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Hooliganismus

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Submitted By Joshua2408
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Pages 12
Köln, 27.01.2011

Hausarbeit

Hooliganismus -
Gewalt bei Sportereignissen

Einleitung

Das Phänomen des Hooliganismus bezeichnet eine von Zuschauern ausgehende Gewalt bei Sportereignissen oder im Zusammenhang mit diesen (z.B. im Vorfeld bei der Anreise).
Wir werden uns auf den Hooliganismus im Umfeld des Fußballsports konzentrieren, da Fußball ein Volkssport mit viele aktiven Vereinsmitgliedern, sowie mit zahlreichen, Woche für Woche begeisterten Stadiongänger und Fernsehzuschauer ist. Diese Fans sind nicht nur in finanzieller Hinsicht unverzichtbar für die Vereine und die Sportartikelindustrie. Sie sorgen auch für eine anfeuernde und motivierende Unterstützung der Spieler von den Rängen aus und machen dadurch den Fußball zum Medienereignis.
Die Frage, warum Hooliganismus verstärkt bzw. fast ausschließlich im Rahmen des Fußballsports vorkommt, ist nicht einfach zu beantworten. Eine mögliche Antwort könnte sein, dass das Bild der hegemonialen Männlichkeit durch Fußball bedient wird und durch ihn Wertevorstellungen vermittelt werden, die durch Begriffe wie Macht, Körperlichkeit, Mut und Kameradschaft geprägt sind.

Gliederung 1. Definition und Etymologie des Begriffs 2. Entwicklung und Entstehung * Geschichte * Entstehung bzw. Ausdifferenzierung eine Subkultur * Abgrenzung von Fan, Ultra und Hooligan 3. Der moderne Hooligan * Soziale Herkunft und Zusammensetzung * Intention und Beweggründe 4. Fallbeispiel 5. Gegenmaßnahmen 6. Quellenverzeichnis

1 Definition und Etymologie des Begriffs

Der Begriff Hooliganismus ist schwer zu definieren. Grund dafür ist, dass man den Hooliganismus als eine Art Bewegung, eine Entstehung einer Subkultur, betrachten muss, welche sich in über mehr als einem Jahrhundert entwickelte.
Dies wird allerdings genauer im zweiten Punkt der Ausarbeit, der Entstehung und Geschichte erläutert.
Zum heutigen Zeitpunkt kann man den begriff Hooligan wie folgt definieren:

Beim Hooligan handelt es sich um den rein erlebnisorientierte Zuschauer, also um den Hooligan. Die konfliktsuchenden, aggressiven Zuschauer haben eine unterschiedlich stark ausgeprägte Vereinsbindung. Jedoch steht nicht das Fußballspiel im Mittelpunkt, sondern der Krawall und die gewalttätigen Ausschreitungen im Rahmen der Veranstaltung (z.B. bei der An- und Abreise). Bei diesen Ausschreitungen treffen normalerweise Gleichgesinnte, also ebenso gewaltbereite Anhänger des gegnerischen Vereins, aufeinander.

Der Begriff Hooligan geht angeblich auf eine irische Familie namens O‘Hoolihan zurück, welche im 19. Jahrhundert lebte und vor allem wegen ihrer üblen Prügeleien bekannt war. Eine weitere Theorie stützt sich auf den Iren Patrick Hooligan, der 1898 in London in einem Londoner Polizei-Bericht als Randalierer und Anführer einer Jugendbande auftauchte. Somit kann man sagen entstammte das Wort dem Londoner Polizeijargon und ist zurückzuführen auf den Bandenführer mit dem Spitznamen Hooley. Das Wort „hooley“ stammt aus dem Irischen und bedeutet übersetzt soviel wie „wild“. Seit spätestens 1900 wird die Bezeichnung Hooligan auch in Russland parallel gebraucht und geht auf slawische Sprachwurzeln zurück.
Hier wird deutlich, dass die Bezeichnung Hooligan und dessen Ursprung nicht klar zugeordnet werden können, da es verschiedene Theorien gibt.
Der Begriff wurde zum ersten Male nachweisbar in einer englischen Tageszeitung im Jahre 1898 gebraucht und stand damals im Zusammenhang mit Alkohol und exzessiver Gewalt auf öffentlichen Plätzen
.

2 Entwicklung und Entstehung

3.1 Geschichte

Heutzutage bezieht sich die Begrifflichkeit „Hooligan“ ausschließlich auf das Phänomen Sport und in diesem Bereich fast ausschließlich auf den Fußball, wobei der Begriff schon zum ersten Mal 1898 in einer englischen Tageszeitung gebraucht wurde. Damals stand dieser noch nicht in Verbindung mit dem Fußball, sondern noch in Verbindung mit Alkohol und exzessiver Gewalt und definiert die Personengruppen der Kleinkriminellen, Halbstarken und Rowdys.
Entscheiden für die Bewegung war die Entwicklung des Breiten- und Massensports Fußball und die Gründung des englischen Fußballbundes 1863.
1900 zog Deutschland nach und gründete den „Deutschen Fußballbund“.
Fußballspiele waren seitdem her immer von kleinen Ausschreitungen begleitet, wie verbalen und körperlichen Attacken auf die Spieler und Schiedsrichter.
Die ersten nennenswerten Ausschreitungen fanden 1909 in Glasgow beim Pokalfinale Glasgow gegen Celtic statt, nachdem den Anhängern eine zuvor versprochene Verlängerung verweigert wurde und diese den Platz stürmten. Die Fans beider Vereine zündeten Torpfosten an, zerstörten Kassenhäuschen und lieferten sich Schlägereien untereinander und mit der Polizei und Feuerwehr, bei denen ungefähr 100 Menschen verletzt wurden. Die lokale Presse schrieb am nächsten Tag vom „King Hooligan“

1931 kam es zu den ersten Vorkommnissen in Deutschland bei der Spielpaarung Hertha BSC und der Spielvereinung Fürth. Hier sorgte ein umstrittener Elfmeter für Unruhen bei den Fans, welche dem zu Folge einen der Spieler niederschlugen.

Bis weit in die sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts blieb die Gewalt von Zuschauern anlassbezogen. Das heißt sie wurde hervorgerufen durch Aggression anlässlich diverser Fehlentscheidungen der Schiedsrichter oder der Leistung der eigenen Spieler. Gerichtet hat sich die Gewalt gegen den Schiedsrichter oder gegen die Spieler der eigenen als auch der gegnerischen Mannschaft und nicht gegen die generischen Fans.

Zum ersten großen Wendepunkt in der Geschichte des Hooliganismus kam es um 1966.
Circa ab der Fußballweltmeisterschaft in England setzten nach und nach folgende drei Entwicklungen ein, die zur Vermehrung von gewalttätigen Auseinandersetzungen führten:

Jugendliche Zuschauer begannen sich in Stehplatzbereich abzusondern. Aufgrund zunehmender Mobilität die bezüglich der WM in England von Nöten war, war der Besuch von Auswärtsspielen einfacher möglich. So gab es häufiger einen Fan-Block der Auswärtsmannschaft, welcher sich meist auf der gegenüberliegenden Tribüne der Heimfans befand. In dieser „Wir-Die-Situation“ wurde nun nicht mehr nur der eigenen Mannschaft zugejubelt, sondern wurden zunehmend auch die gegnerischen Fans zunächst verbal und dann physisch angegriffen. Der dritte Punkt ist die „Professionalisierung und durch Kapitalisierung“ des Fußballs, welches das Verhältnis vom Sportler zum Zuschauer immer mehr entfremdete. Die Spieler identifizieren sich nur noch seltener mit dem Verein und wechseln häufig ihre Arbeitgeber, während früher die Spieler oft aus dem Viertel des Vereins kamen und in die örtliche Infrastruktur eingebunden waren. Die so genannte „Professionalisierungsthese“ geht auf Ian Taylor (1975) zurück und beschreibt den Wandel vom lokalen Repräsentanten zum geschäftstüchtigen Vollprofi.
Einige der Fangruppierungen versuchten somit dem Fußball einen neuen Sinn zu geben und rechtfertigten ihre Gewalt mit Loyalität. Nach einer Niederlage musste die Ehre des Vereins wiederhergestellt werden. Durch die verbalen und körperlichen Auseinadersetzungen mit den gegnerischen Fans konnte sich die Gruppierung wieder mit dem Verein identifizieren.
Seit ca. 1970 wurde der Begriff des Hooligan in England nur noch ausschließlich im Bezug auf gewalttätige Fans verwendet und seit ca. 1985 in Deutschland. Das schlechte Bild der Fans rückte immer mehr in die Öffentlichkeit und in die Medien. Dies führte dazu, dass die Selbstdarstellung, der Stolz und das Image eine immer größere Bedeutung bei den Hooligans gewann und es entstanden sogenannte organisierte „Firmen“ und „Casuals“, Zusammenschlüsse der einzelnen Hooligangruppen. Die bekanntesten Firmen waren die „Headhunters“ aus Chelsea und die „Bushwhackers“ von Millwall und die „Inter-City-Firm“ von Westham United und Hooliganranglisten entstanden in der Presse.
Am 29.05.1985 kam es dann zum zweiten entscheidenden Wendepunkt in der Bewegung des Hooliganismus. Es war der Tag des Europapokalendspiels zwischen dem FC Liverpool und Juventus Turin im Heysel-Stadion in Brüssel. Anhänger des FC Liverpools stürmten den Bereich der italienischen Fans, eine Wand stürzte ein und eine Massenpanik brach aus. Es kamen an diesem Tag 39 Menschen ums Leben, darunter 32 Italiener und 454 Menschen wurden verletzt. Grund für diese erschreckenden Zahlen und wohl das tragischste Ereignis in der Geschichte des Fußballs waren die damaligen Sicherheitsvorkehrungen. Dieses Ereignis hatte zufolge, dass alle englischen Mannschaften für die nächsten 5 Jahre aus dem internationalen und europäischen Wettbewerb ausgeschlossen wurden und die Sicherheitsbestimmungen –Maßnahmen und -Vorkehrungen in Fußballstadien enorm verbessert wurden. Daher verlagerte sich die gesamte Hooliganszene mehr und mehr von den Stadien auf die Straße bzw. auf die Amateurligen, wo die Sicherheitsbestimmungen in den Stadien weiterhin sehr niedrig waren.

3.2 Entstehung bzw. Ausdifferenzierung eine Subkultur

Rolf Schneider definiert Subkultur (1971) als einen Teil einer konkreten Gesellschaft, der sich wesentlich von der herrschenden Institution der jeweiligen Gesamtgesellschaft in u.a. Institutionen, Bräuchen, Normen, und Werteorientierung unterscheidet.
Es können in einer Subkultur Werte und Normen Gültigkeit besitzen und legitim sein, die in der Gesamtkultur abweichend definiert sind und somit sanktioniert werden.

Hooliganismus wird als eine gewalttätige Subkultur verstanden, deren innersubkulturellen physisch gewalttätiger Aktionismus auf keiner ideologischen oder theoretischen Grundlage basiert.
Werte und Normen können Gültigkeit besitzen und legitim sein, die in der Gesamtkultur abweichend definiert sind und somit sanktioniert werden.
Die Ausdifferenzierung dieser Subkultur kam durch die Bekenntnis zur Gewalt einzelner Fangruppierungen zustande. Sie gaben sich selbst den „Ehrentitel“ „Hool“ und grenzten sich von den „normalen“ Fans ab, bzw. kapselten sich die „normalen“ Fans von den Hooligans ab, die sich nicht zur Gewalt bekannten. Schlägereien waren keine Begleiterscheinung mehr sondern stellten das zentrale Ziel des Stadionbesuches dar.
Die Subkulturen gehen auf die sogenannten Gang-Studien der Chicagoer Schulen von Trasher und Shaw zurück die sich seit den 20er Jahren mit der Beschreibung und Erklärung des Bandenwesens in amerikanischen Großstädten auseinandersetzten.

3.3 Abgrenzung von Fan, Ultra und Hooligan

Im Jahr 1992 wurde beim Landeskriminalamt in Düsseldorf die Zentrale Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS) eingerichtet, um bundesweit Fußball-Gewalttäter registrieren und beobachten zu können. Der Sitz der ZIS wurde absichtlich nach NRW gelegt, da dort die meisten Ligavereine existieren. Die Polizei teilt die Zuschauer von Sportveranstaltungen in 3 Kategorien ein.

Zur „Kategorie A“ gehören die friedlichen Zuschauer. „Kategorie B“ umfasst die gewaltbereiten bzw. gewaltgeneigten Zuschauer und die gewaltsuchenden Zuschauer bilden die „Kategorie C“.

Kategorie A – Der distanzierte, passive Zuschauer

Der distanzierte, passive Zuschauer hat keine oder nur eine sehr geringe Vereinsbindung. Er besucht das Fußballspiel also nicht auf Grund der Sympathie für einen der gegeneinander spielenden Vereine, sondern weil er ein interessantes und spannendes Fußballspiel erwartet.
Ein Beispiel für einen solchen Zuschauer könnte Angela Merkel bei einem DFB-Länderspiel sein. Hier ist der Spielbesuch weniger durch das Interesse bzw. die Leidenschaft am Fußball begründet, sondern vielmehr durch ihre repräsentative Aufgabe als Bundeskanzlerin.
Auch der engagierte, kontrollierte Zuschauer fällt unter die „Kategorie A“. Er identifiziert sich in weiten Teilen mit der eigenen Mannschaft, unterstützt diese teilweise verbal und erwartet ein gutes Spiel der eigenen Mannschaft bzw. deren Sieg. Er neigt jedoch nicht zu Gewalt und zählt zu der Gruppe der unauffälligen Stadionbesucher.

Kategorie B – Das fanatisch, parteiische Publikum

Beim fanatisch, parteiischen Zuschauer (Ultra) liegt eine vollständige Identifikation mit dem Verein vor. Man erkennt diesen im Stadion auch am permanenten Anfeuern der eigenen Mannschaft, sowie dem Tragen von Vereinsfarben (z.B. Trikots, Kutten, Fahnen). Seine Erwartungen an das Spiel belaufen sich fast ausschließlich auf den Gewinn der eigenen Mannschaft.
Diese fußballzentrierten Stadionbesucher neigen nicht grundsätzlich zu Gewalttätigkeiten. Jedoch kann bei einem für den eigenen Verein negativen Spielverlauf schnell die Begeisterung in Frustration umschlagen. Diese kann sich dann sowohl in körperlicher als auch in verbaler Gewalt (z.B. Beleidigung des Schiedsrichter und des gegnerischen Vereins) äußern. Viele der aufwendigen Choreographien zielen vielmehr auf die Beleidigung des Gegners, als auf die Unterstützung des eigenen Vereins ab. Oftmals kommen dabei auch Pyrotechnik und Wurfgegenstände zu Einsatz.

Kategorie C – Der konfliktsuchende, aggressive Zuschauer

Hier handelt es sich um den rein erlebnisorientierte Zuschauer, also um den Hooligan. Die konfliktsuchenden, aggressiven Zuschauer haben eine unterschiedlich stark ausgeprägte Vereinsbindung. Jedoch steht nicht das Fußballspiel im Mittelpunkt, sondern der Krawall und die gewalttätigen Ausschreitungen im Rahmen der Veranstaltung (z.B. bei der An- und Abreise). Bei diesen Ausschreitungen treffen normalerweise Gleichgesinnte, also ebenso gewaltbereite Anhänger des gegnerischen Vereins, aufeinander.
Laut dem Jahresbericht der ZIS über die Saison 2007/2008 sind in der 1. und 2. Bundesliga durchschnittlich 208 Personen je Verein der „Kategorie C“ zuzuordnen und somit als aggressiv und gewaltsuchend einzustufen. Es ist jedoch zu beobachten, dass in den unteren Ligen wesentlich mehr Hooligans pro Verein existieren, da dort die Stadionkontrollen längst nicht so scharf sind, wie in der 1. und 2. Bundesliga.

Das Zitat von Wilhelm Heitmeyer (1992), Professor für Pädagogik an der Universität Bielefeld, zeigt noch einmal zusammenfassend den wesentlichen Unterschied von Hooligans zu Ultras in deren Gewaltverhalten auf:
„...die Gewaltanwendung von Hooligans ist eine affektive, expressive und lustvolle Form, während die der Ultras als reaktive und instrumentelle Gewalt verstanden werden kann.

3 Der moderne Hooligan

4.4 Soziale Herkunft und Zusammensetzung

Die ersten gewalttätigen Ausschreitungen bei Tanz- und Sportveranstaltung sind schon Ende des 19. Jahrhunderts dokumentiert. Im engeren Sinn liegt der Ursprung des Hooliganismus jedoch im England der 50er und 60er Jahre des 20. Jahrhunderts. Die Hooliganszene war damals noch stark von der Arbeiterklasse und durch Alkoholkonsum geprägt.

Im Gegensatz dazu gehören der deutschen Hooliganszene heutzutage alle sozialen und beruflichen Schichten an. Sowohl Arbeitslose wie Bankangestellte, Schulabbrecher wie Studenten, Manager wie Hilfsarbeiter, aber auch Beamte, wie z.B. Lehrer und Polizisten, genauso wie Familienväter oder Alleinstehende können in der Hooliganszene gefunden werden. Gescheiterte Existenzen, wie Drogenabhängige und Alkoholiker sind jedoch kaum anzutreffen (10-15%), da unter den Hooligans oftmals auf Alkohol verzichtet wird, um keinen Nachteil im Kampf mit anderen oder bei der Flucht vor der Polizei zu haben.
Ebenso erfordert des Doppelleben der Hooligans ein hohes Maß an Pflichtbewusstsein, Disziplin und einen gewissen Arbeitsethos. Nur so kann die doppelte Identität gewahrt und die Gewalt ohne eine Gefährdung der eigenen beruflichen Karriere, der familiären Verhältnisse und der sozialen Anerkennung ausgeübt werden.

Eine Hooligangruppierung setzt sich aus überwiegend männlichen Mitgliedern zusammen. Innerhalb der Gruppe herrscht ein traditionelles Männlichkeitsbild, das durch Begriffe wie Härte, Kampf, Loyalität, Ehre und Kameradschaft geprägt ist. Die Mitglieder sind zwischen 16 und 40 Jahren alt, die aktivsten von Ihnen zwischen 18 und 30 Jahren. Viele von ihnen kommen ursprünglich aus einem Teil der Fanszene. Eine Hooligangruppierung besteht in der Regel aus etwa 30 aktiven Mitgliedern, die sich um die Organisation der Krawalle kümmern, und aus 50 bis 150 sogenannten Mitläufern. Der Ehrenkodex der Hooligans beschreibt den Verzicht von Waffeneinsatz beim Kampf, sowie die Regeln, dass nur etwa gleich Starke Gruppen gegeneinander kämpfen und, dass keine Anzeigen bei Verletzungen im Rahmen des Ehrenkodex aufgegeben werden. Jedoch verliert dieser Kodex immer mehr an Bedeutung und es werden vermehrt unbeteiligte Fans in Schlägereien mit Waffeneinsatz verwickelt.

4.5 Intention und Beweggründe

Das Phänomen des modernen Hooliganismus ist nicht durch Aggressionstheorien zu erklären.
Es muss vielmehr die historische Perspektive des Phänomens betrachtet werden.
Intentionen und Beweggründe können zum Beispiel die Flucht aus dem tristen Arbeits- bzw. Schulalltag sein oder die Verarbeitung von Frustration, die durch ein verlorenes Spiel, den Beruf, die Schule oder andere Schicksalsschläge hervorgerufen wurde. Weitere Beweggründe können zum Beispiel eine gewisse Machtstellung sein, die Suche nach einer Beschäftigung und die Suche nach dem Kick, der Nachahmungsprozess vor allem bei Jugendlichen und das Gefühl einer bestimmten Gruppe zuzugehören.

Einige Hooligans äußerten sich wie folgt:
„Der Reiz liegt in dem Moment, wenn du um die Ecke biegst und 40 Mann auf dich zu rennen.“
„Tja, manche sehen es als Sport an: Hooliganismus. Viele sogar.“
„…wegen des Kicks, des Erlebnisses, der Kameradschaft, des Gefühls, wenn das Adrenalin einem zu Kopf steigt, damit man was macht, erlebt statt nur zu leben.“
„Das ist wie Bungee Springen – nur ohne Seil.“

Hierdurch erkennt man, dass es sich bei den Hooligans hauptsächlich um die Suche nach dem gewissen Kick handelt und der Suche nach einer Beschäftigung.

4 Fallbeispiel

Eines der in Deutschland bekanntesten und schrecklichsten Beispiele für Gewaltereignisse im Rahmen eines Fußballspiels ist der Übergriff deutscher Hooligans auf den französischen Polizisten Daniel Nivel bei der Weltmeisterschaft 1998 in Frankreich.
Bei Straßenschlachten nach dem Vorrundenspiel Deutschland gegen Jugoslawien in Lens am 21. Juni 1998 wird der durch seine Uniform deutlich als Polizist erkennbare Nivel lebensgefährlich zusammengeschlagen.
Der damals 43-jährige Ehemann und zweifache Vater liegt anschließend sechs Wochen im Koma und leidet bis heute an den Folgen der Gewalttat (Sprachbehinderung, kein Geschmacksinn, einseitige Blindheit, arbeitsunfähig).
Die Täter konnten identifiziert werden, auch weil sie die scheußliche Gewalttat selbst filmten. Sie erhielten Haftstrafen zwischen 3,5 und 10 Jahren, sowie ein 10jähriges Einreiseverbot nach Frankreich
Der DFB reagierte, indem er die „ Daniel-Nivel-Stiftung“ gründete, die sich anfangs um Nivels finanzielle Situation kümmerte, aber eigentlich mit den Zielen der Verhinderung solcher Gewalttaten und der Hilfe für Opfer ins Leben gerufen wurde. Bei der Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland wurde Daniel Nivel als Ehrengast eingeladen, um auf das weiterhin bestehende Problem solcher Gewaltausschreitungen im Zusammenhang mit Fußballspielen aufmerksam zu machen.

5 Gegenmaßnahmen

Was kann nun von Vereinen, Politik, Polizei und Gerichten bewirkt werden, um dem Hooliganismus den Nährboden zu entziehen bzw. ihn konkret einzudämmen?

Eine der wirksamsten Maßnahmen, um die Gewalt aus den Stadien fern zu halten waren verstärkte Stadionkontrollen im Zusammenhang mit der Einrichtung der Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze im Jahr 1992. Dadurch wurden Täter in Deutschland erstmals zentral registriert und erhielten somit ein bundesweit geltendes Stadionverbot.
Allerdings hat sich dadurch auch ein großer Teil der Hooliganszene aus den Stadien heraus in das Umfeld des Fußballspiels verlagert.
Parallel zu den verstärkten Kontrollen und deutlich stärkerer Polizeipräsenz bei Sportereignissen wurden die Strafmaße für Randalierer und Schläger in Stadien verschärft.

Im Bereich der Stadionsicherheit wurden zwischen den gegnerischen Zuschauerblocks Schneisen und deutlich höhere Zäune errichtet. Auch haben mittlerweile viele Stadien für die Fans beider Mannschaften gänzlich voneinander getrennte Ein- und Ausgänge, sowie zum Teil sogar unterschiedlich Ein- und Auslasszeiten.

Neben diesen Maßnahmen werden von Vereinen immer häufiger Fanprojekte ins Leben gerufen, die versuchen sollen mit Hilfe von Sozialarbeit Freiräume und Freizeitangebote für Fans zu schaffen und somit die Subkultur der Hooligans zu relativieren.

6 Quellenverzeichnis

* Giurgi, Paulin (2008), Gewalt bei Sportereignissen, Marburg: Tectum Verlag * Ek, Ralf (1996), Hooligans – Fakten - Hintergründe – Analysen, Worms: Cicero Verlag * Meier, Ingo-Felix (2001), Hooliganismus in Deutschland - Analyse der Genese des Hooliganismus in Deutschland, Berlin: VWF * Lowles, Nick & Nicholls, Andy (2009), Hooligans – Britische Hooligans von A-Z, Winsen: Kar-Verlag 2009 * Walker, wolf-Dietrich (2009), Hooliganismus – Verantwortlichkeit und Haftung für Zuschauerausschreitungen, Stuttgart: Richard Boorberg Verlag * http://www.polizei-nrw.de/lzpd/wir_ueber_uns/zis/article/jahresberichte-fussball.html

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