren unsere Fähigkeiten." Schloss ich meine Geschichte ab.
"Eine wirklich unglaubliche Geschichte, und deine Rachegelüste kann ich gut nachvollziehen, aber glaube mir, die Rache nimmt den Schmerz nicht. Sie bringt dir im schlimmsten Fall nur noch mehr Unglück."
"Ja, ich weiß, aber es ist nun einmal so, dass wir keine andere Wahl haben."
In den letzten Wochen hatte ich mich stark verändert. Ich war gutmütiger, sanfter und netter geworden. Früher hätte es mir nichts ausgemacht zu töten, doch jetzt widerte mich sogar der Tod eines Tieres an.
Selina ging es nicht anders. Auch sie war ein besserer Mensch geworden, wenn man es denn so sagen wollte, und wenn das überhaupt ging.
Sirvan sagte, dass das an unserer Verbindung zu den Waldgeistern liegen würde. Diese Wesen waren stark mit der Natur verbunden und hassten Gewalt.
Annabell war ganz besonders dagegen. Sie protestierte schon, wenn Sirvan und ich auch nur einmal die Schwerter kreuzten.
Zephir dagegen war eher gelassen und wirkte so, als ob ihn nichts interessieren würde. Ich war wirklich froh, dass das nicht auch auf mich übergegangen war.
Vollkommene Ignoranz ist sowohl ein Fluch, wie auch ein Segen. Bei mir wäre sie eher ein Fluch gewesen.
"Es gibt immer einen anderen Weg, glaube mir. Du solltest nicht zu engstirnig denken."
"Ich denke nicht engstirnig, nur einen anderen Weg gibt es nicht, das kann ich dir versichern!" Es war schon fast so, als ob Rumael und ich uns seit Ewigkeiten kannten. Er war schon jetzt nach so kurzer Zeit ein Freund.
"Nun, ich werde dir beweisen, dass es noch andere Wege gibt."
"Und wie willst du das machen, wenn ich dich fragen darf?"
"Ich werde mit euch kommen!"
Ich war völlig überrascht, ich hätte nie gedacht, dass Rumael von sich aus mit uns kommen würde. Doch konnten wir seine Unterstützung gut gebrauchen.
"Es wäre uns eine Ehre!" erwiderte ich mit freudig zitternder Stimme.
Sirvan schien nicht so begeistert, er mochte Rumael nicht, das sah man ihm sichtlich an.

Die Zeit ging unruhig an den Bildschirmen vorbei, nicht nur, dass sie Gott nicht davon berichtet hatte, das der Engel Azazel sich gezeigt hatte, nein jetzt war auch noch die Inkanation von Rumael auf seiner Seite.
Rumael war ein Engel, der vor dreißig Jahren aus dem Himmel geworfen wurde. Jetzt lebte er als Mensch auf Erden.
Seine himmlischen Kräfte hatte er zwar verloren, doch sein Geschick übertraf alles, was sonst auf Erden wandelte.
Sie musste etwas tun, so konnte das nicht weitergehen. Sie würde Gott benachrichtigen müssen, doch wie viel sollte sie ihm sagen?
Wenn sie alles verraten würde, dann würde die Wette platzen und Johnathan würde sterben. Ganz zu schweigen von den tausenden Seelen, die dann in die Hölle fahren würden.
Sie nahm ihr schnurloses Telefon und wählte die Nummer ihrer Zentrale, sie brauchte Hilfe und sie wusste genau, wer ihr helfen würde.

Sariel trat vor eine große schwarze Tür, er war schon lange nicht mehr hier gewesen. Hinter dieser Tür war das Schlafzimmer von Maldro, seinem Anführer, seinem Mentor.
Die Tür war riesig. Zwei Männer hoch und fast genauso breit. Auf ihrer Vorderseite waren rote Runen auf das aschschwarze Holz gemalt. Sie sollten Feinde abhalten, jeder Feind, der durch diese Tür schritt verbrannte auf der Stelle.
Sariel hatte ein mulmiges Gefühl im Bauch, heute war der Tag, an dem er Maldro töten würde um die Macht der Gilde an sich zu reißen. es hatte Jahre gedauert, bis er hierhergekommen war und nun war es soweit.
Früher, in den alten Zeiten war Maldro wie ein Vater für ihn gewesen und das war er jetzt auch noch.
Doch Opfer müssen erbracht werden um seine Ziele zu erreichen, und wenn es der Tod der eigenen Familie war oder der Tod seines neuen Vaters.
Tränen standen Sariel in den Augen. Es war das erste Mal seit vielen Jahren, dass er wieder so etwas wie Trauer verspürte. Und es war auch das letzte Mal.
Hiernach dürfte er sich keine Gefühle mehr erlauben. Sariel musste von nun an vollkommen logisch handeln um sein Ziel zu erreichen. Dieses Ziel, welches so viel Leid bringen würde.
Er wollte diese Welt retten, das was Maldro ihm vorhergesagt hatte war schrecklich.
Der Mensch sollte diesen Planeten zerstören, alles Leben darauf auslöschen und das in nicht einmal fünfhundert Jahren.
Schreckliche Waffen würden erfunden werden und die Erde würde an einen Punkt gebracht werden, an der sie nicht mehr zu retten war.
Sariel musste das einfach verhindern, die einfachste Lösung, das war sein Plan. Er würde die Menschheit ausloschen. Anderen Wesen Platz machen, die dann die Erde beherrschen würden.
Zitternd legte Sariel die Hand auf die Tür und schob sie lautlos auf.
Die Runen glühten drohend, doch noch war nichts geschehen, also trat er ein. Der Raum war schwarz, das einzige Licht, das hinein strahlte kam von den Runen an der Tür.
Erleichtert noch am Leben zu sein schob er die Tür wieder zu und drehte sich in Richtung des Bettes. Zumindest glaubte er, dass das Bett jetzt vor ihm stand.
Der Raum war stockfinster und nichts war zu erkennen. Sariel stand leicht zitternd da. Sein Atem ging schwer und er musste alle Kraft daran setzten, dass er Maldro nicht weckte.
Ohne das leiseste Geräusch zog er seinen Dolch. Angeblich war dies der einzige Dolch, der Maldro töten konnte.
Es war schwer gewesen ihn sich zu beschaffen und es hatte lange gedauert dem Dolch genug Macht zu geben, dass er seinen Meister verletzen, geschweige denn töten konnte.
Millionen von Zaubern waren auf diesen Dolch gesprochen worden, vor tausenden von Jahren. Man sagte, dass der stärkste Magier aller Zeiten diesen Dolch geschaffen hatte.
Leider wusste man heute nicht mehr wie er hieß. Doch musste er ein Sohn Satans gewesen sein, denn seine Macht sollte genauso groß gewesen sein, wie die von Jesus.
Maldro wäre im Vergleich zu ihm ein toter Säugling, und Maldro war der stärkste Magier, der zurzeit lebte.
Sariel sprach einen Zauber in seinen Gedanken aus. Der Raum war nun in gleißendes Licht getaucht. Sariel lächelte zufrieden.
Sein Zauber war geglückt. Er hatte seine Erinnerung vor seine Augen gerufen und sah nun den Raum, wie er früher ausgesehen hatte.
Durch dass, was Sariel hier erspüren konnte war das Bild vor seinen Augen fast genau dasselbe, wie es jetzt wohl im Raum aussehen musste.
Es war kein starker Zauber, er konnte nicht ohne seine Augen sehen, aber das musste genügen.
Mit dem Dolch in der Hand schritt Sariel langsam auf den schlafenden Maldro zu. Es war das erste Mal, dass er ihn schlafen sah und es würde wohl auch das einzige Mal sein.
Behutsam legte Sariel das Messer an die Kehle von Maldro. Ohne zu zögern schnitt er sie durch.

Maldro riss die Augen auf und sah nur Schwärze, wie immer. Er hatte schon vor Jahrzehnten sein Augenlich gegen ein allsehendes Auge getauscht.
Aber es dauerte immer etwas dieses Auge zu aktivieren, die einzige Schwachstelle in seiner Wahrnehmung.
Doch er konnte spüren, dass seine Kehle durchschnitten wurde.
Heute war also der Tag, an dem er sterben würde. Verzweifelt versuchte er die Person zu greifen, die er neben sich spüren konnte. Vergebens, seine Arme waren schon zu schwach.
"Es tut mir leid!" flüsterte die Stimme ihm entgegen. Maldro kannte sie, sehr gut sogar, und doch wusste er nicht wer ihn getötet hatte.
Er spürte eine Hand auf seinen Augen, die seine Lieder langsam hinunter streiften. Ruhe kehrte in Maldro ein und ließ ihn in einen tiefen endlosen Schlaf fallen.

Kapitel 9
"Weiße Seele, schwarzes Herz"
E
ine Woche später verließ unsere Gruppe den Wald in südlicher Richtung. Sirvan meinte, dass das Training von mir und Selina nun so weit fortgeschritten war, das wir uns vor mächtigen Angreifern schützen können.
Varmand hatte sich inzwischen damit abgefunden, dass er mein Sklave war und es aufgegeben urplötzlich zu verschwinden. Allerdings war er immer noch nicht gut auf mich zu sprechen.
Sirvan hatte einen alten Pfad in westlicher Richtung eingeschlagen, der uns zu einer kleinen Stadt führte. Es war eher ein kleines Bauerndorf als eine Stadt doch Sirvan war ganz versessen darauf dorthin zu gelangen.
"Was wollen wir in Enrian? Das ist ein stinkendes Bauerndorf, dort werden wir sicherlich nichts finden, was uns weiter helfen kann."
"Ihr werdet sehen, in Enrian sind so manche Geheimnisse, die es zu entdecken gilt. Und außerdem müssen wir uns neue Kleidung zulegen, bevor wir weiter reisen.
Mit den Lumpen die wir noch haben sehen wir aus wie Bettler."

Es dauerte ein paar Stunden, bis wir in Enrian ankamen. Der Weg dorthin war ereignislos an uns vorrüberezogen.
Wir waren nur noch wenige Meter vom Dorf entfernt und hielten kurz an.
"Also Leute, wir sind eine Händlersgruppe, die auf dem Weg hierher überfallen wurde. Und überlasst das reden mir, ich will nicht, dass wir unnötiges Aufsehen erregen."
Sirvan ging vor. Er war der einzige von uns, dessen Kleidung noch in einem akzeptablem Zustand war. Wir anderen hatten überall Löcher in unseren Hosen und Hemden.
Sirvan ging zielgenau zur Schenke.
Als wir eintraten starrten uns die Dorfbewohner die gerade hier zu Gast waren an, als seien wir direkt aus der Hölle geflohen.
Das Gasthaus sah nicht gerade einladend aus, es war dunkel, obwohl draußen die Sonne schien, nicht gerade sauber und es stank nach altem vermodertem Holz.
"Wieso sind es immer solche Gasthäuser?" murmelte Rumael, nachdem er sich umgesehen hatte.
Sirvan schritt zur Theke. "Guten Tag meine Herren, was kann ich für sie tun?" fragte der Wirt, nachdem er einen genaueren Blick auf uns gerichtet hatte fügte er noch hinzu:
" Sie sehen ja ziemlich mitgenommen aus, wie wärs mit einem kühlen Bier?"
Sirvan setzte sich auf einen Hocker am Tresen und winkte uns zu sich.
"Ja, gegen ein kühles Bier ist nichts einzuwenden mein guter Herr. Und lassen sie sich von unsrer Erscheinung nicht täuschen, wir sind Händler und wurden auf dem Weg hierher von Räubern angegriffen."
Der Wirt nahm unbeeindruckt ein Glas und füllte es mit klarem Bier.
"Mir scheint ihr hört dies öfters?"
Der Wirt stellte das volle Glas vor Sirvan und nickte.
Sirvan nahm das Glas und trank einen großen Schluck des Biers. "Ah, das tat gut. Könnt ihr mir sagen, wo ich hier neue Kleidung für mich und meine Freunde kaufen kann?"
Der Wirt schaute sich kurz um und begutachtete unsere Gruppe. Dann wandt er sich wieder Sirvan zu.
"Scheint so, als hättet ihr die Banditen in die Flucht geschlagen, und dass ohne große Verletzungen zu bekommen.
Mir ist vor kurzem zu Ohren gekommen, dass ein paar Leute in einem Dorf nicht weit von hier einige Morde begangen haben und dann flohen. Ihr solltet aufpassen, sonst könnte man noch denken, dass ihr diese Leute seid."
Die Gäste des Wirtshauses standen langsam auf und ich bemerkte, dass sie alle mit Messern und Tauen auf uns zukamen.
Sirvan schien das gar nicht zu bemerken und nahm noch einen großen Schluck von seinem Bier.
"Und dazu kommt noch, dass der König ein beachtliches Kopfgeld auf diese Leute ausgesetzt hat. Dreihundert Goldstücke, damit könnte das ganze Dorf hier zu einer reichen Handelsstadt werden."
"Ich bedaure sehr, aber wir haben nichts dergleichen getan, nachdem wir vor zwei Monaten Bredran verlassen haben, warenwir auf dem Weg nach Sazavou, aber wir wurden von Räubern angegriffen und gefangen genommen.
Nur mit den allergrößten Mühen konnten wir uns nach langer Zeit befreien und sind hierher gekommen, um uns neu einzukleiden und mit Proviant zu versorgen."
Der Wirt schaute uns nocheinmal genau an. "Nun, die Morde sllen erst vor einem Monat stattgefunden haben und die Gruppe, die die Morde beging bestand nur aus drei Leuten, nicht aus fünf."
Die Dorfbewohner setzten sich wieder hin.
"Ich denke, ihr seid nicht die Gesunchten, auch wenn drei von euch auf die Beschreibung passen würden. Aber die Beschreibungen sind so genau, dass das halbe Dorf auf die Gesuchten passen würde."
"Dann wär das wohl geklärt, könnt ihr mir jetzt sagen, wo wir uns neue Kleidung kaufen können, Proviant können wir ja sicherlich hier bekommen."
"Nun, wenn es um Kleidung geht, dann solltet ihr euch an Brunhilde wenden, sie ist die Schneiderin des Dorfes.
Und falls ihr was aus Leder braucht, damit kann dieses Dorf leider nicht dienen. Da müsst ihr schon in Sazavou suchen.
Mit dem Proviant habt ihr Recht, Essen und Wasser kann ich euch besorgen. Wie viel braucht ihr denn?"
"Wir wollten noch einen Tag hier verbringen, von den Strapazen der Reise erholen, sie verstehen. Und dann wollten wir auf dem schnellsten Weg nach Sazavou, also Proviant für fünf Leute, das für drei Tagesreisen reicht.
Allerdings haben wir ein Problem, allzuviel Geld besitzen wir nicht, deshalb würden wir gerne andere Dienste erbringen. Zufällig haben wir in unserer Gruppe eine sehr fähige Heilerin.
Sie könnte sich eure alten und Kranken ansehen und versorgen."
"Hmm, ich weiß nicht so recht. Hey du da." Der Wirt sprach Rumael direkt an, "Du siehst stark aus, wir hatten hier in letzter Zeit viele Probleme mit einer Diebesbande, die im Wald ihr Lager aufgeschlagen hat.
Nicht die die euch gefangen nahm, unsere ist anders, die morden euch und rauben euch dann aus.
Sie sind nicht gerade stark, ein richtiger Kämpfer könnte sie besiegen, nur leider haben wir keine Kämpfer hier in unserem Dorf. Unser stärkster Mann ist unser Schmied, und der kann nicht mit Waffen umgehen.
Wenn ihr für uns diese Diebesbande unschädlich macht, dann bekommt ihr all eure Kleidung und das Proviant umsonst.
Sind wir im Handel?"
"Ich denke wir können uns da einig werden. Rumael und Varmand sollten das schon schaffen."
Sirvan schaute die beiden an, sie nickten.
"Wo finden wir die Räuber, oder wisst ihr nur, dass sie im Wald sind?"
"Sie kommen immer aus nördlicher Richtung aber mehr weiß ich auch nicht. Eure Suche wird wohl ein wenig dauern.
Bis dahin könnt ihr hier umsonst übernachten."
"Gut, wir sehen uns mal im Wald um, John, kommst du mit?
"Klar, ein wenig Training kann ja nicht schaden."
Rumael Varmand und ich verließen das Wirtshaus und gingen in Richtung Norden.
"Wie lange denkst du sollten wir weg bleiben, ohne dass es Aufsehen erregt?" fragte ich Varmand. Wenn wir nach einer halben Stunde wieder kämen würde das wohl nicht gerade menschlich rüberkommen.
"Ich denke, dass wir bei Sonnenuntergang wieder zurrückkommen können. Vielleicht finden wir in ihrem Lager etwas, dass wir gebrauchen können."

Wir erreichten den Waldrand. Varmand zog die frische Waldluft genüsslich mit der Nase ein und deutete dann in eine Richtung. "Dort müssen wir lang, ich rieche diese ungewaschene Beute schon bevor ich ihre Präsenz wahrnehme."
Wir gingen in die Richtung die Varmand uns gedeutet hatte. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich kein Schwert dabei hatte. Ich hatte es auf dem Karrren liegen gelassen und Varmand war auch unbewaffnet.
Ich zweifelte nicht daran, dass Varmand auch ohne Waffe genauso tödlich war, wie mit einer, doch ich war im unbewaffneten Kampf eher ein Anfänger.
"Wartet mal kurz, ich habe keine Waffe dabei. Ich denke, ich nehme mir einen dicken Ast, das sollte zum kämpfen reichen."
Damit blieb ich stehen, schaute mir die Bäume um mich herum an und brach dann einen Ast ab, der mindestens so dick war, wie mein Oberschenkel.
Es dauerte keine zehn Minuten, bis Varmand anhielt und uns bedeutete uns zu duken. "Es sind zwanzig Mann, ziemlich stark bewaffnet. Wollt ihr mitmachen oder darf ich die alleine erledigen, ich hab schon lange kein solches Festmahl mehr gehabt."
"Und was werden die Dorfbewohner denken, wenn sie nachprüfen, ob wir die Leute wirklich umgebracht haben und sie dann die Bissspüren an all ihren Hälsen sehen? Die machen eine Vampirjagd. Und sie werden denken, dass wir alle Vampire sind.
Nimm dir ein oder zwei von ihnen und versteck ihre Leichen, wir sagen, dass sie gelohen sind."
"Ist in Ordnung. Ich denke, wir sollten uns aufteilen, von drei Seiten angreifen. Nicht, dass sie gegen uns eine Chance hätten, aber ich will keine bösen Überraschungen."
Wir teilten uns auf und umzingelten die zwanzig Mann. Varmand gab das zeichen, dass wir angreifen sollten. Ich stürmte los.
Was mussten die Räuber denken, als sie mich mit einem Ast, der so schwer war, dass ein jeder von ihnen ihn nicht hätte tragen können, heranstürmen sahen.
Rumaels Erscheinung musste auch nicht ohne sein, ein Mann von zwei Metern, der in einem Atemzug schon zwei Mann zerteilt hatte.
Aber Varmand schlug uns beide. Er kam auf den ersten angeflogen, schnappte ihn sich und saugte ihn im Flug aus.
Ich erschlug im Kampf vier Mann, Varmand drei und drei saugte er aus, wobei er ihre Leichen in den Baumkronen versteckte, und Rumael tötete neun Mann.
Als der letzte gerade vor mir weg kroch und um Gnade flehte hielt ich kurz inne. Er kam mir nicht so vor, wie ein Räuber, eher wie ein einfacher Bauer. Rumael kam an und stellte sich neben mich.
"Hast du plötzlich Mitleid bekommen, soll ich den für dich erledigen?"
"Schau ihn dir Mal genauer an, das ist doch kein Räuber, der sieht mi eher nach einem Bauern aus."
"Aber was soll denn bitte eine Gruppe Bauern im Wald wollen?"
"Ich denke wir sollten ihn fragen. Hey du, wer bist du?"
"Ich, ich bin Jandan, Schmiedelehrling. Wa-Warum habt ihr dass getan, warum habt ihr uns umgebracht?"
"Ihr seid keine Räuber?" erkundigte sich Rumael ungläubig.
"So glaubt mir doch, wir sind keine Räuber, wir sind einfache Männer aus dem Dorf Enrian, vor einer Woche kamen Räuber zu uns und mordeten unsere Frauen und Kinder, wir sind die letzten Überlebenden. Wir haben uns hier im Wald versteckt um unser Dor zurück zu erobern."
"Hmm, es kam mir gleich merkwürdig vor, dass die Leute im Dorf alle zur Mittagszeit in dem Wirtshaus waren und dass sie bei Erwähnung des Kopfgeldes alle mit gezogener Waffe aufstanden.
Außerdem gab es keine Frauen und Kinder. Ich denke, der Junge sagt die Wahrheit, aber um ganz sicher zu gehen, Varmand schaust du einmal nach, ob er die Wahrheit sagt?"
Mit einem unwilligen Grunzen ging Varmand auf den Jungen zu und legte ihm die Hand auf die Stirn. Der Junge schrie erschocken auf und krabbelte ein paar Meter nach hinten.
"Er sagt die Whrheit, mir kam es schon komisch vor, dass ich im Blut der Kerle keine Bosheit schmecken konnte."
Mir schoss es wie ein Blitz durch die Eingeweide, Selina schrie.

Sirvan war mit dem Wirt in den Lagerraum gegangen. Er hatte ein unutes gefühl bei dem Mann, er war nicht ganz aufrichtig.
"Nehmt euch, so viel ihr wollt. Wir haben reichlich."
Der Mann schloss hinter Sirvan die Tür. Jetzt waren sie beide allein im Lager. Der Wirt kam auf ihn zu, langsam verdächtig.
Sirvan spürte, dass er in Gefahr war. Instinktiv fuhr er mit seiner Hand zum Griff seines Schwertes.
Als der Mann ein langes Messer zog, hatte Sirvan schon sein Schwert an dessen Kehle.
"Sagt mir wer ihr seid, und was ist mit den Dorfbewohnern geschehen."
Der Wirt schrie einmal kurz und lachte hämisch. Sofort kamen fünf Mann mit Schwert und Bogen bewaffnet ins Lager und umzingelten Sirvan.
"Du wirst uns ein schönes Sümmchen einbringen alter Mann, ich denke du solltest das Schwert von meiner Kehle nehmen, wenn du hier lebend raus willst."
"Ich denke, ihr solltet eure Waffen runter nehmen, wenn ihr hier lebend rauswollt" sagte Sirvan und durchbohrte den Mann mit seinem Schwert, riss es herum und durchschnitt einen der bewaffneten Männer.
Die beiden Bogenschützen ließen ihre Sehnen loß und zwei Pfeile flogen auf Sirvan zu.
Die Schwertkämpfer zogen sich zurück, sie glaubten nicht, dass Sirvan diese Attacke überstehen würde.

Sirvan sah die beiden Pfeile wie in Zeitlupe auf sich zufligen. Zum Glück hatte er mitbekommen, dass die Bogenschützen geschossen hatten, ansonsten hätte er den Zauber wohl nicht rechtzeitig sprechen können, der seine Auffassungsgabe hundertfach beschnleunigte.
Geschickt fing er die beiden Pfeile in der Luft und warf sie zu Boden.
Seine Gegner, die ihre Schwerter schon weggesteckt hatten glotzten ihn ungläubig an und brauchten ein paar Augenblicke um zu begreifen, was gerade geschehen war.
Das genügte Sirvan. Er sprang mit dem Schwert auf den ersten der beiden einde und durchtrennte ihn in derMitte, riss sein Schwert hoch und schnitt dem andere den Kopf ab.
Die Bogenschützen versuchten ihre Bögen neu zu bespannen, doch das dauerte zu lange. Noch bevor der Pfeil überhauptdie Sehne berührt hatte, hatten die beiden schon ihre Arme verloren und fielen schreiend zu Boden.
Sirvan hatte Mitleid mit den armen Gestalten und beendete ihr Leben durch einen kurzen Schwertschlag.
Er verließ den Raum um Selina zu suchen.

Selina war in ein schäbiges Haus geführt worden, hier sollten sich die Kranken aufhalten, die sie heilen sollte. Doch sie spürte keine Menschen in dem Haus, zumindest keine Kranken oder Schwachen.
Sie blieb stehen, sie wusste, dass sie in eine Falle gelaufen war, aber nch war es nicht zu spät um einer Katastrophe zu entgehen.
Sie konzentrierte sich kurz und ließ die beiden männer an ihrer Seite in Flammen aufgehen. Das Haus vor ihr gleich mit ihnen.
Erschöpftschaute sie, wie brennende Menschen aus dem Haus rannten und verzweifelt versuchten die Flammen, in die sie gehüllt waren zu löschen.
Es war zwecklos, Flammen die zum Töten gemacht wurden würden auch töten, sie würden ihrer Best8immung folgen.
Sie stezte sich in den Staub. Der Zauber hatte ihr mehr Kraft geraubt als sie geglaubt hatte.
Wie viele Menschen hatte sie wohl eben getötet, es waren mindestens acht gewesen. Ihre Sinne waren schon die ganze Zeit, die sie in diesem Dorf gewesen war seltsam verschwommen gewesen.
Eine seltsame Schwere legte sich über ihre Gedanken, solche Reaktionen auf die Anwendung von Magie hatte sie noch nie verspürt. Ihr wurde ein wenig schwindlig und sieschoss die Augen um besser dagegen ankämpfen zu können.

Sirvan stürmte aus dem Wirtshaus und konnte in einiger Entfernung ein brennendes Haus sehen. Jemand saß nicht weit davon entfernt, es schien eine Frau zu sein.
Er rannte in Richtung des brennenden Hauses, desto näher er kam, desto schwieriger wurde es für ihn zu atmen, was war hier nur loß?
Er war bei der Frau angekommen, er konnte erkennen, dass es Selina wr, die dort am Boden saß. Anscheinend meditierte sie.
Er packte ihren Arm und hob sie auf die Beine. Benommen schaute sie ihn an und atmete schwer.
Sirvan griff ihr unter die Arme und half ihr in Richtung Wirtshaus.
Je weiter sie von dem brennenden Haus weg kamen, desto besser ging es Selina. Kurz vor dem Wirtshaus war sie wieder klar im Kopf.
"Was ist gerade passiert?"
"Ich weiß es nicht, ich habe gemerkt, dass in dem Haus dort keine Schwachen waren, sondern nur stark bewafnete Männer und eine Falle erwwartet. Dann hab ich die beiden, die mich zum Haus führten in Brand gesetzt und das Haus gleich mit.
Nachdem ich mit dem Zauber fertig war, wurde ich plötzlich unglaublich müde und mir wurde schwindlig. Ich setzte mich hin um dagegen nzukämpfen, aber es gelang mir nicht recht."
"Es scheint ein sehr strker Magier hier zu sein. Auch ich wurde schwächer, als ich in die Nähe des Hauses kam. Wenn die anderen wieder da sind sollten wir alle gemeinsam einmal nachsehen.
Am besten bleiben du und Rumael dann ein wenig wieter weg. Ihr seid nicht stark genug hierfür."
"Wofür sind wir nicht stark genug?" rief eine männliche Stimme hinter den beiden.
Rumael, Varmand und ich waren wieder zurück.
"Dort, mit em brennenden Haus stimmt irgendetwas nicht, hier ist ein sehr starker Magier." Sirvan deutete auf das brennende Haus.
"Dann sollten wir mal nachsehen. Johnathan kann noch ein wenig Training gebrauchen, und wenn er draufgeht, dann gewinnen wir sowieso." Varmand zog sein Schwert und ging vorraus.
Ich umarmte Selina und folgte ihm. Sirvan murmelte noch etwas zu Rumael und kam dann nach.

Der Druck, der auf mir lastete, wurde mit jedem Schritt in Richtung des Feuers größer. Irgendjemand musste dort in den Flammen sein und auf uns warten.
Was für ein Mensch musste das sein, der solch ein Inferno unbeschadet überstehen könnte, und dann noch sole Macht ausstrahlen konnte.
Ich war besorgt, nicht um mich, dies war der erste Moment, in dem ich froh war, meine Seele verkauft zu haben, sondern um Sirvan, ein klein wenig auch um Varmand.
Ohne Sirvan würde das Schicksal der Erde andere Wege gehen. Ohne ihn würden Selina und ich keinen Lehrer mehr haben, unsere gruppe hätte keinen Anführer mehr, der die einzelnen Mitglieder zusammen hielt.
Aber für solche Gedanken war jetzt keine Zeit. Ich musste mich konzentrieren, gleich würde ein schweer kampf bevor stehen.
Wir schritten immer näher an das brennende Haus heran. Sirvan begann schwer zu atmen und auch ich spürte einen Druck auf de Brust.
"Moment mal, wie sollen wir dieses Inferno eigentlich überleben? I den Flammen können wir keine Minute überleben. Selbst jetzt, noch einige Meter von dem Haus entfernt spüre ich, wie die Flammen uns aufzehren." Äußerte Varmand.
"Mach dir darüber mal keine Sorgen mein alter Freund, Das sind Flammen, die Selina gerufen hat, sie werden uns nichts anhaben. Außerdem wollte ich sowieso gleih einen Schutzzauber gegen die Hitze auf uns sprechen."
Wir gingen bis zur verkohlten Tür des Hauses. Eigentlich hätte es schon längst zusammen fallen müssen, irgendetwas stimmte nicht damit.
Sirvan sprach einen kleinen Zauber aus, und ich spürte, wie ein kühler Wind um mich herumwirbelte. Von der erdrückenden Hitze der Flammen war nichts mehr zu spüren.
"Ich habe kleine kühle Lüftströme um uns erzeugt. Das sollte gegen die Hitze ausreichen. Es ist zwar ein unscheinbarer aber wirklich effektiver Zauber. Ich bin damit einmal durch einen Vulkan gewandert."
Ich schute Sirvan beeindruckt an und nickte ihm dankend zu.

Die Tür des brannenden Hauses war nicht nur verkohlt, sie war schon zu Asche verbrannt. Verwundert darüber, dass sie noch nicht zu Staub zerfallen war trat ich dagegen um den Weg frei zu machen.
Die Tür schwang auf, sie zerbrach nicht und sie zerfiel auch nicht zu Staub. Irgendein starker Zauber musste hier herrschen, etwas weit entfernt von meiner Vorstellungskraft.
Sirvan schien völlig unbeeindruckt und trat ein, varmad folgte ihm. Ich ging als letzter in die Hölle aus Flammen und Rauch.

Als ich die Tür durchschritt veränderte sich das Haus von innen. Es war nicht mehr das schäbige verfallene Holzhaus.
Ich stand in einem herrschaftlich eingerichtetem Saal der in Flammen stand.
Ich drehte mich um und sah aus der Tür. Ich konnte das Dorf dadurch erkennen. Anscheinend hatte man hier ein riesiges Schloss gebaut und es anschließend mit Magie versteckt.
Sirvan und Varmand gingen weiter, es kam mir so vor, als hätten sie das heir erwartet.
Ich folgte ihnen und schaute mich dabei in dem Saal um. Zu beiden Seiten gingen in regelmäßigem Abstand Gänge weg. Zu lang um sie alle an einem Tag zu durchschreiten.
Wo waren wir hier ur gelandet?
Auch der Saal war unglaublich weit. Mindestens hundert Meter breit und länger, als der ganze Acker meines Vaters. Solch eine Baukunst hatte ich noch nie gesehen.
Die Wände und die Decke waren mit Mosaiken, Gemaälden und Statuen verziert, die alle nicht besser gemacht sein konnten.
Die Handwerkskunst dieses Gebäudes musste von Zwergen oder Elfen stammen, etwas anderes konnte ich mir nicht vorstellen.
Desto weiter wir schritten, desto mehr bekam ich das Gefühl, dass etwas Gewaltiges auf uns wartete, nicht bloß ein starker Magier, sondern eine ganze Armee von ihnen.

Kapitel 10
"Wendugen des Schiksals"

Es dauerte fast eine halbe Stunde, bis wir am Ende des Saals angelangt waren. Dort war eine einsame kleine Tür, gerade groß genug, damit ein kleiner Mensch aufrecht hindurch schreiten konnte.
Da wir drei allesamt groß gewachsen waren mussten wir uns ducken, dami wir uns nicht den Kopf anstoßten, als wir durch die Tür schritten.
Auf der anderen Seite erwartete uns etwas, von dem ich nicht einmal zu träumen wagte. Tausende Ritterrüstungen aus allen möglichen Metallen standen bewegungslos in Reihe.
Eine steile Treppe führte von der Erhöhung auf der wir standen in die unendliche Dunkelheit dieser toten Armee.

"Ich weiß gar nicht, was Sirvan hat, Sazavou ist ein ganz gewöhnliches kleines Dorf, dort gibt es nichts, was uns weiterhelfen könnte!" meckerte Varmand, der mal wieder unglaublich schlecht gelaunt war. Er, sowie auch der Rest unserer Gruppe gingen ein paar Meter hinter Sirvan her. Er wollte nicht, dass wir mit auf dem Karren fuhren und ließ uns den ganzen Dreitagesmarsch zu Fuß laufen.
Selina und ich gingen Arm in Arm vor Varmand und Rumael auf dem sonnenbeschienenen Kiesweg. Es war ungewöhnlich, dass hier ein fester Weg war, und nicht nur ein Trampelpfad.
Zephir und Anabel saßen hinten auf dem Karren und schauten zufrieden in den azurblauen Himmel. Zephir hatte nie so glücklich ausgesehen, wie jetzt. Anabel erwartete einen Sprössling von ihm, der in wenigen Wochen das Licht der Welt erblicken würde, glaubte ich jedenfalls. Ich wusste nicht, ob die Waldgeister wirklich sehen konnten, oder ihre knopfähnlichen Augen aus anderen Gründen in ihrem Gesicht waren, wenn es denn ein Gesicht war. Auch ich war voller Freude. Die Tage im Wald hatten ganz schön an meinen Nerven gezerrt, da ich kaum eine Sekunde für mich gehabt hatte.
Selina ging es jetzt auch besser. Im Wald war ihre Haut noch blasser als sonst geworden, was mir erst jetzt im Licht der Sonne auffiel. Rumael pfiff vor sich her, ob aus Glück oder Langeweile vermochte ich nicht zu sagen, da er mir zwar wie ein Freund war, ich ihn doch immer noch nicht verstand.
Der Einzige, der finster dreinblickte war Varmand. Sein Hass auf mich hatte sich nicht gebessert und seine Gesundheit litt stark unter dem Sonnenlicht.
Nachdem wir den Wald hinter uns gelassen hatten, hatten wir nur noch vereinzelt sehr wenige Bäume gesehen. Dafür aber Felder voller Blumen und viele kleine Tümpel. Neben dem Weg plätscherte ein Bach vor sich hin und Sträucher wuchsen an seinem Ufer. Ich schaute Selina an, ihr Lächeln ließ mein Herz höher schlagen. Es hatte noch nie etwas Schöneres gegeben, als sie lächeln zu sehen. Ihr Lächeln ließ mein harz höher schlagen und alles was ich wollte, war sie glücklich zu sehen. Sie spürte meinen Blick auf ihr ruhen und wandte den verliebten Blick in meine Richtung. Ich spürte, wie meine Wangen ein wenig rot wurden und lächelte umso mehr. Auch sie errötete leicht und küsste mir zärtlich auf den Mund.
Ich hörte Rumael hinter mir irgendetwas murmeln, das ein wenig eifersüchtig klang. In der Gewissheit, dass Selina einzig und allein mir gehörte küsste ich sie zurück und flüsterte etwas in ihr Ohr, wobei ich Rumael spöttisch ins Gesicht blickte.
Wütend trat er einen Stein, der vor seinem Fuß lag und traf damit gegen meine Hacke. Plötzlich fing er an herausfordernd zu grinsen. Ich hatte gerade keine Lust mich mit ihm zu messen und drückte Selina noch ein wenig näher an mich heran.

Am Abend hatten wir unser Lager errichtet, es war ein wenig abseits der Straße. Ein kleines Lagerfeuer brannte und knackte leise vor sich her, während wir ausgelassen feierten, dass wir den Wald endlich hinter uns gelassen hatten. Sirvan hatte uns vorgeführt, wie man Dinge erschaffen kann und nun waren wir mit dem edelsten Met gesegnet, den wir jemals gekostet hatten.
Sogar Varmand war ein wenig besser gelaunt als zuvor. Sein zorniges Gesicht hatte sich in ein ausdrucksloses verwandelt, welches zwar immer noch ein wenig unsere Stimmung trübte, diese jedoch nicht vollständig zerstörte.
Selina lehnte an meiner Schulter und war schon stark betrunken. Morgen würde sie einen unglaublichen Kater haben. Benebelt lächelte sie mich an uns hauchte mir irgendetwas in mein Ohr, was ich nicht recht verstand. Ich lächelte und antwortete, dass ich sie lebe. Zufrieden kuschelte sie sich näher an mich und schien einzuschlafen. Von dem Alkohol ein wenig angeheitert streichelte ich ihren Kopf und schaute zu Rumael, der besoffen von seiner Vergangenheit erzählte. Was er sagte kam leider nicht durch den Nebel, den der Alkohol in meinem Kopf hat entstehen lassen, hindurch, doch musste es lustig gewesen sein, denn plötzlich lachten alle, selbst Varmand. Um nicht unhöflich zu erscheinen stimmte ich mit ein und legte mich anschließend hin, mit Selinas Kopf auf meiner Brust schlief ich seelenruhig ein.

Am nächsten Morgen wachte ich auf. Die ganze Nacht hatte ich angenehme Träume gehabt, die von mir und Selina handelten.
Sie lag immer noch auf meiner Brust und kuschelte sich warm an mich. Zufrieden legte ich meinen Arm um sie und wartete, bis sie aufwachte. Es dauerte lange, dennoch waren wir die ersten beiden, die erwacht sind.
Leise stahlen wir uns vom Lager davon und wuschen uns an einem etwas weiter entfernten Fluss, der durch dichte Büsche von Blicken geschützt war.
Die Sonne ging gerade auf und wir beide beobachteten das wunderschöne Schauspiel noch eine Weile. Gerade als wir aufstanden, um zu den anderen zurück zu gehen hörten wir ein metallisches Klingen.
Es hörte sich so an, wie wenn zwei Schwerter aufeinander schlugen und Selina und ich versteckten uns hinter den Büschen, um zu sehen, was vor sich ging.
Dort, wo vorher unser Lager gewesen war, lagen nun ein paar stark verwundete Leute auf dem Boden. Anscheinend hatte ein Trupp von Räubern unser Lager angegriffen. Wütend packte ich Selinas Arm und rannte auf sie zu. Ich war froh zu sehen, dass keiner aus meiner Gruppe unter den Verletzten war, doch konnte ich sie auch nicht in der Nähe entdecken.
Wutentbrannt schritt ich auf einen der noch lebenden Männer zu und packte ihn an seinem blutigen Hemdkragen.
"Wo sind sie?" schrie ich ihn an. Als er mir keine Antwort gab schüttelte ich ihn so kräftig durch, dass Blut aus seinem Mund herauslief, genauso, wie auch das Leben aus ihm herausgeflossen war.
Ich drehte mich um und sah, dass einer der Männer sich in Richtung der Büsche zog. Sofort lief ich zu ihm und hob ihn mit einer Hand hoch.
"Wenn du nicht noch mehr Schmerzen haben willst, dann sag mir, wo sie sind!" knurrte ich ihn an.
Der Mann hatte solche Angst, dass er anfing zu wimmern und um Gnade zu flehen, doch ich überhörte sein Flehen und fragte ihn noch einmal.
"Sie werden nach Sazavou gebracht und ins Gefängnis geworfen. Auf euch wurde ein hohes Kopfgeld ausgesetzt und deshalb kamen wir, euch zu holen."
Ich ließ den Mann fallen, ich wusste nun, was ich wissen wollte.
"Wer seid ihr?"
"Wir sind Truppen des schwarzen Königs, er gab uns den Befehl euch gefangen zu nehmen."
Überrasch davon, dass mir der Mann antwortete, nahm ich seinen Kopf in beide Hände und brach ihm das Genick. Meine Wut legte sich ein wenig, als ich die Leiche ansah.
Ein Schrei kam aus der Richtung, in der Selina stand.
"Was hast du getan?" rief sie mir angsterfüllt entgegen.
"Er war schon so gut wie tot, ich habe ihn von seinen Leiden erlöst." Bisher hatte Selina noch nie einen Menschen sterben gesehen, geschweige denn, wie einer umgebracht wird.
"Wir müssen nach Sazavou, dort halten sie die anderen gefangen. Sirvan sagte etwas davon, dass dort ein guter Freund namens Rogan lebt, wenn wir Glück haben und ihn finden, dann wird er uns bestimmt helfen ihn zu befreien.

Es war gerade Mittag geworden, und die Sonne stand im Zenit, als ich und Selina in Sazavou ankamen. Wir hatten uns in alte Lumpen gehüllt, um unsere Bewaffnung zu verbergen und um genauso auszusehen, wie gewöhnlich Reisende.
"Also, wenn das hier ein kleines Fischerdorf sein soll, dann war Varmand schon seit mehreren Jahrhunderten nicht mehr hier!"
Riesige Stadtmauern ragten über uns auf, nur um dahinter noch höhere Türme zu verstecken. Der helle Stein glänzte in der Sonne und dir roten Dächer schimmerten, so wie es nur frisch gedecktes Kupfer konnte.
"Jetzt müssen wir das Haus von diesem Rasmus Maar finden, das kann ja nicht so schwer sein! Wie wäre es, wenn du mal irgendwo nachfragst?"
"Wieso soll ich nachfragen, ist der Herr sich etwa zu schade dafür oder ist es einfach nur, weil ich eine Frau bin?"
"Dann mach ich es halt selbst!"
In letzter Zeit hatten Selina und ich öfters solch kleine Streitigkeiten, sie war ein wenig zickig geworden und zynischer. Sie ähnelte Annabell ein wenig, doch ich hatte kein Problem damit. Eigentlich fand ich es sogar ganz süß von ihr, wenn sie sich so komisch anstellte, obwohl ich mir schon ein wenig Sorgen machte.
Ich schleifte Selina in das nächste Geschäft um nachzufragen, wo dieser Mann wohnt, da wir entfernte Verwandte von ihm sind und ihn besuchen wollten.
"Tut mir leid, aber ich kenne diesen Mann nicht von dem ihr sprecht, dies ist ein recht großes Dorf, da kennen sich nicht alle Einwohner, es heißt doch Einwohner oder?"
Ohne eine Antwort verließ ich den Laden und setzte mich frustriert auf die Straße.
"Wir werden das nie schaffen, Sirvan und die anderen werden wir niemals wieder finden." Seufzte ich, ich hatte nicht wirklich schon aufgegeben, doch wollte ich, dass Selina weitermachte, da ich keine Lust hatte irgendwelche Fremden Leute nach dem Mann zu fragen.
"Hör auf damit, du weißt genau, dass ich weiß, dass du einfach nur keine Lust hast."
Plötzlich fiel es mir wieder ein, ich hatte vollkommen vergessen, dass Selina und ich eine Verbindung zwischen unseren Seelen hatten, denn im Wald hatten wir sie unterbrochen, um uns nicht gegenseitig bei unserem Training zu stören.
Deswegen war sie so sauer, die Verbindung war immer noch getrennt und sie hatte wahrscheinlich gehofft, dass wir sie wieder aufbauen könnten, wenn wir aus dem Wald raus sind.
Sofort riss ich die Mauer ein, die ich um meinen Geist gezogen hatte, und ließ Selina in ihn eindringen. Es fühlte sich an, als ob eine Lücke in meinem Wesen geschlossen wurde, als sie meinen Geist berührte.
Ich spürte, dass sie verärgert war, dass ich unsere Verbindung noch nicht zugelassen hatte. Glücklicherweise hatte sie nicht bemerkt, dass ich die Verbindung kurzzeitig vergessen hatte.
Das wäre wahrscheinlich mein Ende gewesen. Ich konnte zwar gegen jeden Feind bestehen, wie Sirvan sagte, doch gegen den Zorn einer Frau, wäre selbst ein Gott machtlos.
Zufrieden aber immer noch verärgert schaute Selina mich jetzt an.
"Es tut mir Leid, kannst du mir verzeihen?"
Eingeschnappt drehte sie sich um und ging von mir weg. Jetzt hatte sie die Verbindung wieder getrennt und ich fühlte plötzlich wie die Leere in meinem Herzen, die gerade erst vertrieben worden war einen tiefen Schmerz hinterließ.
Selina ging es bestimmt nicht anders.

Selina ging schnellen Schrittes davon, sie war wütend, dass ich unsere Verbindung noch nicht aufgehoben hatte und noch empörter darüber, dass ich mich so halbherzig entschuldigt hatte.
Es fiel ihr schwer die erst gerade wieder aufgebaute Verbindung zu mir wieder zu trennen, doch wollte sie, dass ich litt, genauso, wie sie gelitten hatte.
Sie wanderte fast eine Stunde durch das riesige Dorf und machte sich Sorgen um die anderen. Jetzt war eigentlich nicht die Zeit um kleine Streitigkeiten mit mir auszuleben. Sicherlich hatte ich mich daran gemacht den alten Kerl zu suchen, der uns helfen könnte.

Ich stand verdutzt auf, ich verstand nicht, warum Selina jetzt noch wütender war als zuvor, aber ich verstand sowieso nicht viel von Frauen, und schon gar nicht von meiner.
Doch hatte mich unsere Verbindung darauf gebracht, dass ich einfach alle Menschen suche, deren Geist ich nicht durchforschen konnte. Kein normaler Mensch wusste, wie man sich gegen Eindringlinge auf dieser Ebene wehrte, also ließ ich meinen Geist im ganzen Dorf umherfahren.
Nach etwa einer Stunde hatte ich hundert und einunddreißig Personen gefunden, deren Geist ich nicht betreten konnte.
"Das sollten dann wohl alle sein!" murmelte ich niedergeschlagen in mich herein, es würde bis tief in die Nacht hinein dauern, bis wir den Kerl endlich gefunden haben. Außer wir würden Glück haben und ihn auf Anhieb erwischen. Doch zuerst musste Selina wieder bei mir sein.
Ich ging umher und suchte nach Spüren ihres Geistes, sie war ganz in der Nähe. Sie hielt sich mir nicht mehr verschlossen und ich drang begierig in sie ein.
Unsere Seelen verschmolzen wieder mit einander und ich fühlte mich wie neu geboren. So schnell ich konnte bewegte ich mich in ihre Richtung. Niemand bemerkte mich, alles was die Menschen von mir wahrnahmen war ein kühler Luftzug, der an ihnen vorbeiflog.
"Es wird langsam kalt, so junge Leute wie ihr es seid sollten lieber in ihr Haus gehen." Hörte ich es in meinem Kopf, auch Selina hatte die Stimme gehört.
Direkt neben ihr blieb ich wie angewurzelt stehen. Wer war so stark, dass er in unseren Geist eindringen konnte, nicht einmal Sirvan schaffte das.

Ein Stimmengewirr brach über Selina und mich herein, als wir bemerkten, dass wir in einer riesigen Ansammlung von Leuten standen. Wir wurden immer enger aneinander gedrückt und hatten Schwierigkeiten dabei nicht hinzufallen.
Als sich die Menge wieder beruhigt hatte fragte ich mich, weswegen sie gerade so in Aufruhr geraten war. Glücklicherweise ragte mein Kopf etwas höher als die der Anwesenden und ich blickte mich um.
Etwas weiter entfernt stand ein prächtig gekleideter Mann auf einem hohen Podium, um ihn herum versammelte sich eine kleine Gruppe von Soldaten, die anscheinend seine Leibwache waren.
Als die Menge, die sich in einem Kreis um das Podium versammelt hatte, verstummt war, räusperte er sich lautstark. Vor ihm stand ein großer Trichterförmiger Gegenstand, an den er nun herantrat. Scheinbar hatte dieser die Funktion seine Stimme lauter zu machen, denn unmöglicher weise konnte man ihn selbst so weit entfernt, wie wir waren, noch deutlich hören.
"Heute, meinen treuen Bürger, ist uns ein großer Sieg für das Königreich gelungen! Nicht nur, dass unser alter schwacher tyrannischer König getötet wurde. Denn der neue König ist Sariel, wie ihr sicher wisst das Oberhaupt aller Gilden in unserem Land.
Heute haben wir zu dem noch mehrere gesuchte Verräter an der Krone festgenommen. Auf ihre Häupter ist ein Kopfgeld von über ein tausend Goldstücken ausgesetzt worden.
Einer von ihnen ist der dunkle Magier Sirvan Lumagson, auch bekannt als der Mentor. Er ist schuldig des Mordes an einer Bauernfamilie, der Beihilfe zur Folter, und der Ausübung der dunklen Kräfte ohne Genehmigung durch unseren König.
Außerdem hat er vor vielen Jahren, wie wir vor kurzem erfuhren, in einem Dorf viele Kinder verführt und sie zu Schwarzmagiern gemacht.
Ein anderer ist der Vampir Varmand Thororim, der wegen Ausrottung ganzer Städte, der Versklavung von freien Bürgern, Hochverrates und anderer kleinerer Delikte gesucht wird. Manche kennen ihn besser als den Grafen Dracula.
Zu guter Letzt haben wir Rumael Kerubin, der für den Tod der polnischen Königsfamilie verantwortlich ist und von den Mächten des Landes verfolgt wird. Dadurch, dass er in unser Land gekommen ist, wurde er zu einer großen Bedrohung für den Frieden und muss deshalb exekutiert werden, um keinen Krieg zu beginnen.
Bei dem Lager der Verbrecher wurden Spuren gefunden, dass sich noch zwei weitere Personen in ihrer Gruppe aufgehalten haben, ein Mann und eine Frau.
Unserer Informationen nach handelt es sich um die entführte Selina Alvastochter, Tochter des Stadthalters von einer Stadt weiter im Norden und um ihren Verlobten Johnathan Eivindson, dessen Familie von Sirvan Lumagson abgeschlachtet wurde, und der bei dem Massaker geholfen haben soll.
Der Befehl des neuen Königs lautet, dass die gefangenen Personen drei Tage lang gefoltert werden sollen, und danach auf dem Scheiterhaufen verbrennen mögen.
Hiermit befehle ich, Kraft des mir verliehenen Amtes, dass dies geschehen soll, und das Volk einen Scheiterhaufen errichte, so hoch, dass das Feuer selbst in den Wüstenlanden noch zu sehen sei!"
Nachdem der Mann, der scheinbar der Stadthalter war, seine Rede beendet hatte, brach die Menge in Jubel aus, der erst nach mehreren Minuten verebbte.
Als es wieder still war, stieg ein Mann in einer glänzend polierten Plattenrüstung auf das Podest, das unter dem Gewicht zusammen zu brechen drohte.
"Ein weiterer Befehl des Königs war, dass auf der Stelle nach den beiden noch fehlenden Personen gesucht wird, da sie vielleicht Informationen haben, die der neue König benötigt, um eine Invasion der Wüstenlande zu verhindern.
Wenn die Flüchtigen, deren Bilder gerade in der Stadt aufgehängt werden, gesichtet werden, so sind diese unverzüglich in Gewahrsam zu nehmen und an eine Wache zu übergeben.
Der Stadthalter setzt eine Belohnung von einhundert Goldstücken auf sie aus. Doch Vorsicht ist geboten, die Gesuchten sind äußerst gefährlich und sollten auf keinen Fall von Einzelpersonen angegriffen werden."
Somit ging auch der Mann wieder von dem Podest herunter und die Wachen verließen ihre Plätze um Steckbriefe auszuteilen.

Selina und ich sahen uns nur wenige Sekunden an, doch dachten wir sofort an dasselbe. Ich griff sie an ihrem linken Handgelenk und zog sie aus der Menge heraus.
Der Ansammlung entfliehend rannten wir in eine dunkle Seitengasse und lehnten uns geschockt an eine nahe Hauswand. Wir ruhten uns von dem kurzen Sprint ein wenig aus und sahen uns wieder in die Gesichter.
"Wir haben nur drei Tage Zeit, um die anderen zu befreien, müssen noch den komischen Typen finden und das Schlimmste, wir haben keine Ahnung, wo er ist." Sendete ich in Gedanken an Selina, die mir zur Antwort ein Nicken zukommen ließ.
Rechts an der Gasse patroulierten einige Soldaten und hielten kurz an. Sofort als ich sie bemerkte machte ich mich für einen Kampf bereit. Eine der Wachen hatte den Blick auf die Gasse gelegt und starrte mir direkt in die Augen. Wegen der Dunkelheit konnte er allerdings nichts sehen und drehte sich wieder weg.

Kapitel 10
"Es wird schlimmer!"
E
rleichtert entfuhr mir ein lauter Seufzer, zu meinem Bedauern etwas zu laut. Die Wache, die zuvor auch schon in die Gasse gestarrt hatte bedeutete seinen sechs Kollegen, dass er etwas gehört hatte und sie gingen in unsere Richtung.
Ein ungutes Gefühl regte sich in mir und sagte mir, dass ich nicht erfahren wollte, was passieren würde, wenn uns die Wachen sehen oder gar fangen würden. Ich löste die Verbindung zu Selina, um nicht aufzufallen, falls die Wachen einen Magier unter sich hatten.
Selina schob sich hinter meinen Rücken und klammerte sich an mich fest. Ich konnte ihre Angst spüren, auch ohne die geistige Verbindung. Ich wagte es nicht zu atmen, während ich sie langsam und geräuschlos nach hinten drückte, um aus der Gasse zu fliehen.
Die Wachen waren nur nach wenigen Sekunden in der Gasse gewesen, doch wegen des hellen Lichts, in dem sie zuvor standen erkannten sie kaum etwas und mussten sich vorsichtig nach vorne bewegen.
Es waren nur wenige Meter, die Selina und ich von den Wachen entfernten. Ich beschleunigte meinen Schritt ein wenig und hoffte, dass Selina nicht hinfallen oder stolpern würde. Vergebens.
Sie stolperte über eine kleine Kiste, die an der Mauer stand. Es war unmöglich, nicht über sie zu stolpern, da sie den ganzen Weg versperrte. Selina fiel direkt auf die Kiste, die unter ihrem Gewicht zusammenbrach, nur um Sekunden später ihren Inhalt preiszugeben. Eine große weiße Wolke stieg empor und hüllte Die Umgebung in ein weißes Kleid.
Die Wachen liefen jetzt auf mich und Selina zu, ihre Waffen gezückt. Sie stand hastig auf und rannte mit mir aus der Gasse auf eine breite Straße, die durch die untergehende Sonne blutrot schimmerte.
Genau in dem Moment, in dem ich die Gasse verlassen hatte zog ich mein Schwert und wirbelte herum, um die Wachen die uns verfolgten abzuwehren.
Die erste Wache, ein breiter Mann in Plattenrüstung und mit einem Streitkolben, anscheinend der Anführer der Truppe, rannte mir mit hoch erhobener Waffe entgegen. Er ließ die Waffe auf mich herab sausen, doch ich duckte mich darunter hinweg und rammte ihn meinen Schwertgriff gegen die Schläfe.
Mein Schlag war so heftig, dass der Helm, den die Wache trug eindellte und den Kopf zerquetschte. Ein wenig Blut rann ihm den Hals herunter, als er zusammensackte. Ich wich seinem fallenden Körper au und erwartete den nächsten Angreifer.
Die nächste Wache, die aus der Gasse rannte hatte ein Langschwert und war mit einer Rüstung aus gehärtetem Leder ausgestattet. Der Mann stoß sein Schwert in meine Richtung, welches ich mit Leichtigkeit parierte.
Er trat ein wenig zurück und überlegte sich offensichtlich, wie er mich angreifen sollte. Ich ließ ihm die Zeit jedoch nicht, und griff ihn an.
Es war leicht, den Wachmann zu besiegen. Zuerst täuschte ich links an, woraufhin mein Gegner ins nichts parierte. Ich drehte mich und rammte ihn mein Schwert in die rechte Seite, wobei einige seiner Rippen lautstark brachen.
Der Mann spuckte Blut und fiel zuckend vornüber. Jetzt aber standen schon zwei weitere Wachen vor mir und griffen gemeinsam an. Der Linke der beiden hatte ein Kurzschwert, welches er in meine linke Seite rammen wollte und ein kleines Schild, der Rechte einen Zweihänder, der gefährlich auf mich herab sauste.
Ich rollte mich nach rechts weg und entwich den Waffen somit um Haaresbreite. Das Zweihandschert der rechten Wache prallte auf den steinernen Boden und die Spitze brach ab.
Während die Wache ihr Schwert wieder hob, schlug ich ihm mit meinem gegen das rechte Bein, welches sogleich brach. Unter Schmerzensschreien fiel die Wache auf die Knie und verlor noch im Fall seinen Kopf. Meine Klinge glitt durch seinen Hals wie durch Wasser und ich drehte mich um auch den anderen Wachmann zu töten, welcher wie erstarrt dastand.
Trotz des Schockes, den der Wachmann hatte, blockierte er meinen Schlag in letzter Sekunde mit seinem Schild und hieb mit dem Schwert in Richtung meines linken Arms. Ich sprang nach rechts, doch war ich zu langsam und der Angriff der Wache hinterließ, mir einen tiefen Schnitt auf dem Oberarm.
Vom Schmerzt angetrieben stieß ich mein Schert durch seinen Brustpanzer mitten in sein Herz. Noch während ich es wieder herauszog spürte ich einen dumpfen Schlag auf meinem Hinterkopf und mir wurde kurzzeitig schwarz vor Augen.

Azazel drehte sich um, voll von Zorn und Mordlust. Gerade war er hinterrücks ermordet worden und nun war er wirklich wütend. Der Engel ließ sein Schert in dem Mann stecken, den sein menschliches Ich zuvor getötet hatte und knurrte hasserfüllt in das Gesicht seines Mörders.
Der Mann, der nun vor ihm stand war um die zwei Meter groß und mindestens genauso breit. Ein riesiger Muskelberg, der einen Großen Hammer in den Händen liegen hatte.
Er taumelte verängstigt zurück, die Furcht war ihm auf das Gesicht geschrieben. Azazel ergriff mit seiner rechten Hand den breiten Hals seines Feindes und drückte fest zu. Der Mann in seinem griff winselte und rang nach Luft. Azazel zog seinen linken Arm nach hinten und ließ ihn mit einer unmenschlichen Geschwindigkeit nach vorne schnellen.
Das Herz des Mannes in Azazel Griff pochte in seiner linken Hand immer noch weiter, nachdem es schon aus dem Körper herausgerissen war. Azazel ließ die Leiche los, welche schwer mit dem Kopf gegen einen hervorstehenden Stein stieß.
Azazel warf das Herz hinter sich und nahm seine linke Hand vor sein Gesicht. Ein blaues Flimmern war darum zu sehen und er lächelte barbarisch. Es war noch eine Wache übrig, sie ließ ihr Schwert fallen und ergriff die Flucht.
"Oh, ängstliche Kinder mag ich gar nicht!" murmelte Azazel, seine Stimme war unmenschlich tief. Er streckte seine linke Hand in Richtung des Flüchtigen aus. Kurze Zeit später explodierte der Körper der Wache. Sein Kopf flog direkt vor Azazels Füße.
"Nicht fliehen, dann macht es keinen Spaß mehr!" sagte Azazel in Richtung des Kopfes, kurz bevor er mit einem teuflischem Lachen den Kopf unter seinem Fuß zerquetschte.
Azazel drehte sich um, alle Verfolger aus der Gasse hatte er schon getötet, doch er hatte noch nicht genug. Ein großer Trupp Soldaten lief auf ihn zu. Es waren um die zwölf Mann, darunter drei Armbrustschützen und zwei Magier.
Die Armbrustschützen blieben stehen und zielten auf Azazel, der in einem fast schleichenden Gang auf sie zu trabte. Einer der Magier schrie etwas und die Bolzen schossen auf Azazel zu. Er ließ sich nicht davon beeindrucken und schritt weiter nach vorne.
Azazel spürte wie eine warme Flüssigkeit sich auf seinem Gesicht ausbreitete, anscheinend war sein Kopf von einem der Bolzen durchbohrt worden, die anderen beiden steckten in seiner Brust. Er viel vornüber und blieb regungslos auf dem Boden liegen.

Selina, die die ganze Zeit verängstigt hinter einer Kiste gekauert hatte schrie, sie hatte schon einmal geschrien, als ich den Kriegshammer auf den Kopf geschlagen bekommen hatte. Sie wollte es nicht wahr haben, dass ich tot war, egal wie grausam ich war.
Sie hatte nicht bemerkt, dass der Engel die Kontrolle übernommen hatte und wusste bisher auch nicht, dass er das konnte.
Die Wachen rannten in auf Azazel zu, der regungslos auf dem Boden lag. Sie konnte nicht spüren ob er noch am Leben war oder nicht, denn die Verbindung zwischen ihnen war bei dem Schlag auf Azazels Kopf abgebrochen.
Einer der Magier kniete jetzt direkt neben Azazel und legte seine Hand an dessen Hals um zu sehen, ob er tot war.
"Unsere Aufgabe ist erledigt, los schafft die Leichen weg und die Frau da kommt zu den anderen in die Zelle!" befahl der Mann während er aufstand.

Jetzt war es an der Zeit zuzuschlagen. Azazel ergriff den Knöchel des Magiers und ließ Energie aus seiner Hand strömen, dass der Mann sogleich zu brennen anfing.
Der Magier rannte schreiend umher und versuchte die eisblauen Flammen auf seiner Haut abzuschütteln. Azazel stand auf und schaute den anderen Magier an, welcher genau vor ihm stand. Dieser hob seine Hände und murmelte etwas unverständliches, woraufhin ein Feuerball aus seinen Handflächen kam und auf Azazel zuflog.
"Soll mich das etwa aufhalten?" fragte dieser spottisch, als er mit seiner linken den Ball auffing und absorbierte. Die linke Hand von Azazel war so schnell an der Kehle des Mannes, dass dieser es nicht einmal realisierte, bis er einen markerschütternden Schmerzensschrei ausstieß.
"Was für ein Genuss, schmeckt wie das reine Feuer, so etwas hatte ich schon lange nicht mehr!" Das Gesicht des Magiers fror ein, während Azazel all seine Lebenskraft auf sich übertrug. Nachdem Azazel sich vollgesaugt hatte ließ er die Leiche fallen und drehte sich zu den Kriegern um.
Die Armbrustschützen waren wieder bereit zu schießen und zielten jetzt auf eine weit geringere Distanz als zuvor. Ihre Bolzen trafen Azazel allesamt am Hals und eine große Fontäne von Blut spritzte heraus.
Azazel sprang auf die Schützen zu, dem ersten zerquetschte er den Kopf und die anderen Beiden zerriss er der Länge nach.
Auf dem Boden konnte er den Mann liegen sehen, in dem noch sein Schwert steckte und er zog es aus der Leiche heraus.
Die blutige Klinge vor seinem Gesicht wartete er darauf, dass die sieben Wachen, die hinter ihm standen, angriffen. Er wirbelte herum, kurz bevor zwei von ihnen Azazel mit ihren Schwertern halbiert hätten. Beide blieben bewegungslos stehen und schauten einander an, bis ihre Oberkörper nach vorne fielen und die Unterkörper nach hinten.
Die verbliebenen Fünf waren sichtlich eingeschüchtert, doch noch mutig genug, um nicht zu fliehen. Azazel schritt auf sie zu, er lächelte so grausam, dass sie fast die Flucht ergriffen, doch anstelle dessen griffen sie ihn alle gleichzeitig an.
Azazel tänzelte um sie herum, während er mit seinem Schwert auf sie einhackte. Zwei verloren ihre Beine einer einen Arm und dem letzten wurde der Bauch aufgeschlitzt, sodass seine Gedärme herausquollen und er versuchte sie wieder hineinzustopfen. Der Mann, der seinen Arm verloren hatte sank auf die Knie und weinte vor Schmerz.
"Na, wer wird denn weinen? Du hast dir dein Schicksal doch selber ausgesucht, nicht wahr William?" spottete Azazel, bevor er dem Mann den Schädel spaltete. Die Männer ohne Beine versuchten noch sich von Azazel wegzuziehen, doch auch sie hatten kein Glück und wurden von ihm zur Strecke gebracht.
Den Mann mit dem offenen bauch überließ Azazel seinem Todeskampf. Jetzt waren alle Feinde tot, doch Azazels Mordlust war noch nicht befriedigt, noch lange nicht.
Selina kam aus ihrem Versteck hervor, vollkommen verängstigt und unsicher.
"Liebling, alles in Ordnung?" fragte sie besorgt, als Azazel sich in ihre Richtung umdrehte.
"Ja, es ist alles in Ordnung." Antwortete Azazel, während er sich die Bolzen aus dem Kopf und dem Hals zog. Als alle draußen waren setzte er sich zu Boden und versuchte ein paar Menschen aufzuspüren, die er töten konnte. Selina setzte sich neben ihn auf eine der Leichen und legte den Arm um seine Schulter.
Die Wunden in Azazels Körper schlossen sich und er fing an sich durch die sanfte Berührung Selinas zu beruhigen.

Ich kam wieder zu mir, mir kam es so vor, als ob ich gerade einen grauenvollen Alptraum gehabt hätte, aus dem ich nun erwacht war. Mein Kopf schmerzte und ich wusste nicht recht, wo ich war.
"Komm, es werden bestimmt noch mehr kommen und du solltest dich ausruhen! Lass uns von hier verschwinden." Flüsterte Selina und half mir auf die Beine.
Auf unserem Weg zum Stadttor begegneten wir kaum Menschen, und wenn wir es taten, dann versteckten sie sich, wohl wegen des ganzen Blutes, mit dem ich bedeckt war.
In einer kleinen Seitenstraße wurden wir etwas langsamer, um uns auszuruhen. Vor uns rannte eine Patrouille in die Straße und ich machte mich auf einen neuen Kampf bereit. Doch noch bevor ich mein Schwert gezogen hatte wurden Selina und ich von rechts in ein Haus gezogen.

Wir fanden uns in einem dunklem raum wieder, in dem man nichts sehen konnte. Auch spürte ich keine weiteren Personen außer Selina und wunderte mich, wer uns entführt hatte.
"Johnathan, ich hab Angst!" flüsterte Selina und drückte sich an meine Seite.
"Wirklich ein niedliches Pärchen, ihr beide. Doch warum seid ihr hier in der Stadt und wer seid ihr?" fragte eine Stimme aus der Dunkelheit.
"Ich bin Johnathan Eivindson und das ist meine Verlobte Selina Alvastochter, wir sind mit meinem Mentor und ein par anderen in diese Stadt gekommen, um einen alten Freund von ihm namens Rasmus Maar zu treffen, der uns helfen würde ein kommendes Unheil aufzuhalten." Ich antwortete dem Mann, ohne es selbst zu wollen, ich schien wie verzaubert und konnte nichts dagegen tun.
"Entschuldige, aber wie heißt euer Mentor?"
"Es ist einer der neuen Gefangenen, er heißt Sirvan Lumagson und die anderen Gefangenen sind auch aus meiner Gruppe."
"Nun, wenn das so ist, dann habt ihr Glück, denn ich bin Rasmus Maar, ein Geheimlehrer der Magiegilde. Sirvan und ich sind alte Freunde und so wie es aussieht braucht er jetzt meine Hilfe."
Ich konnte wieder kontrollieren, was ich sagte und mir entfuhr sofort ein Fluch, dessen Erwähnung zu obszön wäre.
"Warum haben Sie uns gerettet, wenn sie nicht wussten, wer wir sind?"
Das Licht ging wieder an, und ich sah, dass ich mich in einem kleinen Raum befand, auf der anderen Seite stand ein Tisch mit vielen Alchimisten Utensilien.
"Ich habe vorhin gespürt, dass eine Person alle Seelen hier in der Stadt auskundschaftet und euch mit den Wachen kämpfen sehen. Ich wollte wissen, was für ein Mensch solch eine macht besitzt, dass er selbst nach seinem Tode noch weiterkämpft und dann all seine Verletzungen fast schon nebenbei heilt."
"Sirvan sagte, dass ich die Seele eines Engels habe, doch bei dem Hass, den ich verspüre, wenn er ausbricht, glaube ich eher es ist ein Dämon."
"Wenn Sirvan sagt, es ist ein Engel, dann ist es auch einer, vielleicht ein Gefallener, der versucht durch einen Menschen wieder in den Himmel zu gelangen.
Auf jeden Fall musst du lernen diesen Zustand zu kontrollieren. Ich sah, dass du jeden getötet hättest, der sich dir in genähert hätte, außer Selina. Anscheinend hat der Engel eine Schwäche für sie."
Rasmus lachte kurz auf, dann kam er auf mich zu und erst jetzt konnte ich seine Gestallt erkennen.
Rasmus war ein normal groß gewachsener Mann mittleren Alters, der eine fliederfarbene seidene Robe trug, die er mit einem weißen Seidengürtel zugebunden hatte. Die Haare, die er noch hatte versammelten sich an seinem Hinterkopf und waren zu einem langen Zopf gebunden. Sein Bart hatte eine beachtliche Länge und er trug eine merkwürdig aussehende Brille.
Sein Gesicht war eher weich geschnitten und seine Nase war unnatürlich verformt und eigedruckt. Die Ohren lagen direkt am Kopf an und sein Mund sah aus, wie der von einem Kleinkind. Die Augen hatten einen silbernen Glanz und sahen nicht mehr menschlich aus.
"Aber wenn ich außer Kontrolle gerate, der Engel ist viel stärker als ich, wenn ich überhaupt wach bleibe, dann kann ich nichts unternehmen, um ihn aufzuhalten. Das Risiko ist viel zu hoch."
"Aber es muss sein, wenn du Sirvan und die anderen retten willst, dann musst du all deine Mächte haben, Die Gefängnisse haben einen Magier, der hundert Mal so stark ist wie Sirvan und ich zusammen. Nur mit den Mächten des Engels hast du eine Chance ihn zu besiegen."
Es gefiel mir gar nicht, dass ich auf diese macht zurückgreifen musste, aber er hatte recht. Wir hatten noch zwei Tage Zeit um Sirvan und die Anderen zu befreien und anscheinend war dies der einzige Weg.
"Na gut, aber erst ruhen wir uns aus, morgen werden wir aufbrechen!"
"Was heißt hier wir, du musst allein gehen. Ich kann nicht mit, und für Selina ist es zu gefährlich, denn wenn der Engel richtig durchdreht, dann ist auch sie nicht mehr sicher. Du hast doch sicher nichts dagegen, wenn wir es uns hier gemütlich machen, während du ein wenig unterwegs bist, oder?"

Kapitel 11
"Endzeit"
A m nächsten Tag, ich und Selina hatten nicht im selben Zimmer geschlafen, weil sie noch zu geschockt von den gestrigen Ereignissen war, als dass sie in meiner Nähe Ruhe finden konnte, stand ich unausgeruht und verspannt aus meinem einsamen Bett auf. Nachdem ich mich erst einmal kräftig gestreckt hatte, kleidete ich mich ein und legte mir mein Schwert an.
In dem eher spärlich eigerichtetem Zimmer hatte ich meine erste Nacht seit langem ohne Selina gehabt. Die lang ersehnte Bequemlichkeit eines weichen Bettes machte ihr Fehlen nicht angenehmer. Ich fand es schrecklich meine Nächte nicht mit ihr verbringen zu können. Mir fehlte ich warmer Körper, an den ich mich kuscheln konnte und auch ihr sanftes atmen im Schlaf brauchte ich.
Mein Schritt trieb mich aus dem Zimmer in die Wohnstube, wie unser ungewöhnlicher Gastgeber sie nannte. Ich setzte mich auf einen der extravaganten Sessel, in denen ich beinahe versank und hoffte, dass Selina vor Rasmus wach werden würde, damit ich seine Gesellschaft nicht alleine ertragen musste.
"Aber wer wird denn gleich so unfreundlich sein mein Junge, ist dir meine Gesellschaft etwa zu anstrengend?" ich konnte Rasmus Stimme von hinter mir hören. "Wenn du mich nicht leiden kannst, dann kannst du auch gerne gehen, niemand hält dich auf!"
In Rasmus Stimme fast schon weinerlicher Stimme konnte ich einen spöttischen Tonfall erkennen, der mir keineswegs gefiel. Ich unterdrückte die aufkommende Wut, ließ aber eine Welle aus purer Energie von mir ausgehen, die der des Engels in mir nicht einmal ansatzweise gerecht wurde. Dennoch verfehlte sie ihre Wirkung nicht, denn ich bemerkte, wie Rasmus unwillkürlich einen Schritt zurück tat.
Langsam erhob sich mein Körper aus dem Sessel, fast wie von alleine und ich schaute Rasmus mit ausdrucklosem Gesicht in die Augen, die so tief wie das Meer schienen. Wenn es stimmte, dass die Augen ein Portal zur Seele eines Menschen sind, so muss die Seele von Rasmus unendlich groß sein.
"Oh, wer wird denn gleich wütend werden? Wir wollen doch nicht, dass noch jemand verletzt wird. Oder?"
"Nein, ich glaube das wollen wir nicht." Ich versuchte meinen Ärger immer noch zu unterdrücken, doch es war schwieriger als ich erwartete. Ich konnte den eigenwilligen Mann einfach nicht ausstehen.
"Guten Morgen!" gähnte Selina uns zu, die gerade aus ihrem Zimmer gekommen war. Sie hatte ein dünnes Nachtkleid an, das fast schon durchsichtig war. Ich fand den Anblick zwar äußerst schön, doch wollte ich ihn nicht mit anderen Männern teilen. Und schon gar nicht mit Rasmus, welcher fast schon triumphierend lächelte.
Böse blickte ich zu ihm, bevor ich freudig Selina umarmte und zum neu angebrochenen Morgen zärtlich küsste.
"Ich konnte ohne dich kaum schlafen, wie ist es dir ergangen?"
"Also ich habe so gut geschlafen, wie schon lange nicht mehr. Es war so ruhig ohne dein nervendes Geschnarche." Antwortete Selina halb im Spott. Sie küsste mich und drückte ihren Körper fest an den meinen. Ich konnte die Ruhe spüren, die von ihr ausging und, dass sie unendlich glücklich war, solange ich sie nur in den Armen hielt. Doch spürte ich auch ihre Sorge um die Zukunft und um mich.
Ich versuchte unsere geistige Verbindung wieder aufzubauen, doch sie ließ mich nicht in ihren Geist. Ich schaute sie ein wenig überrascht an und bemerkte, dass sie noch nicht bereit dafür war, wieder eins mit mir zu werden. Sie war noch zu verängstigt von den Geschehnissen des Vortages.
Wir ließen uns wieder los und ich drehte mich zu Rasmus um, welcher lüstern auf Selinas Körper stierte.
"Schatz, wie wäre es, wenn du dir etwas wärmeres anziehst, ich möchte nicht, dass du dich noch erkältest und krank im Bett liegst." Flüsterte ich Selina zu, während ich die Umgebungs-Temperatur ein wenig senkte.
"Bin gleich wieder da!" Selina ging wieder in ihr Zimmer, und ich setzte mich wieder in den Sessel, die in der Mitte des Raums standen.
Rasmus tat es mir gleich und setzte sich mir gegenüber hin. Fast versank ich in dem weichen Polster des Sessels und es kam mir so vor, als säße ich auf einem Haufen von Daunenfedern.

Mit einem schweren Umhang, der mein gesamtes Gesicht verdeckte, bekleidet ging ich noch vor den ersten Sonnenstrahlen aus Rasmus Haus um die anderen zu befreien.
Erst jetzt bemerkte ich, wie groß das Haus von Rasmus war, es verlief die ganze Straße entlang und hatte mehrere Eingangstüren, damit es wie ein gewöhnliches Haus aussah. Es hatte drei Stockwerke und war weit nach hinten gebaut worden.
Sogar einen Innenhof, in dem die verschiedensten magischen Pflanzen wuchsen, besaß das Grundstück. Es das Anwesen der hier vertretenen Magiergilde sein, wobei ich niemals geglaubt hätte, dass es so groß sei.
Meine Schritte trugen in Richtung Osten, dem untergehenden Mond entgegen. Erst jetzt, wo ich so darüber nachdachte fiel mir auf, dass der Mond sich genau entgegengesetzt der Sonne verhielt, er ging im Westen auf und wanderte über den Norden nach Osten.
Nach drei Seitenstraßen, die allesamt noch menschenleer waren bog ich links ab und schaute mich nach den Kerkern um. Rasmus hatte mir gesagt, dass das Kerkergebäude auf gleichzeitig als Unterkunft für die Wachen diente und deswegen stark befestigt war und mehrere Stockwerke hatte.
Nach mehreren hundert Schritten sah ich es zwischen den anderen Häusern, die immer prachtvoller, wurden auftauchen. Seine festen mauern waren aus massiven Felsblöcken um möglichen Angreifern nicht die Chance zu geben die Unterkünfte niederzureißen. Vor den dicken Glasfenstern waren Eisenstangen, die es verhindern sollten, dass jemand aus das Gebäude entfloh. Oder dass dort jemand dort eindringt!
Ich trat zu dem großen Holztor, welches zwischen mir und meinem Ziel stand. Es wäre ein leichtes für mich gewesen das Tor einfach zu sprengen, doch hätte ich damit zu viel Lärm verursacht und wäre unnötigerweise entdeckt worden.
In meinem Geiste überlegte ich die richtige Formel, die mich das Tor ohne Gewalt öffnen ließ. Es dauerte einige Minuten, bis ich die richtigen Worte gefunden hatte und meine gesammelten Kräfte für mein Vorhaben ausreichten.
In voller Konzentration auf mein Werk sprach ich den Zauber in der magischen Sprache. Es gab nur wenige zauber, die sich der Worte bedienten, da dies meist umständlich war und oft auch andere Möglichkeiten weniger Zeit- und Kraft-aufwendig waren.
Ich spürte, wie das Tor sich langsam lautlos öffnete und machte mich auf den Weg meine Freunde zu befreien. Mir war durchaus bewusst, dass ich mir die Schlüssel für ihre Zellen besorgen müsste, da die Schlösser vor Magie geschützt sein mussten.
Intuitiv bog ich nach rechts in einen langen Gang ein, an dessen Ende eine Treppe nach unten führte.

Am unteren Ende der Treppe angelangt, fand ich mich in einem langen niedrigen Gang wieder, dessen unverputzte Steinwände mit Fackeln behangen waren, deren Licht nicht annähernd dazu ausreichte um die Umgebung zu erhellen.
In dem schummrigen Licht ging ich langsam, manchmal, wenn das Licht nicht ausreichte, auch tastend, vorwärts, wobei ich jeder Zelle, die entweder links oder rechts von mir war einen Blick spendete.
Die vordersten Zellen waren leer, wenn man von den abgenagten Skelette, die darin lagen einmal absah. Man konnte erkennen, dass sie nur dort platziert worden waren, doch musste dies die Insassen der Kerker ungemein verängstigen.
Angewidert von den Methoden, die hier unten angewandt wurden ging ich weiter, wobei ich nur selten eine besetzte Zelle fand. Mich wunderte es, dass hier unten keine Wachen entlangliefen und ich auch sonst noch keiner Person begegnet war. Jedoch schrieb ich diesen Sachverhalt meinem Glück zu und kümmerte mich nicht weiter darum.
Nur vereinzelt sah ich Gefangene, die sich in den hinteren Ecken ihrer Zelle versteckten, offenbar aus Angst, ich könnte ihnen Schmerzen zufügen. Manch andere jedoch bemerkten, dass ich keine wache war und flehten mich an sie zu befreien, da sie unschuldig verurteilt wurden.
Am Ende des Ganges versperrte mir eine massive Holztür den Weg, es war offensichtlich, dass dahinter gefährlichere Gefangene, so wie Sirvan oder Varmand einquartiert waren.
Meine Augen schließend konzentrierte ich mich auf die Tür, die, so wie ich es jetzt bemerkte, mit sehr mächtigen Schutzzaubern belegt war. Es hätte selbst dem Engel mehrere Stunden abverlangt, um sie zu öffnen, besonders dann, wenn er keine Aufmerksamkeit erregen wollte.
Leicht verärgert drehte ich wieder um und verließ die Kerker, um nach einer Wache zu suchen, die die Schlüssel für die Tür besaß. Oben an der Treppe zog ich in Erwartung eines Kampfes mein Schwert, welches ungewöhnlich schwer in meiner Hand lag.
Der lange Gang, in den ich anfangs gebogen war, war immer noch vollkommen menschenleer, doch trotzdessen verhielt ich mich unauffällig, falls unerwarteter weise jemand in ihn hineinginge. An seinem Ende sah ich das Eingangstor, durch welches ich hereingekommen war.
Mir fiel auf, dass ich vergessen hatte es wieder zu schließen, damit niemand mein eindringen bemerkte. Also wandte ich mich dem Tor zu, dessen Türen sperrangelweit offen standen. Nachdem ich sie geschlossen hatte und mich daran machte sie wieder magisch zu verschließen spürte ich einen leichten Luftzug hinter mir, doch als ich mich umdrehte war nicht zu sehen.
Mir einbildend, dass der Luftzug nur Einbildung gewesen war, sprach ich den Zauber, der das Tor wieder verschloss. Genau in dem Moment, in dem das Schloss zuschnappte spüre ich, wie mir ein kalter Dolch von hinter heran an die Kehle gedrückt wurde.
"Wer sind wir denn, dass wir des Nachts in das Wachhaus einbrechen? Wir wollen doch nicht, etwa etwas aus der Schatzkammer stehlen, oder einen Freund aus dem Kerker befreien?" hörte ich eine dunkle Stimme in mein Ohr hauchen.
"Für die Freundlichkeit eures Besuches bei uns spendieren wir dir sogar ein kaltes Bett in einem feuchten Kerker, und als Bonus für euer Geschick beim Öffnen und Schließen des Tores, werde ich den wachen sagen, dass ihr sogar euer eigenes Essen mitgebracht habt." Ein offensichtlich an meinem Schaden erfreutes Lachen ging der Person, die mich gerade bedrohte, von den Lippen.
"Mir wäre der Schlüssel für den Kerker wesentlich lieber und wenn ihr nichts dagegen habe, werde ich mich auf nachher noch an eurer Schatzkammer bedienen, man sollte mich ja wenigstens für diese prekäre Situation entschädigen, oder was mein ihr, mein guter Mann?"
In dem kurzen Moment der Verwirrung, die die Person, die mir den Dolch an den Hals hielt, befiel, befreite ich mich aus ihrem Griff und riss mein Schwert in einer Drehung hoch um den Mann in der Mitte zu spalten.
Die Leiche des Mannes flog entzwei geteilt auf den Boden, auf dem sich eine große rote Pfütze ausbreitete. Ich schaute kurz in das vor Schrecken erstarrte Gesicht und widmete mich anschließend seiner Habe.
Bei ihm fand ich zwar einen schweren Geldbeutel, dessen ich mir, mit der Gewissheit, er würde ihn nicht mehr brauchen, habhaft wurde, doch leider hatte die Wache keine Schlüssel besessen.
Ich richtete mich wieder auf und schaute in den Gang, aus dem sie gekommen war. Mir war durchaus bewusst, dass ich, wenn ich ihn betrat eine große Gefahr lief eine Menge an Feinden vorzufinden, doch war mir bewusst, dass dies der einzige Weg war, um an die Schlüssel zu gelangen.
Der Gang war dunkel und nur das trübe Mondlicht fiel durch die Fenster zu beiden Seiten, woraus ich schloss, dass ich mich in einem Verbindungsgang zum Mittelturm befand. Aus den Fenstern konnte ich einen Innenhof erkennen, in dem, wie es schien viele magische Kräuter angebaut wurden
An seinem Ende angelangt, fand ich mich vor einer verschlossenen Tür wieder, hinter der ein Feuer loderte und mehrere Stimmen miteinander sprachen. Meiner Eingebung zufolge stand ich vor dem Herzstück der Festung, einem hohen und sehr breiten Turm.
Ich erwartete, dass ich gleich gegen mehrere Wachen kämpfen müsste, mindestens vier Stimmen konnte ich unterscheiden und ich war überzeugt, dass noch mehr zugegen waren. Ich entschied mich sie alle gleichsam mit einer Feuerwelle zu verbrennen, da ich nicht sonderlich auf einen Kampf aus war.
Da ich von dem Blut der Wache vollgespritzt war, wollte ich anschließend noch meine Kleidung wechseln und anschließend als neue Wache herumlaufen, um weniger Aufsehen zu erregen, falls das überhaupt noch möglich war.

Die Osttür des Gemeinschaftsraums riss plötzlich aus ihren Angeln, gefolgt von einer Feuerwand die die sich im ganzen Raum auszubreiten drohte. Ludwig riss geistesgegenwärtig den Tisch, an dem er kurz zuvor sein Frühstück verspeist hatte, um und verschanzte sich dahinter, um dem sicheren Tod zu entgehen.
Er war schon früher gegen Magier angetreten und hatte deswegen einen ziemlichen Automatismus entwickelt, wenn es darum ging sich vor ihnen zu schützen.
Neben sich konnte er einen seiner Freunde in Flammen aufgehen sehen und hörte andere qualvoll aufschreien.
Das Inferno hörte genauso abrupt auf, wie es angefangen hatte. Der ganze Raum war in schwarzen ruß gehüllt und manche der Möbel brannten lichterloh, andere qualmten vor sich hin.
Mit einem kämpferischen Aufschrei, der den Angreifer verunsichert sollte, sprang Ludwig hinter seinem Versteck hervor, und rannte auf einen in Blut getränkten Mann zu, der zwischen den Türpfosten stand.
Der Mann zog leicht benommen blank und parierte ungekonnt den ersten Schlag, den Ludwig ausführte. Nach dem er sich wieder besonnen hatte griff der Mann Ludwig direkt an.
Er führte sein Schwert gut, kannte sich in dessen Handhabung sichtlich bestens aus, doch Ludwig hatte schon viele solche Gegner bezwungen.
Fast schon spielerisch parierte Ludwig die Angriffe seines Feindes, ahnte Finten voraus und tänzelte durch den Raum. Doch kam auch er nicht einmal zum Treffen. Egal was er tat, Ludwig konnte den Angreifer nicht einmal kratzen.
Es schien als würde der Mann nur mit ihm spielen, doch das machte Ludwig nur noch energischer. In einem gewagten Manöver entwaffnete er den Fremden und durchstach ihm nach einer Drehung das Herz.
Das Schwert seines Feindes schien sich fast in Zeitlupe zu bewegen, als es durch die Luft flog und neben den Beiden auf dem schwarzen Boden aufprallte. Es schlug den schwarz verbrannten Steinboden auf und entblößte dessen natürliche weiße Farbe.
Auf dem zuvor überraschten Gesicht seines Feindes machte sich ein Grinsen breit. Ihm lief. Blut aus dem Mund, doch das schien den fremden nicht zu stören.

Ich spürte, wie kalter Stahl unsagbar schmerzhaft in meiner Brust brannte, nur wenige Augenblicke, nachdem ich von meinem Gegner entwaffnet worden war. Er war so schnell gewesen, dass selbst mein Schwert bei meinem Ende noch in der Luft zu schweben schien.

Zeit starrte gebannt auf den Laptop, der vor ihr auf dem Tisch lag. Was sie dort gesehen hatte, konnte sie nicht glauben. Gott hatte erfahren, was der Engel Azazel getan hatte und hatte daraufhin einen der Erzengel geschickt, um diesen zu stoppen, da die Wette zwischen ihm und Satan gefährdet war.
Zeit musste handeln. Soeben war Azazel von dem Erzengel Michael gestoppt worden, der in eine der Wachen gefahren war. Wenn sie nichts tat, würde einer der beiden sterben und das durfte sie nicht zulassen.
In Windeseile sandte sie eine Schar von Piraten, die unter ihrem Einfluss standen in die Stadt Sazavou. Sie wussten nicht warum sie dorthin wollten, doch sie würden Johnathan retten und ihn vor dem Tode bewahren.
Sie schaute wieder auf den Monitor und sah, dass die beiden Engel unerbittlich gegeneinander kämpften. Vor wenigen Sekunden war die Festung zusammengebrochen und die Gefährten von Johnathan hatten einen Ausweg gefunden, der sie durch die Kanalisation aus der Stadt raus führte
Es war ein entsetzliches Gemetzel, das bei dem Kampf der Engel entstand. Keine der beiden achtete darauf, ob er jemanden tötete und sie beide rotteten fast die gesamte Stadt aus.

Selina sah Rasmus mit angsterfüllten Augen an, sie und er hatten sich vor dem Kampf, der zwischen ihrem Liebsten und einem Unbekannten entbrannt war in die Kanalisation geflüchtet, wo sie jetzt langsam in den Abwässern wateten, um aus der Stadt zu fliehen.
"Komm, es ist noch ein langes Stück Weg, das wir zurücklegen müssen und die Kanalisation ist nicht für solch einen Kampf gebaut worden, sie wird einstürzen, und wenn du dich nicht beeilst, dann wirst du unter Trümmern begraben werden!"
"Ich komm ja schon, aber in dem Kleid ist es schwer zu laufen, habt ein wenig Mitleid, ihr gabt es mir schließlich."
"Und es war auch gut so, doch ich wusste ja nicht, dass wir durch die Kanalisation waten müssen, also beeilt euch."
"Jaja!"
Selina blieb kurz stehen und zerrte an dem teuren Kleid, das sie von Rasmus bekommen hatte. Er hatte es ihr als Geschenk gegeben, weil sie keine mehr hatte und als Frau von Welt immer eines zur Hand haben sollte. Sie hatte es sofort angezogen und es bleib keine zeit es auszuziehen, als der Kampf anfing.
Sie riss den Saum des Kleides ab, der ihr immer wieder unter die Füße geraten war, und kürzte das Kleid bis zu den Knien.
"So sollte es gehen!" rief sie, als sie die Kleiderreste fallen ließ und hinter Rasmus herlief, der schon weiter gegangen war.
"Jetzt habt ihr das schöne Kleid ruiniert, was für eine Verschwendung." Seufzte Rasmus, bis er Selinas Knie sah. "Aber es ist auf jeden Fall besser so."
Die beiden gingen noch ein Stück weiter, bis sie auf eine Abzweigung stoßen, bei der sich ein Weg aus ihrer Richtung und der ihre zusammenliefen und anschließend wieder trennten.
Plötzlich blieb Rasmus stehen und hielt Selina zurück. "Ich höre etwas aus dem anderen Gang, besser wir halten uns im Schatten."
Die Stimmen, die zu Anfang nur Rasmus gehört hatte, wurden lauter und erreichten auch Selinas Ohren. Die Personen, es waren mehrere Männer, kamen näher und blieben bei der Abzweigung stehen.
Eine der Personen erkannte sie sofort, es war Sirvan, auch wenn er ein wenig mitgenommen und verdreckt wirkte. Die anderen beiden identifizierte sie als Rumael und Varmand.
Rasmus fing an einen Zauber vor zubereiten, um die für ihn Unbekannten ruhig zu stellen, doch Selina gebot ihm Einhalt.
Sie stürmte von hinten auf Sirvan zu, und umarmte diesen fest. Varmand und Rumael hatten beide Schwerter gezogen, doch als sie Selina erkannten steckten sie sie wieder in ihre Scheiden.
"Ich bin froh euch wieder zu sehen, so unglaublich froh."

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Teil 2

Prolog
"Verschleppt, Verschwunden, Vergessen"
D
as einzige, an das ich mich erinnerte, war das Gefühl von dem kalten Stahl, der meine Brust durchbohrt hatte und ein Schwert, das durch die Luft flog. Nichts weiter.
Alles was ich jemals in meinem Leben erlebt hatte war weg. Ich wusste nicht einmal mehr meinen Namen. Doch es geisterte mir ein Wort durch den Kopf, welches mir irgendwie vertraut vorkam.
"Zeitmeister." Drang es unter aus meinem Mund, zumindest versuchte ich das Wort zu formen, doch es war vielmehr ein Wimmern, denn ein verständlicher Laur. Ich öffnete die Augen, doch erkannte ich nicht viel mehr, als wenn sie geschlossen wären. Alles war in einen trüben Schleier gehüllt und ließ mich nur erahnen, was es war.
Meine Umgebung schwankte ein wenig, doch ich schrieb dies meinen Kopfschmerzen zu. Einzig allein die Tatsache, dass ich mich in einem Bett befand war mir klar.
Die Kopfschmerzen schienen kein Ende zu nehmen und wurden immer unerträglicher und zu allem Überfluss kam jetzt auch noch ein brennender Schmerz in meiner Brust hinzu, der von pochenden Schmerzen zwischen den Rippen begleitet wurde.
Ich versuchte mich auf meine Umgebung zu konzentrieren, doch es gelang mir nicht einmal unter größten Willensanstrengungen, doch diese brachten mich wenigstens zum einschlafen. Doch fand ich in meinen Träumen nur Schmerz und keine Freude, sondern nur Leid.

Als ich das nächste Mal aufwachte, war der Schmerz in meiner Brust zu einem annehmbaren Pochen geworden und meinem Kopf ging es auch schon einigermaßen besser.
Doch konnte ich immer noch nichts als Wimmern von mir geben und meine Sicht hatte sich auch nicht verbessert. Jedenfalls war mir jetzt bewusst, dass ich mich in einem sich bewegenden raum befand und glaubte sogar, dass ich die Schreie von Möwen erkennen konnte, sodass ich annahm, ich befände mich auf einem Schiff.
Sanfte Schaukeln meiner Umgebung ließ mich wieder einschlafen, doch diesmal, waren meine Träume nicht von schmerzlichen Dingen gefüllt, sondern von wunderschönen. Ich war mit einer sehr ansehnlichen Frau zusammen und wir waren anscheinend ein Liebespaar.

Wieder einmal öffnete ich die Augen, und ich konnte nichts erkennen. Diesmal jedoch lag es daran, dass meine Umgebung in die Schwärze der Nacht gehüllt war.
Durch ein kleines Fenster an der Wand fiel Mondlicht und erhellte den Raum wenigstens genug, um ihn in etwa einschätzen zu können.
Der Raum war zwar nicht von überwältigender Größe, doch konnte man ihn auch nicht als klein bezeichnen. Neben meinem Bett stand ein kleiner Nachttisch, auf dem eine erloschene Kerze stand. Daneben lag ein Buch, welches anscheinend schon mehrere Generationen auf einem Schiff verbracht hatte.
Auf der anderen Seite war ein großer Schreibtisch, der übersät mit allem möglichen Papierkram war. An der Decke hing ein Kronleuchter. Die Kerzen darin waren anscheinend noch nie gebraucht worden, denn auf ihnen lag eine enorm hohe Staubschicht.
Um mich weiter umsehen zu können, hätte ich mehr tun müssen, als den Kopf zu bewegen, doch das war unmöglich.
Mich überfiel wieder eine allesverdrängende Müdigkeit und ich ließ mich von ihr in die Welten des Traumreiches führen, doch leider war mir der Zutritt verwehrt und ich erlebte einen traumlosen Schlaf.

Ein Lichtstrahl, der durch das Fenster zu meiner Rechten direkt in mein Gesicht fiel, weckte mich auf und ließ mich mit einem leisen Stöhnen die Augen öffnen.
Gleißendes Licht ließ mich sie hastig wieder schließen und ich versuchte mich an die ungewohnte Helligkeit zu gewöhnen, bevor ich sie wieder öffnete.
"Pass auf, er soll nicht noch mehr leiden als er es eh schon getan hat!" herrschte eine Stimme eine Person im Raum im Flüsterton an.
"Er ist doch sowieso nicht wach, was soll schon passieren?" entgegnete die andere etwas lauter.
"Wenn du weiter so rumschreist, dann ist er wach und du bist schuld!"
Ich versuchte die Personen, die sich gerade stritten davon in Kenntnis zu setzen, dass ich bereits wach war, doch brachte ich nur ein schmerzhaftes Stöhnen hervor.
"Siehst du, was du angerichtet hast? Jetzt ist er wach und du bist schuld!" schrie die erste Person jetzt und so wie es sich anhörte, war sie kurz vor einem Wutausbruch. "Raus mit dir! Raus, schick mir einen anderen, der den Verband wechselt!"
"Ai, Käpt'n!" Die zweite Person verließ den Raum und ließ mich mit der ersten allein.
Der Kapitän setzte sich neben mich auf das Bett und schaute mich wie einen wertvollen Schatz an.
"Ich muss mich für die Unfreundlichkeit meines ersten Maats entschuldigen, ich heiße D'arqes San und bin der Kapitän dieses Schiffes. Meine Crew hat dich in Sazavou gefunden, du warst schwer verwundet und die ganze Stadt liegt in Trümmern.
Ich denke, dass wir für deine Rettung doch sicherlich die Geschichte hören können, wie es zu der Zerstörung der Stadt kam und wer du bist, würde ich auch gerne wissen."
Ein schmerzhaftes Keuchen kam aus meinem Mund, als ich ihm sagen wollte, dass ich mich an nichts mehr erinnern konnte. Sein warmherziges Gesicht wartete geduldig darauf, dass ich noch einmal zur Antwort ansetzte, doch auch dieses Mal, versagte mir die Stimme.
"Nun, wenn du noch nicht in der Lage bist zu sprechen, werde ich dich nicht zwingen. Bis du wieder zu Sprechen fähig bist, fühl dich wie zu Hause auf meinem Schiff, der Vorqu'lin."
Er stand wieder auf und ging zur Tür. "Ach ja, bevor ich es vergesse, gleich wird ich jemanden schicken, der dir deinen verband wechselt. Du solltest dann wieder schlafen, meine Leute können ein wenig grob sein, wenn du verstehst was ich meine." Mit einem Abschied Winken, das mich wieder zurück in meine Traumwelt brachte, verließ D'arqes den Raum.

Mein Traum, war ein wahrer Alptraum, ich werde ihn hier nur beschreiben, weil es mir noch nie gelang, ihn irgendjemanden mitzuteilen, und ich hoffe, so diese schrecklichen Dinge aus meinem Geiste endgültig zu verbannen.
Ein Mann stand vor mir, mit schweißnassem Gesicht und er war sichtlich erfreut darüber, was er gerade geleistet hatte. Ein Schwert, offenbar das seine steckte mir in der Brust und ich fing an mein Bewusstsein zu verlieren.
Doch dann, kurz bevor mein Leben vorbei war, wurde neuer Lebensmut in mir wach und trieb mich an, nicht aufzuhören. Ich fing an grausam zu lächeln und zog meinen Mörder näher an mich heran. Er musste dies für meine letzten Taten auf Erden halten, sonst wäre er wahrscheinlich nicht so glücklich dabei gewesen. Gewiss nicht.
Ich legte meine beiden Hände an seine Wangen und tat nebenbei so, als würde das Leben aus meinem Körper weichen. Als ich ihn richtig gepackt hatte drehte ich einmal kräftig den Kopf um. Der Mann kippte sofort tot um und nur noch die Fußabdrücke im Ruß deuteten auf den Kampf hin, der gerade hier getobt hatte.
Ich riss mir das Schwert aus meiner Brust und steckte es in die verkohlte Leiche eines Mannes, der anscheinend mehr Glück gehabt hatte als andere, da dieser, so wie es aussah von dem Schock und nicht den Flammen getötet worden war.
Mein Schwert lag neben seiner Leiche, doch ich überlegte mir, ob ich es überhaupt noch brauchen würde, da ich ja zur Not auch noch eines der Höllenschwerter beschwören könnte. Ich entschied, dass dieses hier noch eine zweite Chance verdient hat und nahm es an mich.
Als ich mich wieder erhob fiel mir ein Bund Schlüssel in die Augen, das an der Wand rechts von der Tür hing, durch die ich gekommen war. Hätte es woanders gehangen, dann wäre es wohl in den Flammen geschmolzen, doch es hatte nichts von dem Angriff abbekommen.
Ich ging darauf zu und freute mich über mein Glück, sowie ich mich für meine Unvorsicht gleichermaßen geistige Rügen verpasste.
Meine Finger gingen geradewegs darauf zu, als ich aus dem Augenwinkel sah, wie der Mann, dem ich gerade den Kopf umgedreht hatte sich aufrichtete und den Kopf wieder richtig rum drehte.
Er sprach zu mir, während lautes Knacken der Knochen seine Stimme begleitete. "Azazel, Pfauenengel, Bannerträger der Höllenarmee, Tod, du hast die Regeln gekannt, doch du hast sie gebrochen. Dafür wirst du büßen, du wirst leiden, Gott ist wirklich sauer auf dich!"
Als sein Kopf wieder eingerenkt war, drehte ich mich mit dem Schlüssel in der Hand zu ihm um und vernahm die Veränderung, die an seinem Körper stattgefunden hatte.
Das markanteste war der unendlich förmige Heiligenschein eines Erzengels über seinem Kopf und die riesigen schneeweißen Schwingen auf seinem Rücken. Dazu hatte er jetzt langes blondes Haar, das leicht gelockt auf seiner Schulter endete.
"Ich habe dich noch nie leiden können, doch die anderen fanden dich super, bis du damals die Geheimnisse verraten hattest. Jetzt, wirst du dafür büßen, vor Gott und vor allem vor mir!"
Wuterfüllt zog er ein hell leuchtendes Schwert aus einer nicht existenten Scheide und ging in seine Angriffshaltung.

Hier hörte der Traum dieses Mal auf, doch trotzdem war ich vor Schrecken erstarrt, als ich schweißgebadet aufwachte.
Es war früher Morgen und die aufgehende Sonne schickte rote und orange Strahlen in den Raum und auf mein Bett. Ich riss meine Augen auf und meinen Oberkörper in die waagerechte.
Glücklich darüber, dass ich mich wieder bewegen konnte, spürte ich den Schmerz erst nach einigen Sekunden, der mich krampfhaft wieder zum Liegen zwang.
Schmerzerfüllt stöhnte ich und versuchte an etwas anderes als den Schmerz zu denken, was mir jedoch nicht gelang. Als wollte mich Gott für den Versuch, die Schmerzen zu verdrängen bestrafen, stellten sich jetzt auch noch hämmernde Kopfschmerzen mit ein.
Ich schrie von den Schmerzen auf, nicht gerade laut, jedoch laut genug, damit wenige Augenblicke später D'arqes in mein Zimmer stürmen konnte, um mich zu fragen ob alles in Ordnung sei.
"Ja, 'st alles bestns!" antwortete ich eher mit Stöhnen als mit Worten, doch D'arqes schien mich dennoch zu verstehen.
"Dann is ja gut. Aber du solltest dich noch ein, zwei Tage schonen, bevor du aufstehst oder richtig redest. Und da du jetzt feste Nahrung zu dir nehmen kannst, werde ich der Kombüse sagen, dass sie dir ein kleines Festmahl machen sollen."
Nachdem D'arqes etwas zu Essen erwähnt hatte, bemerkte ich erst, dass ich unglaublichen Hunger hatte. Ich könnte einen ganzen Bären mit Haut und Haaren auffressen, dachte ich bei mir und nickte freudig.

Das Essen war einfach nur köstlich. Ich konnte mir zwar nicht vorstellen, wie unser Kapitän mitten auf dem Meer ein Stück Spanferkel aufgetrieben hatte, doch das Tier schmeckte unglaublich. Dazu hatte man mit einen gebratenen Tunfisch gemacht, der mit ein wenig Gemüse serviert wurde.
Eine dicke braune Soße bedeckte dass Stück Fleisch und daneben dampften Kartoffeln, die halb von der Soße bedeckt waren. Das Gemüse war schonend gekocht worden und man schmeckte es deutlich heraus, selbst wenn man es mit Kartoffeln und Soße zusammen aß.
Dazu stellte man mir eine Flasche eines vorzüglichen Weines, den ich aus einem äußerst wertvollen extra dafür hergestellten Weinglas trank. Als Nachtisch brachte man mir ein süßes Gebäck, das vor Honig nur so triefte.
D'arqes leistete mit während des ganzen Essens Gesellschaft und erzählte mir von seiner Crew und ihren Abenteuern. "Und so kam es, dass mein erster Maat zu meiner Mannschaft stoß, was wir nicht alles erlebt hatten.

Einmal, da waren wir unterwegs nach Agutrot, der Pirateninsel, um dort auf königlichen Geheiß einen Piratenanführer zu ermorden und dem König seinen Kopf zu bringen.
Der Piratenanführer war der gefürchtete Hangman Joke, der das Nezterkmeer, das Meer, das die beiden Kontinente voneinander trennt, unsicher machte. Wir segelten also mit einer kleinen Gruppe aus Abenteurern nach Agutrot und legten dort im Hafen an.
Sofort kamen mehrere Piraten auf uns zu und fragten wer wie seien. Du musst wissen, auf Agutrot darf man nur sein, wenn man ein gesuchter Pirat war. Ich hielt dem Anführer der gruppe einen Steckbrief von mir, den der König höchstpersönlich hierzu besiegelt hatte, unter die Nase und verlangte, dass man mich und meine Mannen in die Stadt einlasse.
Der Zutritt wurde uns natürlich sofort gewährt und man brachte uns zum Piratenkönig, der unsere Geschichten hören wollte, da er noch nie von unserer Gruppe auch nur das leiseste Gerücht vernommen hatte.
Ich erzählte ihm, dass wir sehr gründlich vorgingen, was das beseitigen von Zeugen anging, und dass bei meinem letzten Angriff auf ein Schiff, ich äußerst viel Pech hatte, da ich eines erwischte, welches gerade eine ganze Legion von Soldaten über das Meer schickte.
Deswegen sei meine Mannschaft auch so klein. Wir hätten es gerade noch geschafft zu entkommen, doch schon wenige Tage später hatten wir auf einem anderen Schiff, dass wir überfielen, diesen Steckbrief gefunden.
Als er nach dem Grund fragte, weswegen wir nach Agutrot kamen, sagte ich, dass ich ein paar neue Mannschaftsmitglieder brauchte und hier welche zu finden erhoffte. Desweiteren wollte ich mich in seine Dienste stellen, um der Sache der Piraten, möglichst viel Angst und Schrecken auf den Weltmeeren zu verbreiten, zu helfen.
Glücklicherweise, entsagte er mir, eine eigene Mannschaft zu haben und unterstellte mich und meine Gruppe dem Kapitän Hangman Joke, da dieser ein paar fähige Mannen, wie wir es waren gebrauchen könnte.
Ein paar Tage schon waren wir auf hoher See mit Hangman und segelten in Richtung von Kartanien, der Hauptstadt des Landes, von dem ich den Auftrag erhalten hatte. Einen Tag, bevor wir die Stadt erreichten, meuterten ich und meine Leute und brachten das Schiff unter meine Kontrolle.
Aber anstatt Hangman zu töten, nahmen wir ihn gefangen und der größte Teil seiner Crew landete auf dem Grund des Meeres. Ein paar seiner Leute schlossen sich uns an, da sie zum einen neu im Piratengeschäft waren und zum anderen, wollten sie wieder damit aufhören, weil sie die Gräueltaten nicht mit ansehen konnte.
Naja, wie dem auch sei. Meine Mannschaft und ich brachten Hangman Joke zu unserem König, welcher uns wegen der Tatsache, dass dieser am Leben war, uns mit extra Gold überschüttete. Außerdem wurden ich und mein erster Maat zu Adligen ernannt, und uns wurden kleinere Dörfer zugesprochen, von deren Steuern wir leben sollten.
Mein erster Maat und ich lehnten aber ab, und wurden auf unseren Wunsch zu den Anführern der jetzt schon legendären Piratenjäger. So kam es, dass ich heute hier auf dem Schiff bin und durch die Weltmeere reise, immer auf der Suche nach Abenteuern und Gefahren, aber hauptsächlich nach Piraten, versteht sich."
Nachdem ich mein Mahl getätigt hatte ließ D'arqes mich wieder alleine und ich dachte über die Glaubwürdigkeit seiner Geschichten nach, während ich immer müder wurde und langsam einschlief.

Diesmal, so wusste ich, mit einer unerschütterlichen Gewissheit, war es das letzte Mal, dass ich in diesem Bett aufwachte. Ich konnte meinen Körper wieder größtenteils schmerzfrei bewegen.
Nachdem ich aufgestanden war, legte ich mir meine alte Kleidung an, die frisch gewaschen neben dem Bett lag. Oder zumindest nahm ich bei den zerschlissenen Klamotten an, dass sie von mir stammten, und der genähte Riss an der Stelle meines Herzens trug zu diesem Gefühl bei.
Als der Stoff meine Haut berührte, kam er mir sofort irgendwie vertraut vor und mich überkam ein Gefühl des Verlusts, welches ich nicht richtig erklären konnte.
Als ich das Timmer verlassen hatte, fand ich mich an Deck eines fast schon riesigen Schiffes wieder, dessen drei Segel sich im Wind bewegten.
Neben meiner Tür lehnte ein Matrose in einer Plunderhose, einem Plunderhemd und schon ziemlich löchrigen Schuhen. Er schaute mich gelangweilt an, und als er mich erkannte, war er wie ausgewechselt.
Der vorher so lethargisch wirkende Mann sprudelte nun fast vor Lebenskraft und brachte mich gleich zu D'arqes. Er schien meine Proteste zu überhören, als er mich an meinem Arm über Bord schleifte, und ich mich schließlich am Steuerrad befand.
"Käpt'n. der Gefangene ist aufgewacht!" sagte der Mann, welcher mich immer noch am Arm fest hielt und nun etwas fester zudrückte.
"Wie oft soll ich dir noch sagen, dass er nicht unser Gefangener ist, sondern unser Gast, wenn du ihn jetzt bitte loslassen würdest, ich mich mit ihm unterhalten könnte." Mit einer abfälligen Handbewegung schickte D'arqes dem Mann weg, dem es anscheinend gar nicht behagte, wie sein Kapitän mit ihm umsprang.
D'arqes schaute nun zu mir und begann zu sprechen: "Ich muss mich abermals für meinen ersten Maat entschuldigen, er ist ziemlich ungehobelt, wie ich ja bereits erwähnt habe und seit er einmal einen ganzen Tisch auf den Kopf geschlagen bekommen hat, ist er noch komischer geworden. Aber trotzdem ist er ein guter Mann."
Er sah mich erwartungsvoll an, und wollte anscheinend meine Zustimmung dazu hören, ich nickte kurz.
"Gut dass du das auch so siehst, aber wie dem auch sei, ich würde gerne wissen, wer du bist, und warum du so schwer verwundet warst, und vor allem, wieso du nach nur zwei Wochen wieder auf den Beinen stehst und nicht einmal eine Narbe hast."
"Ich, ich weiß es nicht. Ich hab alles vergessen, das einzige was ich noch weiß ist, dass mir jemand ein Schwert in die Brust rammte, ich sehe sein Gesicht noch deutlich vor mir.
Aber alles andere ist weg. Und was mich angeht, so geistert mir schon seit Tagen das Wort Zeitmeister durch den Kopf. Ich glaube, ich sollte es als Namen annehmen, damit ich mich vielleicht wieder erinnern kann."
"Zeit-Meister?" fragte D'arqes ungläubig, "Wenn dass so ist, dann muss ich dir etwas zeigen, Zeitmeister." Er drehte sich um und ging auf eine Falltür zu, die etwas hinter dem Steuerrad war. Ich folgte ihm und fragte mich, was er mir zeigen wollte, und warum er so auf das Wort Zeitmeister reagiert hatte.

Kapitel 1
"Ritual des Schreckens!"
S
elina weinte lauthals am Lagerfeuer und die Stimmung der anderen war auch nicht besser. Varmand lag bewusstlos bei ihnen undschrie manchmal irgendwelche unverständlichen Dinge. Seker, was konnte das nur bedeuten.
Die anderen waren um das Feuer versammelt, dass sie vor kurzem in der zerstörten Stadt gemacht hatten. Holz gab es genug. Überall lag es herum und versperrte einem mit dem Stein der zerfallenen Häuser den Weg.
Sirvan hatte alles in seiner Macht stehende getan um die Barrieren zu entfernen, doch nichts half. Auch Muskelkraft brachte nichts, es war, als wenn die Stadt nicht wollte, dass man sie wieder aufbaute. Sie hatte ihre Seele verloren.
Sirvan legte den Arm um Selinas Schultern und drückte sie an sich um sie zu trösten.
"Wir werden ihn schon finden, da bin ich mir sicher."
"Lüg sie nicht an, du weißt ganz genau, dass er nicht mehr lebt, ich kann ihn nicht mehr spüren, und du auch nicht. Es bringt nichts hier weiter zu suchen, außer ihr wollt seine verkohlte Leiche finden und dann begraben."
"Sei still, ich sagte dir schon, dass Varmand, wenn Johnathan tot wäre nicht in diesem Zustand sein würde. Er wäre wieder frei und hätte uns alle wahrscheinlich schon getötet!"
"Selbst wenn dem so ist, dann ist er nicht mehr hier, sondern irgendwo weit weit weg. Hier ist er nicht!"
"Ruhe!" brummte Rumael in einem mürrischen Ton, welcher bisher noch nicht einen Laut von sich gegeben hatte, seit sie heute Morgen angefangen hatten zu suchen. "Ich finde, dass Rasmus Recht hat. Johnathan ist nicht mehr hier, es macht keinen Sinn ihn zu suchen, und weiß Gott, es gibt wesentlich wichtigeres, als in den Ruinen einer Stadt herumzuwühlen."
"Endlich mal einer, der die Situation richtig einschätzt. Wir können nicht nur suchen, weil Selina das will. Sie muss sich damit abfinden, dass sie Johnathan erst einmal nicht wiedersehen wird. So ist das nun mal, das kann man jetzt auch nicht mehr ändern.
Was wir jetzt tun müssen ist uns schleunigst von diesem Ort entfernen, denn mir behagt es hier nicht besonders und dann überlegen, was unsere nächsten Schritte sein werden."
"Ich stimme zu."
"Selina, sie haben recht. Es hat keinen Sinn hier zu bleiben. Wir sollten gehen." Sagte Sirvan.
"Nein, ich werde meinen Geliebten nicht im Stich lassen, ich kann es nicht. Ich spüre, dass er irgendwo hier ist, allein, einsam. Wir müssen ihn finden und wir müssen ihn retten. Nur noch ein Tag, einen Tag noch, mehr brauchen wir nicht, ich spüre es!"
Mit großen flehenden Augen sah sie in die Rune.
"Nun gut, ich denke einen Tag können wir wohl noch entbehren. Aber mehr nicht, wenn wir ihn bis morgen beim Anbruch der Dämmerung nicht gefunden haben, dann brechen wir sofort auf." Sprach Rasmus.
"Einverstanden." Brummte Rumael, Sirvan nickte.

Am nächsten Tag standen sie alle noch vor Anbruch des Morgens auf und betrachteten gemeinsam den Sonnenaufgang, bevor sie die Gegend absuchten.
Gegen den späten Nachmittag rief Selina laut, dass sie alle zu ihr kommen sollten, da sie etwas gefunden hatte. Alle, bis auf Varmand waren nach wenigen Augenblicken da. Sie standen alle vor einem völlig unversehrten Haus, wohl das einzige in der Stadt, und Selina ging voran. An den Wänden hingen prächtige Wandteppichen. Im Allgemeinen war das Haus äußerst teuer ausgestattet.
"Das immer nur die Reichen Glück haben müssen" murmelte Rumael verächtlich und spuckte auf den Boden.
"Das ist nicht das, was ich euch zeigen wollte." Sagte Selina zu den staunenden Gesichtern und führte sie in den Keller.
Schon allein die Treppe war eigenartig, eine Wendeltreppe, die direkt nach unten führte, über mehrere hundert Meter.
"Ich bin noch nicht runter gegangen, aber irgendetwas ist dort unten, das spüre ich. Allerdings hatte ich Angst alleine zu gehen."
"Das ist nicht überraschend." Alle Anwesenden drehten sich um. Rumael hatte vor dem Haus Varmand abgesetzt, den er den ganzen Tag schon mit sich rumgetragen hatte. Jetzt stand dieser wieder munter in der Tür und rauchte ein wenig.
"Was ist denn mit dir passiert?" fragte Sirvan erstaunt.
"Nun, es ist ein wenig kompliziert, lasst es mich auf dem Weg nach unten erklären."

"Als Johnathan seinen Gegner besiegt hatte, fiel er wegen seiner Verletzungen in ein tiefes Koma. Kurz darauf kam ein Schiff im Hafen an, und die Besatzung nahm ihn mit.
Ich hätte euch das schon früher gesagt, aber ich fiel daraufhin in eine Art Trancezustand. Während der letzten zwei Wochen habe ich meist nur Schwärze gesehen, aber kurzzeitig auch durch die Augen meines Meisters.
Soweit wie ich das mitbekommen habe geht es ihm ganz gut, zumindest körperlich. Doch hat er leider sein Gedächtnis verloren und ist ein wenig arroganter als zuvor

Und so sah ich, dass der Mann meinen Meister in ein schäbiges Zimmer führte, danach bekam ich nichts mehr mit und wachte hier neben dem Haus auf."
"Und warum hast du gerade geraucht, als du hier rein kamst?"
"Nun, ich denke, dass aufgrund der Entfernung zu meinem Meister und die Tatsache, dass er mich vergessen hat, die Schützende Magie, die durch ihn auf mir liegt langsam schwächer wird.
Aber dass ist auch nicht wichtig, viel wichtiger ist, dass ein Teil meines Meisters hier unten in dem Keller gefangen worden ist."
"Ein Teil von ihm ist hier unten gefangen? Woher willst du dass wissen?"
"Ich weiß doch wohl wie das Blut meines Meisters riecht!"

Nach fast einer halben Stunde waren sie am unteren Ende der Treppe angekommen. Varmand ging voran, setzte seinen Fuß auf einen schwarzen Marmorfußboden und blickte sich um.
Rumael, der ganz hinten gegangen war, hatte die Fackel. Und der Gang in den Varmand jetzt stand war noch in schwarze Dunkelheit gehüllt, doch konnte er trotzdem alles klar und deutlich erkennen als wäre es heller Tag.
An den beiden marmornen schwarzen Wänden des Ganges erkannte er zwei erst vor kurzem erloschene Fackeln. Er nahm eine aus deren Halterung und hauchte einmal dagegen. Eine kleine Feuerkugel kam aus seinem Mund und entfachte die Fackel.
Varmand lächelte kurz amüsiert auf. Er hätte auch einfach mit der Hand die Kerze anmachen können, doch mochte er den Geruch von verbranntem Leinen.
Die anderen waren gerade am unteren Ende der Treppe angekommen und Varmand drehte sich zu ihnen um.
"Es ist zwar lange her, dass ich das letzte mal hier war, aber willkommen in meinem Königreich."
Hinter Varmand schwangen zwei massive Eisentüren auf, und offenbarten einen großen Raum, von dem aus unzählige Gänge ausgingen. Die fackeln an den Wänden gingen an und ein eisiger Wind wehte durch die Gänge. Zweihundert Meter weit hinten waren die Türen nicht aus Eisen, sondern aus Silber und strahlten regelrecht eine böse Aura von sich ab
Varmand ging heroisch voran und schaute sich in den schon lange nicht mehr genutzten Gefilden um. Selina und die anderen folgten ihm.
"Wie konnte ich nicht merken, dass ein so großer Komplex hier unter Sazavou liegt?" fragte Rasmus, welcher am überraschtesten wirkte.
"Das liegt daran, dass dieser Ort hier magisch geschützt wird, für einen nicht vampirischen Betrachter sieht er aus, wie ein ganz gewöhnlicher Keller."
"Du hast also die alten Lehren der Vampire nicht vergessen?" fragte Sirvan, welcher als einziger nicht überrascht schien.
"Aber wie könnte ich denn? Ich habe sie ja selbst geschrieben, als einer der Ältesten. Die Gruppe gelangte zu der silbernen Tür, an der Varmand mahnend anhielt.
"Wenn ihr hier reingeht, gibt es kein Zurück mehr. Eure Seelen werden für immer der Verdammnis gehören, do wie die meine. Ihr werdet so etwas Ähnliches wie Vampire, nur ohne die Schwäche, dass sie Blut trinken und kein Sonnenlicht abkönnen.
Dafür, verliert ihr wie gesagt eure Möglichkeit in den Himmel zu kommen und werdet nach eurem Tod, der nur durch äußere Einwirkung eintreffen kann, in den Feuern der Hölle leben.
Selina, du solltest als erstes gehen, der erste bekommt die meisten Kräfte beim betreten der unheiligen hallen und du bist am empfänglichsten. Wärst du ein wenig böser, dann würdest du wahrscheinlich von selbst zum Vampir werden.
Danach Rumael, weil er keine magischen Fähigkeiten hat. Die wird er zwar auch so nicht bekommen, aber durch anderes gleicht sich das wieder aus.
Der Rest ist mir egal, aber ich gehe als letztes."

Langsam traten alle, außer Rasmus durch die Tore.
"Willst du etwa nicht, alter Mann?"
"Ich werde sterben, wenn ich da durch gehe, das weißt du genau. Ich bin ein Priester des Himmels und des Guten. Mein Körper würde eher sterben als zum Vampir zu werden."
"Schade, aber naja, dann wird ich dich wohl doch nicht so schnell los."
Damit drehte sich Varmand um und die Türen fielen mit einem lauten Knall zu.

"Was war dass den?" fragte Selina, die noch neben der Tür stand.
"Ich kann ihn nicht leiden!"
Varmand ging voran, durch den dunklen Gang.
Selina hatte nichts bemerkt, als sie durch die Türen gegangen war, nichts keine Veränderung, keine neuen Kräfte. Nur ihre Seele, hatte sie gespürt war schwarz und dunkel geworden.
Aber das war jetzt egal, es galt mich zu finden, ob mit oder ohne Kräfte.
Sie folgte Varmand, der fast schon durch die Gänge flog, so schnell wie er ging. Sie kam kaum hinterher, auch Sirvan und Rumael ging es nicht anders.
Nasch einigen Minuten erreichten sie eine Tür, die nicht so wie die anderen aus Eisen, sondern aus Gold war.
"Er ist hier!" murmelte Varmand und stieß die Tür auf.

Selina schrie vor Schrecken, als sie sah, was in dem Raum war, dessen Türen Varmand nur Sekunden zuvor geöffnet hatte.
Ich, oder zumindest meine Erinnerungen, lagen ausgestreckt auf einer Streckbank, die in der Mitte des hell erleuchteten Raumes stand. Überall im Raum waren Spuren aus Blut und Eingeweiden.
Der Körper meiner Erinnerungen war mit offenen blutenden Wunden nur so überseht und an vielen Stellen fehlte das Fleisch, sodass man auf den Knochen heruntersehen konnte. Maden fraßen sich an manchen Stellen durch das Fleisch und meine Gedärme lagen auf dem Bauch.
Jeder Atemzug brachte neues Blut hervor, das aus meinem Mund floss.
"Er lebt noch!" kam kaum hörbar aus Selinas Mund und sie wollte zu dem zerstörten Körper auf der Streckbank laufen, doch Varmand hielt sie auf.
"Das ist nicht Johnathan, dass sind seine Erinnerungen. Anscheinend wurde er so übel zugerichtet, dass er nur dadurch überleben konnte, indem er sie hier zurückließ. Aber diese Verletzungen sind nicht das Werk des Kampfes.
Die Verletzungen hat ihm der Dämon in ihm zugefügt."
"Aber wieso sollte er so etwas tun?" fragte Rumael
"Damit er die Kontrolle über den Körper übernehmen kann. Die Erinnerungen bilden die Seele, wenn die Erinnerungen aber gestorben sind, oder kaum noch existieren, so wie diese hier, dann ist die Seele nicht mehr gefestigt und der Dämon kann die Macht über ihn gewinnen."

Eine Stunde später hatte die Gruppe meine Erinnerungen, die sie nach mir benannten, denn laut Sirvan waren sie jetzt eine eigeneständige Person, bis ich und sie wieder vereint werden. Selina heilte die Schlimmsten Verletzungen von Johnathan und bandagierte dass, was sie nicht zu heilen im Stande war.
Wie Varmand gesagt hatte, hatte sie viel mehr Kräfte, als zuvor, nachdem sie den Keller verlassen hatten, ohne Varmand, da dieser noch einiges holen wollte, hatte sie die neue Macht gespürt und auch ihr Aussehen hatte sich verändert.
Ihre Eckzähne waren jetzt deutlich größer geworden, und ihre Haut noch blasser, als wie sie ohnehin schon war. Auch war ihr Haar noch roter geworden und ein paar der Strähnen schneeweiß.
Alles in allem sah sie jetzt ein wenig animalischer aus. Sie fühlte sich wesentlich stärker, und böser.

Kapitel 2
"Göttliche Empörung"
W
as ich dir jetzt zeige, ist eines der größten Geheimnisse, denen ich in meinem Leben begegnet bin, es hat gewissermaßen alles verändert und machte mich zu dem, der ich heute bin."
D'arques griff meinen Arm und zog mich hinter sich her, während er die morsche Holztreppe herunterstapfte.
In dem Raum war es dunkel, feucht und roch nach verrottetem Holz. Hinter mir schloss sich die Luke, und ich war von Dunkelheit umgeben, einzig die Hand an meinem Arm zeigte mir, wohin ich mich bewegen musste.
"Kein Grund zur Angst, ich kenne den Weg mit verbundenen Augen, und glaubt mir, ihr wollt nicht sehen, was hier alles herumliegt. So manche Geheimnisse dieses Schiffes sind ein wenig unapetitlich."
Es dauerte ungewöhnlich lange, bis D'arques stehen blieb und ich fragte mich, wie groß dieses Schiff wirklich war.
Er zog mich in einen dunklen Raum hinein, in dem es nicht mehr so unangenehm roch. Ich hörte, wie die Tür hinter mir zu gemacht wurde und in genau dem Augenblick machte D'arques ein Licht an und stellte es auf einen kleinen altersschwachen Tisch.
Im großen und ganzen war der Raum ziemlich schäbig, wie eine Kapitänskajüte, die seit hundert Jahren nicht mehr betreten worden war.
Das einzig prachtvolle, wenn man es denn so nennen wollte war eine kleine Schatulle auf einem abgenutzten Schreibtisch an der hinteren Holzwand, die so manche kleine Löcher aufwies. "Kapitän der Armut!" murmelte ich vor mich hin.
"Ja, ich muss zugeben, es ist sehr heruntergekommen, aber das macht nichts, ich bin hier sowieso fast nie."
Er schritt langsam und ein wenig unsicher zum Tisch, auf dem die Schatulle stand, und öffnete diese.
"Komm her, aber langsam. Wenn du zu schnell gehst, dann siehst du es nicht in seiner vollen Pracht."
Ich tat wie mir geheißen, und schritt langsam, und ein wenig verwirrt zum Tisch. Es geschah nicht alle Tage, das man mir irgendwelche Geheimnisse offenbahrte, glaubte ich zumindest.
Mit jedem Schritt, den ich mich dem Schreibtisch näherte konnte ich den Inhalt der Schatulle besser erkennen.
Nichts wirklich aufregendes war darin, ein geschmackloses Halsband und eine Brosche, die aussah wie eine übergewichtiege Motte.
Um ehrlich zu sein fühlte ich mich ein wenig verarscht.
"Ja ich weiß, es sieht nicht gerade eindrucksvoll aus, ich denke der Künstler der diese Werke geschaffen hatte war nicht gerade bei Sinnen, aber dass, was aus ihnen wurde, ihre Geschichte ist umso interessanter, genau wie ihre Macht."
"Was für eine Macht sollen denn eine hässliche Brosche und eine geschmacklose Kette haben?"
D'arque hielt mir die Brosche hin und nahm sich selbst die Kette. Er bedeutete mir die Brosche anzulegen und legte sich die Kette um den Hals.
Es passierte nichts, und meine Geduld fing langsam an zu verschwinden, ich hatte besseres zu tun, als mich von einem alten Kapitän an der Nase herumführen zu lassen.
Ich wollte die Brosche gerade wieder abnehmen, als ich bemerkte, dass der kleine Raum langsam zu verschwimmen begann, er wurde immer unwirklicher und wich einer anderen Umgebung.
Das einziege, was sich nicht zu verändern schien waren ich und D'arques, denn und beide sah ich immer noch in aller Deutlichkeit.
Ich rieb mir die Augen, um sicherzugehen, dass ich mir das nicht bloß einbildete, doch schon als ich meine Augen wieder öffnete war das Zimmer um mich herum ganz verschwunden und D'arques und ich standen in einer kalten Höke, die leicht bläulich glühte.
Vor uns tat sich ein großer See auf, in dessen Mitte eine kleine Insel war. Auf der Insel wuchs das grünste Gras, dass ich jeh in meinem Leben gesehen hatte, und die farbenprächtigsten Blumen kämpften um einen Platz darauf.
Schmetterllinge flogen um die Blumen herum und tanzten in der Luft herum. Solch etwas war ich mir sicher, hatte ich noch nie gesehen.
Direkt in der Mitte der wundervollen Insel stand ein mannshoher Torbogen aus weißem Stein, in dem wundersame zeichen eingeritzt waren.
"Wo sind wir hier?" fragte ich, vollkommen erstaunt von dem Zauber, der auf solch hässlichen Gegenständen lag.
"Wir sind im Schrein der Tiez, einer Uralten Göttin von unendlicher Güte und Weisheit. Ihr diene ich und sie sagte mir, dass ich eines Tages einmal einen Fremden Mann zu ihr bringen werde, der die Zeit meistern wird."
D'arques ging auf die Insel zu, er zog mich hinter sich her und schien gar nicht zu bemerken, dass er in knietiefen wasser watete.
Vor dem Bogen kniete er sich ab und ich tat ihm nach, er verbeugte sich und die Zeichen auf dem blanken Stein begannen in einem himmlischen blau zu glühen.
Nacheinander fingen die Zeichen an sich zu bewegen und zu verändern, die durchflogen den Torbogen und bildeten eine kleine bläulich schimmernde Wand.
Gebannt schaute ich auf das Schauspiel vor meinen Augen und konnte nicht recht glauben, was da gerade geschah.
D'arques erhob sich und auf der blauen Wand erschienen einige Zeichen, die ich nicht genau erkennen konnte. "Was passiert hier?" fragte ich mit ernsthaftem Interesse.
"Das hier ist ein magischer Ort, von der Außenwelt abgeschnitten und nur durch bestimmte Portale zu betreten. Er wurde geschaffen, um mit mächtigen Wesen zu sprechen, Dieser Ort wurde Tiez geweiht, nur sie kann von hier aus gerufen werden.
Sei jetzt still, sie erscheint."
Auf einmal tauchte eine Gestalt in der Scheibe auf, zuerst sehr verschwommen, sie wurde immer schärfer, bis ich die Silhouette einer Frau erkennen konnte. D'arqes ging auf die Knie, und ich tat es ihm nach.
Das Bild der Frau wurde klarer, und ich erkannte, dass sie wunderschön war.
Zwar sah ich nur blaue Konturen, doch war ihr Körper von perfekter Statur und ihr Gesicht so sanft und gütig, wie das einer liebevollen Mutter. Auch strahlte sie eine Weisheit aus, die mir nicht begreiflich erschien, und obwohl ich mir sicher war, diese Frau noch nie gesehen zu haben, konnte ich mich eines gewissen vertrauten Gefühls nicht erwähren.
"Meine Göttin, ich habe, wie ihr mir auftrugt den Mann in Sazavou gefunden und gerettet, danach habe ich ihn geheilt und hierher zu euch gebracht, wie befohlen."
Mir stieg das Wort Arschkriecher in den Mund, doch konnte ich mich beherrschen und behielt dieses Kommentar für mich.
"Vielen Dank mein Kind, ich stehe tief in deiner Schuld, damit hast du mir einen großen Dienst erwiesen und ich werde dir einen großen Wunsch erfüllen, aber zuerst muss ich mit dem Jungen allein sprechen"
Die Göttin verneigte sich dankend und drehte den Kopf nun zu mir.
D'arques verneigte sich ebenfalls und verließ die Insel, er wartete an der Stelle, von der aus wir gekommen waren.

"Und ihr, hattet ihr einen angenehmen Aufenthalt auf dem Schiff der Zeit, der Vorqu'lin?"
"Ja, es war alles zu meiner Zufriedenheit, danke der Nachfrage, doch wenn ich fragen darf, aus welchem Grund hat D'arqes Gottheit mich zu sich befohlen, oder eher entführen lassen?"
Ich wusste nicht recht, wieso ich das sagte, irgendetwas tief in meinem Inneren, etwas sehr Vertrautes machte sich in mir breit und ich ließ mich davon leiten, denn es war das Einziege, was mir wohl aus meinem alten Leben geblieben war.
"Wie kannst du es wagen, zu unterstellen, ich hätte dich entführt, es ist mein Verdienst, dass du überhaupt noch lebst! Ich habe D'arqes dich retten lassen, weil du ansonsten gestorben wärst und ich mir den Verlust von dir nicht hätte verzeihen können.
Warum, dass kann dir im Augenblick egal sein, doch lass dir von mir sagen, wenn du dein Gedächtnis zurück haben willst, dann musst du mir dienen, zumindest für eine Weile."
"Ah, zuerst werde ich schwer verwundet, verliere mein Gedächtnis, werde entführt und soll, um mein Gedächtnis wieder zu erlangen, einer Gottheit dienen, deren einzige beiden Reize sie vor ihrer Lunge trägt?
Nein danke, ich schaffe das auch, ohne mich erpressen zu lassen."
Es gab einen lauten ohrenbetäubenden Knall, und ein grelles Licht blendete meine Augen. Dann wurde ich ohnmächtig.

Langsam wachte ich wieder auf. Meine Kopfschmerzen verhießen mir, dass ich nicht tot war, und der widerliche Geruch, der auf einmal in meine Nase zog überzeugte mich davon voll und ganz. Ich öffnete die Augen und erkannte nur schemenhafte Umrisse.
Nach wenigen Minuten sah ich wider alles deutlich und richtete mich auf. Der abartige Gestank kam aus einer Schüssel, die vor mir auf dem Boden lag. Ich schob sie beiseite und blickte mich um.
Anscheinend hatte man mich in einen eisernen Käfig gesperrt und diesen mit mir darin in die Kajüte vom Kapitän gestellt.
Ich fasste die Gitterstäbe an, um mich davon zu überzeugen, dass ich sie nicht verbiegen konnte, doch es gelang mir mit Leichtigkeit, so als seinen sie aus Stroh und nicht aus Metall.
Irgendetwas stieg in mir auf, wieder dieses vertraute Gefühl, das ich hatte, als ich mit Tiez sprach.
Als die Gitterstäbe weit genug auseinander gebogen waren, zwängte ich mich hindurch und sah mich um. Die kleine Schatulle lag immer noch auf dem Schreibtisch, war aber wieder verschlossen worden.
Ich nahm sie an mich und schob sie so unter mein Hemd, dass man nur bei genauerem hinsehen bemerkte, dass ich etwas versteckte.
Dann suchte ich noch in dem Zimmer nach etwas, was man als Waffe benutzen konnte, fand aber nur einen alten Besen.
"Besser als nichts."
Ich hörte von draußen Geräusche und schlüpfte wieder in den Käfig, den Besen an eine nahe Wand gelehnt, und bog die Gitterstäbe wieder zurecht.
D'arqes trat ein und hockte sich dann mit einem hämischen Grinsen vor den Käfig.
"Für die Beleidigung meiner Göttin, werde ich dich als Sklaven verkaufen. Ich werde einen hohen Preis für dich bekommen, und deine störrische Art werden sie dir schon noch austreiben. Sie befahl mir, dass ich dich leiden lassen soll, sie will, dass du zerbrichst, und so lange leidest, bis sie deine einzige Antwort ist.
So lange wird sie warten."
"Sklaverei wurde verboten, du wirst verhaftet, noch ehe du meinen Preis gesagt hast. Und eher sterbe ich, als dass ich einer Göttin diene, die versucht mich zu erpressen."
Ich spuckte D'arques in sein dreckiges Grinsen und schaute ihn wütend an.
"In den nördlichen Ländern trifft das zu, aber in den Wüstenlanden, da gibt es so viele Sklaven, dass sich manche Reiche jede Woche neue kaufen, weil ihre alten an der Überarbeitung gestorben sind.
Viele Sklaven sind auch billiger als Wasser, manche Sklavenhalter geben ihren Sklaven nichts zu trinken, um keine Verluste zu machen.
Ich werde versuchen einen zu finden, der dir einfach so aus Spaß Peitschenhiebe gibt, und bei dem du möglichst lange leiden kannst.
Und was deinen Tod betrifft, ich denke nicht, dass meine Göttin es dir so leicht machen wird."
D'arqes lachte finster, als er aufstand und das Zimmer verließ.
Kurz bevor er die Tür schloss rief er noch, dass wir in zwei Stunden in Seker anlegen würden. Ich sollte noch den Dreck essen, den ich beiseite geschoben hatte, es war der letzte für eine lange Zeit.

Nach zwei Stunden kam D'arqes mit einem dunkelhäutigen Mann in das Zimmer, in dem ich mich befand und grinste grausam.
"Schau mal, wen ich da zufällig treffe, als ich gerade den Ankerplatz bezahle, es ist mein alter Freund Spice, einer der bekanntesten Sklavenhändler, selbst die Königsfamilie kauft Sklaven bei ihm.
Hauptsächlich um sie von ihren Löwen fressen zu lassen, aber die Familie ist immer sehr zufrieden. Ich denke er ist genau der Richtige um dich zurecht zu weisen."
"Er sieht ein wenig kaputt aus, sieh dir die ganzen Narben an, dafür kriegst du nur zehn Kupfer, mehr ist nicht drin." Meinte der Sklavenhändler.
"Oh, ich denke, wenn du gesehen hast, wie stark er ist wirst du es dir noch mal überlegen. Los, verbieg die Stäbe, wie du es vorhin getan hast, oder willst du, dass ich die Brandeisen hole und dich als mein Besitz kennzeichne?"
Ich verbog die Stangen, wie zuvor waren sie so leicht zu verbiegen wie Stroh, und verließ den Käfig.
"Hoffen wir, dass du mich nicht betrügst" murmelte Spice und versuchte selber die verbogenen Käfigstangen zurück zu biegen. Er schaffte es nicht, nicht ein Stück bewegten sie sich.
"Ich muss sagen, so wird der Preis wohl um ein vielfaches steigen, und ich weiß auch schon einen geeigneten Käufer für ihn, der wird sich freuen."
Jetzt wendete sich der Mann an mich.

"Wie würde es dir gefallen Sklave, wenn ich dir sage, dass es einen Ort gibt, an dem du deine Freiheit wiedererlangen kannst und an dem du gottesgleichen Ruhm erreichen kannst?"
Ich schwieg, tat aber so, als sei ich interessiert. Ich wartete nur auf die Gelegenheit, um zu verschwinden oder den beiden ihr Leben zu nehmen, am besten beides.
"Ich werde dich an die Arena von Seker verkaufen, wenn du gut genug bist, und nicht allzu schnell stirbst, dann wirst du, wenn du viel Glück hast frei gelassen. Und wenn du die Götter auf deine Seite hast, dann kannst du auch gleich in die Armee eintreten, als Truppenführer. Bald wird es einen Krieg geben, man wird dich mit Freuden willkommen heißen."
"Achja, und bevor ich es vergesse, " fügte D'arqes an, " ohne ein bestimmtes Band, dass man um den Arm trägt gilt man als Sklave in diesen Ländern. Reisende bekommen Fremdenbänder, Eingeborene je nach Rang eines. Ohne Band bist du ein Sklave und nicht mal einen abgenutzten Stofffetzen wert. Versuch gar nicht erst zu fliehen. Fliehende Sklaven werden gejagt und getötet, und zwar von fast allen Leuten."
Nach der Ansprache von Spice hatte ich sowieso schon nicht mehr fliehen gewollt. Ich hatte einen Drang zu töten in mir aufkeimen gespürt, der über allem anderen stand.
In der Arena konnte ich ihm freien Lauf lassen und bekam dafür sogar noch Belohnungen. Und der drohende Krieg machte die Sache nur noch reizender.

Zwei Tage später bezog ich eine Zelle in der Arena. Es war eine schäbige kleine Kammer, nicht einmal eines Sackes Getreide würdig, den man hier drin nur einmal kurz abstellen wollte.
Mein Bett bestand aus einem spärlichen Haufen Stroh auf dem Boden, und man hatte nicht einmal den Nachttopf vom Vorbesitzers ausgeleert, anscheinend glaubte man nicht daran, dass ich lange genug leben würde um ihn zu benutzen.

Mein erster Kampf stand nur wenige Stunden bevor, also ruhte ich mich noch ein wenig aus, wobei es eher eine Strapaze war wauf diesem kleinen Haufen zu liegen und es zu vermeiden den Nachttopf zu nahe zu kommen.
Hier in der Arena, hatte man mir erklärt treten die Anfänger ohne Waffen an, der erste Kampf ist gegen einen Fortgeschrittenen mit Waffen. So verhinderte man zu viele Gladiatoren und es kam Abwechslung rein, nur der beste sollte weiterkommen, und der beste war der, der auch ohne Waffe kämpfen konnte..
Ich machte mir keine Sorgen, Ich wusste, dass selbst ein Mensch in Plattenpanzer keine Chance gegen mich hätte. Oder zumindest glaubte ich das.

Kapitel 3
"Blutschlacht"
I ch stand vor den Toren, die mir gleich den Weg in die Arena öffnen sollten. Der Staub klebte an meiner schwitzenden nackten Haut und lief in braunen dreckigen Tropfen von mir herab, die Hitze machte miir mehr zu schaffen, als mein bevorstehender Kampf.
Es war mir egal, dass man in der Arena nackt kämpfte, ich musste mich nicht schämen, die meisten der Zuschauer würden sich sowieso nicht an mich erinnern, und die wenigen die es taten, denen würde es egal sein, sie sahen so etwas jeden Tag.
Schämen sollte ich mich für meine Hautfarbe, ich war weiß, eine Besonderheit hierzulande, aber das wäre mit Kleidung auch nicht anders gewesen.
Ich konnte es kaum erwarten, meinem ersten Gegner gegenüberzustehen. Die Vorfreude kribbelte in meinen Händen und machte selbst die ungeheure Hitze dieser Lande wett. Die Tore wurden hochgezogen, und ich rannte voller Mordlust in den Ring. Das Publikum buhte und schrie mir Beleidigungen an den Kopf, einige lachten. Einer warf ein fauliges Stück Obst nach mir un traf mich am Kopf, ich ignorierte ihn, gleich würde ich ihn mit Innereien meines gegners bewerfen.
Zu meiner Überraschung trat ein kleinwüchsiger Speerkämpfer vor mich in den Ring, der seinen Speer kaum halten konnte. Warum sie den überhaupt antreten ließen war mir nicht klar, aber es war auch egal, wenn alle Gladiatoren so wären, dann muss sein Vorgänger wohl an Altersschwäche gestorben sein..
Ich rannte auf den Liliputaner zu und sprang über seinen Speer hinweg, den er nach mir stach. Ich landete hinter ihm und drehte mich in Windeseile um, doch eh ich mich versah, kam der Speer schon wieder auf mich zugeschossen.
Ich weichte haarscharf aus und machte einen Satz zu dem Mann hin, der mich mit vor Schrecken erstarrtem Gesicht anstarrte.
Plötzlich überkam mich diese ungeahnte Wut, und ich wollte, dass der Kampf noch nicht so schnell vorbei war.
Also biss ich dem kleinen Mann einmal in die linke Schulter, und riss ein Stück seines Fleisches heraus, welches ich genüsslich kaute, während ich außer Reichweite seines Speers sprang.
Der kleine Mann schrieh und sah so aus, als sei das Feuer in seinem Inneren gerade erwacht. Blut rann aus der Wunde am Arm des Zwergs, und das Publikum schrie nach mehrt.
Als ich genug vom Blut meines Gegners hatte, spuckte ich das Stück seiner Schulter vor seine Füße und griff erneut an, diesmal aber, wich ich dem Speer nur so aus, dass er mich gerade noch so traf, um dem Zwerg ein wenig mehr Mut zu geben.
Das fruchtete, denn kurz nachdem ich gespielt erschrocken zurückgewichen war, ging er zum Angriff über und stach immer wieder in meine Richtung.
Ich ließ mich ein, zweimal von ihm leicht verwunden, sprang dann über ihn und drehte ihm noch im Flug den Kopf herum, sodass er von nun an seinen pickeligen Hintern bewundern konnte.
Ich war enttäuscht, dass der Kampf schon so schnell vorbei gewesen war, und hob unbefriedigt den Speer auf, der neben dem Toten auf dem Boden lag. Meinen neuen Speer, meine erste Trophäe.

"Dss war r ubberrragn, wnn u witr sss kampfff, ann wirs u schn in wnign Mnatn dr Krigsführ uns Land sin." Sagte mir der Arenaleiter. Er hieß Spike und war anscheinend der Bruder von Spice, dem Sklavenhändler.
Er war groß gewachsen, dunkelhäutig und hatte einen durchtrainierten Körper, allerdings felhten ihm einige Finger an der rechten Hand.
Über sein Gesicht verlief eine hässliche Narbe, die seine Nase wohl einmal gespalten hat und dannach direkt neben seinem Auge vorbeiging, da hatte er wohl nocheinmal Glück gehabt.
Allerdings sprach er jetzt komisch, seine Aussprache war schon im Nedüs, die Sprache der Wüstenlande gebrochen und schwer zu verstehen, in der Sprache der Kaiserreiche war fast vollkommen unverständlich.
"Nächstes Mal will ich einen Gegner, der mir auch dann etwas antun kann, wenn ich es nicht will. Ich habe keine Lust gegen Schwächlinge zu kämpfen."
"Si ja nich s argan, ggn die grßn kampfff nur rnvll Mann, u bis nch nichts m Vrglich zu ihn. Dfür mus u vl mr Mann töttn."
"Dann lass mich kämpfen, ich will hier schließich nicht ewig herumhocken!"

Der zweite Kampf stand kurz bevor, es war schon das zweite Mal in dieser Woche, dass ich vor diesen Toren stand. Nach meinem Kampf hatte die Menge verlang noch einen Kampf zu sehen, an dem ich teilnahm, und so wurde heute ein Großkampf veranstaltet.
Ein Kampf zwischen einem Neuling, mir, einem Fortgeschrittenen, und einem Champion. Der Gewinner des Kampfes würde zu einem Champion werden und hätte somit den vorletzten Rang der Sklaven erreicht.
Wenn der Champion gewann, dürfte er gegen den Meister antreten.
Die Tore öffneten sich. Den Speer, den ich in meiner Hand hielt ließ ich fallen, als ich sah, was für Gegner auf mich warteten. Nicht aus Angst, sondern weil es keine Gegner für mich waren, nur noch mehr Opfer.
Die Beiden waren mit Schwertern bewaffnet, der Fortgeschrittene mit einem langen Zweihandschwert, der Champion mit zwei gebogenen Einhändern, von denen ich glaubte, dass es Säbel sein mussten, ich hatte noch ie welche gesehen, aber das mussten welche sein.
Mir rann der Schweiß nur so ins Gesicht, auch nach einer Woche in dieser Hitze hatte ich mich noch nichts daran gewöhnen können, mein größter Feind war aber die Sonne die vollkommen gnadenlos auf mich herunterbrannte, man hatte mir gesagt, dass man hier in den Wünstenlanden schnell braun würde und die sonne einem dann nicht mehr so viel ausmachte.
Ich hatte nicht so viel Glück und meinen ganzer Körper war eine inzieger Sonnenbrand, selbbst mein Schwanz war rot geworden.
Ich trat in die Mitte des Ringes zu den beiden, die mich ansahen und nickten. Sie würden zuerst mich töten wollen und dann gegen einander kämpfen, ichwürde es genau so machen, zuerst auf die Schwachen, damit die Männer ungestört kämpfen können.
Ein hoher Ton ertönte, lies die ganze Arena für ein zwei Sekunden erstummen und wies uns, dass wir beginnen sollten. Die beiden gingen von zwei verschiedenen Seiten auf mich zu.
Um sie zu provozieren setzte ich mich mit verschränkten Beinen auf den Boden und wartete, bis sie jeweils zwei Meter von mir entfernt standen. Ich fragte mich, wen ich zuerst töten sollte.
Der Fortgeschrittene war anscheinend der kühnere, oder brutalere von beiden, denn er schwang sein Schwert als Erster, scheinbar konnte er es gar nicht erwarten Blut zu sehen.
In weniger als einem Augenzwinkern war ich aufgestanden, hatte seinen Waffenarm gepackt und ihm mit der anderen Hand in den Magen geschlagen.
Er keuchte überrascht auf, dann ließ ich ihn los und er fiel besiegt zu Boden. Er keuchte hustete und musste sich sogar übergeben. Das Publikum brüllte vor Begeisterung.
Ich hatte noch genug Zeit, um ihn zu töten, bevor der andere die vier Meter Abstand zu mir überwunden hätte.
Ich überlegte kurz und war mir dann sicher, was ich tun würde. Ich stieg über den zusammengekauerten Mann, der gar nicht begriff was geschah und drehte mich zum Champion um, der auf mich zu kam.
Ich zielte auf den Kopf des Champions und trat mit voller Wucht gegen den Kopf des am Boden Liegenden. Leider etwas zu stark.
Anstatt, wie ich es wollte, den Kopf abzutrennen und gegen den Kopf des Champions zu schießen, sodass dieser auch seinen Kopf verlor, zerfetzte ich mit meinem Tritt den ganzen Kopf und bespritzte meinen Gegner mit dessen Inhalt.
"Ach man, das ist doch scheiße, jetzt hab ich den schönen Kopf zerfetzt, musste das denn sein?"
Dieser schritt unbeirrt weiter auf mich zu und erreichte mich wenige Augenblicke später.
Der Champion schwang beide Waffen nach mir, ich duckte mich darunter weg und überlegte mir, wie ich den Mann am grausamsten umbringen konnte.
"Jetzt lass mich doch mal nachdenken, wie ich dich töte!" schrie ich als mein Feind erneut mit seinen beiden Schwertern nach mir ausholte und schlug dem Mann die Schwerter aus der Hand. Angst stieg in sein Gesicht und er schaute zu mir herum.
"Monster!" schrie er und hob das Schwert des Toten auf.
"Ah, jetzt hab ich es!" rief ich, trat dem sich gerade bückenden Mann in den Brustkorb, sodass dieser keine Luft mehr bekam und keuchtend zusammenbrach.
Um mich ein wenig mehr zu amüsieren trat ich ein wenig beiseite un ließ den Mann wieder zu sich kommen, bevor ich ihn ganz auseinander nahm.
Er kam strauchelnd hoch, hustete noch ein zwei Mal und drehte anschließend seinen Kopf wutentbrand zu mir.
Er schrie und rannte auf mich zu mit erhobenem Schwert.

Der Kopf des Mannes riss ab und flog in die Zuschauerreihen, wobei er eine rote Spur hinterließ. Er flog genau auf die Sitzplätze der Königsfamilie, die bei jedem Kampf anwesend war, und landete weich auf dem Schoß des alten fetten Königs.
Ich freute mich, diesmal war mein Schuss geglückt, und ich hatte auch genau richtig gezielt, so wie ich es wollte.

"Du hast die königliche Familie sehr beeindruckt, und du bist an deinem ersten Tag in der Arena schon zum Champion aufgestiegen, das hat bisher noch niemand geschafft.
Du bist schon jetzt eine Legende, und wenn du noch ein wenig Glück hast, dann wirst du in weniger als einer Woche zum Meister der Arena. Dann wirst du die Freiheit erhalten."
"Wer sagt, dass ich frei sein will? Wenn ich hier bleibe bis der Krieg anbricht, dann kann ich weiter meiner Lust zu töten frönen."
"Nun, ich glaube nicht dass die königliche Familie dir erlauben wird, dass du die Arena leerräumst. Sie haben gesagt, dass sie dich morgen gegen den momentanen Meister antreten lassen wollen.
Aber keine Sorge, wenn du so kämpfst, wie du es heute getan hast, dann wirst du es nicht schwer haben."
"Ich soll also mit ihm spielen, damit er überhaupt einen Stich landen kann? Wenn ihr meint, ich glaube ich werde es ein wenig spannend machen und morgen mit verbundenen Armen kämpfen, wenn ihr nichts dagegen habt."
"Das würde ich nicht tun, der Meister der Arena ist ein äußerst fähiger Krieger und Magier, ohne deine Arme hast du keine Chance!"
"Ein Magier sagt ihr? Das wird interessant!"

Am nächsten Tag stand ich wieder vor den Toren der Arena. Ich hatte mir in der Nacht ein paar Wunden mit dem Schwert zugefügt, weil ich den Drang, Blut fließen zu sehen, nicht mehr beherrschen konnte. Auch jetzt lief noch Blut aus einigen der schweren Wunden, aber es war nichts Ernstes.
Die Tore schwangen auf, und ich trat unbewaffnet in den Ring. Man hatte mir gesagt, dass der Champion eine Haut hatte, die jedes Schwert aufhielt, ohne Schaden zu nehmen.
Ich hatte sowie so nicht vorgehabt mit dem Schwert oder Speer zu kämpfen, ich freute mich auf ein magisches Duell.
Der Staub wirbelte umher und vermischte sich mit dem Blut auf meiner Haut. Gegenüber von mir stand ein dunkelhäutiger Mann, der vor macht nur so strotzte. Ich spürte schon die ganze Zeit, dass hier solch ein mächtiger Mensch war, doch erst jetzt erkannte ich, wie mächtig er wirklich war.
Er stand ganz ruhig da, und schaute konzentriert auf den Boden, während ich langsam auf ihn zuschritt. Als ich ungefähr zehn Meter von ihm entfernt war, riss er den Kopf hoch und starrte mich hasserfüllt und überlegen an.
"So eine Made wie dich zerquetsche ich such ohne mich anzustrengen!" schnauzte er mir entgegen und ließ in seiner rechten Hand einen grünen Ball aus Energie entstehen.
Ich lächelte, bei dieser Demonstration seiner Macht und bleib stehen.
"Hast wohl Angst und traust dich nicht zu mir, na, dann komm ich halt zu dir!" rief der Mann und warf die grüne Kugel in meine Richtung.
Sie flog direkt auf meine Brust zu. Ich blieb stehen und lächelte amüsiert zu der Kugel.
"Glaubst du wirklich, dass du mich mit so etwas töten kannst?" fragte ich leise, al die Kugel ungefähr die Hälfte des Weges zurück gelegt hatte.
Ich ließ mich von ihr treffen. Sie explodierte an meiner Brust und alles was von ihr blieb, war etwas Rauch, der von meiner Brust aufstieg.
"Also ich muss schon sagen, vom Meister hätte ich mehr erwartet. Los, greif mal mit voller Macht an, du hast noch einen Schlag frei!" rief ich dem überraschten Gegner entgegen.
Dieser formte mit seinen beiden Händen eine grüne Kugel, die Anstrengung stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. Sie war nicht größer als die erste, aber dafür war sie von einem stärkeren leuchten umgeben, das fast den gesamten Ring in grünes Licht tauchte.
Mein Gegner warf die Kugel auf mich zu, ich bewegte mich nicht.
Als die Kugel mich traf wankte ich ein wenig zurück, weniger wegen der Kraft, die in ihr steckte, denn wegen dem Druck, den sie gegen meine Brust ausübte. Diese hier explodierte nicht so wie die erste, sondern drehte sich mit ungeheurer Geschwindigkeit an meiner Brust und drückte auf mich ein.
"Also wirklich, das hat doch keinen Sinn."
Ich schritt auf den Mann zu, die Kugel ignorierend erschuf ich in meiner rechten Hand ein Einhandschwert, welches aus schwarzem Stein gemacht war, und alles Licht einsaugte.
Ich schritt langsam auf ihn zu, während mein Schwert die Kugel an meiner Brust langsam einsaugte. Mein Körper wurde durch das Schwert stark verzerrt und sah nicht mehr menschlich aus.
Mein feind konnte sich vor Schrecken nicht bewegen, und auch das Publikum, welches bis vor kurzem noch einen ohrenbetäubenden Lärm gemacht hatte, war verstummt.
Bei meinem Opfer angekommen hob ich mein Schwert und legte es sanft an seine rechte Wange. Alleine durch den sog, den mein Schwert auf den Mann ausübte verschwand dieser nach und nach darin. Grotesk verzogene Gliedmaßen zogen an mir vorbei, bis nichts als Luft übrig blieb.
Mein Schwert verschwand wieder und ich stand ganz normal in der Mitte der Arena. Das Publikum fing an zu klatschen, erst leise, verlegen, dann aber jubilierend und laut.
Der Arenaleiter schritt mit dem König an seiner linken Seite zu mir. Er hob meinen rechten Arm nach oben und ließ mich im Applaus der Menge baden.
Von da an ging alles sehr schnell. Der König gratulierte mir, bat mir einen Platz in seiner Armee als Hauptmann an, den ich mit Freuden annahm und ich wurde mit dem goldenen Band eines Adligen ausgezeichnet.
Kapitel 4
"Kriegsgerüchte"
E s war schon einige Zeit vergangen, seit Selina und die anderen mit Johnathan, besser meinen Erinnerungen, aus Sazavou verschwunden waren.
Seit zwei Tagen war die Gruppe in der nahegelegenen Hafenstadt Zenbardou und quartierte dort, bis Johnathans Wunden so weit verheilt waren, dass er alleine gehen konnte.

"Leute, ich habe gerade erstaunliche Nachrichten gehört. Vor einer Woche soll in den Wüstenlanden ein Sklave an die Arena verkauft worden sein. Er hat in nur zwei Tagen die Freiheit geschenkt bekommen und ist ein Hauptmann der königlichen Armee. Das muss Johnathan, also der richtige Johnathan, sein."
"Wie kannst du dir so sicher sein, es gibt viele Gerüchte über Sklaven aus den Wüstenlanden. Wer weiß, ob es nicht einfach nur ein begnadeter Schwertkämpfer war?"
"Wegen dem Schwert, das er in seinem letzten Kampf gegen den Meister der Arena geführt, oder eher beschworen hat. Es war aus schwarzem Stein gemacht, oder sah zumindest so aus, und soll alles Licht in der Umgebung eingezogen haben."
Sirvan sprang auf und starrte Rumael ungläubig an. "Du willst also sagen, dass Johnathan in den Wüstenlanden als Sklave in der Arena gekämpft hat, seine Freiheit geschenkt bekam und dann auch noch zu einem Hauptmann der königlichen Armee gemacht wurde?"
"Ja, das will ich!"
"Klingt eher nach Azazel, als nach ihm. Aber einen Versuch wäre es wert." Schaltete sich Varmand dazwischen, welcher das ganze Gespräch mit angehört hatte. "Was meinst du Selina, er ist dein Verlobter?"
Selina, die bisher sprachlos zwischen Varmand und Sirvan gesessen hatte, fasste sich und öffnete zaghaft den Mund. "Ich denke, wir sollten solchen Gerüchten nicht viel Beachtung schenken, es sind nur Gerüchte. Wenn wir jedem Gerücht hinterherrennen würden, das wir auf Azazel oder Johnathan beziehen können, dann würden wir ihn nie finden. Wir müssen uns auf fundierte Beweise stützen."
"Sie hat Recht!" sagte Rasmus, "aber diesem Gerücht würde ich nachgehen. Es ist wahrscheinlich, das er sich nicht mehr auf diesem Kontinent aufhält, da wir ihn hier nicht spüren können. Außerdem ist die Wahrscheinlichkeit noch größer, da Varmand ja schon sagte, dass er von einem Schiff mitgenommen wurde.

Zwei Stunden später hatten sie zusammen einen Platz auf einem Handelsschiff, welches in die Wüstenlande fahren sollte. Es würde noch heute ablegen. In einer Woche wären sie in den Wüstenlanden.
"Ich werde euch nicht begleiten können." Sagte Varmand, als sie auf das Schiff gingen. Er stand weiterhin unten am Pier und sah zu den verdutzten Gesichtern der anderen auf. "Ich habe noch ein paar wichtige Dinge zu erledigen. Wir treffen uns dann in einer Woche in den Wüstenlanden."
"Aber…" wollte Selina einwerfen, doch Varmand war schon weg.

Varmand ging durch die Stadt, es war an der Zeit einen alten freund aufzusuchen. Er brauchte Ausrüstung, wenn er in den Wüstenlanden überleben wollte.
Sein Weg führte ihn zu einem prunkvollen Gebäude, welches in einer Seitengasse lag. Die Gegend hier war zwar versifft und heruntergekommen, doch das Haus erschien so, als sei es für einen Fürsten gemacht worden. Ein starker Kontrast.
Varmand stand vor der verschlossenen Tür und holte seinen Dietrich aus der Tasche. Er hatte zwar schon seit hundert Jahren keine Schlösser mehr geknackt, aber das war wie reiten, das verlernt man nicht.
Nach wenigen Sekunden sprang das Schloss auf und er schob sich unbemerkt durch die Tür. Drinnen war alles stockdunkel. Die Fenster waren mit Brettern zugenagelt, damit kein Sonnenlicht eindringen konnte und die Fackeln waren alle heruntergebrannt.
Dank seiner Vampiraugen konnte er trotzdem sehen. Die Wände sahen ziemlich heruntergekommen aus, und auf dem Boden lag eine dicke Staubschicht, die aufwirbelte, als er seinen Fuß auf den Teppich, der sich darunter befand, stellte. Die Tür fiel hinter ihm wieder ins Schloss und ließ auch das letzte Licht aus dem Raum verschwinden.
Plötzlich fingen die Fackeln an zu brennen und Varmand konnte Schritte hören, die von unten zu kommen schienen. Er lehnte sich an die Wand und wartete darauf, dass die geheime Tür sich öffnete, und ein älterer Herr ihn begrüßen würde.
Doch anscheinend hatte sich in den letzten paar hundert Jahren einiges geändert, die Stelle, an der eigentlich die Tür sein sollte gab keine Tür frei. Stadtdessen spürte er, wie sich die Wand, an der er lehnte nach hinten bewegte.
Fast wäre Varmand hingefallen, doch ein ihm unbekannter Mann, Mitte dreißig fing ihn auf und sah ihn ungläubig an.
"Was wollen sie hier, und wer sind sie überhaupt?" fragte der Mann in einem Ton, der scheinbar die Existenz des Mannes, den er gerade gefangen hatte missbilligte.
"Ich will zu Laphir. Ich habe einiges mit ihm zu besprechen."
"Ich frage nicht noch einmal, wer sind sie?" stieß der Mann noch gereizter hervor, und ließ einen silbernen Dolch an der Kehle von Varmand aufblitzen.
"Versuchs ruhig, ich bin Varmand Thororim, Graf von Transsilvanien und Diener des gefallenen Engels." Varmand entriss dem Jungblut, denn der Vampir konnte noch nicht allzu viele Jahre sein untotes Dasein fristen, den Dolch und warf den Mann zu Boden.
"Anfänger!", Varmand spuckte die Worte so verächtlich aus, wie er nur konnte. Ein theatralisches Klatschen kam näher, aus der geheimen Tür, die hinter Varmand lag.
"Wirklich, du musst doch nicht gleich so aggressiv werden, verzeihe dem Jungblut, dass es nicht gewusst hat wer du bist."
Varmand drehte sich zu der vertrauten Stimme um. Er kannte die Person, die da sprach nur zu gut. Es war Laphir, der Vize-Anführer der Vampire. Er nahm die direkten Befehle Kains an. Einstmahls hatte Varmand dieses Amt auch bekleidet, als der erste der selbsterschaffenen Vampire. Laphir war der zweite gewesen.
Man nannte sie unter den Vampiren Vampyre, Menschen, die sich selbst zu Vampiren gemacht hatten, nur dadurch, dass sie waren, wie sie waren. Neuerdings gab es viele Pseudo-Vampyre, wie Selina eine geworden wäre.
"Wie lange ist es her, dass wir uns schon nicht mehr gesehen haben? Zehn, zwanzig Jahrhunderte?"
"Es ist siebzehn Jahrhunderte her, seit ich meinen Posten als Vize-Anführer aufgab, und dir meine Position übertrug. Wie geht es dem alten Kain, ich habe gehört, in der Hölle soll es jetzt sogar ein paar Gärten geben."
"Ich geht es blendend, einfach blendend. Die unter seinem Banner vereinten Vampire vermehren sich nur noch um aufkommende Lücken zu schließen, und seine Frau erwartet wieder einen Sprössling."
"Schön zu hören, grüß ihn von mir bei eurer nächsten Sitzung."
"Wird ich machen, und wie ist es dir so ergangen, ich habe gehört, du hast Haus und Hof verloren und arbeitest als Kopfgeldjäger, um deine Schulden zu bezahlen."
"Nun, es hat sich so einiges getan, ja, das muss ich zugeben, doch ist mir in den letzten paar Monaten etwas wesentlich wichtigeres wiederfahren, wovon du und Kain wissen müsst."
"Wenn dem so ist, dann sollten wir vielleicht in mein Arbeitszimmer gehen, und uns dort weiterunterhalten. Komm ich zeige dir den Weg. Ich schätze du kennst unsere neue Basis noch nicht?"
"Nein, das tue ich nicht."
Laphir ging in den dunklen Gang hinter der Tür und stieg eine breite Wendeltreppe herab. Varmand ging ihm nach und begutachtete seine Umgebung.
"Hast du eigentlich auch schon mitbekommen, dass es bald einen Krieg zwischen den Wüstenlanden und unserem Kontinent geben soll? Alle Länder haben ihre Streitigkeiten beigelegt, und ein geschlossenes Heer aufgestellt, um vorbereitet zu sein.
Und einer der Hauptmänner der königlichen Armee der Wüstenlande soll ein Sklave sein, der so gut kämpfen kann, dass er in nur zwei Tagen freigelassen wurde. Der arme Kerl leidet an Amnesie, und kann sich nicht Mal mehr an seinen Namen erinnern, Das erste, was er gesagt hatte sollte Zeitmeister sein, also hat man ihn auch so genannt. Jetzt ist sein Name aber Abdul Al'Hazzred, nach irgend so einem verrückten Araber, der ein höllisches Zauberbuch geschrieben haben soll.
Er bekam seinen alten Sklavennamen aber als Titel zugesprochen. Also wenn du mich fragst, dann sollte man diesen Kerl im Auge behalten. Der würde sich als Vampir echt gut machen."
"Interessante Neuigkeiten, aber dass was ich dir zu sagen habe, das ist wesentlich interessanter und von weltveränderndem Ausmaß, und ich meine nicht nur die territoriale Welt unserer Nahrung."

Es war jetzt nun schon eine Woche vergangen, seit Selina und die andere an Bord des Schiffes gegangen waren. Die ganze zeit über war nur sehr schwacher Wind geweht und sie kamen kaum voran.
"So können wir niemals rechtzeitig da ankommen, ich wünschte wir könnten etwas tun." Meckerte Johnathan, der an der Schiffsrehling lehnte.
"Du weißt doch, dass wir nichts tun dürfen, Sirvan hat es uns verboten, und Selina hört auf seinen Rat. Da ist nichts zu machen, zumal du keine Kräfte mehr hast, seit dein Körper und du getrennt wurdet."
"Ja, ich weiß. Aber trotzdem nervt es mich, wie soll ich denn die Welt retten, wenn ich nicht einmal ein Meer überqueren kann, ohne mich zu verspäten."
"Du überlässt es einfach mir!" sagte Selina, die sich von rechts Johnathan und Rumael näherte. Sie lehnte sich neben Johnathan und sah in sein vernarbtes Gesicht.
"Ich hoffe, dass die Narben nicht bleiben, wenn du wieder mit deinem Körper verschmilzt. Sie verunstalten dein schönes Gesicht." Sagte sie mit einem gespielt vorwurfsvollen Ton. "Ich glaube, dann muss ich dich wohl für einen gutaussehenden Mann verlassen."
"Und ich glaube, dass du für diese Aussage bestraft werden musst. Gab Johnathan zurück, der sie sanft in den Arm genommen hatte. "Hatte ich dir nicht verboten mich zu ärgern, wenn andere anwesend sind? Ich glaub ich muss dir wohl Manieren beibringen." Er gab ihr einen liebevollen Kuss und lachte amüsiert. Auch Selina war glücklich.
"Nun, ich gehe dann Mal und lasse die beiden Turteltauben alleine." Sagte Rumael, der sich überflüssig vorkam und verschwand in der Tür zum Schlafraum.
"Ich hoffe nur, dass Varmand nicht schon dort ist und wartet. Die Sonne dort muss eine Qual für ihn sein."

Varmand war seit drei Tagen in den Wüstenlanden. Nachdem er Laphir alles erzählt hatte, hatte dieser ihn mit den vereinten Kräften der Vampirgemeinde in die Wüstenlande geschickt.
Ihr Plan war der Invasion durch die Wüstenlande zu helfen, um das Ende der Zeiten abzuwenden. Der neue König in Bredran musste fallen. Dies war die einzige Möglichkeit, die freien Rassen intelligenter Wesen zu retten.
Die Elfen, Blutelfen und Zwerge sind auch alle benachrichtigt worden. Wenn die Zeit reif war, würden sie sich den Invasoren anschließen, selbst wenn das die Versklavung von millionen Menschen zur Folge hätte.
Varmands Pläne hatten sich auch geändert, Selina und die anderen würden alleine auf Suche nach Johnathan gehen müssen, er musste sich ihm zuerst anschließen. Es blieb nicht mehr viel Zeit.
In Seker, der Stadt in der Selina und ihre gruppe landen werden, hatte er einen Vampir damit beauftragt ihnen alles zu erklären.
Varmand war schon auf dem Weg zum königlichen Palast. Es würde lange dauern und der Weg führte durch die Wüste. In einem weiteren Tag könnte er es schaffen, wenn er sich beeilte, aber die Sonne machte ihm zu schaffen.
Doch die Aussicht, bald wieder bei seinem meister zu sein, ließ seinen Geist Freudentänze ausführen. Die Caravaner, mit der er losgezogen war, war äußerst schnell vorangekommen und hatte ihn mit genügend Blut versorgt, um nicht während der Tagesmärsche umzukippen. Doch jetzt war dass Ziel so nah, dass er ohne sie weitergezogen war.
Varmand sprintete durch die Wüste und freute sich über jede noch so kleine Wolke am klaren Himmel, denn sie verhieß eine kurze Erholung von den Strapazen. Sein Lauf verlangsamte sich, als er einen dreißig Jahre alten Mann sah, der auf ihn zu ging.

Der Mann hatte dunkelbraune haut, mittellanges schwarzes Haar, dass fettig von seinem Kopf fiel, trug eine dreckige Tunika, die wohl einmal weiß gewesen sein musste und an seinen Füßen trug er Sandalen.
Varmand ging zu ihm hin und erkannte einen Anflug von Wahnsinn in den Augen des Kerls.
"Nein, ich werde die Steine dort nicht in Brote verwandeln, deiner Versuchung werde ich nicht erliegen Satang, und ich werde auch nicht vom Tempel springen und mich von den Engeln fangen lassen, nein, ich erliege deinen Versuchungen nicht!" stammelte der Mann vor sich hin und Varmand sah, dass er nicht mehr allzu lange zu leben hatte.
"Ein kleiner Snack kann ja nicht schaden" dachte er sich und trat näher an den Kerl heran. Varmand war sich sicher, dass er ihn schon irgendwo einmal gesehen hatte. Aber wo, daran konnte er sich nicht mehr erinnern.

Nachdem er den Verrückten ausgesaugt hatte, hatte er die Leiche des Mannes noch im Sand vergraben und war weiter gelaufen. Kurz bevor die Sonne unterging erinnerte er sich, wo er ihn schon einmal gesehen hatte. Und er grinste schelmisch.
Der Mann kam ihm so bekannt vor, weil er ihn vor sehr langer Zeit am Kreuz hat bluten und sterben sehen. Das war wohl einer, der zu viel in dem schändlichsten aller Werke gelesen hatte, der Bibel.
Für die Vampire war die Bibel nichts als Müll, da sie selbst dabei gewesen waren, als Jesus starb, denn die Sonne hatte sich an dem Tag verdunkelt und sie konnten ihm beim sterben zusehen. Das meiste aus der Bibel stimmte nicht, oder wurde falsch dargestellt. Die Vampire hatten ihre eigene Bibel, genauso wie alle anderen Rassen auch.
Jedes Volk war christlich, wenn man es so nennen wollte, denn Jesus war der erste Weißmagier gewesen, der sein Leben für eine bessere Menschheit geopfert hatte, und nicht dieser den Rücken zukehrte. Seine Kinder waren auch starke Magier gewesen, hatten ihr Talent aber nie entdeckt. Johnathan war der letzte der Nachfahren Jesu.

Die Sonne war untergegangen, und auch Varmands Weg endete hier. Er war in der Schlossstadt angekommen. Die größte Stadt der Welt lag vor ihm, weit mehr Menschen lebten hier, als auf der Hälfte des Nordkontinents, der hier liebevoll Eishöhle genannt wurde.
In der Mitte der Stadt stand das Schloss der königlichen Familie. Es war größer als die größte Stadt der Länder der Untergehenden Sonne und höher als der Turm in Babel gewesen war.
Gleich drei der zehn Weltwunder waren hier, die hängenden Gärten, Der größte Bau der Welt, den man den goldenen Turm nannte, und die Pyramiden des Abyss, die aus schwarzem Onyx gefertigt waren, und seit Anbeginn der Menschheit hier standen, größer als alle anderen Pyramiden, die zu ihrer Ehren errichtet wurden.
Legenden zufolge sollte unten den Pyramiden das Paradies liegen, aus dem die Elfen, Zwerge und Menschen vor Äonen verbannt wurden, lange bevor es Vampire und Blutelfen gegeben hat.
Varmand ging durch die Straßen, die vor Menschen nur so wimmelten. Sie machten sich fertig für die Nacht und brachten noch schnell ihre letzten Weinkäufe nach Hause oder suchten ihre Kinder.
Die Häuser hier waren alle aus Lehm gebaut und sahen ziemlich ärmlich aus. Doch der Eindruck täuschte. Viele der Menschen hier waren sehr reich, passten sich jedoch an, um nicht Opfer eines Diebstahles zu werden. Bei einer so großen Stadt gab es nicht genug Wachen, um auch die Außenbezirke zu überwachen.
Eine hohe, fast unüberwindliche Mauer trennte die Außenbezirke von der Innenstadt, die direkten Anschluss an den Palast hatte und fast nur von Menschen bewohnt war, die dort arbeiteten. Selbst der einfachste Diener hatte hier ein Haus und lebte im Schutz der Mauer.
Varmand stand vor den verschlossenen Toren und schaute sich um. Zwar waren keine Wachen mehr zu sehen, doch wenn wichtige Nachrichten zum König gebracht werden mussten, dann wurden die Tore ausnahmsweise geöffnet. Er klopfte an die Tür vom Wächterhaus, das in der Mauer eingelassen war. Es hatte Ausgänge zu beiden Seiten der Mauer und diente als Durchgang für die Wachen.
Ein schlaftrunkener Mann in glänzender Rüstung stand vor ihm. Offenbahr schliefen die Wachem mit der Rüstung, um im Notfall bereit zu sein. "Was woll'n sie, ‚s is g'schlossn, seh'n se doch oder?"
"Ich muss dringend mit dem Hauptmann Abdul Al'Hazzred sprechen, es ist äußerst dringend und erlaubt keinen Aufschub."
Die Wache war anscheinend völlig übermüdet und ziemlich betrunken, denn sie öffnete die Tür noch weiter und wies Varmand ihr zu folgen. Mit eilenden Schritten, die in dem leeren Gang laut hallten, brachte er ihn zur Tür, die in die Innere Stadt führte.
"Der Hauptmann wohnt im Palast, und ist jetzt der Verlobte der Prinzessin, sie sollten ihn mit dem gebührenden Respekt behandeln." Sagte der Wachmann, als er Varmand durch die Tür schob und sie von hinten wieder abschloss.
Varmand rannte zum Palast, in freudiger Erwartung eines Wiedersehens mit Azazel und den Vampiren, die in den Diensten der königlichen Familie arbeiteten. Es war fast schon wie ein Familientreffen.

Ich lag schlaflos in meinem Zimmer. Ich hatte alles was ich wollte, einen Posten als Hauptmann in der königlichen Armee, also war ich dem König direkt untergeben, die höchste Position, die möglich war, eine wunderschöne Prinzessin, die ich noch vor Anbeginn des Krieges heiraten würde, und das luxuriöseste Zimmer, das in diesem Palast vorhanden war, neben dem Schlafgemachs des König versteht sich. Doch konnte ich trotzdem nicht schlafen.
Immer wieder sah ich diese Frau, sie war hübsch, sehr hübsch, vergleichbar mit der Prinzessin, auch wenn ihre Schönheit anders zum Ausdruck kam. Ich wusste nicht wer sie war, und doch fühlte ich mich zu ihr hingezogen, genauso sehr wie zur Prinzessin, meiner großen Liebe.
Nur wenige Tage nach meinem Eintreffen in dem Palast waren wir uns so nahe gekommen, dass sie ihren Vater bat uns zu verloben. Dieser willigte sofort erfreut ein, weil seine Tochter endlich einen Mann gefunden hatte, mit dem sie zufrieden war.
Mein Heer bestand aus mehr als fünfhunderttausend Mann und ich sollte noch ein zweites genauso großes untergestellt bekommen.
Plötzlich klopfte es an meiner Tür, und ich wurde aus meinen Gedanken gerissen.
"Die Tür ist offen!" rief ich, in der Hoffnung, dass es die Prinzessin war. Doch meine Hoffnungen wurden enttäuscht, als ich einen bleichen Mann eintreten sah, der mich mit spitzen Eckzähnen anlächelte.
"Guten Abend mein Herr, was kann ich für sie tun?" fragte ich, ich hatte den Mann noch nie gesehen, und von seiner Kleidung wirkte er wie ein weit gereister Händler.
Ich stand auf, und bot dem Mann einen Sessel an, nahm zwei Gläser und goss uns Wein ein, ich erwartete, dass es lange dauern würde. Das war bisher jede Nacht gewesen.
"Danke, mein Name ist Varmand Thororim, Graf von Transsilvanien und Diener des gefallenen Engels. Und sie können nichts für mich tun, ich möchte ihnen nur eine kleine Geschichte erzählen, über ihr früheres Leben."
Sofort war ich hellwach und setzte mich mit den beiden vollen Weingläsern und der Weinflasche hin. Ich bemerkte gar nicht, dass ich dem Mann eines der Gläser gab, die Flasche auf den Tisch stellte und an dem meinen Glas nippte, bis ich die feuchte Kühle des Weines vernahm.

Kapitel 5
"Palastleben"
A lso, wie ich schon gesagt habe, ist mein Name Varmand Thororim, ich bin, oder vielmehr war der Graf von Transsilvanien, und bin der Diener des gefallenen Engels. Ich habe gewiss nicht vor dir deine Lebensgeschichte zu erzählen, da ich dich auch erst seit kurzer zeit kenne, und du wirst deiner Vergangenheit bald genug begegnen, sie ist auf dem Weg hier her. Nein, ich werde dir sagen, was dich so besonders macht, und warum du dein Gedächtnis verloren hast."
Varmand hob das Glas Wein an und gönnte sich einen Schluck, auch wenn er wusste, dass er es später bereuen würde.
"Ich war bis vor kurzer Zeit noch ein Kopfgeldjäger und zwar ein recht guter, mein letzter Auftrag begann damit, dass ich von einem Mann damit beauftragt wurde dich zu finden, zu fangen und zu ihm zu bringen. Wer mir den Auftrag gab ist unwichtig, doch wie mir aufgetragen, so tat ich es auch.
Als ich dich fand, du warst gerade mit einem alten Zauberer auf reisen, den ich aus meiner Jugendzeit noch gut kenne, kam es zum Kampf zwischen uns. Da du mir damals körperlich stark unterlegen warst begannst du ein mentales Duell mit mir.
Auch dieses schienst du zu verlieren, doch kurz bevor ich dich gebrochen hatte, da geschah etwas, was mir vorher noch nie geschehen ist, und was ich damals allenfalls als Märchen abgetan hätte, hätte man es mir erzählt. Kannst du mir bis hier her folgen?"
"Wenn ihr mich kennt, dann müsstet ihr wissen, dass ich nicht so schnell den Faden verliere."
"Gut, es ist nämlich so, dass ein gefallener Engel in euch wohnt, und dieser zum damaligen Zeitpunkt ausbrach und mich zu seinem Diener machte. Zu eurem Diener, denn der Engel steht unter eurer Kontrolle."
"Das ist ja lächerlich, und das soll ich euch glauben?"
"Nun, glaubt mir, oder nicht. Es ist das eure, nur bin ich euer treuer Diener und eure Vergangenheit ist in meinem Schlepptau, sie wird bald da sein."
"Wenn du mein Diener bist, dann tust du alles, was ich dir befehle, habe ich nicht recht?"
"Nun ja, fast alles. Ich werde keine Arbeiten verrichten, für die andere zuständig sind. Aber ich kann euch in euren kommenden Schlachten beraten, euch Feinde vom Hals halten und solche Dinge."
"Dann seid ihr nutzlos für mich, ich habe genügend militärische Berater zu meiner Seite, und Schutz brauche ich nicht, ich kann gut auf mich selbst aufpassen!"
"Aber ich denke nicht, dass eure Berater die Erfahrung haben, über die ich verfüge."
"Und welche wäre das? Transsilvanien hat seit mehr als einem Jahrtausend keinen Krieg mehr gewonnen, seit der Zeit von Vincent Terpes Dragul, auch genannt Graf Dracula. Also wenn das alles wäre, dann würde ich euch bitten jetzt zu gehen."
Ich stand aus seinem Sessel auf, ging zur Tür und öffnete sie.
"Ich werde ihnen mein Können morgen unter Beweis stellen, Meister."
Varmand verließ den Raum und ging schnellen Schrittes den langen Gang entlang. Zwar war er das ganze Gespräch über ruhig geblieben, doch waren seine Nerven jetzt völlig aufgerieben. Der Engel hatte mich also noch nicht ganz übernommen. Das ließ sich ändern.

Ich schloss die Tür, nachdem der Mann, dessen Geschichte sich selbst widersprach gegangen und auf dem Flur verschwunden war. Meine Schritte trugen mich wieder zurück zu dem Sessel, auf dem ich gerade gesessen hatte, und ich dachte darüber nach, was dieser Fremde gesagt hatte.
Wenn er wirklich der war, der er zu sein behauptet hat, wieso war er dann ein Kopfgeldjäger, wieso nicht mehr der Graf. Soweit ich wusste konnten Grafen nur gestürzt werden, oder mussten sterben, um ihren Stand zu verlieren. Aber wenn er gestürzt worden war, dann hätte man ihn sicherlich getötet.
Das ergab keinen Sinn, und woher sollte er Erfahrung im Krieg haben, Transsilvanien, so viel stand fest, war nicht seine Bezugsquelle. Vielleicht hatte er einmal im Krieg gekämpft, oder war Befehlshaber im Krieg gewesen, aber dafür war der Mann zu jung gewesen.
Ich genehmigte mir noch einen Schluck aus meinem Glas u8nd schenkte mir neu ein. Aber vielleicht stimmte es ja doch, zumindest dass, was er über mich gesagt hatte. Das würde diese Stimme in meinem Kopf erklären, die Tatsache, dass ich immer etwas spürte, was hinter mir her schwebte.
Ich war müde, und der Wein vernebelte langsam meine Gedanken nachdem ich beim Gespräch eine Flasche ausgetrunken hatte, und die zweite gerade leerte. Nachdem auch die Flasche leer war, löschte ich die Kerzen in meinem Zimmer und legte mich in mein Bett.
Nur der Mond erhellte mein Zimmer und mir kam wieder die Frau in den Sinn, die ich zwar noch nie gesehen hatte, da war ich mir sicher, die mir aber dennoch so vertraut war. Langsam schlief ich mit dem Bild der Frau im Kopf ein.

Am nächsten Tag wachte ich noch vor Sonnenaufgang auf. Ich setzte mich in meinem Bett auf und blickte mich in meinem dunklen Zimmer um. Die zwei leeren Weinflaschen waren des Nachts von Dienern weggeräumt worden und standen jetzt nicht mehr auf dem Tisch, auf dem ich sie gestern Nacht abgestellt hatte.
Die drei Sessel, die um den Tisch standen waren unglaublich bequem, und wenn ich zu lange darin saß, geriet ich in die Gefahr einzuschlafen, weshalb ich bei längeren Gesprächen irgendwann aufstand und im Zimmer hin und her lief.
Der Schrank, aus dem ich die Weinflaschen genommen hatte stand rechts an der Wand undbeherbergte die edelsten Tropfen, die dieses Land zu bieten hatte. Naben anderen mir größtenteils noch unbekannten alkoholischen Getränken waren darin auch Flaschen von etwas, dass man hier Raci nannte. Es schmeckte nach Salmiak und war erheblich stärker als der Wein hier.
Auch Flaschen von Rum waren hier, sowie viele verschiedene Fruchtsäfte, die man mit den alkoholischen Getränken mischen konnte.
Die Gläser waren extravagant und aus feinstem Kristall. Für jeden Wein gab es eine andere Form, damit er sein volles Aroma entfalten konnte. An der Wand hingen Teppiche, die feiner nicht hätten sein können. Sie zeigten das Wappen der königlichen Familie, einen Abendstern, und einen Sichelmond, der diesen halb umschloss.
Die Teppiche auf dem Boden waren dagegen wie Stein, zwar waren sie auch äußerst fein gearbeitet und sehr weich, doch fehlte ihnen die Ausstrahlung, die die Wandteppiche hatten.
Ich stand auf und verließ mein Himmelbett. Meine Füße führten mich zu einer hölzernen Tür, die in das Badezimmer führte. Es war aus weißem und schwarzem Marmor angelegt und der Boden, wie auch die Wände zeigten das Symbol der königlichen Familie.
Wenn man auf einen Knopf drückte, dann floss aus einem Rohr dampfendes Wasser, das in einem kleinen Loch am Boden verschwand.
Ich legte meine Kleidung ab, eine, die nur zum schlafen gedacht war, und stellte mich unter das Rohr, damit mich das Wasser reinigen sollte. Nachdem ich mich sauber genug fühlte ging ich zu einer Wanne aus Marmor, die etwas weiter stand. Auch hier kam aus einem Rohr dampfendes Wasser, wenn man den richtigen Knopf drückte.
Neben der Wanne lag eine Klingel, die zum Rufen meiner beiden Dienerinnen war, die mich bei meiner morgendlichen Entspannung im Wasser unterhalten sollten. Ich legte mich also in die Wanne und ließ das Wasser einfließen. Anschließend schüttelte ich die Klingel, woraufhin meine beiden Dienerinnen kamen.
Beide waren von exotischer Schönheit und nur sehr wenig bekleidet. Lediglich ihre Brüste und ihr Scharmbereich wurden verdeckt, und das nur, damit sie sich außerhalb meines Bades frei bewegen durften.
Die beiden Schönheiten zogen sich aus und fingen an mich zu massieren.

Nach dem entspannenden Bad verließ ich das Badezimmer mit einem befriedigten Lächeln auf den Lippen. Meine Uniform lag schon bereit auf meinem Bett und ich schlüpfte in den Stoff, der genau auf mich zugeschnitten war.
Die Sonne war kurz vorm aufgehen, und ich hatte gerade noch genug Zeit um den Weg zum Zimmer meiner Verlobten zu gehen und mich neben sie zu setzten, um mit ihr den Sonnenaufgang zu betrachten.
Nachdem wir uns an der Schönheit des Augenblickes fürs erste satt gesehen hatten verließ ich sie wieder und ging den Weg zu den Quartieren meiner Einheit, welche schon bereit auf dem Exerzierplatz stand.
Ich stellte mich vor die fünfhunderttausend Mann und ein Offizier zu meiner rechten meldete, dass alle Soldaten anwesend und wohlauf seine.
"Dann wollen wir dass einmal ändern!" sagte ich mit einem Lächeln auf den Lippen. Ich war zwar erst kurze Zeit hier, doch hatte ich mich schon an den Tagesablauf gewohnt.
Ich ging zum Offizier, welcher nach seinem Bericht an einen extra für ihn aufgestellten Schreibtisch gegangen war, und erklärte ihm das heutige Trainingsprogramm für die Armee. Am Anfang hatte der Offizier mich noch entgeistert angesehen, weil er dachte, ich wollte meine Männer zu Tode hetzen, aber schon nach wenigen Tagen hatten sie sich daran gewöhnt und jeden Tag stieg der Level des Trainings ein wenig.
Ich schaute den Männern eine halbe Stunde lang dabei zu, wie sie sich in der aufgehenden Sonne sie Seele aus dem Leib kämpften. Danach ging ich zum Waffenquartier, nahm ein eigens für mich angefertigtes Schwert entgegen, und suchte mir ein paar hundert Männer aus, die heute meine Gegner sein sollten.
Mein Schwert war natürlich nur aus Holz, welches mit viel Stoff umwickelt war, damit ich die Soldaten nicht umbrachte. Meine Männer kämpften mit richtigen Schwertern, damit sie wenigstens eine geringe Chance hatten.
Nachdem ich meine Trainingspartner besiegt hatte schickte ich sie zu den anderen zurück, die gerade damit anfingen ihren Schwertkampf zu verbessern.

Als ich mein Übungsschwert gerade abgeben wollte bemerkte ich, dass ein Mann im Eingang des Zeltes stand. Ich blieb vor ihm stehen und erkannte, dass es der Graf von Transsilvanien war.
"Guten Morgen Meister, ich sagte gestern, dass ich mein Können heute unter Beweis stellen werde, und das habe ich jetzt auch vor. Wie wäre es mit einem kleinem Kampf?"
"Ah, der Herr Graf, gut, wie ihr wollt, dann werden wir einen Kampf machen. Ich habe sowieso gerade nichts zu tun."
Ich wollte gerade umdrehen, als der Mann laut auflachte und mich festhielt.
"Ihr wollt doch nicht mit dem Ding da gegen mich antreten? Ich bin wesentlich mehr wert als so einen Holzstock!"
"Wie ihr wollt." Ich ging in das Waffenzelt und holte mir ein richtiges Schwert. Es war zwar nicht so gut, wie das, was ich beschwören konnte, doch dass war bei dem Typ nicht nötig.

Wir gingen zu einem der Trainingsbereiche und schickten die Soldaten, die dort gerade trainierten weg. Wir stellten uns beide an eine Seite des auf den Boden gezeichneten Ringes und sahen uns an.
Der Graf hatte ein Schwert, wie noch nie eines gesehen hatte. Es hatte einen Schutz für die Hand um den Griff, der wie bei einem Degen geformt war, nur war die Klinge eher die eines Säbels. Das merkwürdigste aber war, dass diese Waffe zweischneidig war, wobei die hintere der Schneiden aussah wie eine Säge.
"Was ist das denn für eine seltsame Waffe?" fragte ich spöttisch, als wir anfingen uns langsam zu umkreisen.
"Das ist eine Waffe, die ich vor langer Zeit einmal entworfen habe, sie sieht zwar nicht so aus, doch sie erfüllt ihren Zweck erstaunlich gut."
"Schluss mit den reden!" knurrte ich, das kurze Gespräch hatte mich gespannt gemacht, ich wollte wissen, wieso er sich so sicher war, dass ich seine Dienste brauchte. Wir rannten aufeinander zu, ich mit meinem erhobenem Schwert, er mit dem seinem.
Unsere Schwerter prallten aufeinander. Wieder und wieder konnte man hören, wie Metall auf Metall schlug. Seine Schläge und Schnelligkeit waren dem meinen bis jetzt noch ebenbürtig, er hatte Recht, er war gut, gut genug für einen Offiziersposten.
Ich strengte mich ein wenig mehr an. Beschleunigte meine Schläge und gab ihnen mehr Kraft, doch mein Gegner parierte jeden Schlag mit Leichtigkeit und griff mit der gleichen Stärke an, von der auch meine Angriffe waren.
"Du hattest Recht, du bist gut, aber wollen wir jetzt einmal Ernst machen?" fragte ich mit einem überheblichen Lächeln.
Die Soldaten die eigentlich trainieren sollten hatten sich um den Kreis gestellt und betrachteten schaulustig den Kampf. Ich sollte sie für ihre Faulheit alle hängen lassen, aber wann sieht man seinen gottgleichen Anführer schon einmal gegen einen richtigen Gegner kämpfen.
Der Graf schaute mich ebenfalls lächelnd an. "Dann sollten deine Leute aber ein paar Schritte zurücktreten, damit sie nichts abkriegen. Und du solltest dein Schwert beschwören, wenn du mit mir mithalten willst! Ich bin nicht mehr so naiv wie bei unserem ersten Kampf. Und keine Magie, das Schloss ist zu schön, als dass wir es zerstören sollten."
Er schlug mit dem Schwert das er führte einmal in die Luft und es hüllte sich in schwarze Flammen.
Ich warf mein bisheriges Schwert weg und zog mein Schwert, welches sich augenblicklich an meiner Seite materialisierte. "Bevor ich dich vernichte, sage mir einmal deinen Namen, ich habe ihn schon wieder vergessen, und ich will wissen, was für ein Wesen du bist."
"Mein Name ist Varmand Thororim, auch bekannt als Dracula, ich bin der Graf von Transsilvanien und dein Diener. Ich bin der erste der Vampyr, der erste Mensch, der nur durch seine Existenz zum Vampir wurde, ohne dass er gebissen oder verflucht wurde. Ich war der Stellvertreter Kains auf Erden, habe dann den Vampiren abgeschworen und meine Grafschaft in Transsilvanien errichtet. Von Arthur van Helsing vertrieben diente ich unter Morgana um Merlin zu bekämpfen. Bin durch die Welt gezogen und habe überall gelebt. Große Schulden gemacht, die ich als Kopfgeldjäger versucht habe zu tilgen."
Wir liefen aufeinander zu, unsere Schwerter prallten aufeinander und eine Welle aus schwarzem Feuer breitete sich von dort aus, wo sie sich trafen.

Unser Kampf dauerte mehrere Stunden. Wir beide verletzen uns unzählige Male und kämpften doch weiter, bis Varmand mir sein Schwert durch das Herz bohrte. Wieder sah ich das einzige Bild, das mir aus meinem früheren Leben geblieben war, das Gesicht des Mannes, der mich getötet hatte.
Nicht zu bändigende Wut stieg in mir auf und ich spürte, wie eine Grenze in mir zersprang. Als hätte jemand eine Tür zur Hölle geöffnet. Die Dunkelheit umschloss mich, die Zeit blieb stehen.

Alles schwarz.

Kapitel 6
"Azazel"
S elina und ihre Gruppe waren gestern Mittag in Seker angekommen, ein Mann mit einer Nachricht von Varmand hatte sie aufgesucht und ihnen gesagt, wo sie Azazel und ihn finden würden, und dass sie sich auf den Weg begeben sollten.
Es gab eine kleinere Stadt in der Nähe der Schlossstadt, in der sie warten sollten, bis Johnathans Erinnerungen ihre Kräfte gefunden hätten. In der Stadt war ein Mann, der ihnen weiterhelfen konnte, er hieß Ilfanil Gottesregen.
Sie waren etwas verwirrt dem Befehl von Varmand gefolgt und waren mit einer Karawane auf den Weg in die Stadt, die Nazareth hieß. Es war noch ein Weg von einem Tagesmarsch, den die gruppe vor sich hatte.

Ich stand in einem riesigen schwarzem Raum, in dem die Schwärze zu greifen schien, so dick war sie. Vor mir stand ein Mann, der genauso aussah wie ich, nur hatte er nicht meine Uniform trug, sondern einen roten Mantel aus Federn, die mir gänzlich unbekannt waren.
Mein rotes ich, so nannte ich die Person vor mir, hatte zwei weiße Engelsflügel auf dem Rücken, die von den Schulterblättern aus nach schräg oben gingen. Darunter zwei schwarze, die zur Seite gingen und ganz unten zwei braune, die schräg zu Boden gingen und diesen fast berührten.
Die Haut des Mannes, das fiel mir jetzt erst auf, war pechschwarz, fast so schwarz wie die Umgebung und auf seiner Haut waren rot glühende verschlungene Linien, die sich zu bewegen schienen.
"Endlich begegnen wir uns einmal, ich habe lange auf diesen Augenblick gewartet." Die Stimme schien von dem Mann zu kommen, doch er hatte seine Lippen immer noch geschlossen.
"Wer bist du, und was willst du von mir?"
"Ich bin der Engel der in dir wohnt, der, der dir diese Kräfte verleiht, der der dich so stark macht und dein Leben schützt. Ich habe dir schon viele Male geholfen, dir dein Leben schon oft gerettet. Und dieses Mal sieht es so aus, als ob du wieder meine Hilfe brauchen würdest. Aber wenn du willst, dass ich dir helfe, dann verlange ich von dir dafür deinen Körper, wann immer ich ihn haben will."
"Meinen Körper? Warum?"
"Ich bin in dieser Welt nichts mehr als ein Schatten, solange ich nicht einen Körper habe, der zu dieser Welt gehört. Aber keine Sorge, ich werde nichts mit deinem Körper tun, was dich in Schwierigkeiten bringen könnte. Ich werde ihn mir nur Manchmal ausborgen."
"Sag mir zu erst einmal deinen Namen, dann lass mich darüber nachdenken!"
"Ich heiße Azazel, genauso wie du, und denk nicht zu lange nach, dein Leben schwindet." Mit einem Lachen verschwand die Person und die Dunkelheit mit ihr.
Um mich herum war eine grüne Wiese, die Sonne schien und in einem nahen Baum zwitscherten Vögel.
"Das hier ist dein Abytheum, der Ort deiner Gedanken, du kannst ihn so gestallten wie du es willst!" Azazels Stimme erschien mir noch einmal und hallte über die Weiten.
Da mir der Ort gerade gefiel und zum nachdenken passend erschien ließ ich ihn so, wie er war. Ich setzte mich an den Baum, der wie ich es erkannte eine Birke war, und dachte nach.

Nach einer Weile stand ich auf, ich wusste nicht, wie ich Azazel rufen konnte, also schrie ich einfach: "Ich habe mich entschieden! Azazel, hörst du, ich habe eine Entscheidung getroffen."
Plötzlich wurde die Welt wieder schwarz um mich herum und ich sah den Engel wieder.
"Wie hast du dich entschieden?"
"Da ich keine andere Wahl habe, werde ich annehmen."
Ein lautes Lachen erschallte. "Oh, doch du hast die Wahl, Tod oder Verdammnis. Aber jetzt ist es zu spät, willkommen in der Hölle!"

Ich war wieder auf dem Schlachtfeld. Das Schwert von Varmand steckte immer noch in meiner Brust und mein Schwert lag im Staub auf dem Boden. Ich blickte direkt in Varmands Gesicht und sah, ein triumphierendes Lächeln auf seinem Gesicht.
Von meiner Wunde aus breiteten sich rote Flammen aus, die meinen ganzen Körper in feuer hüllten. Sie verbrannten meine Kleidung und meine Haut. Sie verbrannten alles, was von mir da war.
Unsäglicher Schmerz durchströmte meine brennenden Adern, Schmerz von solcher Stärke, dass Menschen ihn nicht spüren sollten.
Das dauerte nur wenige Sekunden, doch für mich erschien es, als würden Jahre vergehen. Man sagte, dass Leben ziehe an einem vorbei, wenn man stirbt, doch dass stimmt so nicht, man sieht nur seine Fehler!"

Ich hörte auf zu brennen, Varmand konnte mich nicht erkennen, mein Körper war in einer Rauchwolke eingeschlossen, die selbst seinen Blick abhielt.
Er zog sein Schwert aus meinem Herzen und steckte es in seine Scheide. Als der Rauch sich verzog sah er, was passiert war, als er mir sein Schwert durch das Herz gerammt hatte.
Meine Haut war völlig verbrannt und hatte jetzt die Farbe von Kohle. Auf meiner Haut waren rot und blau leuchtende Linien, die sich über den ganzen Körper zogen. Sie zeigten alle möglichen Formen und veränderten ihre Form so langsam, dass es das menschliche Auge nur bei genauerer Betrachtung wahrnahm. An manchen Stellen ging das Blau in Rot über und die Linien leuchteten Lila.
Das Oberteil von mir war ganz verbrannt und auch meine Schuhe waren nicht mehr da. An meinen Beinen allerdings trug ich eine samtene rote Hose, die kurz unter meinem Knöchel endete. Meine Haare waren jetzt schneeweiß und fielen bis runter auf meine Schultern.
Meine Augen waren jetzt silbern ohne auch nur die Andeutung einer Pupille oder einer Iris.
Varmand kniete sich auf den Boden.
"Mein Meister, endlich seid ihr erwacht."
"Ja mein treuer Diener, jetzt ist es vollbracht, steh auf, es gibt viel zu tun."

Ich und Varmand gingen zum Audienzsaal des Königs, zu dieser zeit war er immer dort anzutreffen und beriet sich mit irgendwelchen Geldsäcken, die ihm Handelsmissionen im Süden Schmackhaft machen wollten. Wenn er den Süden einfach erobern würde, dann bräuchte er die Handelsmissionen nicht.
Ich warf die Türen zum Saal auf, da ich sie schwerer in Erinnerung hatte flog die eine aus ihren rostenden Angeln und ging mit einem lauten Knall zu Boden.
Der König schreckte auf und schaute in meine Richtung. Auf dem Weg zum Audienzsaal hatte ich wieder mein menschliches Aussehen angenommen, nur die schneeweißen Haare hatte ich behalten, sie gefielen mir.

Rumael setzte sich an den Brunnen um sich auszuruhen. Hatte Varmand in seinem Brief nicht geschrieben, dass dies eine kleine Stadt war, sie war größer als die Hauptstädte die er kannte, und die waren schon riesig. Selina setzte sich neben ihn. Johnathan, Sirvan und Rasmus hatten die andere Gruppe gebildet und waren noch nicht zurück.
"Die Stadt ist so groß, es wird Tage dauern diesen Ilfanil Gottesregen niemals finden. Und was ist das überhaupt für ein Name, Gottesregen, klingt ziemlich seltsam, wenn ihr mich fragt!" meckerte Rumael, der in der Sonne schwitzte, die heiß auf seinen Kopf brannte.
"Haben wir aber nicht! Er ist im hohen Rat und repräsentiert dort den Willen der Menschen, die Gott erkannt haben." Sirvan war vor ihm aufgetaucht und stand wie ein bedrohlicher Koloss vor ihm.
"Musst ja nicht gleich so unbeherrscht sein Alterchen, und was ist der hohe Rat? Irgend so eine Welt Regierung?"
"Der hohe rat ist ein Zusammenschluss aus allen mächtigen Magiern und Oberhäuptern der Religionen. Jede Rasse ist bei ihnen vertrete. Nur die Menschen haben mehr als einen Vertreter, denn nur die Menschen sind uneinig unter einander und nur sie bekriegen sich selbst." Rasmus hatte sich neben Sirvan gestellt und hob belehrend den Zeigefinger.
"Du magst deine Lehrerrolle, nicht war alter Freund?" fragte Sirvan ihn.
"Von Zeit zu Zeit wird es ein wenig lästig, aber was will man machen, das Schicksal bestimmt unsere Wege, und nur wenige Glückliche können ihre Wege selber suchen."
"Aber wir reisen mit den Glücklichen, sieh dich doch nur um mein Freund. Selina ist die Frau, die Johnathan heiraten wird, aber nicht nur dass, ohne sie, hätte er niemals den richtigen Weg gefunden und hätte schon lange seine Seele dem Dämon gegeben. Und Rumael hier, der Mann, der uns ständig begleitet."
"Du magst ihn nicht recht oder?"
"Mir fiel halt nichts Besseres ein. Aber es gibt ja auch noch Johnathan, der weswegen wir dieses ganze Abenteuer überhaupt durchmachen. Er ist der, der es für uns entscheiden wird. Auch Varmand spielt eine wichtige Rolle, als Azazels Diener wird er bald unser Feind werden, wahrscheinlich ist er es schon. Denn er ist nicht der Diener des Menschen, sondern der Diener des Engels, welcher definitiv gegen uns steht."
"Gut ihr habt Recht, doch wir sollten den anderen jetzt sagen, was wir entdeckt haben."
"Ja, das sollten wir tun. Also Selina, Rumael, Rasmus und meine bescheidene Wenigkeit hier haben uns einen Platz zum Schlafen gesucht, ja, ich weiß, das klingt nicht gerade aufregend, doch solltet ihr wissen, dass hier früher einmal eine ehrwürdige Magieschule gestanden hat, und dass die Stätte, in der wir nächtigen werden nicht allzu fern des Eingangs liegt.
Es handelt sich dabei um die Schule Salomons, des großen Magiers persönlich. Ich schlage vor, dass wir uns jetzt zur herberge begeben, bei Mitternacht aufstehen und anschließend diese Schule besuchen, denn darin werden sicherlich Dinge sein, die uns auf unserem weiteren Weg helfen werden."
"Selina, was meinst du dazu, liegt das in deinem Interesse?"
"Ich denke nicht, dass ein kleiner nächtlicher Spaziergang schaden kann."
"Gut, dann ist das beschlossen.

Kapitel 7
"Salomons Schule"
W
enn ihr meint, dann werden wir das tun, ich vertraue hierbei auf euren Rat, doch glaubt mir, wenn wir den Krieg wegen dieser Verzögerung verlieren, dann werdet ihr dafür zur Rechenschaft gezogen"
"Dafür wird es keinen Grund geben, das versichere ich euch mit meinem Leben, ihr werdet es nicht bereuen. Einen schönen Tag noch, den wünsche ich euch von ganzem Herzen, meine Majestät!" Mit einer Verbeugung verließ ich den Audienzsaal, Varmand folgte mir.
"Meister, was wollt ihr damit bezwecken, es wird nicht mehr lange dauern, bis ihr eure Erinnerungen wider habt, ihr braucht den Krieg nicht zu verschieben."
"Aber liegt es nicht im Interesse aller, wenn der Krieg noch ein kleines bisschen wartet? Wir können Verhandlungen führen, um noch mehr Verbündete aus den niederen Landen zu bekommen, vielleicht bekommen wir sogar die Elfen, Zwerge und Blutelfen auf unsere Seite, das würde unsere Invasion beschleunigen."
"Um die anderen Rassen des Nordens habe ich mich schon gekümmert, die Vampire werden helfen, die Elfen und Zwerge. Sogar die Blutelfen schließen sich uns an, sie sind dazu bereit den Krieg mit den Elfen einzufrieren, bis wir unsere Invasion beendet haben. In der Zwischenzeit helfen sie uns.
Wenn eine unserer Armeen zu ihnen geht, dann werden sie sie unterstützen und selbst Einheiten zu den Heeren geben. Zu mehr waren se nicht bereit."
"Das ist doch schon einmal etwas, was ist mit Werwölfen?"
"Wir haben seit dem Tod von König Lykos keine Werwölfe mehr gesehen, ich fürchte sie sind ausgestorben oder nach Osten geflohen."
"Nun gut, dann kümmere ich mich darum. Diese Invasion muss alle Rassen mit einschließen, die die nicht kämpfen können, wie die Waldgeister natürlich nicht."
"Wieso, wenn ich fragen darf?"
"Wenn sich alle Rassen unter den Menschen vereinen, sich unter mir vereinen, dann werden wir eine viel größere Rolle in dem Geschehen zugestanden bekommen." Wir waren an meinem Quartier angekommen und ich drehte mich vor der Tür zu Varmand um.
"Für heute werde ich deine Dienste nicht mehr benötigen, morgen will ich dich wieder um die gleiche Zeit an derselben Stelle sehen."
"Ja Meister!" Varmand drehte sich um und verschwand in den Schatten.
Ich betrat mein Zimmer und schloss die Tür hinter mir. Die Unterhaltung mit dem König hatte viel zeit in Anspruch genommen.
Ich wollte entspannen, also ging ich ins Bad, diesmal aber drückte ich an einem anderen Schalter und kaltes Wasser floss aus den Rohren.
Ich dachte darüber nach, wen ich alles noch auf meine Seite ziehen musste. Die Werwölfe zu erreichen würde wohl die Schwierigste Aufgabe werden, in den östlichen Ländern kannte ich mich nicht aus und nicht viele Leute kannten den richtigen Weg dorthin.
Mumien waren am einfachsten zu bekommen, sie lebten in den Gräbern längst vergangener Zivilisationen und ihre Königin war in einem verließ unter diesem Schloss gefangen. Geister konnte man einfach so anrufen, aber sie standen schon immer auf meiner Seite.

Selina stand auf, es war gerade Mitternacht. Sirvan hatte einen Zauber auf sie alle gelegt, dass sie bei Mitternacht aufwachten, anscheinend hatte er geklappt. Sie hatte in ihren Klamotten geschlafen. Es war neue Kleidung, die sie hier in der Stadt gekauft hatte. Ein türkises Gewand aus Seide, es waren mehrere Schichten aufeinander genäht worden, um die Seide so stark zu machen, dass sie selbst einen Sandsturm überlebte, so schlimm er auch sein mochte.
Sie nahm ihre Tasche und verließ das Zimmer. Auf dem Gang traf sie Johnathan, der gerade seine Zimmertür zumachte. Sie lächelte ihm zu und bemerkte gar nicht, dass er nichts sah. Er war ja nicht mit Varmand durch die Tür gegangen, er war nicht zum Vampyr geworden.
Die Erinnerung schmerzte Selina, wie sie ihn so da liegen gesehen hatte, mit all den Wunden und dem ganzen Blut. Sie nahm seine Hand und zog ihn hinter sich her, es tat gut seine Wärme zu spüren. Sie hatte Angst davor in die alte Schule zu gehen, ihr Magen sagte ihr, dass es gefährlich werden würde.
Sie beide verließen dass Haus und stellten sich mit etwas Abstand vor die Tür. Anscheinend waren sie die Ersten. Das Rumael noch nicht da war, das war vorhersehbar gewesen. Auch mit dem Zauber wird er sich wohl wieder umgedreht haben.

Rumael sah, dass sich zwei Personen vor die Tür des Hauses gestellt hatten, die gerade eben noch nicht da gewesen waren. Er war als erster draußen gewesen, schon um elf war er wach gewesen, weil Sirvan sicher gehen wollte, dass er auch wirklich aufstehen würde.
Er schnürte den Bund an seiner Hose wieder zu und schlich sich an die Personen an. Trotz des fehlenden Lichts konnte er mit seinen Augen klar erkennen, dass es sich um eine Frau und einen Mann handelte. Wahrscheinlich waren es Selina und Johnathan, aber er ging lieber kein Risiko ein.
Lautlos zog er seinen Dolch, den er sich heute erst auf dem Markt gekauft hatte und schlich sich an die Frau von hinten an. Wenn es Selina war, dann hatte er wenigstens einen Grund um ihr an die Brüste zu fassen. Es gab nichts zu verlieren.
Sie bemerkte ihn nicht, dank seiner vampirischen Fähigkeiten konnte er sich, wenn er wollte lautlos fortbewegen. Er stand aus seiner Hocke auf und legte das Messer von hinten an den Hals der Frau. Mit der anderen fuhr er um ihren Körper herum, um ihren Busen zu berühren.

Eine Hand näherte sich von links an Selinas Seite, sie hatte die Person schon bemerkt, bevor diese überhaupt ihren Dolch gezogen hatte.
"Rumael, wenn du das machst, dann bringe ich dich mit dem Dolch den du da hast um. Er ist nicht aus Silber, also wird das sehr schmerzen, wenn ich dir damit den Kopf abschneide!"
Die Person hinter ihr steckte den Dolch wieder ein und trat neben sie.
"Was denn, ich wollte halt kein Risiko eingehen. Ich bin schon seit einer Stunde wach, es war langweilig. Das hätte meine Langeweile vertrieben."
Sie sah ihn wütend an. Dann wandte sie ihr Gesicht wieder Johnathan zu und drückte ihn näher an sich.

Johnathan legte seine Hand auf Selinas Busen. Hauptsächlich um Rumael zu ärgern, weil er sich gerade an sie angeschlichen hatte, aber auch, weil er schon lange nicht mehr…
"Keine Zeit um rumzustehen, wir müssen los!" Sirvans Worte rissen ihn aus seinen Gedanken. Er und Rumael waren gerade aus der Tür getreten und standen jetzt vor ihnen.
Noch ein Grund mehr um Selinas Brust zu berühren, Rasmus war da.

Es dauerte nur wenige Minuten, bis sie bei einem großen Platz anhielten. In der Mitte war ein riesiger Obelisk, mindestens hundert Meter hoch. Davor stand eine Gruft, nichts im Vergleich zu dem Obelisken, aber auch ziemlich groß.
"Da müssen wir rein, Rumael, wenn du Glück hast, dann wirst du bald deine Ketten ablegen können und hast de selben Kräfte, die auch Azazel hat. Nur ist dein Engel nie gefallen, also steht er noch auf der Seite der Guten."
"Ich habe auch einen Engel in mir, warum sagt mir das denn keiner?"
"Es bestand bisher nicht die Notwendigkeit und bis heute Mittag wusste ich auch keinen Weg um ihn in dir zu wecken und ihm die Kräfte wieder zu geben, die er einstmals verloren hat. Du wurdest übrigens nach ihm benannt."
"Lasst uns weitergehen, wir haben später noch Zeit zu reden."
Rasmus ging voraus, die anderen folgten ihm.

Sie hielten vor der verschlossenen Tür der Gruft. Ein großer glatter Stein versiegelte den Eingang.
"Wir werden auf unserem Weg vielen Hindernissen begegnen, dies hier ist das erste, wer damals an Salomons Schule gehen wollte musste es schaffen den Stein aus dem Weg zu bekommen. Mit Kraft kommt man hier nicht weiter. Salomon wollte, dass nur die intelligentesten und begabtesten Magier seine Schüle wurden, fast alle scheiterten schon an diesem Problem. In seinem ganzen Leben, was an die dreihundert Jahre dauerte hatte er gerade einmal dreißig Schüler gehabt." Erklärte Sirvan.
"Wenn es so wenige geschafft haben, wie sollen wir es denn dann schaffen?"
"Nun, wie das Schicksal so will ist einer seiner Schüler unter uns." Sirvan schaute Rasmus an, Der zur Tür schritt und drei Mal stark daran klopfte. Der Steinblock schob sich langsam nach rechts.
"Die erste der regeln, die ich damals bei Salomon gelernt habe war, dass man nie fordern darf, Bitten ist der Schlüssel zum Erfolg."
Sie schritten in einen großen dunklen Raum. Die Tür hinter ihnen schloss sich wieder und ließ nur Schwärze zurück. Keiner konnte etwas sehen, auch wenn sie fast alle Vampire waren.
"Die zweite Regel war, dass man nicht mit den Augen, sondern mit dem Herzen sehen muss. Folgt mir!" Rasmus nahm Sirvan an die Hand und sie bildeten eine Kette um sich in der Düsternis nicht zu verlieren.
Nach einer Biegung war die Finsternis verschwunden und sie konnten wieder etwas sehen. Rasmus nahm eine Fackel von der Wand und zündete sie an.
Vor ihnen lag ein langer Gang, dessen decke sich nach unten absenkte und der keinen Boden hatte. Rasmus stand genau an der Kante und drehte sich zu ihnen um.
"Die dritte regel war Vertrauen zu haben. Seht ihr die Schriftzeichen dort an der Wand? Sie sagen, dass die Treppe da ist, man solle weitergehen und vertrauen, oder umdrehen und versagen."
An der schräge der Decke waren wirklich Schriftzeichen. Auf den ersten Blick sahen sie so aus, als, ob die Decke bloß abgebröckelt sei.
Rasmus ging voraus, er schien in der Luft zu schweben. Die anderen folgten ihm in die schwarze Tiefe des Abgrunds.

Es dauerte noch einige Zeit, und ein paar weitere Hindernisse bis sie in der Schule selbst angekommen waren.
Selina stand in einem riesigen Raum, der voller Regale stand, die über und über mit Büchern bestückt waren.
"Selina, ich denke, dass du hier ein paar der Bücher lesen solltest, doch nimm nichts mit aus diesen heiligen Hallen, sie werden es dir übel nehmen" sagte Sirvan im vorbeigehen.
Selina stellte sich an das erste der Regale und schaute sich die Buchrücken an. "Aber das sind so viele Bücher, es würde Jahre dauern sie zu lesen!"
"Du hast auch noch mehr als hundert Jahre zeit, Dieser Raum hier befindet sich in einem anderen Zeitrythmus, eine Stunde in unserer richtigen Welt sind hier hundert Jahre, aber man altert nicht.
Wir anderen werden weitergehen, viel Spaß beim lesen. Dort drüben ist übrigens ein Übungsraum an den ein Raum der Träume anschließt. Hier lernst du, wie man es macht, im Übungsraum wendest du das gelernte an und perfektionierst es, und im Raum der Träume ruhst du dich aus, wir sehen und in hundert Jahren." Damit verließ er den Raum durch eine andere Tür und folgte den anderen, die schon weiter gegangen waren.
Selina nahm ein Buch aus dem Regal, die Lehren der Liebesmagie, Buch eins von drei.

Die Gruppe ging weiter, jetzt ohne Selina. Johnathan war enttäuscht sie nicht mehr bei sich zu haben, aber es war notwendig, Selina war nicht gerade eine starke Magierin, er hoffte sehr, dass sie sich verbessern würde.
Sie kamen in einen weiteren, nicht ganz so großen Raum. Dafür war er aber unglaublich hoch. Mindestens hundert Meter über ihnen war ein kleines Loch in der Decke und ließ etwas Licht in den Raum fallen.
"Dies hier ist der Raum der Engel, Rumael, wenn du hier meditierst, genau unter dem Licht, dann kannst du auf eine Reise gehen, wenn du sie erfolgreich bestehst, dann sind die Kräfte des Engels in dir wieder frei."
Rumael setzte sich unter das Licht und meditierte, Johnathan fragte sich, ob dieser Ort auch wirklich sicher war, den Anschein hatte er jedenfalls nicht.
Rasmus und Sirvan gingen weiter und Johnathan folgte ihnen mit schnellen Schritten. Er hatte das Gefühl, dass irgendetwas ihn aus den Schatten heraus beobachtete.

Diesmal dauerte der Weg ein wenig länger, erst nach einer Stunde kamen sie zu einem weiteren Raum, zwar waren an der Wand öfters Türen gewesen, doch Sirvan sagte, dass wir keine Zeit hätten, um diese zu untersuchen. Auf dem Rückweg würden sie in ein paar der Räume gehen.
Der Raum vor ihnen glich dem Saal eines Königs, aber nicht irgendeines gewöhnlichen Königs, die Aura des Todes und der Verzweiflung lagen hier und verwandelten den Saal in die Audienzhalle der Hölle. Er war mindestens dreihundert Meter lang, fünfzig Meter breit und zehn Meter hoch. Die Decke wurde durch schwarze Säulen gestützt, auf denen langsam Moos seinen Weg an die Decke fand.
Die Säulen endeten unten in Sitzplätzen. Vier, in jede Himmelsrichtung eine, und neben ihnen stand eine grausig aussehende Skulptur von fünf Metern Höhe. Über den Skulpturen brannten grüne Flammen, die dem Raum eine giftige Aura verliehen.
An der Decke war ein Wandgemälde, das anscheinend die Apokalypse darstellen sollte. Der Finale Kampf zwischen Gut und Böse, aber irgendwie anders dargestellt, als er eigentlich in der Bibel erzählt wurde. Es kämpfte nur ein böser Engel, wahrscheinlich Luzifer, gegen jeweils einen Engel und Jesus. Allerdings verloren die Guten, und am Ende setzte sich der Engel auf einen zerfallenen Thron an einem schwarzen, düsteren Ort.
Nachdem Johnathan das Deckenbild betrachtet hatte ging er weiter, Sirvan und Rasmus nach, die beide schon weiter gegangen waren.

Die drei erreichten den Thron und Johnathan konnte erkennen, dass dort ein Mann drauf saß. Er wirkte stark verfault, atmete aber noch und um ihn herum erstrahlte ein angenehmes blaues Licht, das die Farbe des Himmels hatte.
"Johnathan, falls dich jemand fragen sollte, was du hier gesehen hast, dann antworte nicht, das was jetzt passiert ist nicht für die Ohren der Menschen gedacht, erzähle es niemandem, auch nicht Selina, hast du verstanden?" Sirvan hatte sich zu ihm umgedreht und schaute ihn mahnend an.
"Ja, ist gut."
"Dann las uns anfangen, Ilfanil, hast du gehört?"

Kapitel 8
"Verbündete"
I ch stand vor dem Eingang zu den Grabstätten unter dem Königspalast. Meine Hände zitterten vor Vorfreude und mein Magen rumorte. Es könnte auch an dem Verwesungsgestank gekommen sein, der von den Gräbern zu mir herkam.
Ich öffnete die alte Tür, die seit fünf Jahrhunderten nicht mehr geöffnet worden war. Seit der Zeit von der schrecklichen Königin, deren Namen man für immer von der Welt verbannte, und die seit dem mit dem Fluch lebt als Untote ihr Dasein zu fristen.
Doch auch die Untoten fürchten sich vor ihr, mehr als vor allem andren, also machten sie sie zu ihrer Königin um sie zu besänftigen, in ihrem unbändigen Hass auf das Leben. Seit dem kämpfen Mumien gegen Menschen, zuvor waren sie ihre Beschützer gewesen.
Ich schritt durch den langen Gang, niemand wollte mich begleiten, und hinter mir wurde das Tor wieder versiegelt, nur ich konnte wieder heraus, wenn ich dazu imstande wäre.
Ich lief durch einen langen Gang, das einzige Licht kam von meinen leuchtend roten Augen und vereinzelt gelben Augenpaaren die sich in den Schatten zu verstecken suchten. Zwischendurch kamen auch violette Augenpaare dazwischen, wie kleine Flammen schwebten sie von mir weg. Mumien mit gelben Augen waren einfache Leute gewesen die sich eine noble Bestattung leisten konnten. Die violetten hingegen waren gefallene Krieger, und an dem Feuer in ihren Augen sah man, wie stark sie waren.

Nach vielen Schritten häuften sich die violetten Augenpaare und ich bekam sogar einige rote zu sehen. Diese Mumien mussten von königlichem Blut gewesen sein. Sie versteckten sich nicht vor mir sondern ignorierten mich, und manche grüßten mich sogar.

Ich stand vor einem großen Tor, es bestand aus den Gebeinen von verirrten Wanderern und auf sie waren die Worte Bis hier hin und nicht weiter geschrieben. Ich sah mich um und sah, dass sich millionen von Mumien um mich versammelt hatten, sie alle waren mit Schwertern aus Knochen bewaffnet und schritten langsam auf mich zu.
Ich beachtete sie nicht weiter, sondern schlug einmal heftig gegen die Tür, welche daraufhin einen langen Riss bekam. Ich schlug noch einmal dagegen und zertrümmerte so das Werk des Todes. Dahinter stand eine Mumie, sie war anders als die anderen, sie hatte nicht nur rote Augen, sondern auch rote Insignien auf den Bandagen, und sie wies mich einzutreten.
"Wisst ihr eigentlich, dass diese Tür aus den Gebeinen von Kleinkindern bestand? Jetzt, wo sie zerstört ist, müssen erneut millionen von Familien ihre Kinder verlieren. Und das nur wegen euch, nur damit ihr hier und jetzt sterbt." Vor mir befand sich ein Thron aus Knochen, auf ihm saß die Mumienkönigin, sie brannte förmlich vor Energie, eine stete Flamme aus grünem Feuer umgab sie.
"Ich bin nicht gekommen um euren Schandtaten ein Ende zu setzten, werte Königin, ich bin gekommen um euch eure Erlösung anzubieten."
"Was habt ihr da gesagt, wie kann ein Mann wie ihr, der nicht einmal von königlichem Geblüt ist es wagen mir so ein Angebot zu unterbreiten, ihr verspottet mich!"
"Keineswegs eure Hoheit, ich würde den weiten Weg nicht machen, um euch zu verspotten. Ich meine es Ernst, ich komme vom König um euch einen handel vorzuschlagen, euch und allen anderen Mumien unter eurem Befehl."
"Egal was es für ein handel ist, ihr könnt mich nicht erlösen, mein Name ist seit fünfhundert Jahren verbannt, niemand weiß ihn und niemand kann ich aussprechen, nicht einmal die Dämonen der Finsternis waren dazu in der Lage."
"Und was, wenn ich euch sage, dass ein Dämon, oder besser ein gefallener Engel diesen Namen kennt, was wenn ich euch sage, dass der Name ihm anvertraut wurde, damit er ihn auf ewig bewahre und niemals ausspreche, bis die Zeit gekommen ist, und ihr eure gerechte Strafen habt bekommen?"
"Wer? WER ist dieser Dämon, ich will es wissen, ICH WILL ES WISSEN!"
"Zuerst mein Angebot, wenn ihr euch dazu bereit erklärt, mit allen Völkern, ob lebend oder untot, in den Krieg zu ziehen, dann werdet ihr erlöst, und die Mumien dürfen wieder unter den Völkern der Sonne leben, so wie sie es in den alten Tagen taten, als ihr noch nicht gestürzt und euer Name noch gewesen war."
"Warum sollte ich euch glauben, versucht ihr mich zu täuschen? Es haben schon viele versucht meine Dienste zu erschleichen, was macht mich sicher, dass ihr mich nicht fallen lasst, wenn ich euren Forderungen nachgebe?"
"Ich werdet aus eurem Gefängnis gelassen, ihr dürft am Krieg teilnehmen. Niemand, der noch bei klarem Verstande wäre, würde euch frei lassen und danach euren Zorn auf sich ziehen."
"Ich schlage ein, wenn ihr mich betrügt, dann werdet ihr tausend Tode sterben; WENN ICH GNÄDIG BIN."

Ilfanil stand auf. Er hatte kein Fleisch, war nur ein mit Haut überzogenes Skelett, Haut die schon grün geworden war. Das blaue Licht dass ihn umgab strahlte aus im heraus und man konnte sein Skelett durch seine grünliche Haut durchscheinen sehen. Seine Augen waren von himmelblau und strahlten.
Er schritt zu Johnathan, der sich vor Ehrfurcht und Angst nicht bewegte. Ilfanil legte seine beiden knochigen Hände, denen die Fingernägel fehlten, auf seine Schultern und schaute ihm tief in die Augen.

Ich habe Sirvan auf dem Weg zurück noch einmal geschworen niemals zu erzählen, was damals geschah, ich werde nur preisgeben, dass dies nie wieder geschehen darf und dass ich dafür sorgen werde, dass es nie wieder geschieht.

"Danke Ilfanil, ich erbitte dich um noch einen Gefallen, gebe uns Weisheit und Wissen, und hilf uns bei unserer Schlacht, ich weiß, dass du viele Wesen hast, die dir folge Leisten, die alten Schüler Salomons, die nicht mehr unter den Lebenden weilen, viele andere, die hier an den Rätseln verzweifelten, alle sie hast du für ihre Taten bestraft, sie alle sind deine Diener auf ewig.
Lasse deine Skelette an unserer Seite kämpfen, für die Rettung dieser Welt."
Ilfanil schaute auf ihn hinab und nickte kurz. "Nicht nur die Skelette werden euch zu Diensten sein, auch meine Mumien, die die sich der Königin ihrer Art widersetzten werden euch folgen, auf das sie vereint werden mit den andren ihrer Art."

Johnathan, Sirvan und Rasmus verließen den Saal wieder und kehrten zu Rumael zurück. "Los, wir müssen weg, wir haben wenig Zeit." Rumael stand aus seiner Meditation aus, er wirkte jetzt weiser und viel bedachter. Er schloss sich wortlos der Gruppe an und sie gingen den Weg weiter.
"Warum müssen wir so schnell von hier weg? Fragte Johnathan, der immer noch Kopfschmerzen hatte.
"Wir müssen hier so schnell weg, weil Ilfanil, auch wenn er uns die Hilfe seiner Untertanen versicherte, einst geschworen hat, dass jeder der seine Hallen betritt, nicht wieder leben aus ihnen hinaus schreiten wird."

Sie erreichten die Bibliothek und sahen wie Selina sich von ihrem Buch erhob, dass sie gerade zu Ende gelesen hatte. "Wie ich sehe hast du die letzten Jahrhunderte Weise genutzt."
"Ja, das habe ich, doch muss ich gestehen, dass mir die Abwesenheit meines Liebsten mich fast wahnsinnig gemacht hat." Sie rannte auf Johnathan zu und umarmte ihn, küsste ihn und umarmte ihn wieder.

Vor dem großen Stein, der den Ausgangversperrte hatten sich hunderte von Skeletten aufgestellt, vereinzelt waren unter ihnen weiße Augenpaare, die anscheinend den freien Mumien gehörten. "Ich fürchte, wir müssen kämpfen." Sagte Sirvan und schaute die anderen an.
"Ich denke nicht", warf Selina ein und trat einen Schritt vor die Feinde. Sie murmelte eine kurze Formel, die sie in den letzten Jahren auswendig gelernt hatte, und die Skelette und Mumien bildeten einen Gang zu dem Stein, der das Tor versiegelte.
"Mit Magie kann man diese einfachen Wesen unter seine Kontrolle bringen, aber wir müssen uns beeilen, es hält nicht lange an und funktioniert nur einmal."
Sie stürmte durch die Reihen und die anderen folgten ihr. Bei der Tür angekommen sprach sie noch eine Formel und die Tür verschwand vor ihr, kurz bevor sie dagegen rennen konnte.
Nachdem die Gruppe die Schule Salomons verlassen hatte, drehte sich Selina um und ließ den Stein wieder erscheinen, kurz bevor die Skelette, die jetzt wieder ihren eigenen Willen hatten, hinausgehen konnten.
"Du bist besser geworden."

Kapitel 9
"Doppelgänger"
I ch betrat mein Zimmer, warf meine Kleidung in die Ecke und begab mich in den Baderaum. Zwar hatte ich nicht viel zu tun gehabt, was die Mumien anging, doch schon der kurze Weg den ich beschritten hatte, hatte meine Kleidung mit so viel Staub bedeckt, meine Haare nicht zu vergessen, dass ich glaubte mir neue Haare zuzulegen zu müssen, wenn ich sie nicht sofort wusch.
Nach meiner äußerst angenehmen Körperpflege, meine Gedanken hingen immer noch bei meinen Bediensteten, zog ich die frische Kleidung an, die auf meinem Sessel lag.
"Diese Diener sind wirklich zuverlässig, schade, ich hatte gehofft ein Exempel statuieren zu können."
Ich war gerade damit beschäftigt die letzten Knöpfe an meinem Hemd zuzumachen, als meine Tür plötzlich aufgestoßen wurde. Eine entsetzte Wache stand darin, bemerkte, welchen Frevel sie gerade begangen hatte und schloss die Tür vor sich wieder, um darauf daran zu klopfen.
"Herein!" Die Tür öffnete sich und die Wache salutierte, ich blickte sie mit einem grausamen Grinsen an. "Was willst du? Wenn es nichts Wichtiges ist, dass deine Respektlosigkeit erklärt, dann rollt dein Kopf!" Zur Verdeutlichung nahm ich meinen Schwertgürtel und legte ihn mit an, wobei ich die Hand immer nahe am Griff ließ.
"Wir, wir haben in der Stadt in par Reisende aufgegriffen, es sind drei, nein vier Leute und einer von denen sieht aus wie sie, ist echt verrückt, der Hauptmann wies mich an sie zu holen, es ist wichtig, sehr wichtig!"
"Was wichtig ist entscheide ich, kapiert? Wo soll ich hin?" "Vor das Haupttor." Ich ging los, aber als ich neben dem Wachmann stand blieb ich noch einmal kurz stehen, zog mein Schwert aus der Scheide und betrachtete es. "Du hast heute Glück, ich verzeihe dir deine Respektlosigkeit, vorerst."

Sirvan stand vor dem Haupttor des Palastes und betrachtete es. "Ich muss sagen, seit ich das letzte Mal hier war habt ihr mächtig was getan!" er schaute einen mindestens doppelt so alt aussehenden Mann an und grinste ihm zu. Sirvan war bewusst, dass die Mauer vor einhundert Jahren gebaut worden war und der Mann vor ihm sie nicht anders kannte, als wie sie jetzt war.
Er schaute Sirvan verwundert an, dann die Mauer. "Ihr meinst sicherlich die Plakette, die da drüben, neben dem Wacheingang, da steht, dass mein Vater der Hauptmann der Wache ist, ja die ist neu, ihr habt wirklich ein gutes Auge."
"Sirvan, hör auf die Wachen zu verarschen, wir haben wichtigeres zu tun, ich würde gerne wissen, was ich tun soll, wenn ich mir begegne."
"Nun ich denke, dass du das machen wirst, was das Gelingen unseres Unterfangens stark gefährden könnte, du wirst dich versuchen mit deinem wahren ich zu vereinen."
"Wieso sollte das unser Unterfangen gefährden? Und was ist überhaupt unser Unterfangen?"
"Idiot, unser Unterfangen ist es deinen Bruder zu töten und das geht nur wenn wir den grünen Kontinent erobern, das geht mit zwei von deiner Sorte eben besser."
"Ahja."
"Ich glaube eher, dass das eine Belastung sein wird, kein Segen, aber wir werden sehen und jetzt Ruhe!" Rasmus trat zu Selina, die an Johnathans Seite stand und legte ihr die Hand auf die Schulter. "Sei stark, er wird nicht der sein, den du erwartest"

Ich stand vor dem Stadttor und hörte mir vertraute Stimmen, Varmand stand schon vor dem kleinen Eingangstor und wartete auf mich. Ich spürte großes Unheil auf mich zukommen, wenn ich die Erinnerungen dieses Körpers jetzt schon wieder treffen würde, dann könnte es sein, dass ich die Kontrolle verliere. Mein Bewusstsein war noch nicht gefestigt genug. Aber es musste sein.
Ich schritt durch dass Tor, Varmand dicht hinter mir. Dort standen sie, allesamt. Sirvan Allvetare Lumagson, Rasmus Maar, Rumael Kerubin, Selina Alvastochter und natürlich die Erinnerungen dieses Körpers, auf dessen Schultern die beiden Waldgeister Zephir und Annabel. Ich trat vor sie, in Erwartung, dass irgendetwas passieren würde, doch es geschah nichts.
Ich wartete noch einige Zeit, man kann nie vorsichtig genug sein. Selina war es die die Initiative ergriff. Sie lies den Arm ihres Geliebten los und stellte sich selbstbewusst vor mich.
"Warum passiert hier nichts? Ich dachte, dass jetzt wieder alles wie früher sein wird."
"Ich habe keine Ahnung, aber du kannst dir sicher sein Selina Alvastochter, das es nie wieder wie früher sein wird. Im Grunde genommen, war dein früheres Leben nur eine Illusion, dass hier ist die Wahrheit."
"Ich kann eine Antwort geben!" Varmand trat nach vorne, ich blinzelte ihn finster an, hatte er mir etwa was verschwiegen, dafür wird er später bezahlen.
"Die beiden sind nicht verschmolzen, weil Azazel sich ein eigenes Leben mit Johnathans Körper aufgebaut hat, ein Leben in dem ihn jemand liebt, deswegen, hat er jetzt eine eigene Seele und ist ein eigenständiger Mensch. Solange nicht Selina oder die Prinzessin sterben, solange wird es nicht möglich sein, dass die beiden verschmelzen, sie werden nie ganz sein."
"Und das hast du mir verschwiegen? Du hast dafür gesorgt, dass ich meine wichtigen Aufgaben liegen ließ um hierher zu kommen, damit ich diese Menschen hier sehe? Oh mein treuer Diener, deine Strafe wird gewaltig ausfallen, nicht nur dass du dir anmaßt eigene Entscheidungen zu treffen, nein du gehst sogar soweit mich, deinen Herren und Meister, deinen Gott, zu täuschen und dass nur, damit du mal zwei Leute sehen kannst, die genau gleich aussehen."
"Was ist hier los Varmand, wieso nennt er sich dein Herr und Meister, was soll das ganze?" fragte Rumael.
"Ihr werdet sicherlich denken, dass Azazel und ihr auf verschiedenen Seiten steht, und im Grunde ist es auch so, aber im Moment habt ihr einen gemeinsamen Gegner, Sariel, oder auch Florian Eivindson, Johnathans Bruder."
"Er ist auch der Feind von Azazel? Warum?"
"Nun, zum einen weil er es geschafft hat der Anführer der dunklen Bruderschaft zu werden, er König von Bredran ist und gerade die anderen Königreiche des alten Kontinents erobert. Anschließend will er auch die Wüstenlande unter seine Kontrolle bringen und die Menschheit versklaven. Das an sich würde Azazel nicht weiter stören, wenn er nicht den Auftrag von Gott hätte Sariel, den Dämon, der in Florian ist, aufzuhalten um wieder in den Himmel gehen zu können."

"Und hiermit verurteile ich dich zur dreihundertjährigen Verbannung aus dem Himmelreich, ich hoffe das wird dir eine Lehre sein Misses Letitia Farwell. Von ihrer Tätigkeit als Zeit werden sie bis zur Aufhebung der Verbannung beurlaubt, unentgeltlich versteht sich."
Letitia musste zugeben, das Himmelstribunal hatte Milde walten lassen für ihre Vergehen. Hochverrat, Beihilfe zu mehreren Verbrechen, Hilfe für einen Gefallenen und Einmischung in Angelegenheiten höchster Ordnung. Dafür waren schon weitaus wichtigere Personen getötet worden. Und Töten im Himmelreich heißt Auslöschung auf ewig.
Dreihundert Jahre waren nichts, früher hatte Letitia schon weitaus längere Urlaube genommen. Für sie war das nur ein langes Wochenende, wenn da nicht das Problem wäre, dass sie sich noch an Azazel rächen wollte, und auch wenn er ein Engel war, auf der Erde würde er nicht ewig leben können. Sie musste sich beeilen.

Epilog
"Corelay"
C orelay wachte schweißgebadet aus einem unruhigen Traum auf. Sie konnte sich nur noch an Fetzen des Traums erinnern, aber dass, an das sie sich erinnern konnte war grausam gewesen.
Sie stand auf und sah aus dem Fenster ihres kleinen schäbigen Zimmers. Nach dem Stand des Mondes zu urteilen dauerte es noch einige Stunden bis zum Sonnenaufgang, aber Corelay konnte heute nicht mehr schlafen, nicht nach diesem Traum.
Sie senkte ihren Kopf und sah, wie das Mondlicht ihre zarten Füße kitzelte, sie drehte sich um und öffnete ihren Kleiderschrank. Sie wunderte sich jedesmal, warum er unter dem Gewicht ihrer ganzen Kleider nicht zusammenbrach. Sie hatte mehr als dreißig Kleider in ihrem Schrank, und sie alle waren noch nicht oft getragen worden, sodass sie noch alle heil waren.
Corelays Mutter war Schneiderin und machte ihr jede Woche ein neues Kleid. Viele ihrer älteren Kleider verkauften sie um ihr Einkommen zu verbessern, denn ihre Mutter nahm als Schneiderin nicht viel ein und ihr Vater, er war Schäfer und besorgte ihrer Mutter immer den Stoff, verdiente auch nicht sehr viel. Aber es reichte zum Leben.
Seit einem Jahr war Corelay schon mit ihrem Freund zusammen. Es war der Sohn eines reichen Kaufmannes, aber sein Vater war gegen die Beziehung und versuchte alles die beiden zu trennen. Aber bisher war jeder Versuch gescheitert und Corelay glaubte, dass er bald aufgeben würde.
Sie nahm sich ein Kleid aus dem Schrank und zog es an. Es passte ihr perfekt, so wie jedes Kleid, dass ihr ihre Mutter machte. Dieses Kleid war sehr figurbetont und lag sehr eng an, s schmeichelte ihrer schlanken Figur und ließ ihre Vorzüge perfekt zur Geltung kommen. Aber das wichtigste war, dass es die hässliche Narbe an ihrem hals versteckte.
Vor vielen Jahren, als Corelay noch ein kleines Mädchen gewesen ist kam einmal ein Mann in ihr kleines Dorf und blieb einige Zeit dort. Während dieser Zeit sind viele Mädchen in ihrem alter tot aufgefunden worden, alle hatten Bisswunden an den Hälsen und waren völlig ausgeblutet.
Sie wurde damals gefunden als der Mann sie gerade aussaugen wollte. Glücklicherweise wurde sie noch rechtzeitig gerettet.

Corelay stand in der Küche und machte gerade das Frühstück für die Familie fertig, als die Sonne aufging. Blutroter Sonnenschein erhellte die Küche und offenbarte ihr, dass sie das Frühstück nicht mehr im Dunkeln zubereiten sollte.
Sie räumte das veranstaltete Chaos so schnell wie nur möglich auf und freute sich darüber, dass ihr Kleid nicht dreckig geworden war.
Corelays Blick wanderte jetzt aus dem Fenster, Weit in der Ferne konnte sie sehen, wie der Feldweg schwarz wurde, so viele Soldaten hatte sie noch nie gesehen.

Eine halbe Stunde später standen die Männer des Dorfes, bewaffnet mit Mistgabeln und Spaten, an der Straße, an der die Armee jede Minute ankommen müsste.
An der Spitze der über zwei tausend Soldaten ritt ein junger Mann, er war etwa zwanzig Jahre alt und sah, so fand Corelay, gar nicht so schlecht aus.
Er war jetzt direkt vor den Bauern, die nervös ihre Waffen hielten. Sie wussten, dass sie keine Chance gegen die Armee hatten, aber sie würden ihre Familien und Höfe verteidigen.
Der Mann hielt an, schaute auf die dreißig Männer vor ihm, blickte sich zu seinen Soldaten um und schrie: "Angriff!"

Es war ein grausames Gemetzel, die dreißig Bauern hatten keine Chance und die Frauen und Kinder, die zu ihren Toten rannten, wurden gnadenlos hingerichtet.
Auch Corelays Mutter rannte raus um ihren gefallenen Mann zu betrauern. Corelay war zu erstarrt von dem Grauen das sie sah, um sich auch nur zu bewegen.
Plötzlich sah sie, wie ihr Geliebter aus dem Haus rannte, mit einem Schwert bewaffnet und die Soldaten angriff. Fünf Schwerter bohrten sich durch seine Brust.

Eine Stunde später waren die Soldaten wieder weg, kaum jemand hat überlebt. Nachdem die Männer alle tot waren hatten die Soldaten noch das Dorf geplündert und alle Kinder und Frauen die noch überlebt hatten ermordet.
Nur ganz wenige Kinder hatten sich verstecken können und Corelay, sie hatte sich unter einem Berg von Kleidern versteckt. Jetzt stand sie in der Dorfmitte, alle Überlebenden Kinder um sich gescharrt.
Sie wollte Rache, das war alles, was sie noch wollte, Rache für ihre Mutter, ihren Vater und ihren Geliebten. Baer sie wusste, dass sie im Moment noch etwas Wichtigeres zu tun hatte, sie musste die Kinder des Dorfes retten. Hier würden sie sterben.
Corelay sah nach Süden, dorthin wohin die Armee gegangen war. Aber sie, sie musste nach Norden, sie würde die Kinder zu den Zwergen bringen, die im Gebirge wohnen. Der Weg war nur kurz und die Zwerge würden ihr sicherlich bei ihrer Rache helfen.
Sie nahm sich das Schwert, das noch in den Händen ihres gefallenen Geliebten war und ging, mit den Kindern hinter sich, los.
Die Sonne schien, es war Sommer. Auf den Feldern blühten noch vereinzelt Blumen, das Getreide wuchs langsam heran und Viele Bäume hatten immer noch Blüten. Ein warmer angenehmer Wind wehte Corelay ins Gesicht, die ganze Landschaft strafte die Geschehnisse des Tages Lügen.
Niemand würde ahnen, dass an einem solchen tag etwas so grausames passieren könnte. An solchen Tagen wie diesen sind Corelay und ihr Geliebter immer zu einem kleinen See gegangen, haben dort gebadet und miteinander unanständige Sachen gemacht. An dem See war ein Wasserfall und sie hatten damals öfters ein Reh mit seinem Jungen gesehen, wie sie getrunken haben.
Bei dem Gedanken stiegen die Tränen in Corelays Augen, doch sie zwang sie wieder weg, sie hatte wichtigeres zu tun als zu trauern, sie musste ihr Dorf rächen.

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Grip of Death--Book Review

...Overview of the Book “Grip of Death” If you ever wondered where money comes from, how it's created, and why it's created in the way it is, then The Grip of Death is for you. This book explains how the banking system is actually a form of institutionalised fraud, based on the original activities of goldsmiths who would lend more "money" than they actually had on deposit. The only reason we accept the system without a second thought seems to be that it has the weight of tradition behind it. But the weight of tradition is not enough to justify its validity, as the author shows. The basic thesis of the book goes like this. Money, in the sense of credit, is not and has not for a long time been created by the governments of the world. Instead, it is created by the banks every time someone borrows from them, and along with it is created an equal amount of debt. This is how it works. You borrow a sum of money from the bank. They don't take it out of their assets--they can't; their assets belong to other people. Instead, they magic into existence a credit balance in your account. You spend the money, which goes round and comes back into the banking system: at the same time you are working to get money to pay off the debt you owe. The money the bank created, and the money you have made by working, come back to the bank, get added to the bank's assets, and get used as the basis for more and larger borrowing. Right now there is more money around than there has ever been--but it's almost...

Words: 4676 - Pages: 19

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Ais Answer

...ACC3101 Student Activities Module 5 Solutions SUGGESTED ANSWERS TO DISCUSSION QUESTIONS Discussion Questions P 11.13 Prepare a DFD context, Level 0 [pic] [pic] P 11.10 Prepare a Document flowchart [pic] Ethics Use Stakeholder analysis framework to answer the ethical dilemma below (Horngren et al 5th ed p128) The net profit of Bynum & Hobbs, a department store, decreased sharply during the first part of 2008. Ron Bynum, owner of the store, anticipated the need for a bank loan in the last months of 2008. In June 2008, Bynum instructs the store’s accountant to record a $6 000 sale of furniture to the Bynum family, even though the goods won’t be shipped from the manufacturer until July 2008. Recommended stakeholder analysis steps: (NOTE: this is a full answer but you may have other issues and or recommendations to make. Words in BOLD are key statements to make for gaining marks in an exam.) 1. Recognise the ethical situation/dilemma. The owner is proposing an unethical treatment of revenue. Bynum & Hobbs a department store that expects to seek a loan in the future due to downturn of business, so the change is likely to be material if a $6 000 sale will make all the difference to getting or not getting the loan. Revenue must be recognised when it is earned. This occurs when ‘the seller has transferred to the buyer the significant risk and rewards of ownership’, in other words when the goods are delivered (AASB 118, para...

Words: 2010 - Pages: 9

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What Is the Ethical Issue or Problem? Identify the Issue Succinctly. | |Moral Agent Is a Corrections Officer with the Ethical Dilemma of a Recommendation for the Husband Who Is Convicted of a 3rd Offense| |of Dui and a

... | |The attorney often appears in court intoxicated. He ignores his cases and does not file appropriate motions before deadlines | |expire. His clients, who are court-appointed, usually end up with convictions and heavy sentences due to his incompetence. In | |trial, he is unprepared and unprofessional. Defendants have complained. Defense attorneys, prosecutors, and judges are aware of his| |incompetence and have done nothing. The attorney’s disbarment would likely cause drastic economic consequences for the attorney. If| |the moral agent is responsible for his disbarment, the moral agent may face the social stigma and pressure of being labeled a | |snitch. With emphasis on stiffer penalties for defendants, there is political pressure to ignore the situation, as only alleged | |criminals are affected by his incompetence. | |Identify each claimant (key actor) who has an interest in the outcome of this ethical issue. From the perspective of the moral | |agent—the individual contemplating an ethical course of...

Words: 1433 - Pages: 6

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Acc 260 Week 2 the Enron and Worldcom Scandals Material a+Grade

...Ethics • Due Date: Day 7 [Individual forum] • Review the accounts of the Enron and WorldCom scandals in Ch. 2 of the text: o Enron’s Questionable Transactions on pp. 96-107 o WorldCom: The Final Catalyst on pp. 114-118 • Answer the following questions using complete sentences: o Enron: 1, 3, 5, 6, and 9 on pp. 106-107 o WorldCom: 1, 3, 4, and 5 on p. 118 • Post your answers as an attachment. Clearly label the case and question number for each of your responses. Enron questions 1, 3, 5, 6, and 9 1. Which segment of its operations got Enron into difficulties? The first thing that got them into trouble was the fact that Kopper was appointed to Fastow and he was an employee of Enron. I do not believe that he had the best interest involved. Another thing was that over 11 million was suppose to be invested and it never was. I believe that this was the start of the problems! Another thing was the fact that Enron was incorrectly booking revenue for services that was not yet done. Enron stocks were paid by promissory notes and not cash. 3. Did Enron’s directors understand how profits were being made in this segment? Why or why not? No I do not believe that Enron directors understood how the profits were being made. I think that if they understood something would have been done about it. 5. Ken Lay was the chair of the board and the CEO for much...

Words: 7275 - Pages: 30

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Ethical Worksheet

...motions before deadlines expire. His clients, who are court-appointed, usually end up with convictions and heavy sentences due to his incompetence. In trial, he is unprepared and unprofessional. Defendants have complained. Defense attorneys, prosecutors, and judges are aware of his incompetence and have done nothing. The attorney’s disbarment would likely cause drastic economic consequences for the attorney. If the moral agent is responsible for his disbarment, the moral agent may face the social stigma and pressure of being labeled a snitch. With emphasis on stiffer penalties for defendants, there is political pressure to ignore the situation, as only alleged criminals are affected by his incompetence. 3. Identify each claimant (key actor) who has an interest in the outcome of this ethical issue. From the perspective of the moral agent—the individual contemplating an ethical course of action—what obligation is owed to the claimant? Why? Claimant (key actor) Obligation (owed to the claimant) Perspective (What does the claimant hope will happen?) Incompetent attorney Fidelity, beneficence The attorney would prefer that the moral agent ignore the situation and do nothing. Clients Beneficence, non-injury The...

Words: 1439 - Pages: 6

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Essay On Iron Triangle

...Triangle. The Iron Triangle is the correspondence of interest groups, the bureaucracy, and congress that works to create laws and regulations for the best interest of each part (Albert Blog, 2016, para 3). Using the Iron triangle, could lead to laws and regulations that help to end racial profiling. A sad example of racial profiling happened at the Detroit airport on September 9, 2011. This injustice occurred to a half Jewish and Arabic woman named Shoshana Hebshi. Hebshi and two men of Indian decent were forcibly removed from an airplane due to concerns from passengers and flight attendants about the men using the rest room (Warikoo, 2013). This is a good example of racial profiling because these people were treated as criminals simply due to the fact that they looked like the type of person that who had committed the 9/11 crimes. Even...

Words: 693 - Pages: 3

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Macroeconomics of Middle Earth

...Fernanda Matos De Oliveira Welcome to Macroeconomics in Middle Earth! Part 2* Section 9 Treebeard runs the MENB (Middle Earth National Bank) with “ branches” over the Shire. Merry Brandybuck makes all a deposit in the Shire’MENB of $100 from the loot he s brought back from his travels in Wilderland. 'One felt as if there was an enormous well behind them, filled up with ages of memory and long, slow steady thinking; but their surface was sparkling with the present: like sun shimmering on the outer leaves of a Page 1 of 59 1/30/13 *Quotes from The Lord of the Rings, or The Hobbit by JRR Tolkien. Nothing written in italics applies to the questions— s there just for Tolkien fun. Go forth and read!!! it’ Fernanda Matos De Oliveira vast tree, or on the ripples of a very deep lake. I don't know, but it felt as if something that grew in the ground -- asleep, you might say, or just feeling itself as something between root-tip and leaf-tip, between deep earth and sky -- had suddenly waked up, and was considering you with the same slow care that it had given to its own inside affairs for endless years.' a) If the reserve rate is set at 15%, how much of Merry’deposit must the bank keep? How s much can the bank loan out to Pippin Took? The bank must keep=15%×100=$15 Loan (excess reserves)=$100-(100×0.15)=$85 b) What would be the maximum change to the money supply from a)? Where does the change come from and by what formula? Show...

Words: 9568 - Pages: 39

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Nothing

...There's nothing to say about nothing. Still, some people make a fuss about it. Among spiritual seekers, there's a lot of talk about "becoming nothing". On this site about nothing, we're not going to talk about "nothing", because "nothing" can't be talked about. When people talk about "nothing", they're not really talking about nothing, they're talking about something. It's not a real nothing, it's a "nothing" they can hold in their mind. It's a nothing that feels like something, perhaps a black hole, perhaps a lonely place. They have words for it, perhaps "void", "emptiness", "nothingness". Nothingness is not nothing. It comes and it goes, so it's got to be something. You can look at it. You can hold it. You can throw it out. And when you throw it out, what's left?... ...And that's all we're going to say about that. This little introduction has nothing to do with the articles on the site. It's just here to confuse the philosophers and perhaps intrigue a few people with a genuine interest in nothing. This is a site about nothing. We hope you enjoy it. Perhaps you'd like to start with a 25-second playful video clip about a show about nothing? love numbers. And I have always loved computing. That's the whole reason computers have had such a strong pull on me since 1981, when my mom's boyfriend decided I should have my first computer: a Sinclair ZX 81. I would like this section to be about numbers, computing and computers. At the moment, it's all about computers...

Words: 272 - Pages: 2

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Myres & Majluf

...of the project is positive, the firm should undertake the investment. b) Base in the formula I = E + S we can demonstrate what is the best decision for the company. For that we will make a numerical example. State 1 State 2 Asset-in.place a 150 50 Investment Opportunity (NPV) b 20 10 P' I Debt (D) Lot of cash S E True Value (V) P'+E V V old new = = = 115 150 0 115 150 0 = = = = = 100 50 320 165 100 50 210 165 = 223,03 146,36 96,97 63,64 Little cash S E True value (V) P'+E V V old new = = = = 30 120 320 235 30 120 210 235 = 156,60 102,77 = 163,40 107,23 S↗ S↘ Payoff V in state 1 V in state 2 old old Issue & Invest (E=50) 223,03 146,36 Issue & Invest (E=120) 156,60 102,77 Do nothing (E=0) 150 50 With this example we can easily state that more cash bring more value to the old stockholders and most importantly, to the firm. c) Retained earnings – could avoid to issues stocks (assumption: the firm only uses risk-free borrowing to reduce the required investment and the investors are passive). “Firms should go to bond markets for external capital, but raise equity by retention if possible.” (Page 219 of the paper). Firms can build up financial slack by restricting dividends when investment requirements are modest. The cash saved is held as marketable securities or reserve borrowing power. Debt – makes possible to create value through tax benefits and by the non-necessity of revealing proprietary information to competitors...

Words: 1913 - Pages: 8

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Andy Puddicombe Speech

...Andy Puddicombe: All it takes is 10 mindful minutes Andy Puddicombe open his informative speech with the statement: “We live in an incredibly busy world, the pace of life is often frantic, we are always doing something” (Puddicombe, 2013). He then asks the question: When did you last take any time to nothing, absolutely nothing, just ten minutes?” (Puddicombe, 2013). He continues on to explain exactly what he means by doing this such as no TV, no email, no texting and so on. This appears to be a good approach to appeal the audience’s interest in the topic. Andy goes on further to explain that we do not take the time to care for our mind as we do for our clothes, hair, or our cars. He seems to have a good grasp of the topic, and how to...

Words: 362 - Pages: 2

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Bodies

...Fall-14 Econ-2 Sec. #0720 Homework Assignment - 2 Interest Rate and Monetary Policy LAHC Student Name (print): Assume that the following data characterize the hypothetical economy of Greatcy: money supply = $210 billion; quantity of money demanded for transactions = $150 billion; quantity of money demanded as an asset = $10 billion at 12 percent interest, increasing by $10 billion for each 2-percentage-point fall in the interest rate. 1. Present the data graphically using the space provided on the left. Properly label the graph. 2. What is the equilibrium interest rate in Greatcy? 3. At the equilibrium interest rate, what are the quantity of money supplied, the total quantity of money demanded, the amount of money demanded for transactions, and the amount of money demanded as an asset in Greatcy? Quantity of money (M) supplied = $_______ Total quantity of money (M) demanded = $______ Amount of M demanded for transactions = $______ Amount of M demanded as an asset = $______ Refer to the table for Roolanda: Money Supply $500 500 500 500 500 Money Demand $800 700 600 500 400 Interest Rate 2% 3% 4% 5% 6% Investment at Interest $80 70 60 50 40 Potential Real GDP $350 350 350 350 350 Actual Real GDP at Interest $390 370 350 330 310 4. Answer the following questions: What is the equilibrium interest rate in Roolanda? __________________ What is the level of investment at the equilibrium interest rate? ______________ Is there either a recessionary output gap (negative...

Words: 764 - Pages: 4

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The Grapes of Wrath

...chosen, and the rates of violence are increasing. John Steinbeck uses symbolism in his novel to show that people in difficult situations start to treat each other badly in order to protect their own interests. The major symbols that the author used in his novel are the turtle, the insects, the pregnancy of Rose of Sharon and the dead child. First, in page 20 it said that as the embankment got steeper the more the turtle showed work to successes in the first challenge. The road represents the steep embankment to those migrant people because they had to cross two thousand miles in order to get California. Along the road the major obstacle that faced them was that they have to take care of their cars because they were old. They were supposed to spend the money on themselves but it turned out that they have spent most of it on the cars. Second, when the turtle was crossing the road she was slow. That’s the reason that made the truck driver see her and decide to run over it. When the migrant people arrived to California they were slow to intact with the life environment in there. This gave the ability to the people there to do everything they could in order to make them not feel comfortable and make them go back. Last, the turtle’s power is nothing compared to the trucks power. This shows that...

Words: 868 - Pages: 4