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Die Meuterei Von Opis

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DIE MEUTEREI VON OPIS (ARRIAN VII, 8;

ii,

M. LEWIS

I-7)

Alexander versammelte - so berichtet Arrian (8, i) - nach der Ankunft in
Opis die Makedonen und gab bekannt, daB er die wegen ihres Alters oder k6rperlicher Schaden kriegsuntauglichen Soldaten entlasse und nach Hause
T?'c wo'epou5 schicke. Dann heiBt es weiter: &e'=UacL 8i tLvouatv 6am m'Uro6r k4 TrO hiLV r&v
,nOLtaeL tOLg OLXOLxat T0u5 &Xtouq Maxe86v%q 4op.L'= u,rv xLv8u'vv re xot' i6v&v 'eTrXEv.Da Arrian spater (I2, i) berichtet, daB die abziehenden Veteranen zusaitzlichein Talent bekamen, wird man wohl aus das Wort pLvouaLv dem Text streichen mussen2.
Im nachsten Satz wird Alexanders Verhalten erlautert: er sagte dies, um den Soldaten einen Gefallen zu tun. Dann wird auf die Reaktion der Soldaten
' The good manuscript S has Ockov for N&xov in Plut. Them. 25. 2, a passage which foUows Thucydides I I37 very closely. It is tempting (see Gomme I p. 398) to suggest that
Plutarch had a manuscript reading ()&cov in this passage, and there is some reason to believe that Plutarch's library contained manuscripts differing from the vulgate of his day.
(See G. Pasquali, Storia della tradizione e critica del testo, Florence, 1934, p. 214 n. 3.
The evidence for P.'s text of T. is scanty, but there are one or two passages which deserve more consideration than they have received.) A journey from Macedonia to Ephesus is more likely to touch at Thasos than at Naxos, and we are spared the hypothesis that
Themistocles waited some time in Asia for Artaxerxes to establish himself on the throne, though we still have to fill an earlier gap in the chronology of his exile. The hypothesis of 'Ephorean corruption' might then be invoked to explain the change from O&aov to Nctov in Thucydides. But it would have only gone half way, since Artaxerxes is far too firmly rooted in the text of Thucydides to be displaced by Xerxes, and we would also have to assume that group Y of the Plutarch mss. has been deliberately altered to N&,ov.
2 Vgl. Kornemann, Die Alexandergeschichte des Ptolemaios 158 und Anm. 136. Wenn man annimmt, daB A. den ,urUckbleibenden Soldaten ein Geschenk oder eine Lohnerhohung in Aussicht stellte, ist ebenfalls ein Eingrifl in den iiberlieferten Text n6tig, denn den Artikel 'rol einschieben. IABt man LkvouaLv ohne Ardann muB man vor 1dkvouaLv tikel stehen, dann bezieht es sich auf die zur Entlassung kommenden Soldaten und muifte ubersetzt werden ,,wenn sie blieben".

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Die Meutereivon Opis (ArrianVII, 8;

II, I-7)

4I9

eingegangen: sie fiihlten sich hintangesetzt und glaubten, Alexander halte sie alle uiberhaupt fur kriegsuntauglich,und nahmen nicht ohne Grund(ouix&X6Oyo0) seine Rede ubel. Darnach hatten die Soldaten also an den Worten &xpcEoU4
's
t& =Xitx Anstof genommen, eine schwer verstandliche Empfindlichkeit, wenn man bedenkt, daB ihnen Heimat und Familie winkte und zudem ein reiches Geschenk. Um so auffallenderist die Kritik des hier vorliegenden Autors an Alexanders: oUx ao4yca, . . . -j'X4k Taov, zumal er gerade vorher erlauterte, Alexander habe den Soldaten einen Gefallen erweisen wollen. Offenbar hat dieser Autor selber empfunden, da3 das ziemlich unklar war und glaubte, das ndher erklaren zu miissen, denn er bemerkt anschlieiend, die Soldaten hatten im Verlauf des Feldzuges auch vielfach andere Dinge ilbelgenommen, weil es sie oft betriibte, daB Alexander persische Kleidung trug, daB das Epigonenkorps nach makedonischer Sitte eingerichtet wurde und daB Barbaren in die Hetairenkavallerie aufgenommen wurden. Das sind nun aber alles Griinde, die schon zuriickliegen, die zwar eine allgemeine MiBstimmungbei den Makedonen erklaren, nicht aber, warum es gerade jetzt zum Ausbrucheiner Meuterei kam. Das bleibt unklar und legt den SchluB nahe, daB es der hier vorliegende
Autor eben nicht gewuBt hat. Giiicklicherweise fullt Curtius (X, 2, 12) diese
,,Lucke" in der Darstellung Arriansaus1. Er berichtet namlich, daB die Soldaten meuterten perpetuam eum regni sedem in Asia habiturum rati. Diese Angabe lIit sich m. E. nicht anders verstehen, als daB die Soldaten erwartet hatten, der K6nig werde nun mit dem Heer in die Heimat zuruckkehren. So war die
Ankulndigungder Veteranenentlassung in doppelter Hinsicht eine schwere Enttauschung: Wenn Alexander in Asien blieb, schien er Asien Makedonien vorzuziehen und die Aussicht, daB nun das ganze Heer wurde in die Heimat zuriickkehrenkonnen, war dahin.
Erst diese Angabe bei Curtius macht es verstandlich, daB die Makedonendie
Bekanntgabe der Veteranenentlassung mit der Forderung beantworten, der
Konig solle sie alle aus dem Heer entlassen und mit seinem Vater (d. h. Ammon) zu Felde ziehen (8,3). Der Ruf, der K6nig solle mit Ammon zu Felde ziehen, sollte einerseits den Konig verletzen (&7xpotLo5Ov'req), deutet aber andrerseits auch an, daB die Soldaten glaubten, ihre Forderung, alle entlassen zu werden, werde auch den K6nig zur Heimkehr zwingen, weil er dann kein Heer mehr habe. Das mulssendoch wohl die Worte ,,mit seinem Vater zu Felde ziehen" bedeuten. So bestatigen sich diese Angabe uiberdie AuBerung der Soldaten und die Angabe des Curtiusuiberden AnlaB der Meutereigegenseitig2. Im Gegensatz zu dem recht verschwommenen ? 8, 2 liegt hier gutes Material vor.
Bei den weiteren Angaben in 8, 3 wird dies schon wieder fraglicher: Alexander springt auf diese Zurufe der Soldaten hin mit seinen Offizieren(ro-q jy?etiov txpoaM&v'vj,
I6aLv) von der Tribune herab, deutet auf die vcpcXea'rOcoug IuBtsie durch die Hypaspisten festnehmen und zum Tod fuhren, gegen dreizehn
I Vgl. Tarn, Alexander the Great, II, io8.

2

Vgl. Tarn II, 291 Anm. 3.

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FRITZ WUST

waren es (kybvovtoed TpLcaxo(8ex). Die Soldaten sind entsetzt und schweigen,
Alexander besteigt wieder die Tribune und halt eine Rede.
Eingeschoben in diesen Bericht ist wieder eine erlauternde Bemerkung, so87
Tv
zusagen in Parenthese: Av y&cp guepOq r1 Ev ir6re xoL &o 'rj papfar& roiJ M xe6vovm.Das ist nicht pLXIs 17cLx'cq pa7tCL4 OU'X&rt &)0 7tOCXOL die Kritik des Ptolemaios, sondern hier liegt die Auffassung zu Grunde, die sich bei den Peripatetikern fiber Alexander bildete: Die Nachfolge des Perserkonigs hat Alexander innerlich gewandelt1. Von den iibrigen Angaben ist die
Bezeichnung 'y re6ve verdachtig. Damit werden die Kompanie- und Schwadronsfuhrer bezeichnet2, nicht aber die h6chsten Offiziere. Diese aber waren natuirlich damals bei Alexander, wie denn auch II, 3 berichtet wird, daB die
i.roctpot und a zopTo cBxg nach der Rede mit Alexander weggingen.
Die Festnahme der Radelsfuihrerklingt wegen der Zahlenangabe naturlich sehr glaubwurdig, wenn es auch heiBt 4 'rpLGXOa8exm, bietet aber insofern eine gewisse Schwierigkeit als spater die Meutererdie Auslieferung der Schuldigen (Toy -re aTrLouG
'rTj &v rF 'r6're-pocx3% xa.l 'roy &pxav'ro
;rT po3;) anbieten. Man muB dann annehmen, daB Alexander zunachst nur die herausgriff, die nahe der Tribine standen und ihm besonders auffielen (votU C7CLanicht aber alle Schuldigen (a'rlouq) und die Anfanger (&pixv'ac ve:a'rmrouq), 'rT (3oi;). Von der Hinrichtung der I3 wirdallerdings nichts berichtet. Curtius hat das offenbar als eine Luicke empfunden und berichtet dann die Hinrichtung
(X, 4, I). Ja bei ihm spricht sogar einer der Festgenommenen auf dem Weg zur
Hinrichtung den Konig an und beklagt sich: Quousqueanimo tuo etiam per supplicia et quidem externi moris obsequeris? Milites tui, cives tui incognita causa et captivis suis ducentibus trahuntur ad poenam. Si mortem meruisse iudicas, saltem ministros supplicii muta! Das ist sicher Curtius' Erfindung, er dramatisiert, indem er Perser die makedonischen Radelsfuhrer abfuihren und hinrichten laBt, aber immerhin beriihrt er ein Problem, auf das auch wir eingehen mussen: hat Alexander tatsachlich vom Platz weg I3 Soldaten zur Hinrichtung abfuihrenlassen und dies angesichts der versammelten makedonischen Soldaten
d. h. de facto der makedonischen Heeresversammlung, die sich offenbar geschlossen und einmiitig gegen den Konig stellte und zunachst auch weiterhin in dieser Haltung verharrte? Moglich ist es wohl bei der Personlichkeit Alexanders und der Wirkung, die von ihm ausging.
War nun diese Versammlung der makedonischen Soldaten eine Heeresverversammlung im eigentlichen Sinn, d. h. de iure und nicht nur de facto? Nach
Plut. Alex. 34 hat die HeeresversammlungAlexander als Konig von Asien akklamiert. Arrian dagegen bietet, abgesehen von dem hier zur Diskussion stehenden Fall, meines Wissens nichts, was auf einen Zusammentritt der Heeresversammlung schlieBen laIt. Sogar bei der Ruckkehr am Hyphasis, woran man
I
2

Zum Alexanderbild der Peripatetiker vgl. Tarn II, 98.
Siehe Berve, Das Alexanderreich, I, 202.

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Die Meuterei von Opis (Arrian VII, 8;

II,

1- 7)

42I

besondersdenken konnte, wurde nur der Offiziersratversammelt und dann dem
Heer der EntschluB mitgeteilt1. So erscheint die Versammlung des Heeres in
Opis auf jeden Fall als etwas Auffalliges, umsomehr als der K6nig nach Arrians
Bericht offenbar nur vorhatte, mit wenigen Worten die Tatsache der Entlassung bekanntzugeben. Eher verstandlich ware, wenn sie vor dem Abmarsch der Veteranen zu deren Verabschiedungstattfinden wurde. Hat vielleicht diese
Versammlung schon eine Vorgeschichte? Hat der Wunsch des Heeres, in die
Heimat zuruckzukehren,vielleicht den Zusammentritt der Heeresversammlung erzwungen und wollte das Heer die Ruckkehr durchsetzen ? Granier2(38) meint, die Ratlosigkeit, die unter den Soldaten herrschte, als Alexander mit seiner
Umgebung die Versammlung verlieB (II, I2), spreche dafiir ,,daB eigentlich im
Beisein des K6nigs und der hohen Offiziere eine Verhandlung erwartet wurde, zu der es aber nach dem Weggang Alexanders nicht kam". Da er keinen solchen
Verhandlungsgegenstandfinden kann, kann er in der Versammlung nicht eine eigentliche Heeresversammlungsehen. Die Losung gibt, wie mir scheint, Curtius.
Bei ihm entschlieBt sich Alexander, die Leute auszuwahlen, die er zuruckbehalten will. Bevor er diese aber aussucht, gibt er bekannt, alle Soldaten sollten ihre Schulden anmelden und zahlt diese (X, 2, 8ff. Nach Arrian fand diese
Schuldentilgung schon in Susa statt VII, 5). Dann fahrt er - mit einer recht auBerlichenO0berleitung weiter: ceterum ut cognitum est alios remitti domos, alios retineri, perpetuam eum regni sedem in Asia habituri rati vaecordes et disciplinae militaris immemores seditiosis vocibus castra complent regemque ferocius quam alias adorti omnes simul missionem postulare coeperunt usw.
Bei Curtius rotten sich also die Soldaten zusammen, als bekannt wird, daf3nur die Veteranen entlassen werden, d. h. Alexander beruft nicht eine Heeresversammlung ein, sondern das Heer tritt von sich aus zusammen, um seine
Forderung nach Ruckkehr in die Heimat durchzusetzen. Diese Darstellung
(ab ceterum) verdient Glauben, einmal, weil so die Sache erst verstandlich wird und zweitens, weil in dieser Partie jener Satz (perpetuam sedem in Asia habituri erat) steht, der gutes Material bietet (vgl. oben!). Das Heer hat sich also von sich aus meuternd versammelt, um die Ruckkehr durchzusetzen, und dann erst ist der K6nig erschienen. Ob er die Forderungen des Heeres einfach mit der kategorischen Bekanntgabe der Entlassung der Veteranen beantwortete, wie man nach Arrian 8, I annehmen mulBte,erscheint fraglich. Man sollte doch meinen, daB er irgendwie zu ihrer Forderung Stellung nahm.
Nach der Rede3 springt Alexander wutend von der Tribuineherab, begibt sich in den Konigspalast (egdoiPacrDewII, I), nimmt keine Nahrung zu sich und empfangt auch keinen der Hetairen. Am dritten Tag beruft er die vornehmsten
Perser zu sich, verteilt an sie Kommandostellen und ernennt einige zu ,,Ver1 Arrian V, 28, 4 vgl. Berve, 209.
2

Die makedonische Heeresversammlung, 1931. diese mein Aufsatz in der Historia II (1953) 177 ff.

3tber

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FRITZ WUST

wandten". Dann folgt unmittelbar der Satz: OLg Mae6ve o gv tpOCurtLxO
&xousazvreq 'CovX6ycow e'XC7rX7y[dVoL aLy- gLAeVOV 'O$u 7tp6q

t

ou? 'rLq 'XOXOU'V&C O,r c)aLX?L7roc)AocTrOr%vCp Fu OL &4U' r'o
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ac-Lpot x.alc oo)6ocxe, o' gi no)Xol OC ivovWe 6Otr7rpaTcLatV iyuatV eTxOv,-oTr &oX?&Caaeaaoct fjXov
(II, 2). Es ist klar, daB er nicht in diesen
Zusammenhanggeh6ren kann, denn er schildert die Situation unmittelbar nach der Rede und Alexanders Weggang. Dieser wird also doppelt berichtet: II, I geht Alexander in den Palast, verweigert die Nahrung, empfangt nicht einmal die Hetairen, II, 2 wird die Ratlosigkeit der Soldaten erwahnt, ist vom
Palast, von der Nahrungsverweigerungund dem EinschlieBen nicht die Rede, sondern begleiten ihn die roctpot und aujocroqpXxeq beim Weggehen. Diese
Doppelung ist m. E. nur aus der Beniitzung zweier Quellen erklarbar. Betrachtet man einmal rein die Tatsachen, so ist verdachtig, daB in ii, I als ganz selbstverstandlich ein k6niglicher Palast erscheint, denn unsere Stelle scheint die einzige zu sein, die fur Opis von einem solchen berichtet (vgl.
RE s. v. Opis). Umgekehrt spricht fur die Quelle II, 2 die Tatsache, daB die eTOClpOt u. aw o(p6bxeg den K6nig begleiten. Ihre Treue war fulrden K6nig jetzt von besonderer Bedeutung und Alexander konnte nur daran gelegen sein, wenn dies die MeutererwulBten,denn ohne die Generalitat war ihre Lage trotz allem prekar. H5itte er sich von ihnen abgeschlossen, so hatte er doch nur die
Position der Meuterergestarkt. Die Ernennungvon Persernzu Truppenkommandeuren und zu ,,Verwandten" sowie die Benennung persischer Einheiten nach makedonischem Muster,zeigt, daB das Heer zunachst in seinem Verlangennach
Ruckkehr fest blieb, wihrend der Konig damit unterstrich, daB auch er nicht nachgab. Die Ernennung der Perser und die Namensgebung an die persischen
Einheiten Wardie Antwort auf den Ruf, er solle mit seinem Vater zu Felde ziehen. Alexander wollte damit zeigen, daB es auch ohne die Makedonengehe.
Als die Soldaten davon h6ren - so berichtet Arrian II, 3 weiter - werden sie miurbe, laufen zum Palast, werfen vor der Tiure (Mt'pa. hier vielleicht als terminus technicus fur den Palast des GroBk6nigsvgl. Xen. Anab. II, I, 8) die an Waffen nieder, bitten um EinlaB, bieten die Auslieferung der Radelsfulhrer und erklaren, sie wiirden Tag und Nacht nicht weggehen, bis sich Alexander erbarme. Als Alexander dies gemeldet wird - er ist ja in dem groBen Palastkommt er eilends und weint, wie er seine Soldaten so demutig sieht. Dann tritt einer hervor, Kallinas mit Namen, rq atu'r-v xacxP4Xtx(cv 'r xat'x'Vr7pXtav o und erkiart, die Makedonen betrube
'rYqt717rou e'r &T0CLpLXjq OUX qvl, besonders die Ernennung der Perser zu Verwandten. Darauf umarmt ihn
Alexander und erklirt: ich mache euch alle zu meinen Verwandten und werde euch in Zukunft so nennen. Kallinas darf ihn dann als erster kussen, dann die anderen. Der hier genannte Kallinas tritt sonst nicht in Erscheinung. Die Worte -tr aiv etc. sind ,,ratselhaft" (Berve II, igo, Anm. 2). Es scheint sich um einen ein-

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Die Meutereivon Opis (ArrianVII, 8;

II, 1-7)

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fachen Angehorigen der Hetairenkavallerie zu handeln, der in seinem Regiment einen guten Ruf hatte. Dabei ist uberfluissig,daB zu trxmpX'mv 'rs noch 67=7ot n'4 &raLpLz4 hinzugesetzt wird, denn die Bezeichnung Hipparchie stellte schon aul3erZweifel, daB es sich um einen Angeh6rigen der Hetairenkavallerie handelte. Ptolemaios, ein General, hatte sich wohl kaum so ausgedriickt. Der
Ausruf Alexanders: ich mache euch alle zu meinen Verwandten, mag im tJberschwang des Gefiihls verstandlich sein. Aber daB Alexander die Bezeichnung tatsachlich in Zukunft anwenden wollte (&'7t ',oitou o5ciq xcx)ac), ist doch kaum anzunehmen, zumal dadurch die Ernennung der vornehmen Perser zu
,,Verwandten" v6llig entwertet worden ware. tVbrigensist auch auffallend, daB diese riihrende Geschichte auf die Meuterei unmittelbar gar keinen Bezug nimmt. Immerhin ausgeschlossen ist eine solche Scene nicht.
Was ist nun das Resultat unserer Analyse? Der doppelte Bericht fiber das
Weggehen Alexanders nach der Rede, zeigt, daB Arrian mindestens zwei Quellen fur die Meuterei vor sich liegen hatte. Die in ii, i vorliegende ist dramatischeffektvoll: der gekrankte K6nig schlieBt sich im Palast ein, nimmt keine Nahrung zu sich, laBt niemand zu sich. Dramatisch effektvoll ist es auch, wie Alexander von der Tribulnespringt, auf die Radelsfiihrer zeigt und sie zur Hinrichtung abfuhren laft, ebenso wie die Soldaten zum Palast stiirmen, die
Waffen vor der Tulrniederwerfen, um EinlaB bitten und Tag und Nacht stehen bleiben wollen, dann wie Kallinas, der biedere Soldat, vortritt, wie Alexander ihn umarmt. Das geht alles auf einen Autor zuruck, und er hat wirklich ein sehr bewegtes und farbiges Bild gemalt. Den AnlaB, der die Meuterei ausgel6st hat, hat er nicht gewuBt, hingegen wuBte er von den Zurufen der Soldaten,
Alexander solle sie entlassen und mit seinem Vater zu Felde ziehen, wuBte, daB das Heer zunachst in seiner Haltung fest blieb und wuBte von der Ernennung vornehmer Perser zu Truppenkommandeuren usw. Ob und inwieweit sonst hinter den farbigen Pinselstrichen konkrete Tatsachen stehen, wie z. B. bei der
Kallinasscene, wird man kaum entscheiden kbnnen, aber bestimmte Anhaltspunkte hat er wohl fulrseine Komposition gehabt.
Diesem Autor ist, glaube ich, Kapitel 8 und II, 1-7 im ganzen Umfang zuzuschreiben, mit Ausnahme von ii, 2 und vielleicht mit Ausnahme des Satzes
9V y&p 8 O' UTrepo; 3. Auch letzterer kann eingeschoben sein. Sonst ist m. E.
8,
keine Nahtstelle zu finden. DaB dieser Autor mit seinem Streben nach Effekt und Dramatisierung mit dem Verfasser der Rede identisch ist, scheint mir ziemlich sicher: das Ganze ist rhetorisch, und die Rede ist der Hohepunkt seiner
Darstellung1. tYbrigensnimmt der Autor der Rede auch an einer Stelle (IO, 5) mit den Worten: rwU< ab-CoX4[.ou U'4Cv nOUcrok 'rotg oXOtL&rro v auf die
,
w vorausgehende Darstellung Bezug, namlich auf die Worte: abo7rruL7et ...
1 Ich glaube sicher, daB das Motiv des EinschlieBens, der Nahrungsverweigerung, das
Niederwerfen der Waffen durch die Soldaten Topoi sind, wenn ich auch fiir die Zeit vor
Alexander kein Beispiel gefunden habe.

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FRITZ WusT

o'LXot (8, I). Nicht nur in der Rede, sondern in der
(oZp
ganzen Partie liegt also vielleicht Kleitarch vor.
Bei der anderen Quelle (II, 2) mag man an Ptolemaios denken. Offenbar hat fiber seine nuchterne Darstellung die Rhetorik triumphiert1.
Bevor wir zum Versohnungsfest ubergehen, muB noch zu dem Bericht des
Curtius uber die Meuterei im ganzen eingegangen werden. DaB er den Anlaf und den Anfang der Meuterei richtig bietet, wurde schon erwihnt. Woher er dieses Material hatte, ist eine offene Frage. Auch er bietet dann eine Rede
Alexanders (X, 2, I5-30).
Einzelheiten zeigen, daS er die bei Arrian vorliegende Alexanderrede gekannt hat2, aber im ganzen hat er seine Rede anders gemacht. Die Verhaftung der Radelsfuihrer bringt er nicht vor, sondern nach der Rede (X, 2, 30ff.). Dann laBt er Alexander an die versammelten Perser eine
Rede halten (X, 3, 7-I4). Ihr Inhalt ist im Wesentlichen folgender: Alexander habe bei seinem Obergang nach Asien geglaubt, die Perser seien verweichlicht, habe sie dann aber als tapfere Manner kennen gelernt. Deshalb habe er junge
Perser rekrutiert und sie ins Heer eingegliedert. Sie triigen die gleiche Kleidung und die gleichen Waffen wie die Makedonen. Dann habe er Roxane und
Stateira geheiratet, um durch dieses heilige Band jeden Unterschied zwischen
Siegern und Besiegten auszuschlief3en.Die Rede gipfelt dann in den Worten:
Asiae et Europae unum atque idem regnum est, Macedonum vobis arna do, invetaravi peregrinam novitatem: Et cives mei estis et milites. Omnia eundem ducunt colorem: nec Persis Macedonum morem adumbrare nec Macedonibus
Persas imitari indecorum. Eiusdem iuris esse debent, qui sub eodem rege victuri sunt. Dann heiBt es weiter: Hac oratione habita Persis corporis sui custodiam credidit, Persas satellites, Persas apparitores fecit.
Curtius stellt also der Versammlung des makedonischen Heeres und der
Rede Alexanders an die Makedoneneine Versammlungder persischen Truppen und eine Ansprache Alexanders an sie gegeniiber, wahrend bei Arrian nur die vornehmen Perser zu Alexander gerufen werden. Ob eine solche Versammlung der persischen Truppen stattgefunden hat, mag recht fraglich erscheinen.
Curtius will hier scharf kontrastieren, wie er z. B. die festgenommenen Radelsfiihrer durch Perser zur Hinrichtung fulhrenlaBt, nicht durch die Hypaspistenleibwache. Aber immerhin, einige Worte wird Alexander wohl an die vornehmen Perser gerichtet haben, als er sie zu Truppenkommandeuren und
,,Verwandten" ernannte, und die Gedanken, die Curtius Alexander in seiner
Ansprache auBern la3t, wuirdenhierfur durchaus passen. Wir besitzen sonst keine Qiielle, die die Verschmelzungspolitik Alexanders und ihr Ziel so knapp und treffend zusammenfaBt. Die einzelnen Wendungen wie liberos tollere, cives mei estis et milites, eiusdem iuris esse debent sind zweifellos von Curtius gepragt. Aber hat er auch selbst das sachliche Material fur die Rede zusammen-

1 Es wvare vielleicht zu prufen, ob diese wohl erste rhetorische Darstellung einer Meuterei
2 Vgl. Tarn II, 296. nicht literarische Nachwirktungen gehabt hat.

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Die Meutereivon Opis (ArrianVII, 8;

II,

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I-7)

gestellt, vor allem den Kernsatz: Asiae et Europae unum et idem regnum?
Gerade dieser Satz scheint doch mit dem AnlaB der Meuterei in unmittelbarem
Zusammenhangzu stehen. Die Soldaten wollen mit ihrem Konig in die Heimat, fur sie ist Alexander nur ihr Konig, Asien nur ein erobertes Gebiet, nicht aber
Asien und Europa unum et idem regnurr. Wenn Curtius diese Rede nicht nur formuliert, sondern auch die in ihr geiuf3erten Gedanken zusammengestellt hat, dann hat er das auf jeden Fall nicht schlecht gemacht.
Im AnschluB an den Satz: hac oratione habita usw. (siehe oben) bringt
Curtius das Gespriichzwischen dem Radelsfuhrer und Alexander. Der Anklang der Worte: unum ex iis auctoritate et aetate gravem an die Charakterisierung des Kallinas bei Arrian:

tx4Lov xa& .

oiux ocpavjc, macht die Annahme wahr-

scheinlich, daB Curtius die Kallinasgeschichte kannte und das Gesprach des
Konigs mit einem einfachen Soldaten auf diese Weise variierte. Nach dem Gesprach mit dem Meuterer kommen bei Curtius die Soldaten zum Palast und stehen dort zwei Tage lang, wahrend bei Arrian Alexander sich zwei Tage einschlieft. Offenbarhat hier Curtius das Motiv der zwei Tage variiert. Dann folgt bei ihm die Versohnung (ohne Kallinasscene).
Curtius hat also bei dem Anlaf3und dem Anfang der Meuterei und vielleicht auch bei der Rede Alexanders an die Perser gutes Material verwendet. Woher er es hat, wird wohl hypothetisch bleiben.
Arrian VII,
Das Versdhnungsfest,

ii,

8-9

Der Bericht uber das sog. Versohnungsfest schliel3tsich bei Arrian unmittelbar, und zwar mit der Verbindung int to&%Ol, an den Bericht uber die Meuterei, die mit der Versohnungsscenebeendet war, an. Diese Tatsache verlangt es, daB man priift, ob und inwieweit das beruhmte Gebet Alexanders wie uberhaupt das Versohnungsfest aus der speziellen Situation, d. h. der der Meuterei verstanden werden kann. Hierfur ist es zweckmaBig den Bericht Arrians vorauszuschicken und ebenso den des Curtius.
Arrian: 'A),exv8poq 8i E7t' TOUTOOL&uUaLv TE 4UEL -roZ4
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*
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W'r- 7nXLrtvVaa.

Curtius: Digna tamen res visa est, quae maioribus hostiis expiaretur. Itaque sacrificio magnificeperpetratoMacedonumsimul Persarumquepritnoresinivitavit

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FRITZ WUST

ad epulas. Novem milia eo convivioexcepisse proditumest memoriaeeosqueomnes vatibuscum alia vota invitante regeex eademcreteralibavisse, Graecisbarbarisque fausta praeeuntibus,tum inprimis, ut utriusque imperii societas in idem corpus coalita perpetaeesset.
8y,Uor?X' oder, wie der Ausdruckauch lautet, eine
Das Fest war eine cAvoEv
Demothoinia (s. RE. s. v. Demothoinia). Solche fanden in Griechenland bei groBen Festen statt und bestanden darin, daB nach dem Opfer jeder Buirger eine Portion bekam (vgl. RE. s. v. Opfer 623). Dementsprechend berichtet
Arrian &'Er . . Xmi &oEv7V &b0(7Cae.Da Makedonen und Perser verschiedene
Gotter und verschiedenen Ritus hatten, darf man wohl vermuten, daB den beiderseitigen G6ttern bzw. einzelnen Vertretern beider Gruppen geopfert wurde. Vielleicht war das Fest eine Theoxenia fur diese Gotter. Da Arrian berichtet, daB Alexander den Gottern opferte, denen er auch sonst zu opfern pflegte ((olt ocu v6loq), miiLte man dann annehmen, daB er das Opfer an diese G6tter darbrachte, wahrend vielleicht die Magier das Opfer ffir die persischen Gotter durchfiihrten.
Bei dem Essen saB Alexander und auch die iibrigen (xa,%ev6q 'r oei)Tk xact 7r&v'tovxma&I.vAwv). Das wird ausdriicklich gesagt und ist in der Tat auffallend, denn Alexander pflegte liegend zu essen (Plut. Alex. 23 Berve I, I3), und auch sonst wurde bei den Demothoiniai das Mahl auf der Kline eingenommen (vgl. Nilsson, Gr. R. 1 383 u. 780/I). Ob sich bei den Makedonen das
Sitzen beim Essen, wie es bei Homer erscheint (vgl. Odyssee III, 33), beim feierlichen Opfermahl noch erhalten hat, oder wie das zu erklaren ist, vermag ich nicht zu sagen'.
Naturlich hatte an dem Tisch Alexanders nur eine begrenzte Zahl von Personen Platz. Wenn an ihm nur Makedonen saten, die Perser hingegen an anderen, entfernteren Tischen, dann war das fur die Perser und gerade fur die
Vornehmen eine Zuriicksetzung, wie man sie nach der Ernennung zu ,,Verwandten" nicht erwarten kann. Schon deshalb muB man annehmen, daB sich u6.LeVotnicht nur auf der Satz 6cot xon' &E,wmJv frLva &),
&X?qv &pF'rv 7tpe die anderen Volker2, sondern auch auf Makedonen und Perser bezieht. Die
Reihenfolge: Masse derMakedonen,Masse der Perser, einzelne Vertreteranderer dann vor Moxe6vcov und
Volker ist an einem Tisch undenkbar, zudem muB3te
Hlepavov Artikel stehe. An Alexanders Tisch haben also die vornehmsten der gesessen,und zwar
Vertreter der Makedonen,der Perser und der anderenV6Lker in dieser Reihenfolge, die eine gewisse Rangfolge darsteilt. Wie die Masse der iibrigen Festteilnehmer gruppiert war, wissen wir nicht, fiursie hat sich die hier vorliegende Quelle auch nicht interessiert, hingegen aber die Logos-QueUe.
Sie gibt die Zahl der Teilnehmer mit gooo an und berichtet, daB sie an der
Sponde teilnahmen und den Paean anstimmten. Wenn dieZahlenangabe richtig
Hierzu Duris F. Gr. Hist. Nr. 76 F 49; pers. Einflu( ? vgl. Xen. Kyrop. VIII 4, I f.
2 So Tarn II, 441.

I

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Die Meuterei von Opis (Arrian VII, 8;

II,

l-7)

427

ist, dann hatten nicht alle makedonischen und persischen Truppen teilgenommen, sondern nur Teile oder Abordnungen. Das ware nicht unverstindlich, wenn man bedenkt, welche Zurustung ein solches Fest erforderte.
Da Agypter, Babylonier, Lyder usw. keine h6chsten Amter und Stellungen im Reich Alexanders hatten und sich unseres Wissens auch keine hervorragenden Vertreter von ihnen bei Alexander befanden, ergibt sich von selbst, daB mit den anderen Volkern eben die nicht persischen, uibrigen iranischen Bev6lkerungselemente gemeint sein mussen. Ftir die Annahme, daB unter den anderen Volkern auch solche zu verstehen seien, die nicht dem Reich angehbrten, fehlt jede Voraussetzung. Die von Alexander zur Tafel herangezogenen Vertreter haben also in keiner Weise eine Reprasentation aller Volker des Reiches dargestellt, sondern gehdrten zu jenen Bev6lkerungselementen, mit denen sich die ,,Verschmelzungspolitik" befaBte. Nattirlich werden an der Tafel auch
Griechen gesessen haben wie z. B. Eumenes, aber nicht als Reprasentanten
,,der Griechen", sondern als Wiirdentrager Alexanders.
Die Griechen sind nicht besonders genannt. Wenn von den griechischen
Sehern die Rede ist, so erscheinen sie lediglich als Aequivalent zu den persischen Magiern. DaB sie mit an der Tafel unter den vornehmsten Vertretern saBen, kann man nicht erwarten und wird auch nicht gesagt. Sie sind vielmehr nur bei der Kulthandlung der Spond6 in Funktion getreten, und zwar fiihrten sie die Katarche, das Voropfer aus. DaB das Wort xrocpyo1vov hier nicht als terminus technicus zu verstehen ist, sie also die ersten Spenden vor dem K6nig darbrachten, scheint mir ausgeschlossen1.Dieses Voropfer wird im Netzen und tJbergieBender Hande derer, die die Sponde darbrachten, bestanden haben2.
Dabei sind die griechischen Seher vielleicht nur deshalb herangezogen worden, weil vielleicht nach persischem Ritus Magier dazu notwendig waren.
Die Spenden wurden aus demselben Mischkruggesch6pft, wie ausdriicklich betont wird ((&7t6ro5u acuxrou xpacTpo;). Wenn dies besonders unterstrichenwird, so kann der Grund hierfur nicht gewesen sein, daB rein iuBerlichgesehen ein
GefaB verwendet wurde, denn das ist bei der Sponde doch wohl das tJbliche gewesen (bei Homer verwenden die zahlreichen Freier auch nur e i n en Mischkrug). Das Auffallende ist vielmehr gewesen daB die makedonischen, persischen und sonstigen Vertreter aus ein und demsnlben GefaB die g 1e i c h e Spende entnahmen. Das setzt voraus, daB fur die auBere Form der Sponde und die
Wahl der Flussigkeit eine Regelung gefunden wurde, die sowohl mit dem griechisch-makedonischen wie mit dem persisch-iranischen Ritus vereinbar war.
Ob die Voraussetzungen hierfiir so ohne weiteres gegeben waren, weiB ich nicht, aber es erscheint mir fraglich, und zwar deshalb, weil noch einmal ausdrnicklich darauf hingewiesen wird, daB die namliche Sponde gespendet wurde ('ag o
5mov8(4). Das war namlich selbstverstandlich, wenn man aus e i n e m Mischkrug sch6pfte, brauchte also nicht nochmals unterstrichen zu werden. So hat m. E.
1 Anders Tarn II, 442.

' Vgl. RE. Opfer XVIII, i, 6oi, Stengel KA3

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III.

FRITZ
WtST

428

nicht die Verwendunge i n e s Mischkrugesdie Zusammengehorigkeitder Opfernden zum Ausdruck bringen sollen, sondern vielmehr die Tatsache, daB alle das und mit der gleichen Flussigkeit spendeten. gleiche Opfer in derselben Formn
Vielleicht sollte damit eine besondere Verpflichtung der Opfernden untereinander auf den Inhalt des Gebets erzielt werden.
Bevor wir zum Gebet selbst ubergehen, seien zwei Feststellungen vorausgeschickt:
I. Die Darstellung Arrians bietet keinen Anhaltspunkt dafur, daB das Fest die Vers6hnung Alexanders mit seinen Makedonen besiegelte. Sie ist bei einige Makedonen,
Arrian mit der Kallinasscene beendet. Alexander kuif3t die Masse zieht, einen Paean singend, ab (II, 7). Wenn Tarn (II, 440) erklart, daszuerst genannteOpfer Alexanders (456s. vroZ040e o Tot i r v6,Uoq) sei "doubtless a thanksgiving for the reconciliation" und dann weiter fahrt: "and then he passed on to a greater reconciliation", dann wird das
Fest in zwei Halften zerrissen (Versohnung Alexander-Makedonenund
Versohnung Makedonen-Perserbzw. nach Tarn Weltverbriiderung),wahrend es bei Arrian eindeutig als ein Fes, erscheint, dessen Hohepunkt
Spond6 und Gebet waren. Abgesehen davon besteht zwischen einem Fest, das eine Meuterei abschlieBt, und einem Fest mit dem Gedanken einer
Weltverbrfiderungkeinerlei innere Verbindung, denn daB es sich in beiden Fallen um eine reconciliation handelt, ist eine lediglich auBerliche
Parallele.
2. Die Darstellung Arrians bietet keinen Anhaltspunkt dafur, daB die Teilnehmer an Alexanders Tafel eine Reprasentation aller Volker des Reiches oder gar dariiber hinaus darstellten, hingegen zeigt die Funktion der lhellenischen Seher und der persischen Magierl, dab es sich bei diesem Fest um das Verhaltnis zwischen Makedonenund Persern-Iraniernhandelt.
Damit sind wir bereits auf eine Frage gekommen, die das Gebet selbst betrifft, und bei deren Beantwortung sich zwei Anschauungen gegenuiberstehen.Die
Alexander mit diesem Gebet den Grundgedanken seiner einen glauben, daB3
Verschmelzungspolitik ausdruckte, die anderen sehen in ihm den Ausdruck einer WeltverbriuderungsideeS.
Arrian bietet das Gebet nicht in vollem Wortlaut wie die Worte 'a-r &X)oc aya&x zeigen. Wir wissen nicht, ob es wesentlich umfangreicher war, ja wir haben auch nicht unbedingte Gewif3heit,daB Alexander die Worte 04tovotv 're xat xoLv'vVLv mpziq selbst gebrauchte. Es ware nicht ausgeschlossen,da13der hier vorliegende Autor mit diesen Worten den Inhalt zusammenfaBte.
Die Schwierigkeit in der Deutung der Worte o0uLOVOLOXO XOLV(iVLO MpXq;besteht m. E. nicht zuletzt darin, daB wir keinen Praecedenzfall fur das hier vorVgl. Wilcken SBBA 1937, 9g8f. Die letzten Plane Alexanders des Gro3en, io A. 6. als Vgl. Bengtson, Alexander und der Hellenismug, ein Forschungpbericht, WVelt Geschichte, 1939, 17J ff., und Gr. G. 338 Anin. 2.
I

2

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Die Meutereivon Opis (ArrianVII, 8;

II,

I-7)

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liegende Problem, sei es Verschmelzungspolitik, sei es Weltverbriiderung ken&pX-i nen. Die Worte o'tLvom xOaXOLV)VotcO befassen sich also mit einem neuen, bisher nicht dagewesenen Problem und lassen sich deshalb auch begriffsgeschichtlich nicht zuruckverfolgen. Wenn z. B. der Begriff Homonoia im
4. Jahrhundert ,,Eintracht" sowohl im innerstaatlichen wie im zwischenstaatlichen Leben bedeutet, so ist er auf den griechischen Raum und auf die griechische Polis beschrankt. Der andere Begriff xotwivMo ist rein sprachlich nicht kann ,,Teilhaben" und kann ,,Gemeinsamkeit, Gemeineindeutig. xotvLavCO schaft" bedeuten, &pXn ,,Herrschen = rule", und ,,die Herrschaft = realm das -

Reich"'.

tlbersetzt man KoLV&)Vi &pxq mit ,,Teilhaben am Herrschen", dann steht im Hintergrund der Gedanke, daB die Makedonen und Perser die ,,Herrenschicht" oder ,,die herrschenden Schichten" im Reich Alexanders sein sollten.
Geradediese Vorstellung aber fuhrt vom Weg ab2. Fur Alexander, den Sch6pfer der absoluten Monarchie,sind Makedonenund Perser die seine Herrschaft tragenden Schichten, aber es kann nicht von ihrem Teilhaben am Herrschen die
Rede sein. Infolgedessen kann Arclie hier nicht ,,Herrschen" bedeuten, sondern nur ,,Herrschaft = Reich", wie etwa Darius von der nocrpx &p ' spriclit

(II, I4, 3). Weiterkann dann XOLvwv'Lm nicht ,,Teilhaben" sondernbeheiBen, deutet ,,Gemeinsamkeit oder Gemeinschaft".
Auf die Frage, was nun unter ,,Gemeinschaft des Reiches" zu verstelhenist, gibt nun, wie ich glaube, die Untersuchung die Antwort, was denn das Gebet wie iuberhauptdas Fest mit der Meuterei zu tun hatte, eine Frage, die meines
Wissens bisher nicht gestellt worden ist. Wir haben gesehen, daB die Makedonen anlaBlichder Veteranenentlassungdeshalb meuterten, weil sie uberzeugt waren perpetuam eum regni sedem in Asia habiturum (Curtius X, 2, I2). Fur sie war also die sedes regni in Makedonien,dorthin wollten sie mit ihrem Konig zuirdckkehren. Das heiBt mit anderen Worten, daB sie die Gemeinschaft des Makedonen und Perser umfassenden Reiches nicht anerkannten.
Die Quelle, die Arrian hier benutzt hat, ist wohl Ptolemaios gewesen, eine allgemein vertretene Ansicht3. Seine Darstellung hebt sich von der vorausgehenden Partie in ihrer knappen und auf das Wesentliche beschrankten Forn klar ab, und die Partie stammt sicher von einem Teilnehmer an der Tafel Alexanders. Sie wird eingeleitet mit den Worten inl tou'ot. Obersetzt man sie mit
,,darauf = auf das hin", dann beziehen sie sich auf die Vers6hnung zwischen
II, 443/4.
Ich halte es deshalb auch nicht fur richtig, wenn man der ,Herrenschicht" der iranischen Elemente die ,,Untertanenschicht" der ubrigen Volker des Reiches gegenuberstellt.
Die bevorzugte Stellung des iranischen Elements war in der Geschichte und der Struktur des persischen Reiches bedingt, wie sie Alexander antraf. Bengtson hat fur diese Frage mit
Reclht auf die fWderalistische Struktur des alten Perserreiches hiiigewie-sein (Welt als Geschiclhte a. a. 0. I72).
3 Vgl. Tarn II, 44I.
ITarn
2

z8 Historia 11

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FRITZ WUST:

Die Meuterei von Opis (Arrian VII, 8; II, I-7)

Alexander und den Makedonen und erscheint das Fest als Versohnungsfest zwischen beiden. DaB es das nicht gewesen ist, habe ich oben hervorgehoben.
Dann gibt es nur zwei Moglichkeiten: entweder hat Arrian, der hier die Quelle wechselt, das &7r'ro&roL4 als Verbindung zu dem Vorausgehenden eingeschoben,

wobei er das Fest irrtiimlich als Versohnungsfest zwischen Alexander und den
Makedonenauffaf3te,oder Ptolemaios hat sich unmittelbar vor der von Arrian ubernommenenPartie uiberdas Problem: Makedonen-Perser,Gemeinschaft des
Reiches geaufert, vielleicht im Zusammenhang mit der Ernennung der Perser zu ,,Verwandten".
Zum SchluB mussen wir nun noch auf den Bericht des Curtius eingehen.
Wenn er den AnlaB der Meuterei richtig bietet, wie auch Tarn betont, ist das gerechtfertigt, obwohl das sonst nicht geschieht, auch bei Tarn nicht. Vergleicht man seinen Bericht mit dem Arrians, so besteht der Unterschied im
Wesentlichen darin, daB er nichts von der Tischordnung berichtet und daB nicht Alexander das Gebet spricht, sondern die Seher. Au3erdem beginnt er die
Ausfuhrungenfiber die Einzelheiten des Festes mit der Angabe der Teilnehmerzahl, die er ebenfalls mit gooo beziffert. Ich halte es deshalb ftir moglich, daB sein Bericht auf die LogosquelleArrians zuriickgeht,die sich mehr fir die Masse der Festteilnehmer interessiert. Sie kann durchaus ausfuihrlicher gewesen sein, weil Arrian ihr vor allem nur die Zahlenangabe entnehmen wolltel.
Bei ihm wird gebetet, ut utriusque imperii societas in idem corpus coalita perpetua esset. Damit wird dasselbe gesagt wie mit den Worten: Asiae et
Europae unum atque idem regnum est (X, 2, I3). Beides ausgezeichnete Formulierungen. Woher er sie hat, ob er sie gepraigt hat, vermag ich nicht zu sagen, aber man darf sie doch wohl als Bestatigung der oben gegebenen ttbersetzung des Gebets betrachten.
Alexander hat also in Opis fiurdie Eintracht zwischen Makedonen und Persern - nichts weiteres heilt hier O6u6voa- gebetet und darum, daB die Gemeinschaft des Reiches Bestand haben m6ge. Um diese Gemeinschaft zu unterstreichen, hatte er wohl die vornehmen Perser zu ,,Verwandten" ernannt.
Es war dies nicht nur eine taktische MaBnahmeim Zusammenhang mit der
I

Da die Logosquelle ebenfalls daraul hinweist, daS die Teilnehmer e i n e Spond6 (,tuxv oxrovUv) darbrachten, muB man annehmen, daB auch an den anderen Tischen Makedonen und Perser zusammensaBen. Vielleicht haben an diesen Tischen dann die griechischen
Seher und die Magier das Gebet gesprochen, das Alexander an seinem Tisch selbst betete
(vota praeeuntibus). Wenn Alexander, nachdem das Opfermahl sitzend eingenommen worden war, stehend die Sponde darbrachte und betete, war er fur die Masse der Teilnehmer nicht sichtbar und wohl auch ftir den gr6Bten Teil nicht vernehmbar. Vielleicht ist es darauf zuruckzufuhren, daB bei Curtius' nur erwAhnt wird: omnes invitante rege ... libavisse. Gerade das spricht dafur, daB Curtius' Angabe auf die Logos-Quelle zuruckgeht,
(lie das Fest mehr vom Standpunkt der Masse der Festteilnehmer betrachtete, im Gegensatz zu Ptolemaios. Im tJbrigen scheinen die Worte: proditum est memoriae zu den Worten
Ya.(eLt ),6yoq in gewisser Parallele zu stelhen.

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H. G.

PFLAUM:

La chronologie de la carri6re de L. Caesennius Sospes

43I

Meuterei, sondern eine programmatische Mal3nahme, die die Gleichstellung zeigen soilte. Die Feier in Opis war also kein Versohnungsfest zwischen Alexander und den Makedonen,eigentlich auch nicht ein Vers6hnungsfest zwischen
Makedonen und Perser, zumal wir von offenen Auseinandersetzungen zwischen beiden gar nichts h6ren, sondern ein feierlicher, fufrdie Teilnehmer verpflichtender Bittgottesdienst. Ob Alexander dabei an seine Westplane gedacht hat, mag dahin gesteilt sein1.
Muinchen

FRITZ

WUJST

LA CHRONOLOGIE DE LA CARRIERE
DE L. CAESENNIUS SOSPES
Contributiona 1'ttudedes responsablessenatoriaux de la distribution de ble d la plebe romaine.2
La date de la carri&re s6natoriale de ... Sospes est une crux ancienne de
1'epigraphielatine. L'inscription qui nous a conserv6 son cursus fut copiee pour la premi6re fois en I842 par le voyageur anglais, W. J. Hamilton3 lors de son passage 'aAntioche de Pisidie. J. R. Sittlington Sterrett4 put ensuite, en I884, ameliorer la lecture de la premi&re ligne et c'est son texte que nous lisons aussi bien sous la plume de Mommsen au CIL., III, 68i8, que chez H. Dessau, dans ses Inscr. lat. sel. IOI7. Nous ne voudrions pas nous arreter ici a 1'enumeration de toutes les hypotheses avancees par trois generations de savants, il vaut mieux nous reporter au document meme et renvoyer pour les discussions
I Auf Eratosthenes bei Strabo I, 66, Plut. de fort. Al. M. 1, 6 p 329 gehe ich nicht ein,

weil der Bericht von Arrian und Curtius nicht den geringsten Anhaltspunkt bietet, Alexander eine Weltverbruderungsidee zuzuschreiben ebensowenig wie es irgend eine Handlung gibt, die Alexander zu seinen Lebzeiten vorgenommen hat, und die sich in diesem Sinn deuten lieBe. (Letzteres betont auch Tarn II, 434.) Diese Schwierigkeit bestimmt letzten
Endes auch den Weg, den Tarn in seinem Abschnitt "Brotherhood and Unity" (II, 399 bis 449) einzuschlagen gezwungen ist: Er verfolgt die Entwicklung der Weltverbruderungsidee und versucht nachzuweisen, daB niemand als ihr Schopfer in Frage kommen konne als eben Alexander. Erst nach dieser indirekten Beweisfuhrung einer negativen Abgrenzung interpretiert er das Gebet. Vgl. auch Berve, Die Verschmelzungspolitik Alexanders des
Gro3en,

Klio I938,

i6i

Anm.

I.

2

L'expos6 suivant a fait, k Paris, le ii septembre 1953, l'objet d'une communication &
1'Acad6mie des Inscriptions et Belles-Lettres.
3 W. J. Hamilton, Researches in Asia Minor, Pontus and Armenia, 1842, nD I78 (= Lebas-Waddington, III, i8i6
Henzen-Orelli, Inscr. lat. select. amplissima collectio, III,
6912
avec add. p. 521)
4 J. R. Sittlington Sterrett, An Epigraphical Journey in Asia Minor, (Papers of the
American School of Classical Studies at Athens TI), 1883/4, p. 124, n? 98.
28*

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