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Anglizismen Und Internationalismen in Deutscher Internkommunikation

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Submitted By katica
Words 8340
Pages 34
Inhaltsverzeichnis

1 EINLEITUNG 1
2 Begriffserklärung 4
2.1 Fremd- und Lehnwörter 4
2.2 Denglisch vs. Anglizismus 5
2.2.1 Pseudoanglizismen 7
2.2.2 Andere Sprachen und Englisch und Deutsch 8
2.3 Internationalismen 10
3 Geschichte 12
3.1 Sprachpuristen und Eindeutschungen 15
3.2 Vereine 16
3.2.1 Historische Vereine 16
3.2.1.1 Fruchtbringende Gesellschaft 16
3.2.2.2 Deutschgesinnte Genossenschaft 17
3.2.1.3 Allgemeiner Deutscher Sprachverein 17
3.2.2 Vereine heutzutage 18
3.2.2.1 Gesellschaft für deutsche Sprache 18
3.2.2.2 Verein Deutsche Sprache e. V. 19
4 Warum Fremdwörter? 20
5 Englisch – Bedrohung der deutschen Sprache? 22
5.1 Als Bedrohung... 22
5.2 ... und als Bereicherung 24
5.3 Aus der Sicht der Linguisten 25
6 FOREN 29
6.1 Internetkommunikation 31
6.2 Jugendforum 32
6.2.1 Mode & Styling 33
6.2.2 WorldWideWeb 34
6.2.3 Community-Spiele, Spaß & Fun 35
6.2.4 TV & Film 36
6.2.5 Zusammenfassung 36
6.3 Seniorenforum 38
6.3.1 Computer & Technik 40
6.3.2 Allgemeines Forum 41
6.3.3 Gesundheit& Ernährung 42
6.3.4 Freizeit & Reisen 43
6.3.5 Zusammenfassung 43
6.4 RTL 44
6.4.1 PC & Handy Forum, Chat 46
6.4.2 Kino-News 48
6.4.3 OT-, Fun- Forum und Smalltalk 48
6.4.4 Beauty & Diät 50
6.4.5 Zusammenfassung 51
6.5 ZUSAMMENFASSUNG aller Foren 52
7.1 Tabellen und Graphen 58
7.1.1 Namen – Prozentsatz der verwendeten Anglizismen 58
7.1.2 Forumtitel mit mindestens einem Anglizismus 59
7.1.3 YAM 60
7.1.4 RTL-Forum 61
7.1.5 Seniorenforum 62
7.1.6 Vergleich der 3 Foren - ANGLIZISMEN in Beiträgen (%) 63
7.1.7 Vergleich der 3 Foren - INTERNATIONALISMEN in Beiträgen (%) 64
8 Schlussbemerkungen 65
9 Zusammenfassung 66
10 Povzetek 68
11 Abkürzungsverzeichnis 70
12 Literaturverzeichnis 71
13 Erklärung 77
14 Anhang 78
14.1 YAM 78
14. 2 SENIOREN 92
14.3 RTL 118

1 EINLEITUNG

In der deutschen Sprache wimmelt es wie fast in jeder anderen Sprache von Wörtern, die aus anderen Sprachen stammen. Viele sind jedoch der Meinung, dass in der deutschen Sprache die Situation besonders kritisch ist. Das Augenmerk der Sprachpuristen ist dabei vor allem auf Anglizismen gerichtet, die immer mehr in die deutsche Sprache eindringen.
Es gibt allerdings sehr wenige Wörter, die man als „echt deutsch“ bezeichnen könnte, weil fast alle entweder aus der griechischen, lateinischen, englischen oder französischen Sprache stammen, um nur einige der wichtigsten Quellen zu nennen. Die meisten Fremdwörter sind schon so stark in die deutsche Sprache integriert (besonders diejenigen, die schon viel früher entlehnt wurden), dass man sich gar nicht bewusst ist, dass das Wort nicht germanischer bzw. deutscher Herkunft ist.
Die Grenze zwischen verschiedenen Stufen der Eindeutschung ist sehr fließend. Es gibt keine festen objektiven Kriterien, was ein Lehn-, ein Fremdwort, ein Anglizismus oder ein „Denglizismus“, ein Internationalismus, ein Europäismus ist.
Deswegen ist es wichtig, zuerst einige Definitionen heranzuziehen und herauszufinden, was bestimmte Begriffe im Zusammenhang mit Anglizismen und Internationalismen bedeuten. Dies wird im ersten Kapitel beschrieben.
Ein besonderes Phänomen ist das so genannte „Denglisch“. Wie der Begriff schon selbst verrät, geht es um ein Gemisch der deutschen und englischen Sprache, das in der letzten Zeit in Deutschland immer populärer wird, und das nicht nur unter Jugendlichen, sondern auch im allgemeinen öffentlichen Leben.
Eine interessante Frage ist auch, warum gerade in der deutschen Sprache so viele Anglizismen verwendet werden. Helfen die Sprachgesetze, die in einigen Ländern bestehen, mit denen man mindestens versucht, den Gebrauch des Fremdsprachengutes in Grenzen zu halten, tatsächlich oder gibt es andere Gründe dafür?
Im zweiten Kapitel werden die Geschichte der Anglizismen bzw. Internationalismen in der deutschen Sprache und der Kampf dagegen umrissen. Schon im 16. Jahrhundert gab es die ersten Sprachvereine, die sich bemühten, die deutsche Sprache von oft unnötigen Gallizismen und anderen Fremdwörtern zu reinigen. Früher waren die Sprachen, mit denen man imponieren konnte, vor allem Lateinisch und Französisch, aber besonders nach dem Zweiten Weltkrieg immer mehr Englisch. Deswegen gibt es noch heute einige Vereine mit einer ähnlichen Aufgabe wie früher. Welche waren die wichtigsten Vereine in der Vergangenheit und welche sind es heute? Wofür genau setzen sie sich ein?
Aus welchen Gründen man lieber Fremdwörter benützt, ist die Frage des dritten Teils. Obwohl sich viele Leute zwar auch bewusst sind, dass man vieles oft sogar viel besser in der deutschen Sprache ausdrücken kann, greifen sie trotzdem schon automatisch zu einigen englischen bzw. „denglischen“ Wörtern und Strukturen, die sich mittlerweile im Sprachgebrauch schon stark durchgesetzt haben.
Es ist auch allgemein bekannt, dass eine besonders anfällige Gruppe der Anglizismen-Benutzer/-innen die Jugendlichen mit ihrer Sprache sind. Es gibt mehrere Gründe, warum sie sie so gern benutzen. Vor allem sind diese beliebt, weil sie in dieser Zeit der Rebellion gegen alle und die ganze Welt kreativ sein und sich auch auf diese Art und Weise von den Erwachsenen unterscheiden wollen. Sie sind die besten Indikatoren, wie sich die Sprache weiterentwickeln wird. Es ist eine Frage, ob sie so eine Sprechweise auch später behalten oder ob sich diese abgewöhnen werden.
Die Tendenz unter sprachbewussten Leuten ist meistens nicht der Kampf gegen Fremdwörter im Allgemeinen, sondern sie stellen sich eher die Frage, ohne welche von diesen Wörtern es tatsächlich nicht geht bzw. welche einen bestimmten Sachverhalt genauer als ihre deutschen Entsprechungen (wenn es schon welche gibt) bezeichnen, und welche auf der anderen Seite völlig überflüssig sind. Nach welchen Kriterien entscheidet man darüber? Welche Probleme bringt die Benutzung der englischen Wörter mit sich? Wie begründet man einerseits negative und andererseits positive Einflüsse der Anglisierung der deutschen Sprache?
Es wurde schon vieles über Fremdwörter im Allgemeinen geschrieben. Einige spezielle Bereiche wie die Sprache der Werbung, die Sprache der Jugendlichen, einige Fachsprachen, die Gemeinsprache (etwas weniger) wurden diesbezüglich auch schon ziemlich gut erforscht.
Heutzutage in einer Zeit einer immer steigenden interaktiven Kommunikation ist es aber auch sinnvoll zu untersuchen, wie die „Internet-Gespräche“ verlaufen. Diese Sondersprache des Internets ist etwas Besonderes, weil sie Merkmale der mündlichen Alltagssprache und der schriftlichen Kommunikation verbindet.
Im empirischen Teil werden deswegen einige Foren ausgewählt, in welchen nach Anglizismen und Internationalismen gesucht wird, und es werden die Fragen beantwortet, wie viele es sind, welche von diesen man mit anderen deutschen Wörtern ersetzen könnte, wie sie sich in einen deutschen Text einfügen, in welchem Maße die grammatischen Formen schon eingedeutscht sind, welche Wortarten überwiegen, und ob überhaupt festgelegte Regeln bestehen, nach denen man solche Wörter flektiert. Es werden unterschiedliche Foren aus verschiedenen Bereichen mit Benutzer/-innen unterschiedlichen Alters untersucht. Vor allem sind von Bedeutung Wörter, die schon bestehende deutsche Begriffe für den gleichen Sachverhalt haben, welche aber in diesen Foren eher durch englische bzw. Wörter aus anderen Sprachen ersetzt werden. Aus qualitativer und quantitativer Sicht der benutzten Anglizismen werden drei solche Foren miteinander verglichen, um festzustellen, inwiefern eine solche Sprechweise nur eine Besonderheit einer bestimmten Altersgruppe ist.
Aufgrund dieser Ergebnisse werden dann die Schlussfolgerungen gezogen, in welchem Maße die deutsche Sprache von Anglizismen (Internationalismen) gefärbt ist, wie gut sie bei den Leuten ankommen, und ob es wirklich schon Zeit für Panik ist. Daraus werden Schlüsse auf den alltäglichen Sprachgebrauch und weitere Entwicklungen der deutschen Sprache gezogen.
Bestimmt soll man einen Kompromiss zwischen den beiden extremen Standpunkten, Sprachpuristen und ihren Gegnern machen, aber wo liegt die Grenze? Kann man von der Bedrohung der deutschen Sprache sprechen oder ist das eine normale Entwicklung einer lebendigen Sprache?

2 Begriffserklärung

2.1 Fremd- und Lehnwörter

Fremd- und Lehnwörter haben gemeinsam, dass sie aus anderen Sprachen zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Sprachgeschichte in das Germanische bzw. Deutsche eingedrungen sind, sich mehr oder weniger der deutschen Sprache angepasst haben, und seitdem unter Deutschsprechenden benutzt werden. Nach Busse (1993: 10) haben dabei „die Fremdwörter ihre fremde Gestalt in Schreibung, Lautung und Morphologie weitgehend bewahrt, während die Lehnwörter sich der äußeren Gestalt (signifiant) der Erbwörter angepasst haben, so dass der Laie sie nicht von deutschen Wörtern unterscheiden kann."

Dazu bemerkt Peter von Polenz (1974: 14), dass diese Unterscheidung zwischen Fremd- und Lehnwort „nach dem formalgrammatischen Prinzip der grafischen, phonetischen und flexivischen Angleichung [...] unbefriedigend“ sei:

„Es kommt im gegenwärtigen Zustand einer Sprache vielmehr darauf an, von wem ein Wort benutzt wird, gegenüber welchem anderen Sprachteilhaber, in welcher Sprach- oder Schreibsituation, mit welchem Sachbezug, in welchem Kontext, mit welcher Stilfärbung und vor allem mit welcher Bedeutung im Verhältnis zu den Bedeutungen der anderen Wörter des Wortfeldes, in dem das entlehnte Wort seinen Platz gefunden hat.“

Nach dieser Definition gibt es jedoch keine objektiven Kriterien, wonach man entscheiden könnte, in welche Kategorie man ein Wort einordnen könnte, sondern es wird mehr oder weniger jedem Individuum überlassen, darüber eine Entscheidung zu treffen, ob der Kontext und die Situation, in denen das Fremd- oder Lehnwort am meisten auftaucht, eine ausreichend starke Wirkung auch auf das Wort selbst hatten, dass man sie schon ein Lehnwort und nicht mehr Fremdwort nennen könnte.
Allerdings entwickelt sich die Sprache ständig weiter und die Wörter, die übernommen werden, erhalten nicht immer den gleichen Status. Viele unter diesen entlehnten Wörtern, besonders aus der englischen Sprache, sind Modewörter, nach Duckworth (1979: 225) sind das diejenigen Wörter, „die nur wegen ihrer Fremdartigkeit überhaupt übernommen werden“. Solche Modewörter bleiben nur einige Zeit im Gebrauch, sind vielleicht ganz populär in dieser Zeit, aber verschwinden allmählich wieder aus der Sprache. Bei denjenigen Wörtern, „die aus dem echten Bedürfnis übernommen werden, eine Lücke im Wortschatz auszufüllen, kann man einen allmählichen Eindeutschungsprozess“ (ebda) von Fremd- zu Lehnwörtern beobachten, wobei einige mehr und andere weniger der neuen Sprache angepasst werden. Sie erleben dabei normalerweise einige Veränderungen in Orthographie, Phonetik u. Ä., damit sie sich besser in die neue Sprache einfügen.

2.2 Denglisch vs. Anglizismus

Die Grenze zwischen den Begriffen Denglisch und Anglizismus ist ziemlich fließend und auch in diesem Fall ist es oft schwierig zu sagen, zu welchem ein Wort aus der englischen Sprache gehört.
Viele machen eigentlich keinen Unterschied zwischen den beiden Begriffen. Die Definition eines Anglizismus findet man in diesbezüglichen linguistischen Büchern, aber der Begriff Denglisch ist anscheinend zu neu, um ihn in Lexika einen Platz zu geben. Anglizismus ist auch eher ein linguistischer Terminus, wobei der Ausdruck Denglisch (bzw. Engldeutsch, Engleutsch, Germish....) einen subjektiven, und zwar pejorativen Beigeschmack hat, was ihn von der Fachsprache entfernt.
Es geht in beiden Fällen um die Übernahme der englischen Wörter, Wortgruppen, Phrasen und grammatischen Strukturen in die deutsche Sprache. Zindler (zit. nach Carstensen 1965: 15) definiert einen Anglizismus als Folgendes:

„Ein Anglizismus ist ein Wort aus dem britischen oder amerikanischen Englisch[1] im Deutschen oder eine nicht übliche Wortkombination, jede Art der Veränderung einer deutschen Wortbedeutung oder Wortverwendung (Lehnbedeutung, Lehnübersetzung, Lehnübertragung, Lehnschöpfung, Frequenzsteigerung, Wiederbelebung)[2] nach britischem oder amerikanischem Vorbild.“
Man kann bestimmte Anglizismen noch präzisieren und sie in Amerikanismen, Britizismen, Australiazismen unterscheiden, wobei es in der Regel schwierig ist herauszufinden, aus welchen von diesen Sprachgebieten das Wort stammt[3]. Es ist deutlich bei einigen Australiazismen (Känguru, Bumerang, Koala) oder Amerikanismen (wie Mokassin, Tomahawk), zu welchem Kontinent sie gehören (vgl. Busse 1993: 135), sie sind jedoch keine richtigen Anglizismen, denn sie stammen aus den Sprachen der ursprünglichen Stämme, die in diesen Gebieten leben bzw. lebten, und sind nur indirekt über das Englische ins Deutsche gekommen.

Unter dem Begriff Denglizismus verstehen die Mitglieder des Vereins Deutsche Sprache „einen inhaltlich unklaren, regelarmen und deshalb ausdrucksschwachen Wortmischmasch aus deutschen und englischen Wörtern“ [4].
Die Beschäftigung mit Denglisch wird in den letzten Jahren immer aktueller, obwohl auch schon früher darüber geschrieben wurde. Dazu hat eine immer häufigere Anwendung von englisch klingenden Ausdrücken im öffentlichen Leben beigetragen. Man geht „shoppen“, wobei man auf „Sales“ billige Kleider kaufen will. Und man erkundigt sich in Deutschland heutzutage im „Service Point“ nach bestimmten Informationen. Die meisten sprachbewussten Menschen sind gerade deswegen so empört, weil sie schon auf jedem Tritt und Schritt englischen Aufschriften begegnen, was früher nicht der Fall war.

Manchmal werden englische Wörter mit deutschen Affixen versehen und mit deutschen Endungen flektiert. Dabei wissen oft die Muttersprachler selbst nicht genau, wie sie dieses Wort grammatisch in verschiedenen Formen verändern sollten. Es gibt oft auch keine genau festgelegten Regeln, ob und wie man Orthographie, Phonetik, Grammatik zusammen mit dem Wort übernimmt. Wenn schon die Grundform kein Problem darstellt, kommt es dann bei den konjugierten Formen zu Verwicklungen. „Ich habe downgeloadet“ oder vielleicht „ich habe gedownloadet“? Ist das Präfix down- ein Präfix trennbarer oder untrennbarer Verben? Die Betonung ist auf dem Präfix und daher sollte dieses Verb trennbar sein. Aber gelten die Regeln der deutschen Grammatik noch immer, obwohl es sich nicht mehr völlig um die deutsche Sprache handelt, sondern um ein Gemisch von zwei Sprachen? Das Problem kann mit einigen Umschreibungen oder dem Zugriff zu deutschen Entsprechungen gelöst werden: „Ich habe heruntergeladen.“
Oder die Frage nach der Orthographie: E-Mail, e-Mail, Email? Und das Geschlecht: die oder das E-Mail? Am meisten verbreitet (auch in Duden lemmatisiert) ist die E-Mail, wobei man in realen Texten auf alle drei Versionen in der Schreibung stoßen kann, meistens als Femininum. Wahring bietet zwar die gleiche Orthographie wie Duden an, nur beide Möglichkeiten im Geschlecht, sowohl als Femininum als auch als Neutrum. Und Langenscheidts Großwörterbuch (Deutsch als Fremdsprache: 2002) beharrt auf „das E-Mail“.
Man sieht daher, dass schon die unterschiedlichen Wörterbücher Anglizismen/“Denglizismen“ nicht konsequent schreiben, deswegen ist es für Sprachbenutzer/-innen wirklich schwierig, selbstständig darüber eine Entscheidung zu treffen, welche Variante richtiger wäre, wenn sich schon Linguisten und andere Fachleute selbst nicht sicher sind, was richtig ist.

2.2.1 Pseudoanglizismen

Pseudoanglizismen oder Scheinanglizismen sind die Wörter, die in der deutschen Sprache nach dem englischen Vorbild gebildet und danach verbreitet wurden, obwohl diese Ausdrücke selbst in der englischen Sprache nicht existieren.
Als ein typisches Beispiel dafür wird oft Handy (eng. mobile phone oder cell phone) erwähnt, das nach dem englischen Adjektiv handy gebildet sein soll, das praktisch, nützlich, geschickt bedeutet[5].
Ein anderes Beispiel ist Beamer (eng. data computer, video projector), das nach dem aus dem Englischen übernommenen Verb beamen (ausstrahlen, aussenden) gebildet wird. Oder Oldtimer (eng. classic car, Edwardian car, vintage car, veteran car[6]), wobei Oldtimer ursprünglich im Englischen einen alten Mann bezeichnet. Ähnlich wird auch Bodybag[7] (eng. backpack) besonders in den Werbungen falsch benutzt, wortwörtliches Übersetzen ins richtige Deutsch davon ergibt Leichensack, trotzdem benutzen einige Deutsche das Wort in Bedeutung von Rucksack. Bei diesem gleichen Konnotat ist auch die wechselseitige Beziehung interessant, nämlich die englischen Sprachbenutzer/-innen haben auf der anderen Seite das Wort Rucksack aus der deutschen Sprache übernommen.[8]
Die Bildung solcher Begriffe, die in der englischen Sprache gar nicht bestehen bzw. die Übertragung von derer Bedeutung auf ein anderes Objekt oder eine andere begriffliche Einheit in der deutschen Sprache kann zu einigen Missverständnissen und sogar zum Spott seitens der englischen Muttersprachler/-innen führen. Dadurch kann auch die internationale Kommunikation nicht gerade erleichtert werden, was immer wieder als eines der Hauptargumente für die Bevorzugung der englischen Wörter genannt wird.

2.2.2 Andere Sprachen und Englisch und Deutsch

Ein ähnliches Phänomen wie Denglisch gibt es auch in anderen Sprachen, z. B. im Französischen Franglais oder Franglish. Jedoch sind in Frankreich die englischen Einflüsse nicht so stark. Man könnte denken, dass dem deswegen so ist, weil die französische Sprache aus einer anderen Sprachfamilie als Englisch stammt. Deutsch und Englisch sind beide germanischer Herkunft und demzufolge weisen sie viel mehr gemeinsame Ähnlichkeiten auf. Auf der anderen Seite hängen die Sprachkontakte und die Übernahme der Wörter nicht unbedingt mit der Ähnlichheit zwischen den Sprachen zusammen. In der Frühen Neuzeit wurden auch viele Wörter mit romanischen Wurzeln ins Englische übernommen, obwohl es sich in diesem Fall um zwei unterschiedliche Sprachgruppen handelte.
Die deutschen Flexionsmuster sind auch viel flexibler als in einigen anderen Sprachen, z. B. die Pluralbildung mit dem Morphem s ist nicht ganz ungewöhnlich auch für einige deutsche Erbwörter (Uhus, Muttis, Wracks, Tiefs, Mädels...).
Ein anderer Grund ist eine viel größere linguistische Staatskontrolle mit dem so genannten Loi Toubon[9], dem Gesetz aus dem Jahre 1994, das nach dem Kulturminister Jacques Toubon genannt wurde. Dazu entscheidet in Frankreich jedes Jahr eine ministerielle Terminologiekommission darüber, welche Wörter aus den anderen Sprachen noch zulässig sind bzw. welche französischen Ersetzungen man an ihrer Stelle anwenden soll.
Die Praxis hat jedoch gezeigt, dass man dem Volk nicht vorschreiben kann, wie es alltäglich sprechen muss, was auch nach der Kritik von einigen (besonders in der deutschen Presse war diese stark) dem Recht auf freie Meinungsäußerung widerspricht (vgl. Jürgen 2001: 10-14).
Es ist allerdings schon ein guter Schritt im Kampf gegen zu viel verwendete Anglizismen, wenn man mindestens ihren Gebrauch in Medien, Vorträgen, öffentlichen Institutionen und Werbungen einschränkt. Dieses Gesetz schreibt nämlich vor, dass im öffentlichen Gebrauch keine Anglizismen benutzt werden dürfen, in den Werbungen sind englische Werbeslogans nicht zulässig bzw. sie bedürfen mindestens französischer Übersetzungen. Es betrifft auch Fernseh- und Radiosender z. B. mit der Vorschrift für Rundfunksender, dass sie in ihrem Programm mindestens 40% französischsprachige Lieder einbeziehen müssen.[10]
Es gibt auch viele Deutsche, die sich für ein ähnliches Gesetz in der deutschen Sprache einsetzen. Bei einer telefonischen Umfrage des Kölner Boulevardblatts EXPRESS mit der Frage über die Notwendigkeit eines „Anti-Denglisch-Gesetzes“ haben diese 87% der Befragten bejahend beantwortet.[11] Kurt Gawlitta und Axel Flessner (ebda: 124 ff.) haben sogar einen genauen Entwurf ausgearbeitet, wie so ein Gesetz lauten sollte. Es sollte sowohl öffentliche Institutionen wie auch Schulen, Arbeitswelt, Medien, bis zu internationalen Beziehungen betreffen, und die Errichtung einer Sprachakademie (ähnlich wie in Frankreich) fordern.
Noch einige Beispiele der übertriebenen englischen Einflüsse in den anderen Sprachen sind: Spanglish im Spanischen, Hinglisch im Hindischen.
Auf der anderen Seite dringt auch Deutsch in viele andere Sprachen ein, z. B. in die Sprache von spanischen (vor allem lateinamerikanischen) Einwandern in deutschen Sprachgebieten als Alemañol[12]. Dies ist jedenfalls eher eine Migrantenmischsprache, die nur innerhalb dieser Sprachgruppe verwendet wird, und keine wirkliche Bedrohung für die Sprache im Allgemeinen darstellt. Deswegen ist es nicht ganz mit Denglisch und Franglisch gleichzusetzen.
Ganz viele Germanismen haben wir auch in der slowenischen Sprache, besonders in der Umgangssprache, trotzdem werden nicht so viele Bedenken gehegt, dass dadurch unsere Sprache ihre eigene Identität verliert und von anderen Sprachen überflutet wird.

2.3 Internationalismen

Nach Décy (1973: 170) sei ein Internationalismus jedes Wort, das aus einer großen Sprache stamme und in vielen Sprachen verbreitet sei. Dabei fragt man sich aber, welche Sprachen groß genug sind, damit sie ihre Wörter den anderen Völkern als Internationalismen vermitteln können. Auch wenn sich ein Wort aus einer kleineren Sprache in anderen verbreitet, kann es doch auch ein Internationalismus sein. Fraglich ist auch, wie viele Sprachen „eine große Anzahl von Sprachen“ bilden müssen, und wie viele davon zu verschiedenen Sprachgruppen gehören sollten. Inwiefern dürfen sich die Wörter voneinander unterscheiden? Nämlich hat fast jede Sprache eine eigene Variante eines bestimmten Internationalismus, deshalb ist es schwierig zu sagen, dass die Wörter gleich sind.
Verschiedene gängige Definitionen des Internationalismus (aus Duden, Wörterbuch der deutschen Sprache, Handwörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, Brockhaus-Wahring, Duden-Fremdwörterbuch, dem Großen Fremdwörterbuch, Lexikon sprachwissenschaftlicher Termini, der Kleinen Enzyklopädie deutscher Sprache) hat Burkhard Schaeder zusammen gesammelt (Braun 1990: 37 ff.). Er verweist auch darauf, warum sich fast alle von diesen Definitionen als problematisch erweisen.
Schaeder (ebda: 46) kommt zum Schluss, dass „ein Internationalismus [...] eine interlinguale Einheit von jeweils unterschiedlicher Komplexität“ ist, „die durch einander entsprechende, d.h. (formal) kongruente und (inhaltlich) äquivalente monolinguale Einheiten gebildet wird“.
Man soll in Wörtern bzw. Wortgruppen aus anderen Sprachen, die eine logische Einheit bilden, einen gemeinsamen Stamm erkennen, jede Sprache versieht jedoch diese Stämme mit eigenen Affixen und passt sie in der Orthographie, Phonetik, Morphologie den eigenen Gesetzmäßigkeiten an.
Schwierig ist es zu sagen, in wie vielen Sprachen das Wort vorkommen muss, dass man es als einen Internationalismus betrachten kann. Man könnte sagen, dass mindestens drei solche Sprachen nötig sind, von denen mindestens zwei aus verschiedenen Sprachgruppen stammen. Es geht jedoch nicht nur um die Zahl, aber vor allem ist es wichtig, was für eine gemeinsame Wurzel diese Wörter haben, ob die verschiedenen Völker mit diesem Wort vertraut sind und es auch aktiv verwenden, in was für einem Kontext diese Wörter in verschiedenen Sprachen vorkommen.
Die meisten Internationalismen stammen aus dem Griechischen bzw. Lateinischen und sind schon seit verhältnismäßig langer Zeit in vielen Sprachen etabliert (Termin, Konferenz, Polizei, Grammatik, Rhetorik, Professor, Doktor, Rezept usw.). Obwohl sie ihre Fremdartigkeit nicht ganz verloren haben (man kann das Fremde des Wortes meistens noch erkennen), empfindet man diese Wörter nicht so problematisch, sie sind nämlich ein fester Bestandteil der Sprache, und nach Jahrhunderten von derer Verwendung wäre es fast sinnlos und praktisch sehr schwierig durchsetzbar, wenn man alle diese Wörter mit den jüngeren Erbwörtern ersetzen wollte. Damit unterscheiden sie sich von den meisten Anglizismen, die als neue Erscheinungen in andere Sprachen eindringen und für die es möglich wäre, neue Wörter in der eigenen Sprache zu bilden.
Ein objektives Kriterium, ob ein Anglizismus, der auch in einigen anderen Sprachen zu finden ist, deswegen eher als ein unstörender Internationismus zu betrachten ist, wäre deswegen auch die Tatsache, wie lange das Wort schon im Deutschen existiert. Die unangepassten Anglizismen, die erst im 20. Jahrhundert oder später übernommen wurden, kann man demzufolge noch nicht zu den Internationalismen oder Lehnwörtern zählen, obwohl sie ganz häufig und alltäglich in der deutschen Sprache benutzt werden.

3 Geschichte

In der Geschichte setzte sich immer eine Sprache in der Welt durch, die als lingua franca galt. Heutzutage ist amerikanisches Englisch die Sprache der Wissenschaft, Presse, Werbung, der Jugendlicher, Schlager, Radio-/ Fernsehsendungen und meistens die Verkehrssprache zwischen den unterschiedlichen Völkern mit unterschiedlichen Muttersprachen.
Aber nicht immer hat Englisch diese Rolle gespielt.
Der Prozess der Entlehnungen in die germanische Sprache begann schon sehr früh. In den ersten nachchristlichen Jahrhunderten wurden über 500 Wörter aus dem Lateinischen übernommen (Duden: Herkunftswörterbuch 2001). Schon damals übernahmen sie zusammen mit verschiedenen römischen Erfindungen auch römische Ausdrücke für sie. Einige davon klingen heute wirklich schon wie die Erbwörter (Wall von vallum, Pfahl von palum, Keller von cellarium, Sack von saccus). Diesen Prozess kann man noch heute beobachten, nur dass die Sprache, aus der die Entlehnungen stammen, nicht mehr Lateinisch ist, sondern meistens Englisch.
Auch in der Renaissance und im Humanismus hat sich Latein als die Sprache der gebildeten Leute seinen wichtigen Status bewahrt, später im 17., 18. Jahrhundert war Französisch auf dem Vormarsch und erst im 19. und 20. Jahrhundert immer mehr, besonders nach dem Zweiten Weltkrieg Englisch.
Dabei war die Benutzung der deutschen und Fremdsprachen immer mit einem bestimmten sozialen Status verbunden. Bis ins 19. Jahrhundert waren nämlich vor allem das Lateinische und Französisch die Sprachen des Adels, des Hofes, der Kirche, der Ausbildung, der Diplomatie. Deutsch war mehr oder weniger die Sprache des einfachen Volkes, verbunden mit der Verständlichkeit. Wie Linke (zit. nach Winde 2002: 147) feststellt, konnte sich auf diese Weise mit Hilfe der Sprache das Bürgertum vom Adel, vom Klerus, aber auch von Arbeitern und Bauern distanzieren, „denn im Zuge der Aufwertung der Standardsprache wurden die regionalen Umgangssprachen zu einer niedrigen sozialen Zugehörigkeit abgewertet“.
Es gab damals noch keine festen Kriterien, wonach man bestimmen konnte, was gutes Deutsch sei. Die sprachlichen Normen bildeten sich erst im Laufe des 19. Jahrhunderts. Und danach und mit der Bildung des zweiten deutschen Reiches im Jahr 1871 steigerte sich das Nationalbewusstsein des deutschen Volkes, wobei auch die Sprachpfleger/-innen immer lauter mit ihrem Verlangen nach einer reinen deutschen Sprache geworden sind. Linke (ebda) bemerkt dazu:

„Die Fremdwortpuristen wollten mit der Abwehr des sprachlichen Fremden zugleich ein ihnen weit wichtigeres Ziel erreichen: die Abwehr des Fremden überhaupt. [...] Die von einem fremden Nationalwesen produzierten Wörter passten nicht zu der das deutsche Nationalwesen ausdrückenden deutschen Sprache.“

Schon im 18. Jahrhundert und dann verstärkt im 19. und 20. Jahrhundert kamen viele Wörter aus dem Bereich der Freizeit aus dem Englischen ins Deutsche, besonders aus verschiedenen Sportarten (Sport, Training, Sprint, Penalty, Hole, Break, Play-off) und der Mode (Frack, Trenchcoat, Bluejeans, T-Shirt, Slips, Moonboots).
Man erwartet zwar, dass in der Zeit des Nationalsozialismus im Einklang mit der damaligen Politik (Blut-und-Boden-Ideologie) vor allem deutsche Wörter erwünscht waren und alles Fremde, was nicht „echt deutsch“ war, verpönt wurde, aber Hitler hat in den Fremdwörtern, die für viele weniger verständlich sind, ein gutes Hilfsmittel gefunden, um seine wahren Absichten zu verbergen. Er hat eigentlich selbst die Anwendung der Fremdwörter unterstützt und am 19. November 1940 die Tätigkeit des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins und anderer damaliger Sprachpfleger mit einem Erlass verhindert, worin mitgeteilt wurde: „Der Führer billigt nicht die künstliche Ersetzung längst ins Deutsche eingebürgerter Fremdworte.“ (Winde 2002: 79).
Zindler (zit. nach Carstensen 1965: 51) bemerkt dazu, warum die Fremdwörter für Hitler von so großer Wichtigkeit waren: „Weil Fremdwörter geeignet sind, Bedeutungen unscharf wiederzugeben, verschiedene Inhalte aufzunehmen und dabei einen gebildeten Eindruck vorzutäuschen, waren sie nationalsozialistischen Zwecken besonders dienlich.“
Mit den Wörtern wie Konzentrationslager, Dezimieren, Rationalisierung, totaler Krieg (Daniels 1979: 153) und anderen euphemistischen[13] Fremdwörtern, die viele nicht so einfach mit dem grauseligen Inhalten assoziierten, die sie verbergen, konnte Hitler sicherlich mehr Beliebtheit unter dem Volk behalten.

Besonders interessant waren in Deutschland die unterschiedlichen Tendenzen nach dem Zweiten Weltkrieg mit der Entstehung der beiden deutschen Staaten, mit der Verpönung von allem Englischen bzw. Amerikanischen in der DDR und dessen Sprachkritik im Unterschied zu Westdeutschland. In dieser Zeit kam nämlich ein besonders großer Fluss der Anglizismen nach Westdeutschland, das sich vor allem mit Hilfe von Amerikanern nach dem Krieg schon wieder auf die Beine gestellt hat. Dabei lässt sich mit der Geschichte feststellen: „Sprachpolitik ist immer auch Interessen- und Machtpolitik“ (Gawlitta 2002: 74).
Viele Arbeiten beschäftigen sich mit der Untersuchung der Zunahme der Anglizismen nach 1945. Busse (1993) untersucht u. A. den Unterschied in der Lemmatisierung der Anglizismen in Duden-Ost und Duden-West. Er stellt fest, dass die meisten Anglizismen, die in Duden-West vorkommen, auch in Duden-Ost aufgenommen wurden, nur viele davon erst einige Jahre später.
Aber zunächst war der Einfluss des Englischen in der DDR deutlich geringer. Auch in Ostdeutschland bemerkt man den sprachlichen Einfluss des dominierenden Volkes, d. h. der Russen. Deswegen wurden auch viele Wörter aus der russischen Sprache übernommen (Kollektiv, Kosmonaut, Kombine, Politbüro), wovon auch viele Internationalismen geworden sind, besonders solche, die sich auf landesspezifische Begriffe beziehen.
Nach der Wende kam es langsam zum Sprachausgleich, natürlich haben die Mundarten einige Besonderheiten behalten, aber auch Ostdeutschland ist offener für die amerikanische Kultur und damit auch für die amerikanischen Wörter geworden, wobei auf der anderen Seite einige DDR-Ausdrücke aus dem Sprachgebrauch verschwunden sind (Broiler, Plaste).
Heute werden einerseits diejenigen, die bewusst und unbewusst immer mehr Anglizismen bzw. „Denglizismen“ benutzen, und andererseits die Sprachpuristen, meistens Mitglieder in verschiedenen Vereinen, die sich dagegen wehren, immer mehr.

3.1 Sprachpuristen und Eindeutschungen

Alle Neologismen klingen am Anfang ganz ungewöhnlich, aber die Geschichte hat gezeigt, dass einige Eindeutschungen doch ganz erfolgreich sein können[14].
Friedrich Gottlieb Klopstock (1724-1803) entwarf sehr strikte Fremdwortregeln: "Widerartige" Fremdwörter nannte er Ausdrücke aus dem Lateinischen, "nicht widerartige" aus verwandten Sprachen. „Einlehnfähiges Wortgut“ sollte man so schnell wie möglich der deutschen Sprache anpassen. Aber auch seiner Meinung nach sollten einige Wörter dem Verdeutschungsprozess fern bleiben, wie z. B. „politische Schlag- und Modewörter, ferner Wörter aus fremden Kulturkreisen, solange sie auf diese beschränkt bleiben und nicht mit ihren Inhalten zu Bestandteilen unserer Kultur und Sprache werden.“ (vgl. Kirkness 1975: 53 ff.)
Einer der bekanntesten Sprachpuristen war Joachim Friedrich Campe (1746-1818), der auch schon ganz eingebürgerte Fremdwörter in die deutsche Sprache besser einpassen wollte. Dabei hatte er ziemlich viele Ideen, wie er das machen kann, von „Verdeutschen von Fremdwörtern, Fruchtbarmachen mundartlichen Wortguts, Neubelebung alter, vergessener Wörter“ zu „Verbesserungen am vorhandenen Wortbestand, Analogiebildungen dazu und Gebrauch von vorhandenen Wörtern in übertragenem Sinne“ (Daniels 1979: 178).
Dabei zu erwähnen wäre noch Eduard Engel (1851-1938), einer der radikalsten Sprachpuristen. Er wollte schon ganz eingebürgerte Ausdrücke und Fachwörter verdeutschen, was ihm in vielen Fällen aber nicht ganz gelungen ist.[15] Er ist mit solchen Versuchen ein gutes Beispiel dafür, dass sinnlose Übersetzungen ein Kampf gegen Windmühlen sind, und dass man sich lieber auf die Wörter konzentrieren soll, die man wirklich als störend empfindet und die noch nicht einen so festen Platz in der Sprache haben.

3.2 Vereine

In Deutschland ist es schon seit eh und je beliebt, dass sich gleichgesinnte Leute mit ähnlichen Ideen und ähnlichen Zielsetzungen in Vereinen zusammentun. Auch die sprachbewussten Leute haben einige solche Vereine gegründet, die mit ihren Aktionen noch die anderen dazu bringen wollen, sich einige Gedanken über die deutsche Sprache zu machen und es nicht zulassen, dass sie unter fremden Einflüssen ihre Besonderheiten verliert.
Die Beschäftigung mit der reinen deutschen Sprache begann schon sehr früh. In der Barockzeit im 17. Jahrhundert gab es schon einige deutschgesinnte Sprachvereine wie die Fruchtbringende Gesellschaft und etwas später die Deutschgesinnte Genossenschaft und den Elbschwanenorden, um nur einige zu nennen.
Diese wehrten sich hauptsächlich gegen die Benutzung der überflüssigen Fremdwörter.

3.2.1 Historische Vereine

3.2.1.1 Fruchtbringende Gesellschaft

Die Fruchtbringende Gesellschaft oder Palmenorden (eine Kokospalme war auch ihr Symbol) wurde 1617 in Weimar von Fürst Ludwig von Anhalt-Köthen gegründet. Insgesamt hatte sie 890 Mitglieder. Zum Ziel haben sich ihre Mitglieder gestellt, „Deutsch sowohl als Sprache von Gelehrten als auch von Dichtern zu propagieren“[16]. Ihre bekanntesten Mitglieder waren Gryphius, Opitz, Zesen. Ihr Motto war „Alles zum Nutzen“. Neue Mitglieder konnte nur der Fürst Von Anhalt-Köthen aufnehmen, und nach seinem Tod begann „der Niedergang durch die Entwicklung der Gesellschaft zu einem rein höfischen Ritter-Orden“ [17], weswegen der Verein langsam ausstarb. [18]

3.2.2.2 Deutschgesinnte Genossenschaft

Die Deutschgesinnte Genossenschaft wurde 1643 zu Hamburg von Phillip von Zesen und Dietrich Peterson gegründet. Sie war ein Verein der Dichter und sie setzten sich vor allem für die Reinigung der Literatursprache ein. Zesen wollte „fremde Wörter, selbst die längst eingebürgerten, ausmerzen und schlug dafür neu gebildete Wörter vor, die oft ebenso sinnlos wie abgeschmackt waren.“[19] Das Symbol des Vereins war ein Rosenstock und ihr Leitspruch war: "Unter den Rosen ist liebliches Losen". Damit wollten sie betonen, dass unter den Wörtern nur bestimmte gewählt werden, die man dann tatsächlich auch benutzt, und dass man bei dieser Auswahl etwas vorsichtiger vorgehen soll, damit man die richtigen wählt.
Später teilte sich der Verein in drei Zünfte (Rosen-, Lilien-, Nägeleinzunft), insgesamt hatten sie ungefähr 150 Mitglieder. Das Ende des Vereins folgte mit Zesens Tod 1680.

3.2.1.3 Allgemeiner Deutscher Sprachverein

1885 wurde von Hermann Riegel der Allgemeine Deutsche Sprachverein gegründet, der bis 1943 bestand. Sein Hauptziel war „die Reinigung der deutschen Sprache von unnöthingen fremden Bestandteilen“ und „die Erhaltung und Wiederherstellung des echten Geistes und eigenthümlichen Wesens der deutschen Sprache“ (Zabel 2003: 248) und dadurch die Stärkung des nationalen Bewusstseins. Zum Motto des Vereins wurde der Satz von Riegel: „Gedenke auch, wenn du die deutsche Sprache sprichst, dass du ein Deutscher bist!“ Sein Leitspruch: „Kein Fremdwort für das, was deutsch gut ausgedrückt werden kann“[20], ist noch heute aktuell. Unter der Kritik, dass er eigensinnig handelte und dass die anderen im Verein keine Möglichkeit hätten, ihre eigene Meinung durchzusetzen, trat er 1893 zurück. Der Verein bestand nichtsdestotrotz weiter bis zum Konflikt mit Hitler, der anders als der Verein die Fremdwörter propagierte (s. S. 14). Nach seinem Erlass folgte bald auch das Ende des Vereins.

3.2.2 Vereine heutzutage

3.2.2.1 Gesellschaft für deutsche Sprache

Als Nachfolgeorganisation des Allgemeinen deutschen Sprachvereins wurde die Gesellschaft für deutsche Sprache 1947 gegründet. Zum Ziel haben sich die Vereinsmitglieder gestellt,

„in der Öffentlichkeit das Bewusstsein für die deutsche Sprache zu vertiefen und ihre Funktion im globalen Rahmen sichtbar zu machen, [...] die Sprachentwicklung kritisch zu beobachten und auf der Grundlage wissenschaftlicher Forschung Empfehlungen für den allgemeinen Sprachgebrauch zu geben“.[21]

Die Tätigkeiten dieses Vereins richten sich grundsätzlich nicht so wie bei seinem Vorgänger gegen Anglizismen und Fremdwörter, und es geht nicht nur um Kampf „um die reine deutsche Sprache“ wie bei einigen anderen solchen Vereinen, sondern eher um die Festigung der Rolle der deutschen Sprache in Deutschland und in der Welt.[22]
Sie geben zwei Zeitschriften heraus: Den Sprachdienst und Die Muttersprache (auch schon beim ADSV bestehend) und veröffentlichen dazu auch Bücher und organisieren viele Veranstaltungen sowohl in Deutschland als auch im Ausland.
In der jährlichen Publikation „Wort des Jahres“ werden „verbale Leitfossilien“[23] eines Jahres ausgewählt, d.h. die Wörter, die in der Öffentlichkeit am meisten Anklang gefunden haben. Interessanterweise gab es in 30 Jahren (1977-2007) nur wenige Anglizismen und dazu sind noch fast alle von ihnen Internationalismen (1979 – Holocaust[24], 1987 – Aids, Kondom, 1994 – Superwahljahr[25], 1995 – Multimedia, 2006 - Fanmaile), obwohl es sich dabei um die Wörter handelt, die „im Mittelpunkt des Medieninteresses stehen“[26]. Am meisten werden Komposita oder Wortgruppen aus einem Internationalismus und einem deutschen Wort gewählt (1978 – konspirative Wohnung, 1984 - Umweltauto, 1992 – Politikverdrossenheit, 2000 – Schwarzgeldaffäre...).[27]

3.2.2.2 Verein Deutsche Sprache e. V.

Einer der bekanntesten Vereine, die heutzutage gegen Anglizismen kämpfen, ist der Verein Deutsche Sprache. Der Mathematiker und Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Walter Krämer gründete ihn 1997 in Dortmund mit dem Ziel, die deutsche Sprache als „eigenständige Kultur- und Wissenschaftssprache zu erhalten und vor dem Verdrängen durch das Englische zu schützen“[28]. Ungefähr 30.000 Mitglieder von überall in der Welt (90 Länder) in ganz unterschiedlichem Alter, sind schon beigetreten, um gemeinsam mit unterschiedlichen Aktionen in der Öffentlichkeit gegen überflüssige Anglizismen zu kämpfen.
Eine von diesen Aktionen ist z. B. der jährliche Preis „Sprachpanscher des Jahres“, womit Personen aus den Medien ausgezeichnet werden, die in der Öffentlichkeit unpassend und übertrieben Anglizismen benutzen. Diesen Preis für 2007 verdiente Hartmut Mehdorn, der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn AG, mit Aufschriften wie „McClean“, „counter“, „Service Point“ u. Ä. auf Bahnhofgeländen.

4 Warum Fremdwörter?

Die Antwort auf die Frage, warum man so gern Fremdwörter benutzt, ist nicht so einfach. Es geht oft um „eine Mischung aus sprachstrukturellen, nützlichkeitsbezogenen, sprachsoziologischen oder gar politischen und mentalitätsbezogenen Argumenten oder auch Pseudoargumenten“ (Zabel 2003: 320).
Braun (1990: 147) bestimmt als einen der Gründe die „Benennungen für Gegenstände und Denkweisen, die aus fremden Kulturen eindringen, sei es durch Handel, Eroberung, oder geistige Durchdringung“.
Für neue Erscheinungen aus der Welt der Technik, besonders aus dem Bereich der EDV (von e-mailen über Hardware, Software, Computer, Browser, Homepage...), sucht man oft keine deutschen Entsprechungen, sondern man übernimmt einfach englische, die auch im internationalen Kontext benutzt werden, deswegen will man diese Wörter einfach in der Form verwenden, die sie schon in der englischen Sprache haben.
Peter Braun (ebda) stellt fest: „Hier füllt das Fremdwort eine bestehende Lücke aus, vor allem, wenn der Kulturaustausch so schnell erfolgt, dass die Ausbildung des eigensprachlichen Wortschatzes aus sich selbst heraus nicht Schritt halten kann“. Die Entwicklung ist zu schnell, neue Produkte kommen schneller auf den Markt als neue Wörter für diese gebildet und durchgesetzt werden könnten. „In vielen Bereichen der Forschung, der Technik und der Wissenschaft ist versäumt worden, geeignete deutsche Terminologien zu entwickeln und sie ständig der Entwicklung anzupassen“, ist eine weitere Feststellung von Zabel (2003: 232).
Oskar Reichmann (1978: 389 - 423) zählt unter die Gruppe von "unentbehrlichen" Fremdwörtern „allgemein bekanntes, oft international verbreitetes Wortgut des täglichen Sprachgebrauchs [...], das in Form und Inhalt nicht mehr als fremd empfunden wird und die Leistung eines eigenständigen Wortes übernommen hat“. Eine ähnliche Funktion sollten Termini haben, nur dass sie auf dem fachwissenschaftlichen Niveau gebraucht werden (vgl. Braun 1990: 95).
Es gibt auch einige „Gegenstände, Einrichtungen, Personen oder Vorgänge [...], die innerhalb der deutschen Sprachgrenzen nicht vorkommen und deshalb die Bezeichnung beibehalten, die sie dort tragen, wo sie existieren“ [29] (Stieckel 2001), diese nennt man Bezeichnungsexotismen. Es wäre sinnlos, sie mit einem deutschen Wort zu ersetzen, weil es so etwas im deutschsprachigen Raum nicht gibt. Man könnte solche Wörter aber mindestens in der Schreibung und der Aussprache der deutschen Sprache anpassen, damit sie sich in die deutschen Texte besser einfügen könnten.
Ein anderer Bereich, in dem man auch immer mehr Anglizismen benutzt, ist die Werbung. „In Slogans [...] dominieren Anglizismen, die neu und überraschend sind und mit Konzepten wie ‘Modernität‘ und ‘Internationalität’ verbunden werden“ (Gawlitta 2002: 67). Die Gründe für deren Benutzung hängen oft nur mit dem Anschein des besseren Klangs der Fremdwörter zusammen. Damit will man „hedonistische Werte“ wie „Individualität, Freizeitgenuss, gehobene Ansprüche, Modernität, Erfolg, Lifestyle und Trendbewusstsein“ (ebda) betonen. Man weiß zwar nicht, warum fremde Produkte bzw. in diesem Fall fremde Wörter besser sein sollen, aber scheinbar haben mindestens die Werber solch eine Ansicht.
In diesem Zusammenhang sind auch Fach- und Sondersprachen wichtig, wobei insbesondere die Jugendsprache auffällt. Dabei geht es auch teilweise um dieselben Gründe, wie bei der Werbung: Kreativität, Spielerei mit der Sprache, Anderssein, Protest gegen die Normen.
Einige finden die Anglizismen praktischer, weil sie kürzer, gebräuchlicher und in einigen Fällen exakter sein sollen, obwohl das oft auch nicht stimmt.
Mit Fremdwörtern, insbesondere mit Anglizismen, kommt eine bestimmte Ausdruckweise und damit auch ein besonderer Stil zum Ausdruck. Man will so wie in der Mode auch in der Sprache den neusten Trends treu bleiben, man benutzt neue und neue Wörter, die in die Mode kommen, und nur einige bleiben immer sich selbst und der eigenen Sprechweise treu. Dadurch möchte man sich modern, flexibel, wichtig, gebildet zeigen, man kann aber ganz schnell gerade das Gegenteil davon damit erreichen, wenn man die Fremdwörter nicht im richtigen Kontext benutzt, was ziemlich oft passiert.

5 Englisch – Bedrohung der deutschen Sprache?

5.1 Als Bedrohung...

Es scheint, dass die Sprachpuristen in den letzten Jahren nur gegen Anglizismen polemisieren und die anderen Internationalismen außer Acht gelassen haben. Andere Sprachen, die früher so wie heute Englisch die Sprachen der internationalen Kommunikation waren, haben eine Spur in der deutschen Sprache mit einigen Wörtern gelassen, die aber jetzt schon größtenteils völlig assimiliert sind und normalerweise nicht als ein fremder Bestandteil der deutschen Sprache empfunden werden.
Viele denken, dass Diskussionen über „Denglisch“ erst in letzter Zeit aktuell geworden sind, aber sie haben nur etwas an Stärke gewonnen. Im letzten Jahrzehnt sind nämlich noch viele Laien neben den Sprachwissenschaftlern auf sie aufmerksam geworden, weil die Anglizismen immer mehr ein wichtiger Teil der Alltagskommunikation werden. Gerade deswegen empfinden sie viele schon als eine Bedrohung der deutschen Sprache. Solange es nur irgendwo geschrieben steht, dass eine immer häufigere Benutzung der Anglizismen ein Einfall von einigen ist, die kreativ sein wollen, und sie sich in einigen Fachsprachen als Termini durchsetzen, ist das noch nicht ein so großes Problem. Aber wenn die Leute wirklich beginnen, Anglizismen in der Alltagssprache anzuwenden, lieber mit diesen als mit anderen deutschen Wörtern, die schon vor den englischen einen festen Platz in der deutschen Sprache hatten, zu kommunizieren und sie als eigene zu akzeptieren, kann es schon besorgniserregend sein.
Viele sind sich gar nicht bewusst, wie viele Anglizismen die deutsche Sprache enthält, und bei einigen Wörtern (z. B. Tipp) sind sie überrascht, dass sie tatsächlich aus der englischen Sprache stammen. Man benutzt einfach die Wörter, die man öfter hört und deren „exotischerer“ Klang einem gefällt, ohne darüber nachzudenken, woher sie stammen und warum diese besser sein sollen. Vielleicht würden die Leute auch in der Alltagssprache deutsche Wörter vor englischen bevorzugen, wenn sie sie öfter im öffentlichen Leben hören und sehen würden, und nicht ständig überall von englischen Wörtern überhäuft wären. Leider zeigt sich im deutschsprachigen Raum eher eine umgekehrte Tendenz.

Einige von den kulturpessimistischsten Vorhersagen sind: „die Muttersprache als Instrument und Medium des Denkens wird unbrauchbar“, „[d]iese Entwicklung wird zu einer sprachlichen Spaltung der Gesellschaft führen“, „[v]iele Menschen werden in Kontexten, die nur noch auf Englisch funktionieren, nicht mehr agieren können“ (Zabel 2003: 232 ff.).
„Das Deutsche ist in einigen Fachgebieten als Kommunikationsmittel ungebräuchlich geworden und droht unbrauchbar zu werden. Es ist in Gefahr, seinen Status als Wissenschafts- und Kultursprache zu verlieren“ (ebda).
Auch das Berliner Sprachbündnis äußert die Sorge, dass die Zukunft der deutschen Sprache schon jetzt auf dem Spiel stehe und dass man mit einer ähnlichen Weiterentwicklung bald nicht mehr fähig werde, die Gedanken in der eigenen Sprache adäquat auszudrücken (vgl. ebda).
Eine extreme Idee ist, alle Anglizismen oder sogar alle Internationalismen aus der Sprache zu streichen und diese mit „echten deutschen“ Wörtern zu ersetzen, um auf diese Weise die Sprache rein zu halten. Jedoch basieren die meisten deutschen Wörter, besonders Internationalismen, auf einigen Wörtern, die noch aus der lateinischen und anderen alten Sprachen stammen und für die keine „reinen deutschen Entsprechungen“ überhaupt bestehen. Das zweite Problem wäre, solche Wörter durchzusetzen, wenn sich schon die fremdwörtliche Variante in der deutschen Sprache verbreitet hat. Wenn man sofort eine passende Entsprechung findet, wenn ein neuer Begriff z. B. im Computerwesen entsteht, und schafft, ihre Benutzung zu verbreiten, bestehen gute Aussichten, dass dann dieses Wort das englische ersetzt. Wenn aber schon alle das englische Wort benutzen, ist das nicht mehr so einfach.
Problematisch findet Gisela Zifonun (nach Zabel 2003: 311) besonders folgende Bereiche: Werbung, Informationstechnologie, Wirtschaft, modernes Leben (Wellness, Mode), Jugend- und Popkultur. Wegen eines „hohen gesellschaftlichen Stellenwert[es]“, die alle diese Bereiche in der Gesellschaft hätten, könnten sie „über die entsprechenden Varietätenausprägungen und Textsorten auch in die Allgemeinsprache einwirken“ (ebda). Auf diese Bereiche trifft man alltäglich, sie diktieren heutzutage unseren Lebensstil, deswegen spielen sie so eine große Rolle, und das auch im Bezug auf die Sprache. Mit dem Genuss, den man normalerweise in diesen Bereichen empfindet, übernimmt man auch gern die Sprechweise, die man da antrifft.
Mehrmals wurde unter Durchschnittslesern die Frage gestellt, in welchem Maße sie angebotene englische Wörter in den Zeitungen und in anderen Werbungen kennen[30], und dabei wurde immer wieder festgestellt, dass die Leute mit den Bedeutungen nicht so sehr vertraut sind (vgl. Carstensen 2002: 312). Auch die Dortmunder Statistikerin Isabel Kick hat in ihrer Doktorarbeit bewiesen, dass viele Leute, die sprachlich nicht so begabt sind, Anglizismen oft nicht richtig verstehen (Zabel 2003: 190). Dadurch werden einige Menschen, die keinen guten Fremdsprachenunterricht erhalten haben oder nur sprachlich nicht begabt sind, in der Öffentlichkeit benachteiligt. Es stellt sich die Frage, ob es besser ist, scheinbar besser klingende fremde Ausdrücke zu verwenden oder sich darum zu bemühen, dass die Bedeutung der Mitteilung vollständig ermittelt wird. In der deutschen Sprache gibt es schon jetzt zu viele englische Ausdrücke und dieser Trend setzt sich immer mehr fort. Man denkt, dass man so besser, gebildeter klingt. Dabei ist man sich nicht bewusst, dass dieses Denglisch für viele Kauderwelsch ist. Auch solche Slogans in der Werbung können demzufolge nicht die erwünschte Wirkung haben. Man kann die Kunden nur auf lautlicher Basis der Werbung nicht zu sich locken, und gute verständliche deutsche Slogans wären viel effektiver.

5.2 ... und als Bereicherung

Man kann es natürlich nicht nur negativ betrachten, wenn die Sprache einige neue Elemente aus den anderen Sprachen übernimmt, das bedeutet, dass sich die Sprache weiterentwickelt, dass sie nicht ständig auf dem gleichen Niveau bleibt, dass sie lebt. Die Sprachen, die heutzutage gesprochen werden, sind nämlich so wie ein lebendiger Organismus im Gegensatz zu Latein, das beispielweise nicht mehr (außer vielleicht in bestimmten Fachsprachen) benutzt wird. Auch Matthias Hüning kommt zum Schluss, dass ein Kennzeichen der Sprache die Veränderung sei, denn die Sprache sei der Sprachgebrauch, der sich aber ständig verändere[31].
In der Welt gibt es jeden Tag Hunderte von neuen Erfindungen, Entdeckungen, Objekten, die auch eine Benennung brauchen. Im Kampf gegen Anglizismen und andere Fremdwörter fragt man sich, welche Fremdwörter man vermeiden soll. Und welche sind auf der anderen Seite doch besser geeignet als die vorgeschlagenen deutschen Entsprechungen? Man kann keine genauen Regeln bilden, wann ein englischer bzw. internationaler Ausdruck besser geeignet ist, um einen Sachverhalt zu beschreiben, und wann es besser und auch möglich wäre, ein neues deutsches Wort zu finden, das die Menschen auch annehmen und als Wort der eigenen Sprache benutzen würden. Dabei spielen eher ein bestimmtes Wort selbst und der Kontext, in dem es benutzt wird, eine große Rolle.
Wenn die Voraussetzungen zur Entwicklung des neuen Wortschatzes innerhalb der Sprache erfüllt sind, kann man neue Wörter mit schon bestehendem Wortschatz bilden. Es hat aber mehr Sinn, ein fremdes Wort zu übernehmen und es möglichst schnell anzupassen, wenn man damit, was man zur Verfügung hat, keine entsprechenden neuen Wörter bilden kann. Ein wortwörtlich übersetztes Wort (oder eine Wortgruppe) kann auch nicht immer die beste Lösung sein. Manchmal ist es schon von einer anderen Bedeutung innerhalb der Sprache besetzt. Besonders wenn dieses Wort polysem ist, kann das übernommene Wort eindeutiger ausdrücken, worum es sich handelt (z. B. Link als Internetverbindung; wenn man nur Verbindung sagt, kann man noch viele Konnotaten dazu finden). In diesem Fall ist die Übernahme, die entsprechende Assoziationen zu einem bestimmten Signifikant ausdrückt, schon eine bessere Variante als ein neues aus der eigenen Sprache gebildetes Wort.

5.3 Aus der Sicht der Linguisten

Carstensen (1965: 68) ist überzeugt, dass Englisch „das eigene System in keiner Weise gefährden kann, vor allem wegen der geringeren Zahl der Übernahmen".
Seiner Ansicht nach muss man die Sprache nicht schützen und reinigen, weil die Funktion der Sprache Verständigung sei, und die Leute selbst die Sprache so bildeten, dass sie einander verstehen und miteinander kommunizieren können. Durchschnittliche Sprachbenutzer/-innen beschäftigen sich deswegen nicht damit, was für Wörter man benutzt, sondern sie betrachten die fließende, verständliche Kommunikation als das Wichtigste in einem Gespräch.

Auch Polenz (1979: 14) betont die Rolle der Sprache als Verständigungsmittel:

„Viele Sprachreiniger glaubten - ähnlich wie noch heute viele Sprachkritiker - die Sprache vor dem Sprachgebrauch der Sprachgemeinschaft schützen zu müssen, als ob die Sprache ein mythologisches Wesen sei, dem die Sprecher zu dienen hätten. Die Sprache gehört vielmehr der Sprachgemeinschaft und dient ihr als Verständigungs- und Ausdrucksmittel.“

Fraglich ist es zwar, inwiefern die Befunde aus den 60er und 70er Jahren noch für die heutige Situation gelten, aber auch aus den Ergebnissen der Studien aus den letzten Jahren wurden ähnliche Schlussfolgerungen gezogen.
Auch viele von Linguisten heutzutage teilen gegen die Erwartungen vieler sprachbewusster Menschen nicht die Meinungen der Sprachpuristen, dass die Situation schon kritisch ist. Alan Kirkness (2002: 105 - 130) hat mit Hilfe einer Pilotstudie festgestellt, dass die englische Sprache keine wirkliche Bedrohung für die europäischen Sprachen bedeutet. 63% der Europäismen aus seiner Untersuchung seien Gräkolatinismen und nur 26% seien aus der englischen Sprache entlehnt, wovon auch einige den Gräkolatinismen zuzurechnen wären.
Ähnlich findet man auch bei Busse (1993: 208), der das Wachstum der Anglizismen in unterschiedlichen Dudenauflagen (Rechtschreibeduden Mannheim und Leipzig) erforscht hat, auf Grund seiner Ergebnisse keine wirklichen Bedenken deswegen: „Insgesamt überraschend und für die Puristen sicherlich beruhigend ist das Ergebnis, dass der Anteil der Anglizismen unter den Stichwörtern einer Auflage von 1,36% (1880) [...] auf 'nur' 3,46% in 19-DRM (1986) und 2,77% in 18-DRL (1985) gestiegen ist“.
Auch Hoberg (2002: 173) sieht in der Fremdwörterübernahme nicht unbedingt negative Folgen: „Fremdeinflüsse als solche sind kein Störfaktor, vielmehr ist entscheidend, wie flexibel solche Elemente adaptiert und integriert werden, und wie einheimische mit ehemals fremden Elementen zu einem funktionstüchtigen Amalgam verschmelzen.“
Er hat auch die Frage, ob aus Deutsch Denglisch wird, behandelt (vgl. ebda). Er hat die meisten üblichen Behauptungen über negative Einflüsse der englischen Sprache auf die deutsche Sprache verneint und behauptet, dass kein Wort überflüssig sei, was auch für Anglizismen gelte und dass diese die Verständigung so nicht erschwerten. Auch neue deutsche Wörter aus den Fachsprachen muss man nämlich zuerst lernen und diese sind für einen Laien genauso unverständlich, obwohl sie aus deutschen Elementen zusammengesetzt sind.
Er verneint auch die These, dass sich die Deutschen nach der Ära des Nationalsozialismus nicht trauen für ihre Sprache zu kämpfen, weil man ihnen es als Deutschtümelei vorwerfen könnte. Es gebe nämlich eine allgemeine Tendenz in der Welt, dass die Sprachen der anderen Völker genauso für das Englische wie Deutsch anfällig seien. Er hat sogar die allgemein bekannte Tatsache, dass die Jugendsprache voll von den Wörtern aus dem Englischen sei, mit Bezug auf eine Untersuchung von Abituraufsätzen einiger Sekundärschüler/-innen verneint. Man muss dabei aber auch in Betracht ziehen, dass natürlich ein großer Unterschied in der Sprache besteht, die man in der Schule von den Schüler(n)/-innen verlangt, und die sie außerhalb der Schule sprechen und schreiben. Wenn man schon die Bedrohung der deutschen Sprache untersucht, ist es jedoch sinnvoller, die alltägliche Kommunikation unter die Lupe zu nehmen, sie ist nämlich eher die echte Sprache, mit der sich die Leute identifizieren.

Es ist nicht unmöglich, dass die Sprachen aussterben. Obwohl es so unwahrscheinlich scheint, passiert es ständig. Den Forschungen von Crystal (2004: 40) zufolge werde von 6000 Sprachen in der Welt nur noch die Hälfte in den nächsten 100 Jahren übrigbleiben, und jede zweite Woche sterbe im Durchschnitt eine Sprache aus. Welche Sprachen sind dann bedroht und wodurch?
Reiner Pogarell (2002: 192 ff.) nennt drei Gründe zum Aussterben der Sprachen: „Völkermord, Siedlungspolitik und Domänenentziehung“. Besonders der dritte Grund betrifft seiner Ansicht nach auch die deutsche Sprache, weil alle wichtigen Domänen der deutschen Sprache wie Arbeit, Werbung, Unterhaltung immer mehr von der englischen Sprache dominiert seien.
Eher als durch die Übernahme von Entlehnungen sterben aber die Sprachen dadurch, dass immer weniger Leute die Sprache verwenden. Unter den aussterbenden Sprachen sind meistens die Sprachen der kleiner Völker oder Stämme in den von der Zivilisation entfernten Weltteilen, die oft gar keine schriftlichen Aufzeichnungen haben. Wenn sie verschwinden, bedeutet das einen großen Verlust, weil hinter ihnen alle Spuren verwischt sind. Bedrohte Sprachen sind häufig auch die Sprachen der Minderheiten, die von anderen Völkern dominiert werden.
Mit ungefähr 180 Millionen Deutschsprechenden[32] in der Welt sieht es trotz der immer größeren Beliebtheit einiger anderer Sprachen, wie Französisch und Spanisch neben dem Englischen, nicht so aus. Man weiß nicht, was in 100 oder 1000 Jahren aus den heutigen Sprachen wird. Bestimmt wird die Entwicklung weiter gehen. So wie wir die deutsche Sprache von z. B. Martin Luther vor einem halben Jahrtausend schwierig verstehen, werden auch die zukünftige Generationen Schwierigkeiten haben, unsere Sprache zu verstehen. Vielleicht wird in der Zukunft Spanisch oder Deutsch diese Rolle der Weltsprache übernehmen und sich Engländer/-innen und Amerikaner/-innen darüber Sorgen machen werden, dass ihre Sprache wegen des Deutschen ihre eigenen Charakteristiken verliert und langsam ausstirbt, obwohl das heute unwahrscheinlich scheint.
So wie es wenig wahrscheinlich ist, dass ihre Sprecher/-innen aussterben, ist auch wenig wahrscheinlich, dass die Sprache selbst ausstirbt. Auf jeden Fall soll man die Sprache auch pflegen, nur nicht im sprachpuristischen Sinne. Man soll sich bewusst sein, dass man etwas in der eigenen Sprache ausdrücken soll, wenn man es kann. Und auf der anderen Seite ist es keine Verunreinigung der Sprache, wenn man etwas nicht mit der eigenen Sprache ausdrücken kann, und man sich deshalb der anderen Sprachen bedient, besonders wenn die neuen Erscheinungen, die man benennen will, aus diesen Kulturen stammen.

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